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Der Möhnesee ist ein Stausee an der Möhne. Er liegt im Gemeindegebiet von Möhnesee im nordrhein-westfälischen Kreis Soest. Bei Stauziel hat die Hauptsperre 10,37 Quadratkilometer[2] Wasseroberfläche und einen Speicherraum von 126,05 Millionen Kubikmetern;[3] mit den zwei größten Vorsperren und einem Ausgleichsbecken sind es 134,5 Millionen Kubikmeter.[3] Das Wasser wird durch eine 40,3 Meter[2] hohe und 650 Meter[2] lange Staumauer aufgestaut.

Möhnetalsperre
Lage: Kreis Soest, Nordrhein-Westfalen (Deutschland)
Zuflüsse: Möhne, Heve
Abfluss: Möhne
Größere Orte am Ufer: Körbecke, Delecke, Günne
Größere Städte in der Nähe: Soest, Arnsberg
Möhnetalsperre (Nordrhein-Westfalen)
Möhnetalsperre (Nordrhein-Westfalen)
Nordrhein-Westfalen, Deutschland
Koordinaten 51° 29′ 23″ N,  3′ 33″ O
Daten zum Bauwerk
Bauzeit: 1908–1912[1]
Höhe über Talsohle: 32,44 m
Höhe über Gründungssohle: 40,3 m[2]
Höhe der Bauwerkskrone: 214,86 m
Bauwerksvolumen: 267.000 m³
Kronenlänge: 650 m[2]
Kronenbreite: 6,25 m[2]
Basisbreite: 34,2 m[2]
Kraftwerksleistung: 7,04 MW
Daten zum Stausee
Höhenlage (bei Stauziel) 213,74 m ü. NHN[2]
Wasseroberfläche 10,37 km²[2]dep1
Speicherraum 126,05 Mio. m³[3]
(nur Hauptsperre);
134,5 Mio. m³[3]
(mit 2 größten Vorsperren und Ausgleichsbecken)
Einzugsgebiet 436,29 km²[2]
Bemessungshochwasser: HQ1000 = 246 m³/s

Geographische Lage


Der Möhnesee liegt am Nordwestrand des Naturparks Arnsberger Wald. Südlich entlang dem zur Westfälischen Bucht überleitenden Haarstrang zieht er sich in Ost-West-Richtung durch die nach ihm benannte Gemeinde Möhnesee und staut, neben kleineren Bächen, die Möhne und die Heve.


Geologischer Untergrund


Die Aufstandsfläche der Talsperre befindet sich im oberen Bereich der Auflockerungszone der oberkarbonischen Arnsberg-Schichten, einer Wechsellagerung von intensiv gefalteten Sandsteinen, Grauwacken und Tonsteinen.[4] Durch eine intensive tektonische Beanspruchung während der variszischen Gebirgsbildung sind die Gesteine intensiv gefaltet worden. Der Bereich des Möhnetals ist zudem durch das Vorhandensein von großen Störungszonen gekennzeichnet. Nördlich der Talsperre werden die gefalteten paläozoischen Schichten diskordant von Ablagerungen der Münsterländer Kreide überlagert. Die oberkreidezeitliche Abfolge fällt flach in nördliche Richtungen ein und beginnt mit einem glaukonithaltigem Grünsand der Essen-Grünsand-Formation aus dem Cenomanium[5] und wird von Plänerkalken der Erwitte-Formation des Coniaciums und Turoniums[6] und den Mergeln der Büren-Formation[7] sowie der Pläner der Oerlinghausen-Formation des Turoniums[8] überlagert. Die geologische Grenze zwischen paläozoischen und kreidezeitlichen Schichten bildet auch die geographische und naturräumliche Grenze zwischen Arnsberger Wald (Sauerland) und Haarstrang.


Nutzungen


Die Möhnetalsperre dient der Niedrigwasseraufhöhung, dem Hochwasserschutz und der Stromerzeugung aus Wasserkraft. Vorrangiges Ziel ist die Niedrigwasseraufhöhung der Ruhr, in die das Wasser der Talsperre über den Unterlauf der Möhne und den Zusammenfluss im Arnsberger Stadtteil Neheim gelangt. Die Regulation des Wasserstands der Ruhr garantiert eine gleichmäßige Versorgung des Ruhrgebiets mit Roh- und Brauchwasser. Eigentümer und Betreiber der Talsperre ist der Ruhrverband.

