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Die Sorpetalsperre liegt im Hochsauerlandkreis des Landes Nordrhein-Westfalen zwischen den Ortsteilen Langscheid und Amecke der Stadt Sundern. Rund 10 Kilometer südwestlich von Arnsberg staut sie das Wasser der Sorpe zum Sorpesee, dem tiefsten Stausee im Sauerland. Mit einem Damm von 69 Meter Höhe wird ein Gesamtstauraumvolumen von 70 Millionen Kubikmetern erzeugt. Die Talsperre im Norden des Naturparks Sauerland-Rothaargebirge gehört dem Ruhrverband mit Sitz in Essen, der insgesamt acht Talsperren im Sauerland betreibt. Ihr Hauptzweck ist die Stabilisierung und Erhöhung der Niedrigwasserführung der Ruhr. Ferner versorgt sie das Wasserwerk Langscheid mit Rohwasser.

Sorpetalsperre
Blick auf den Sperrdamm und den Sorpesee mit Langscheid, Vordergrund unten: Ausgleichsweiher
Blick auf den Sperrdamm und den Sorpesee mit Langscheid, Vordergrund unten: Ausgleichsweiher
Blick auf den Sperrdamm und den Sorpesee mit Langscheid, Vordergrund unten: Ausgleichsweiher
Lage: Hochsauerlandkreis
Zuflüsse: Sorpe
Größere Orte in der Nähe: Sundern, Arnsberg
Sorpetalsperre (Nordrhein-Westfalen)
Sorpetalsperre (Nordrhein-Westfalen)
Nordrhein-Westfalen, Deutschland
Koordinaten 51° 21′ 1″ N,  58′ 3″ O
Daten zum Bauwerk
Bauzeit: 1926–1935
Höhe über Talsohle: 60 m
Höhe über Gründungssohle: 69 m
Höhe der Bauwerkskrone: 285 m ü. NN
Bauwerksvolumen: 3.380.000 
Kronenlänge: 700 m
Kraftwerksleistung: 7,42 MW[1]
Daten zum Stausee
Wasseroberfläche 3,30 km²dep1
Gesamtstauraum: 70 Mio. 

Bau der Talsperre


Die Ruhr bildet einen wesentlichen Stützpfeiler zur Wasserversorgung des Ruhrgebiets, denn die Wasserwerke an der Ruhr entnehmen Wasser aus der Ruhr und reichern damit nach Vorreinigung das Grundwasser an, das anschließend zu Trinkwasser aufbereitet wird. Zur Sicherung einer ausreichenden Wasserführung der Ruhr gründeten die Besitzer der Wasserwerke und Triebwerke 1899 den Ruhrtalsperrenverein (RTV), um den Bau von Talsperren im Sauerland zu unterstützen. Erste eigene Talsperre war 1912 die Möhnetalsperre.

Der steigende Wasserbedarf in den 1920er Jahren mit der Trockenperiode 1920/21 veranlassten den RTV zum Bau einer weiteren Talsperre im Sorpetal. Die Sorpe ist ein Nebenfluss der Röhr, die bei Arnsberg-Hüsten in die Ruhr mündet. Für den Bau der Sperre erhielt die Bahnstrecke Neheim-Hüsten–Sundern ein Stichgleis zum geplanten Sorpedamm. Über ein neu gebautes Viadukt zogen Dampflokomotiven der Röhrtalbahn schwere Bauzüge mit insgesamt über 300.000 Tonnen Baumaterial zur Baustelle, die von 1926 bis 1935 die größte Baustelle Europas war.

Als Sperrbauwerk wurde erstmals in Nordrhein-Westfalen ein Staudamm mit Kerndichtung errichtet, die den Damm in einen wasserseitigen Dichtkörper und einen luftseitigen Stützkörper teilt. Die schlanke Kernmauer aus Beton zwischen Felssohle und Dammkrone stützt die davor liegende Lehmdichtung, die 1996 im oberen Teil durch eine zusätzliche Dichtwand ergänzt wurde. Im unteren Teil der Kernmauer verläuft über die gesamte Talbreite von Hang zu Hang ein Kontrollstollen. In diesen münden Sickerstränge aus dem Betonkern und der Sohlentwässerung, damit die Dichtigkeit des Damms überwacht werden kann. Der Damm besitzt ein Volumen von fast 3,4 Millionen Kubikmeter.

Der ursprüngliche Stausee hatte ein Fassungsvermögen von 68 Millionen Kubikmetern. Mit einem Ausbaugrad von 230 % war das Speichervolumen deutlich größer als die jährliche Zuflussmenge und gilt damit als extremer Überjahresspeicher. Zur Erhöhung der Leistungsfähigkeit wurde Ende der 1950er Jahre das Einzugsgebiet vergrößert, indem über ein Beileitungssystem Wasser aus den benachbarten Tälern in die Talsperre geführt wird. Damit wurde das Einzugsgebiet von ursprünglich 53 km² auf 100,3 km² ausgedehnt.[1] 1963 durfte das Stauziel um 60 Zentimeter erhöht werden, wodurch das Speichervolumen auf 70 Millionen Kubikmeter anstieg.


