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Eniwetok ist ein Atoll im Pazifischen Ozean, das zu den Marshallinseln gehört. Es besteht aus mehr als 40 kleinen Inseln und liegt rund 525 km nordwestlich von Kwajalein, rund 1020 km südwestlich von Wake und rund 4400 km südwestlich von Honolulu. Eniwetok war nach Ende des Zweiten Weltkrieges Ort zahlreicher Atombombentests durch die Vereinigten Staaten. In den Jahren 1977 bis 1980 wurde auf der Insel Runit ein Atommüll-Lager errichtet. Auf Kwajalein und auf Eniwetok waren LORAN-Funkfeuer installiert.

Eniwetok
Karte des Atolls
Karte des Atolls
Karte des Atolls
Gewässer Pazifischer Ozean
Archipel Marshallinseln
Geographische Lage 11° 30′ N, 162° 14′ O
Eniwetok (Marshallinseln)
Eniwetok (Marshallinseln)
Anzahl der Inseln >40
Hauptinsel Eniwetok
Länge 37 km
Landfläche 5,85 km²
Lagunenfläche 1 004,89 km²
Einwohner 664 (2011)
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Die Landmasse aller zugehörigen Inseln umfasst 5,85 km². Die umschlossene Lagune ist 1004,89 km² groß und hat einen Durchmesser von etwa 37 km. Früher lebten ca. 1000 Bewohner auf den Inseln. Die größten Inseln sind Eniwetok (11° 20′ 33″ N, 162° 19′ 50″ O), Engebi (auch Arthur genannt, 11° 39′ 47″ N, 162° 14′ 22″ O), Parry (11° 24′ 4″ N, 162° 22′ 14″ O), Muty (11° 25′ 28″ N, 162° 22′ 59″ O) und Igurin (11° 21′ N, 162° 14′ O).


Pazifikkrieg


Eroberung durch die USA 1944
Eroberung durch die USA 1944

Während des Pazifikkriegs bauten die Japaner im November 1942 einen Militärflugplatz auf Eniwetok, um von hier aus die Karolinen- und Marshallinseln kontrollieren zu können. Am 19. Februar 1944 eroberten die Amerikaner die Insel in ihrer Operation Catchpole. Das komplette Atoll war am 23. Februar unter ihrer Kontrolle. Auf Eniwetok verloren 34 amerikanische Soldaten ihr Leben, 94 wurden verwundet und drei sind bis heute vermisst. Auf Seite der japanischen Armee fielen 700 Soldaten und 25 kamen in amerikanische Gefangenschaft. Nach der Übernahme durch die Amerikaner wurde die vorhandene Landebahn ausgebaut und auf über 2000 m verlängert. Die Bezeichnung war Eniwetok Auxiliary Airfield.


Kernwaffentests


Video von drei Atomwaffentests

Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs gehörten die Inseln zum Treuhandgebiet Pazifische Inseln. Zudem beschloss die UNO, dass der Gebrauch von Gebieten der Marshallinseln für die Sicherheitsbedürfnisse der USA keinerlei Beschränkungen unterliegt. Die Inseln wurden von den USA als Gebiet für Atomwaffentests ausgewählt. Die Bewohner wurden vor Beginn der Versuche evakuiert. Besonders stark wurde Eniwetok am 31. Oktober 1952 in Mitleidenschaft gezogen, als die USA dort den Versuch Ivy Mike mit einer Sprengkraft von 10 Megatonnen durchführte; die Insel Elugelab verschwand durch diese Explosion vollständig.[1] Weitere 43 Kernwaffenexplosionen folgten, so dass die verbleibenden Inseln stark radioaktiv verstrahlt wurden. Während der Atombombentests waren rund 11.000 US-Techniker, Wissenschaftler und Militärs auf Eniwetok stationiert. Zur Untersuchung der Explosionswolken der Bombentests wurden 1957/58 auch einige Raketen (überwiegend von Rockoons) gestartet.[2]


Übersicht der wichtigsten Tests



Operation Sandstone

Sandstone Event X-Ray Detonation am 14. April 1948
Sandstone Event X-Ray Detonation am 14. April 1948
Versuch Datum Ort Sprengkraft
X-Ray 14. April 1948 (GMT) 18:17 Insel Engebi 37 kT
Yoke 30. April 1948 (GMT) 18:09 Insel Aomon 49 kT
Zebra 14. Mai 1948 (GMT) 18:04 Insel Runit 18 kT

Operation Greenhouse

Greenhouse-George 20 ms nach der Zündung
Greenhouse-George 20 ms nach der Zündung
Versuch Datum Ort Sprengkraft
Dog 7. April 1951 (GMT) 18:34 Insel Runit 81 kT
Easy 20. April 1951 (GMT) 18:26 Insel Enjebi 47 kT
George 8. Mai 1951 (GMT) 21:30 Insel Eberiru 225 kT
Item 24. Mai 1951 (GMT) 18:17 Insel Enjebi 45,5 kT