Der Möhnesee, der nebst der Rurtalsperre und dem Biggesee zu den größten Stauseen in Nordrhein-Westfalen zählt, wie auch der angrenzende Arnsberger Wald sind vor allem für Menschen aus dem Ruhrgebiet bedeutende Naherholungsgebiete. Daher gibt es ein umfangreiches wassersportliches Angebot sowie jährlich einen großen Triathlonwettbewerb am Möhnesee. Möglich sind hier Grillen auf dem See, Segeln, Motorbootfahren mit Elektromotor und Tauchen bis zu Tiefen von 25 Metern. Entlang des Sees führt auf beiden Seiten der Möhnetalradweg von Brilon nach Neheim.


Hauptsperre



Stauraum


Der Stau- oder Speicherraum der Hauptsperre kann 126,05 Millionen m³[3] Wasser aufnehmen. Der Möhnesee ist mit seinen vier Abschnitten über zehn Kilometer lang und rund 10,37 km²[2] groß. Bei Vollstau liegt seine tiefste Stelle mit 36 Metern beim Linkturm, der nach dem Erbauer Ernst Link benannt wurde.


Staumauer


Das Absperrbauwerk der Talsperre, das als Gewichtsstaumauer erbaut wurde, besteht aus Bruchsteinmauerwerk, ist nach dem Intze-Prinzip gebaut und hat eine Kronenlänge von 650 m.[2]

Um bei Hochwasser einen Überlauf zu ermöglichen sind in der Mauerkrone, unterhalb der Fahrbahn, 105 Öffnungen eingelassen. Ein Teil der Energie des herabströmenden Wassers wird auf der Luftseite der Staumauer durch die hervorstehenden Bruchsteinquader bereits umgewandelt. Um die Mauer zu schonen und wegen der Energieerzeugung wird ein Überlaufen über die Öffnungen der Hochwasserentlastung möglichst vermieden. Zuletzt lief die Talsperre im August 2007[2] über, infolge extremer Niederschläge im Einzugsgebiet – zum Beispiel in Warstein am 9. August 2007 in drei Stunden 58,5 mm. Das vorletzte Überlauf-Ereignis war 1984.[2]


Ausgleichsbecken und Wasserkraftwerk


Direkt unterhalb der Staumauer befindet sich ein Ausgleichsbecken (Ausgleichsweiher), das als Tosbecken dient. Der Stauraum ist 0,66 Millionen m³[3] groß und das Stauziel liegt auf 183,65 m ü. NHN.[2]

Das Wasserkraftwerk hat eine Ausbauleistung von 7,04 MW; seine mittlere Gesamtjahresenergieerzeugung liegt bei 12,9 Millionen kWh.[2]


Vorsperren


Der Möhnesee hat drei Vorsperren (Vorbecken); Möhneabwärts betrachtet sind dies:


Möhnevorbecken


Die Möhne speist das der Hauptsperre direkt östlich vorgelagerte Möhnevorbecken, dessen Speicherraum 7 Millionen m³[3] Wasser aufnehmen kann. Das Wasser wird durch den südlich von Stockum befindlichen Stockumer Damm aufgestaut, an dessen Westseite direkt das Hauptbecken stößt.


Wamelvorbecken


Am Einfluss des Wameler Bachs in die Hauptsperre liegt das Wamelvorbecken. Ein Lehmschüttdamm, über den die Kreisstraße 8 im Abschnitt VöllinghausenWamel–Stockum führt, trennt es vom Hauptbecken. Das normale Stauziel liegt auf 213,74 m Höhe, das Sommerstauziel auf 212,5 m. Der Damm ist 14 m hoch und etwa 580 m lang. An der Krone ist er 12,65 m breit, am Fuß maximal 75 m.[2]