Betriebseinrichtungen


Hauptzweck der Talsperre ist die Bereitstellung von Zuschusswasser für den Wasserverbrauch an der mittleren und unteren Ruhr. Die zentrale Steuerung der Wasserabgabe erfolgt durch die Talsperrenleitzentrale des Ruhrverbands in Essen. Daneben dient die Sperre dem Hochwasserschutz, um in Zeiten hoher Niederschläge oder bei Tauwetter mit Schneeschmelze die Hochwasserspitzen zu kappen. Daher muss im Winter ein Hochwasserschutzraum frei gehalten werden.

Obwohl die Talsperre hauptsächlich zur Wasserregulierung geplant war, wurde beim Bau bereits ein Pumpspeicherkraftwerk am Dammfuß errichtet, um die Wasserspiegeldifferenz von 56 Metern zur Stromerzeugung zu nutzen. Eine Kraftwerksleitung führt am rechten Hang zu zwei Francis-Turbinen mit horizontaler Welle mit jeweils 3,6 MW Leistung. Zur Minderung der Abflussspitzen der Turbinen von maximal 16 Kubikmeter pro Sekunde (m³/s) ist ein Ausgleichsweiher am Dammfuß angeordnet, der gleichzeitig als Zwischenspeicher für den nächtlichen Pumpbetrieb dient. Dabei können maximal 8 m³/s in den Stausee zurück gefördert werden. Die laufende Wasserabgabe in die Sorpe wird über eine separate Kaplan-Turbine vorgenommen, die bis zu 3,6 m³/s abführen kann. Das Kraftwerk wird von der Lister- und Lennekraftwerke GmbH in Olpe, einer 100-prozentigen Tochtergesellschaft des Ruhrverbands, betrieben.

Ein Grundablass am linken Hang gestattet die eventuelle Entleerung, die über zwei Ringkolbenventile geregelt werden kann. Am rechten Ufer befindet sich vor der Dammkrone das Hochwasserentlastungsbauwerk. Es führt nicht speicherbares Wasser schadlos ab und verhindert damit, dass die Dammkrone überströmt wird. Über eine 100 Meter lange feste Schwelle wird das Wasser in die Ablaufrinne geleitet, die an der Dammkrone in eine Kaskade mündet. Insgesamt 37 gestufte Becken folgen dem natürlichen Geländeverlauf am rechten luftseitigen Hang und münden nach rund 350 Metern am Dammfuß in einem Tosbecken, das in den Sorpeunterlauf übergeht. Die Längen der einzelnen Becken betragen zwischen 6 und 18 Meter bei einer anfänglichen Breite von 3 Meter. Nach unten hin nimmt die Breite zu und beträgt am Ende 18 Meter. Nach mehr als 80 Jahren Betriebszeit erfolgte seit dem Jahr 2020 eine grundlegende Sanierung der Bausubstanz, um die hydraulische Leistungsfähigkeit und Standsicherheit der gesamten Kaskade aus Bruchsteinmauerwerk sicherzustellen. Als erstes wurde der obere Bauabschnitt bearbeitet und bis zum Jahresende abgeschlossen. Der zweite Bauabschnitt mit dem unteren Teil folgt 2021.[2]

An der Stauwurzel bei Amecke errichtete der RTV ein Vorbecken mit einem Dauerstau, um die im Zufluss mitgeführten Schwebstoffe zurückzuhalten. Gleichzeitig ergibt sich dadurch eine Verbesserung des optischen Eindrucks im Bereich der Stauwurzel, die ansonsten durch die schwankenden Wasserstände stark vom Trockenfallen geprägt ist. Daneben ist ein Vorbecken einfacher zu entleeren und von den abgelagerten Stoffen zu befreien.

Die zentrale Steuerung der Wasserabgabe in die Ruhr erfolgt durch die Talsperrenleitzentrale des Ruhrverbands in Essen. Durch den 1990 erfolgten Zusammenschluss von RTV und Ruhrverband, der im gleichen Verbandsgebiet die Abwasserreinigung für 2,2 Millionen Menschen betreibt, besitzt der Ruhrverband heute acht eigene Talsperren im Einzugsgebiet (siehe Navigationsleiste unter Siehe auch).