Operation Ivy

Ivy Mike (Eniwetok-Atoll – 31. Oktober 1952)
Ivy Mike (Eniwetok-Atoll – 31. Oktober 1952)
Ivy-King, Luftaufnahme der Pilzwolke
Ivy-King, Luftaufnahme der Pilzwolke
Versuch Datum Ort Sprengkraft
Mike 31. Oktober 1952 (GMT) 19:14:59.4 Insel Elugelab 10,4 MT
King 15. November 1952 (GMT) 23:30 Insel Runit 500 kT

Operation Redwing

Redwing-Seminole kurz nach der Zündung
Redwing-Seminole kurz nach der Zündung
Redwing-Seminole – Fallout
Redwing-Seminole – Fallout
Versuch Datum Ort Sprengkraft
Lacrosse 4. Mai 1956 (GMT) 18:25 Insel Runit 40 kT
Yuma 27. Mai 1956 (GMT) 19:56 Insel Aomon 0,19 kT
Erie 30. Mai 1956 (GMT) 18:15 Insel Runit 14,9 kT
Seminole 6. Juni 1956 (GMT) 00:55 Insel Bogon 13,7 kT
Blackfoot 11. Juni 1956 (GMT) 18:26 Insel Runit 8 kT
Kickapoo 13. Juni 1956 (GMT) 23:26 Insel Aomon 1,49 kT
Osage 16. Juni 1956 (GMT) 01:14 Insel Runit 1,7 kT
Inca 21. Juni 1956 (GMT) 21:26 Insel Rujoru 15,2 kT
Mohawk 2. Juli 1956 (GMT) 18:06 Insel Eberiru 360 kT
Apache 8. Juli 1956 (GMT) 18:06 Krater von Ivy Mike 1,85 MT
Huron 21. Juli 1956 (GMT) 18:12 vor Insel Flora 250 kT

Operation Hardtack I

Hardtack-Umbrella, Unterwasserzündung
Hardtack-Umbrella, Unterwasserzündung
Versuch Datum Ort Sprengkraft
Yucca 28. April 1958 (GMT) 18:15 157 km NO von Eniwetok-Atoll 1,7 kT
Cactus 5. Mai 1958 (GMT) 18:15 Insel Runit 18 kT
Fir 11. Mai 1958 (GMT) 17:50 Eniwetok-Atoll 1360 kT
Butternut 11. Mai 1958 (GMT) 18:15 Eniwetok-Atoll 81 kT
Koa 12. Mai 1958 (GMT) 18:30 Eniwetok-Atoll 1370 kT
Wahoo 16. Mai 1958 (GMT) 01:30 Eniwetok-Atoll 9 kT
Holly 20. Mai 1958 (GMT) 18:30 Eniwetok-Atoll 5,9 kT
Yellowwood 26. Mai 1958 (GMT) 02:00 Eniwetok-Lagune 330 kT
Magnolia 26. Mai 1958 (GMT) 18:00 Eniwetok-Atoll 57 kT
Tobacco 30. Mai 1958 (GMT) 02:50 Eniwetok-Atoll 11,6 kT
Rose 2. Juni 1958 (GMT) 18:45 Eniwetok-Atoll 15 kT
Umbrella 8. Juni 1958 (GMT) 23:15 Eniwetok-Lagune 8 kT
Walnut 14. Juni 1958 (GMT) 18:30 Eniwetok-Atoll 1,45 kT
Linden 18. Juni 1958 (GMT) 03:00 Eniwetok-Atoll 11 kT
Elder 27. Juni 1958 (GMT) 18:30 Eniwetok-Atoll 880 kT
Oak 28. Juni 1958 (GMT) 19:30 Eniwetok Lagune 8,9 MT
Sequoia 1. Juli 1958 (GMT) 18:30 Eniwetok-Atoll 5,2 kT
Dogwood 5. Juli 1958 (GMT) 18:30 Eniwetok-Atoll 397 kT
Scaevola 14. Juli 1958 (GMT) 04:00 Eniwetok-Atoll 0 kT
Pisonia 17. Juli 1958 (GMT) 23:00 Eniwetok-Atoll 255 kT
Olive 22. Juli 1958 (GMT) 18:15 Eniwetok-Atoll 202 kT
Pine 26. Juli 1958 (GMT) 20:30 Eniwetok-Atoll 2000 kT
Quince 6. August 1958 (GMT) 02:15 Eniwetok-Atoll 0 kT
Fig 18. August 1958 (GMT) 04:00 Eniwetok-Atoll 0,02 kT