Hevevorbecken


Die alte Brücke im wegen Reparaturarbeiten geleerten Hevebecken, einem von zwei Sedimentationsbecken
Die alte Brücke im wegen Reparaturarbeiten geleerten Hevebecken, einem von zwei Sedimentationsbecken

Am Einfluss der Heve in die Hauptsperre liegt das Hevevorbecken. Ein Lehmschüttdamm, über den die Bundesstraße 229 im Abschnitt BreitenbruchDelecke führt, trennt es vom Hauptbecken. Das normale Stauziel liegt auf 213,74 m Höhe, das Sommerstauziel auf 213 m. Der Damm ist 12 m hoch und etwa 320 m lang. An der Krone ist er 12 m breit, am Fuß maximal 41 m.[2] Der Speicherraum ist 800.000 m³ groß.[3]


Natur und Umwelt


Überlauf der Talsperre 2007
Überlauf der Talsperre 2007

Der Möhnesee ist als Europäisches Vogelschutzgebiet „Möhnesee“ im Schutzgebietssystem Natura 2000 der EU ausgewiesen.
Der Hevesee und der Heve-Arm im Süden des Möhnesees sowie der Einlauf der Möhne in den See sind als Naturschutzgebiet Hevearm und Hevesee ausgewiesen. Das Hevevorbecken und angrenzende Flächen sind zudem auch als FFH-Gebiet gemeldet worden.

Der Möhnesee ist mit vier- bis sechstausend Wasservögeln ein bedeutender Rastplatz in Nordrhein-Westfalen. Die bedeutenden Rastvögel sind, mit Prozentangaben für die Jahre 2001 bis 2006, die Reiherente mit 31 Prozent, die Stockente mit 24 Prozent, das Blässhuhn mit 22 Prozent, der Haubentaucher mit 9 Prozent, die Tafelente mit 5 Prozent sowie weitere Arten mit 9 Prozent. Ein wichtiger Grund für größere Rastvorkommen von Tauchenten und Blässhühnern ist das Vorhandensein der Wandermuschel im See. Die Wandermuschel bildet auf dem steinigen Seegrund Muschelbänke mit mehreren tausend Tieren je Quadratmeter. An den Einflüssen der Möhne und den kleineren Bächen in den See gibt es Vorkommen von Eisvogel, Gebirgsstelze und Wasseramsel. Deren eigentliche Brutplätze liegen aber nicht direkt am See, sondern an den Zuflüssen. Am Seeufer brüten Stockente, Reiherente, Teichhuhn, Blässhuhn, Höckerschwan, Graugans, Kanadagans, Nilgans und Haubentaucher. Der Haubentaucher hat hier mit etwa fünfzig Brutpaaren auf dem See seinen größten Brutbestand in Westfalen. Der Graureiher hat eine Brutkolonie am Westenberg in Wamel mit 15 bis 30 besetzten Horsten. Der Kormoran hat bisher, vermutlich wegen menschlicher Störungen, nur erfolglose Brutversuche durchgeführt. Auch der Rothalstaucher hat seit 2002 mehrfach erfolglos am See gebrütet. Beim Zwergtaucher hingegen kam es in der Vergangenheit zu einzelnen erfolgreichen Bruten. Eine große Besonderheit war das ganzjährige Vorkommen der Eiderente, einer Meerente, von September 2001 bis Dezember 2006. Im Juli 2006 konnte hier der erste Brutnachweis für Nordrhein-Westfalen erbracht werden: ein Weibchen mit drei halbwüchsigen Jungen. Als im Dezember 2006 der Wasserspiegel stark anstieg, konnten die Eiderenten die Wandermuschelbänke nicht mehr erreichen und verließen den See. Auch andere Meeresenten erscheinen häufiger in der Winterzeit.

Im See wurden 13 Fischarten bei Probebefischungen des Ruhrverbands gefunden. Die größten Bestände kommen von Flussbarsch mit 53 Prozent, Kaulbarsch mit 20,3 Prozent und Rotauge mit 13,9 Prozent. Daneben kommen noch Große Bodenrenke, Aal, Hecht, Zander, Kleine Maräne, Seeforelle, Brasse, Karpfen, Schleie und Döbel vor. Seeforelle und Aal kommen nur wegen eines künstlichen Besatzes vor und vermehren sich nicht natürlich. Ferner kommt noch der Bisam vor.