Zweiter Weltkrieg


Im Zweiten Weltkrieg war der Staudamm des Sorpesees in der Nacht vom 16. auf den 17. Mai 1943 ebenso wie die Staumauern der Eder- und der Möhnetalsperre im Rahmen der Operation Chastise Ziel von Bomber-Angriffen. Mit speziellen Rollbomben versuchte die No. 617 Squadron der britischen Royal Air Force mit Avro Lancaster Bombern, den Staudamm zu zerstören. Im Gegensatz zu den Talsperrenmauern an Möhne und Eder hielt der Damm den Angriffen stand und wurde nur wenig beschädigt. Ein erneuter britischer Angriff mit Lancaster Bombern am 15. Oktober 1944 mit zehn 5,4 Tonnen schweren Tallboy-Bomben im direkten Wurf schlug ebenfalls fehl, es entstanden lediglich mehrere Bombentrichter und wenig Wasser schwappte über.[3]

Als Nachwirkung der Angriffe wurden 1951 Wassereinbrüche und Lehmausspülungen in den Sickerleitungen des Betonkerns festgestellt. Sofortige Zementeinpressungen konnten dies deutlich verringern. Als Ursache wurde die Grundablassleitung festgestellt, die vor dem Betonkern aufgrund der Bombenerschütterungen abgerissen war. Dies wurde durch Einziehen einer neuen Stahlrohrleitung beseitigt. Zur Beseitigung sämtlicher Kriegsschäden und Suche nach Blindgängern hätte aber die Talsperre vollständig abgelassen werden müssen. Dies war jedoch im genannten Zeitraum noch nicht möglich, da die Hennetalsperre als zweiter Stauraum im oberen Ruhrtal noch nicht wieder zur Verfügung stand. Erst 1959 konnten diese Arbeiten durchgeführt werden. Dabei wurde auch die Tallboy-Bombe vom zweiten Angriff entdeckt. Am 6. Januar 1959 wurde Langscheid komplett evakuiert. Nordrhein-Westfalens damaliger Cheffeuerwerker Walter Mietzke und Oberleutnant James M. Waters von den britischen Streitkräften entschärften die drei unberechenbaren Langzeitzünder (umgangssprachlich „Säurezünder“ genannt) der 3,6 Meter langen Bombe, die 2,5 Tonnen Sprengstoff enthielt.[4]


Route der Industriekultur


Ausgebautes Grundablassventil
Ausgebautes Grundablassventil

Die Sorpetalsperre ist Bestandteil der Route der Industriekultur. Dabei handelt es sich eigentlich um ein Netz von verschiedenen Themenrouten zu einzelnen Bereichen der industriellen Entwicklung der vergangenen Jahrhunderte. Themenroute 12 befasst sich mit der Route der Industriekultur – Geschichte und Gegenwart der Ruhr, in der die Sorpetalsperre gelistet ist.

Seit 2017 ist der Sorpedamm mit seinen wichtigen Betriebseinrichtungen als Baudenkmal eingetragen[5], sodass alle Erhaltungsmaßnahmen mit den für die Einhaltung des Denkmalschutzes zuständigen Behörden abgestimmt werden müssen.


Freizeitmöglichkeiten


Der Sorpesee bietet Freizeitmöglichkeiten wie Tauchen, Rudern, Segeln, Surfen, Beachvolleyball, Golf, Angeln, Wandern, Klettern und andere mehr, die von vielen Menschen aus dem Ruhrgebiet und den Niederlanden genutzt werden. Das Personenfahrgastschiff Sorpesee steht während der Touristensaison für Ausflugsfahrten zur Verfügung[6]. Auf den anliegenden Campingplätzen befinden sich vier DLRG-Stationen; am Vorbecken (DLRG OG Amecke), Zeltplatz 4 (DLRG OG Arnsberg), Zeltplatz 2 (DLRG OG Sundern) und am Strandbad (DLRG OG Langscheid), sowie auf Zeltplatz 3 eine DRK-Station.

2005 wurde entlang des Westufers zwischen den Ortschaften Sundern-Amecke und -Langscheid der parallel zur Uferstraße verlaufende Sorperandkanal gebaut. Der Kanal führt das oberhalb der Talsperre anfallende Schmutzwasser zu einer unterhalb liegende Kläranlage, um die Talsperre vor Verschmutzungen und Nährstoffen zu schützen. Dabei entstand auf der Trasse ein neuer baulich abgetrennter Rad- und Gehweg.[7]


Siehe auch




Commons: Sorpesee – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise


  1. Technische Angaben des Ruhrverbands zur Sorpetalsperre
  2. Hochwasserkaskade der Sorpetalsperre wird umfassend saniert auf sauerlandkurier.de, abgerufen am 4. Januar 2021
  3. Albert Hoffmann: Die Sorpetalsperre – Folgebericht 3 – der 2. Weltkrieg. Sunderner Heimatblätter 2015, 25. Folge: 28–30
  4. Der größte Blindgänger wird heute entschärft. (PDF; 1,9 MB) Hamburger Abendblatt, 6. Januar 1959, abgerufen am 3. September 2020.
  5. Sorpetalsperre ist jetzt Baudenkmal auf: sauerlandkurier.de
  6. personenschifffahrt-sorpesee.de
  7. Heinz Maus: Vortrag beim 8. Ruhrverbands-Forum@1@2Vorlage:Toter Link/www.ruhrverband.de (Seite nicht mehr abrufbar, Suche in Webarchiven)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.



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