Eniwetok heute


In den Jahren 1977 bis 1980 wurden drei Inseln vom übrig gebliebenen Atommüll gesäubert. Die verstrahlte Erde wurde großflächig abgetragen und zusammen mit dem eingesammelten Müll mit Portlandzement vermischt und anschließend in einen Explosionskrater geschüttet. Der Krater entstand am 5. Mai 1958 bei der Cactus-Explosion auf der Insel Runit. Der Durchmesser des Kraters beträgt 107 Meter, die Tiefe 9 Meter. Der Krater wurde anschließend mit 358 Betonplatten von je 46 cm Dicke verschlossen, die Kosten beliefen sich auf 239 Millionen US-Dollar.[3] Bis heute ist noch ionisierende Strahlung zu messen, die hauptsächlich durch Plutonium verursacht wird. Runit ist Sperrzone und wird wegen der langen Lebenszeit der radioaktiven Spaltprodukte (Halbwertszeiten von bis zu 24.000 Jahren) nach menschlichem Ermessen dauerhaft unbewohnt bleiben müssen. Die südlichen und westlichen Inseln wurden von den USA für bewohnbar erklärt und die Menschen durften dorthin zurückkehren.

Ein US-finanziertes Landwirtschaftsprogramm sollte traditionelle Pflanzen wieder einführen, war aber nicht erfolgreich. Bei den drei gereinigten Inseln hinterließ das Abtragen des Bodens nur wenige Zentimeter fruchtbarer Erde, was zu karg für Ackerbau ist. Die Einwohner sind auf die Zahlungen des US-Treuhandfonds zur Kompensation für die Atomtests angewiesen, aber die überwiesenen Beträge werden inzwischen immer kleiner.[4]

Im Rahmen des Marshall Islands Dose Assessment & Radioecology Program[5] entstand 2013 ein umfassender Bericht über den Betondeckel, der den Explosionskrater mit Atommüll abdeckt. Dieser Bericht zeigt neben einer akribischen Dokumentation jedes einzelnen Betonplattensegements mit einem Foto einige Hinweise auf, die auf Probleme mit dieser Art der Lagerung hindeuten.[6]


Namen und Codenamen


Alternative Namen, die auf Karten zu finden sind, lauten:

Codenamen der US-Marine während des Pazifikkriegs, beziehungsweise der Atomtestzeit:


Siehe auch




Commons: Eniwetok – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise


  1. Kenneth W. Ford: Building the H Bomb – A Personal History. Singapur: World Scientific 2015, ISBN 978-981-4632-07-2, Seite 177
  2. Eniwetok in der Encyclopedia Astronautica (englisch)
  3. Archivierte Kopie (Memento des Originals vom 24. Mai 2013 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.utaot.com
  4. Jan Hendrik Hinzel, Coleen Jose und Kim Wall: Amerikas vergessenes Atommülllager. sueddeutsche.de, 28. November 2015, abgerufen am 28. November 2015.
  5. Webseite des Marshall Islands Dose Assessment & Radioecology Program. Abgerufen am 22. Mai 2019.
  6. Terry F. Hamilton: A Visual Description of the Concrete Exterior of the Cactus Crater Containment Structure. In: Marshall Islands Dose Assessment & Radioecology Program. Center for Accelerator Mass Spectrometry, Lawrence Livermore National Laboratory, 1. Januar 2013, abgerufen am 22. Mai 2019 (englisch).

На других языках


- [de] Eniwetok

[en] Enewetak Atoll

Enewetak Atoll (/ɛˈniːwəˌtɔːk, ˌɛnɪˈwiːtɔːk/;[2] also spelled Eniwetok Atoll or sometimes Eniewetok; Marshallese: Ānewetak, [ænʲeːwɛːdˠɑk], or Āne-wātak, [ænʲeːwæːdˠɑk];[3] known to the Japanese as Brown Atoll or Brown Island; Japanese: ブラウン環礁) is a large coral atoll of 40 islands in the Pacific Ocean and with its 664 people (as of 2011)[1] forms a legislative district of the Ralik Chain of the Marshall Islands. With a land area total less than 5.85 square kilometres (2.26 sq mi),[1] it is no higher than 5 meters (16.4 ft) and surrounds a deep central lagoon, 80 kilometres (50 mi) in circumference. It is the second-westernmost atoll of the Ralik Chain and is 305 kilometres (190 mi) west from Bikini Atoll.

[fr] Eniwetok

Eniwetok ou Enewetak (qui rendrait mieux la dénomination en marshallais) est un atoll corallien situé le plus au nord-ouest des îles Marshall en Micronésie, au centre de l’océan Pacifique. Au XXIe siècle, il est surtout connu comme lieu d'essais nucléaires par les États-Unis dans les années 1950.

[ru] Эниветок

Эниве́ток (англ. Enewetak, Eniwetok, Eniewetok, марш. Ānewetak [æ̯ænʲee̯ɔ̯ɔ͡ɛɛ̯dˠɑk], Āne-wātak [æ̯ænʲee̯-ɒ̯ɒ͡ææ̯dˠɑk]) — атолл в Тихом океане в составе цепи Ралик (Маршалловы Острова). Его территория состоит из 44 маленьких островков,[1] площадью 5,85 км², окружающих лагуну площадью 510 км². Население 664 человек (2011 год).



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