Geschichte


Entwurf der Möhnetalsperre, Architekt Franz Brantzky, 1907
Entwurf der Möhnetalsperre, Architekt Franz Brantzky, 1907

Bauzeit und Einweihung


Möhnetalsperre Eröffnung 1913
Möhnetalsperre Eröffnung 1913

Berechnungen des zukünftigen Bedarfs an Trink- und Brauchwasser für das wachsende Ruhrgebiet im Jahre 1904 hatten ergeben, dass zu den bereits vorhandenen Talsperren im Flusssystem der Ruhr mit einem Stauvolumen von 32,4 Millionen m³ die dreifache Menge erforderlich wäre, nämlich etwa 100 Millionen m³ Stauraum. Bis zum Jahr 1925 schätzte man sogar ein Anwachsen auf fast 200 Millionen m³. Daher wurde von der Generalversammlung des Ruhrtalsperrenvereins am 28. November 1904 eine Satzungsänderung zum Bau eigener Talsperren beschlossen. Am 22. Mai 1905 wurde zum ersten Mal über den Plan gesprochen, im Möhnetal eine große Talsperre zu bauen. Die Möhnetalsperre wurde daraufhin in den Jahren 1908 bis 1912[1] nach Plänen des Regierungsbaumeisters Ernst Link und nach einem Entwurf des Kölner Architekten Franz Brantzky für die Staumauer mit einem Kostenaufwand von 23,5 Millionen Mark erbaut und am 12. Juli 1913[1] vom Ruhrtalsperrenverein eingeweiht. Im Jahr der Einweihung war die Talsperre die größte Stauanlage in Europa. Der ehemalige Ort Kettlersteich versank vollkommen im Wasser. Das Dorf Delecke (Alt-Delecke) wurde ebenfalls zum größten Teil geflutet. Dem See mussten 140 Gehöfte mit 700 Menschen weichen.


Dammbruch durch Bombenangriff im Zweiten Weltkrieg


Schematische Darstellung des Abwurfs einer Roll- oder Rotationsbombe zur Zerstörung einer Staumauer
Schematische Darstellung des Abwurfs einer Roll- oder Rotationsbombe zur Zerstörung einer Staumauer
Durch den Bombenangriff stark beschädigte Staumauer mit Sperrballonen zur Abwehr von feindlichen Flugzeugen (1943)
Durch den Bombenangriff stark beschädigte Staumauer mit Sperrballonen zur Abwehr von feindlichen Flugzeugen (1943)
Luftbild der Royal Air Force zeigt den staumauernahen Seeteil mit der stark beschädigten Staumauer und einem überschwemmten Bereich im Möhnetal
Luftbild der Royal Air Force zeigt den staumauernahen Seeteil mit der stark beschädigten Staumauer und einem überschwemmten Bereich im Möhnetal

Die Möhnetalsperre wurde im Zweiten Weltkrieg durch einen Operation Chastise (deutsch Züchtigung) genannten britischen Bombenangriff, geleitet durch Wing Commander Guy Gibson, in der Nacht vom 16. auf den 17. Mai 1943 stark beschädigt.

Um die Abwehranlagen am Stausee zu umgehen, wurden eigens zu diesem Zweck konstruierte über das Wasser hüpfende Rollbomben von nachtflugtauglichen Langstreckenbombern des Typs Avro Lancaster von der No. 617 Squadron abgeworfen. Diese Rollbomben hüpften bei flachem Auftrittswinkel aufgrund ihrer schnellen Eigendrehung über das Wasser und sprangen über die Torpedoabfangnetze hinweg. Anschließend prallten sie gegen die Staumauer, wobei ihr Drall dafür sorgte, dass sie rasch zum Mauersohlengrund sanken, wo sie dann in einer Tiefe von 10 bis 15 Metern explodierten. Eine von mehreren in kurzer Folge abgeworfenen Bomben erreichte ihr Ziel und führte zur Mauerbeschädigung. Der Stauraum war zum Zeitpunkt des Bombenangriffs Mai 1943 voll gefüllt. Es entstand so zunächst ein kleiner Riss, der sich durch den Druck der ausströmenden Wassermassen schnell erweiterte und zuletzt eine trapezförmige Lücke mit 77 m Breite und 22 m Tiefe ergab.

Aufgrund der hierdurch entstandenen Flutwelle, die sich über die Möhne bis weit ins Ruhrtal ergoss, kamen verschiedenen Angaben zufolge mindestens 1284 oder sogar über 1600 Menschen ums Leben. Der von der Abwurfstelle am weitesten entfernte Todesfall in Zusammenhang mit der Flutwelle ereignete sich in Essen-Steele, über 100 Kilometer jenseits der Staumauer. Ein Mahnmal am früheren Kloster Himmelpforten erinnert heute an die Toten der Katastrophe. Neheim, heute ein Stadtteil von Arnsberg, wurde besonders schwer getroffen; die Flutwelle war dort über 12 Meter hoch. Die meisten Menschen kamen im Neheimer Zwangsarbeiterlager Möhnewiesen ums Leben. In Neheim gibt es vor der St. Johannes-Kirche eine weitere Gedenkstätte.

Zweck dieses Angriffs, bei dem gleichzeitig auch die Edertalsperre und der Sorpesee angegriffen wurden, war mittelbar die Beeinträchtigung der Rüstungsindustrie im Ruhrgebiet; der Sorpedamm wurde aufgrund seiner speziellen Bauweise aus Beton mit Erd- und Steinüberschüttung kaum beschädigt.

Der Angriff auf die Staumauer wurde 1954 in dem britischen Spielfilm Mai '43 – Die Zerstörung der Talsperren (The Dam Busters) von Michael Anderson nachgezeichnet.

Des Weiteren veröffentlichte das Wissenschaftsmagazin Quarks 2019 ein Video über ein Kunstprojekt, das die Geschichte der bei der Flut gestorbenen Zwangsarbeiter aus dem Zwangsarbeiterlager Möhnewiesen aufarbeitet.[9]


Wiederaufbau


Staumauer
Staumauer

Der Wiederaufbau der Staumauer unter einem Aufgebot von mehreren tausend Arbeitskräften rund um die Uhr und unter Verwendung der ursprünglichen Baumaterialien wurde, trotz der damals sehr angespannten allgemeinen Material- und Kräftelage, unmittelbar nach der starken Beschädigung eingeleitet und konnte schon am 3. Oktober 1943 mit dem Auftragen der Fahrbahndecke auf der Dammkrone abgeschlossen werden. Der schnelle Fortgang der Arbeiten wurde schließlich auch durch die Nazi-Propaganda ausgenutzt, um der kriegsmüden Bevölkerung zumindest kleine Erfolge vorzuführen. Der Einfluss des Angriffes auf die Kriegswirtschaft des Ruhrgebietes war nicht so nachhaltig ausgefallen, wie von den Alliierten ursprünglich erhofft. Sie griffen die Großbaustelle bzw. die dann fertiggestellte Staumauer bis Kriegsende nicht mehr an.


Sanierung


Von 1972 bis 1979 fand eine umfassende Sanierung der Möhnetalsperre statt. Durch Sprengungen legte man entlang der Gründungssohle der Staumauer einen Kontrollgang an, von dem aus die Mauer verpresst und mit Drainagebohrungen versehen wurde.

Auch auf der freien Seite der Staumauer nagte am Mauerwerk der Zahn der Zeit. Durch die Risse drang Wasser ins Mauerwerk, einsetzender Frost beschädigte Steine. In den entstandenen Hohlräumen sammelten sich Samen an, keimten und bildeten Baum- und Strauchwerk aus, welches mit seinen Wurzeln die Mauer weiter schädigte. Von 1992 bis 2000 wurden umfassende Sanierungsarbeiten an der etwa 2,5 Hektar umfassenden Luftseite vorgenommen. Da Stein- und Fugensanierungen nur im Sommerhalbjahr durchgeführt werden konnten, zog sich die Sanierung über acht Jahre hin.[10]

Wie bei vielen anderen Stauseen finden sich unterhalb der Wasseroberfläche Relikte aus vergangenen Tagen. Im Spätsommer 2003 musste wegen Reparaturarbeiten an den Absperrschiebern des Hevevorbeckens der Wasserstand so weit abgesenkt werden, bis das Hevebecken vollständig entleert war. Zum Vorschein kam die alte Brücke mit der über sie verlaufenden Straße.

Die Talsperrenmauer ist als Baudenkmal in die Denkmalliste der Gemeinde Möhnesee eingetragen.


Würdigung des Bauwerks


Jahrhundert-Leuchten 2013
Jahrhundert-Leuchten 2013

Anlässlich des 100. Jahrestages der Vollendung der Talsperre im Jahre 1912 gab die Deutsche Post AG mit dem Erstausgabetag 4. April 2013 ein Sonderpostwertzeichen im Wert von 90 Eurocent mit Sonderstempeln und dem Text 100 Jahre Möhnetalsperre heraus. Der Entwurf stammt von den Grafikern Gerda M. und Horst F. Neumann aus Wuppertal.

2013 erscheint der Roman Nachtauge von Titus Müller, der die Geschichte des Ortes Neheim und die Flutkatastrophe aus der Perspektive historischer bzw. fiktiver Figuren realistisch, eindrucksvoll zum Leben erweckt und durch Lesungen vor Ort würdigt.

Unter dem Motto Jahrhundertleuchten wurden zum Jubiläum einen Monat lang rund um den Ausgleichsweiher eine Vielzahl von Lichtinstallationen ausgestellt. Zentrales Element war eine Videoinstallation, die auf 160 × 40 Meter der Bruchsteinoberfläche der Staumauer zwischen den Türmen mittels Dia- und Videoprojektoren 100 Jahre deutsche Geschichte mit dem Staudamm im Mittelpunkt zusammenfasste. Sie wurde von Britta und Wolfgang Flammersfeld erstellt.[11]


Kanzelbrücke


Die Kanzelbrücke
Die Kanzelbrücke

Über den Einlaufbereich der Möhne in das Möhnevorbecken, westlich von Völlinghausen, steht die 1912 erbaute Kanzelbrücke. Seinen Namen verdankt das Bauwerk der Ausführung ihrer Brückenpfeiler, die eine gewisse Ähnlichkeit mit Kirchenkanzeln aufweisen – insgesamt gibt es 12 Kanzeln. Die Brücke besteht aus fünf Bögen und hat eine Gesamtlänge von 60 Metern. Im Zweiten Weltkrieg wurde sie stark beschädigt, 1953 wieder originalgetreu hergestellt. Die Brücke ist ein Ersatz für ein Vorgängerbauwerk mit drei gewölbten Steinbögen, welches bereits vor dem Bau des Stausees eine Überquerung der Möhne ermöglichte. Eigentümer des Bauwerks ist der Ruhrverband.


Möhneseeturm


Möhneseeturm
Möhneseeturm

Oberhalb des Möhnesees steht etwa einen Kilometer südlich der über den Stausee führenden Körbecker Fußgängerbrücke der 42,5 Meter[12] hohe Möhneseeturm. Der etwa 500.000 Euro[13] teure Aussichtsturm wurde im Sommer und Herbst 2014 an exponierter Lage auf einer der höchsten Stellen nahe dem Möhnesee errichtet. Er wurde Mitte Dezember 2014 freigegeben; seine offizielle Eröffnung fand am 5. Mai 2015[14] statt. Direkt vorbei am Turm führen mit gemeinsamer Trasse der Rennweg und die Sauerland-Waldroute.

Von der Aussichtsplattform bieten sich Ausblicke auf den Stausee, viele Ortsteile der Gemeinde Möhnesee, auf Teile des Naturparks Arnsberger Wald und hinüber zum Höhenzug Haarstrang. An klaren Tagen reicht der Blick nach Norden weit in die Westfälische Bucht bis zum Teutoburger Wald und nach Süden bis zu den Höhen des Lennegebirges.[15]


Galerie



Siehe auch



Literatur


Sonstiges:


Filme



Einzelnachweise


  1. Bau der Möhnetalsperre. moehne.net, abgerufen am 19. Juni 2017.
  2. Technische Angaben: Möhnetalsperre. Ruhrverband, abgerufen am 19. Juni 2017.
  3. Stau- oder Speicherräume (in Millionen m³; laut Einzelnachweis: Technische Angaben: Möhnetalsperre):
    Möhnesee: 126,05 (Hauptsperre), Möhnevorbecken: 7, Hevevorbecken: 0,8, Ausgleichsweiher: 0,65; Gesamt: 134,5
  4. Friedrich Kühne: Geologische Karte von Nordrhein-Westfalen, Blatt 4514 Möhnesee, Karte mit Erläuterungen. Krefeld 1977, ISBN 3-86029-151-3
  5. Essen-Grünsand-Formation (Memento des Originals vom 4. März 2016 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/litholex.bgr.de, Lithostratigrafisches Lexikon der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe, abgerufen am 15. Dezember 2013.
  6. Erwitte-Formation (Memento des Originals vom 4. März 2016 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/litholex.bgr.de, Lithostratigrafisches Lexikon der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe, abgerufen am 15. Dezember 2013.
  7. Büren-Formation (Memento des Originals vom 4. März 2016 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/litholex.bgr.de, Lithostratigrafisches Lexikon der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe, abgerufen am 15. Dezember 2013.
  8. Oerlinghausen-Formation (Memento des Originals vom 4. März 2016 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/litholex.bgr.de, Lithostratigrafisches Lexikon der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe, abgerufen am 15. Dezember 2013.
  9. Quarks: Video "Zwangsarbeiterinnen, die vergessenen Opfer der Möhnekatastrophe". 10. Oktober 2019, abgerufen am 12. Oktober 2022 (deutsch).
  10. Bau- und Sanierungsmaßnahmen an der Möhnetalsperre. (Memento vom 3. Dezember 2013 im Internet Archive), auf archive.org, Ruhrverband (PDF-Datei; 35 kB).
  11. Silvia Gängler: Jahrhundertleuchten an der Staumauer des Möhnesee. (Nicht mehr online verfügbar.) In: Arnsberg Neheim Hüsten News, neheim-huesten.de. Gängler Datenservice, 4. Mai 2013, archiviert vom Original am 22. Dezember 2016; abgerufen am 21. Dezember 2016.
  12. Möhneseeturm freigegeben (Memento vom 21. Dezember 2014 im Internet Archive), auf archive.org, Kreis Soest, vom 16. Dezember 2014.
  13. Möhneseeturm nimmt Formen an (Memento vom 21. Dezember 2014 im Internet Archive), auf archive.org. 28. Oktober 2014
  14. Möhnesee-Turm am Rennweg im Arnsberger Wald offiziell eröffnet (Memento vom 17. Juni 2015 im Internet Archive), Kreis Soest, vom 5. Mai 2015, abgerufen am 17. Juni 2015.
  15. 360-Grad-Panorama vom Möhneseeturm (Beschriftung von Sichtzielen zuschaltbar), panorama-photo.net, abgerufen am 6. September 2015.


Commons: Möhnesee (Stausee) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wikivoyage: Möhnetalsperre – Reiseführer

На других языках


- [de] Möhnetalsperre

[en] Möhne Reservoir

The Möhne Reservoir, or Moehne Reservoir, is an artificial lake in North Rhine-Westphalia, some 45 km east of Dortmund, Germany. The lake is formed by the damming of two rivers, Möhne and Heve, and with its four basins stores as much as 135 million cubic metres of water.

[fr] Réservoir de la Möhne

Le réservoir de la Möhne est un lac artificiel de Rhénanie-du-Nord-Westphalie, situé à environ 45 km à l'est de Dortmund. Le barrage est construit entre 1908 et 1913 pour aider à prévenir les inondations, contrôler le niveau d'eau de la Ruhr en aval et produire de l'électricité. Le lac est formé en barrant deux rivières, la Möhne et la Heve. Avec ses quatre bassins, il peut contenir jusqu'à 135 000 000 m3 d'eau.

[ru] Мёнезе

Мёнезе (нем. Möhnesee) — водохранилище на реке Мёне, в западной Германии.



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