Der Kachowkaer Stausee (ukrainisch Каховське водосховище/Kachowske wodoschowyschtsche; russisch Каховское водохранилище/Kachowskoje wodochranilischtsche) liegt im Süden der Ukraine am Unterlauf des Dnepr in der Schwarzmeerniederung und stellt die letzte (untere) Stufe einer Serie von sechs Stauseen entlang des Dnepr dar. Der Stausee hat eine Größe von 2155 km², fasst 18,2 Mrd. m³ Wasser und weist eine maximale Wassertiefe von 32 Metern auf.[1][2]
Kachowkaer Stausee und Staustufe WKW Kachowka | |||||||||||
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Koordinaten | 47° 28′ 0″ N, 34° 10′ 0″ O47.46666666666734.166666666667 | ||||||||||
Daten zum Bauwerk | |||||||||||
Bauzeit: | 1950–1955 | ||||||||||
Höhe des Absperrbauwerks: | 37 m (Mauer), 22 m (Damm) | ||||||||||
Bauwerksvolumen: | 640.000 m³ (Mauer), 21.500.000 m³ (Damm) | ||||||||||
Kronenlänge: | 3 629 m | ||||||||||
Daten zum Stausee | |||||||||||
Wasseroberfläche | 2155 km²[1]dep1 | ||||||||||
Stauseelänge | 230 km[1]dep1 | ||||||||||
Stauseebreite | 9,4 km (max. 24 km)[1]dep1 | ||||||||||
Speicherraum | 18,2 Mrd. m³[1] | ||||||||||
Infolge des Baus der Staustufe für das Wasserkraftwerk Kachowka (1950 bis 1955) wurde der Dnepr von 1955 bis 1958 zwischen den Städten Nowa Kachowka und Saporischschja eingestaut. Mit dem Bau sollte die Bewässerung für nachhaltige Ernteerträge im Süden der Ukraine gesichert, die hochproduktive Viehzucht weiterentwickelt und die Erzeugung von elektrischer Energie aus Wasserkraft gesteigert werden. Eine weitere wichtige Funktion war die Verbesserung der Schifffahrt auf dem Dnepr durch die Regulierung der Wasserstände oberhalb und unterhalb der Stauanlage. Diese wurde durch eine Schleuse mit ca. 15 m bis 16 m Hubhöhe für Schiffe passierbar gemacht.[1][2]
Der Stausee ist nach der am Ufer gelegenen Stadt Kachowka benannt und liegt in den drei ukrainischen Verwaltungsbezirken Dnipropetrowsk, Saporischschja und Cherson. Wegen seiner gewaltigen Abmessungen wird er auch als „Meer“ bezeichnet.
Während der russischen Invasion der Ukraine 2022 geriet der Stausee unter russische Kontrolle. Als sich die ukrainischen Truppen im September 2022 zur Gegenoffensive in der Region Cherson formierten, wurden von ukrainischer Seite Befürchtungen geäußert, dass die russischen Besatzer den Staudamm sprengen könnten. Dies würde zu einer lokalen Überschwemmungskatastrophe führen und die Wasserversorgung weiter Teile der südlichen Ukraine beeinträchtigen.[3] Die russische Seite behauptete ihrerseits, die Ukraine plane eine Zerstörung der Staumauer. Militäranalysten erklärten jedoch, dass niemand ein Interesse daran haben könne, die Staumauer zu zerstören, da dies negative Auswirkungen für beide Seiten hätte. Tatsächlich war die Strassenbrücke, welche über die Staumauer führt, bereits im Sommer 2022 durch ukrainische Angriffe für Fahrzeuge unpassierbar gemacht worden. Im Zuge des russischen Rückzugs wurden am 10./11. November 2022 drei der 28 Segmente der Strassen- und der Eisenbahnbrücke zerstört. Dabei wurden auch die Verschlusstore der drei betroffenen Überlauf-Segmentwehre beschädigt.[4]
Das Wasserkraftwerk Kachowka (46° 46′ 38″ N, 33° 22′ 14,6″ O46.777228333.3707142) (ukrainisch Каховська ГідроЕлектроСтанція / Kachowska HES, HidroElektroStanzija) liegt bei Nowa Kachowka und hat eine installierte Leistung von 334,8 MW (6 × 55,8 MW). Das Kraftwerk gehört zum ukrainischen Unternehmen „ОАО Ukrhidroenerho“ (Укргідроенерго). Das zugehörige Absperrbauwerk des Stausees besteht aus einem Staudamm und einer überströmbaren Gewichtsstaumauer aus Beton, welche mittels segmentweiser Anordnung von 28 Schützen zur Regulierung des Wasserstands dient.[2]
Insgesamt ist das Absperrbauwerk 3629 m lang, davon soll der Damm einen Anteil von 2970 m und die Mauer von 437 m haben (was in Summe allerdings 3407 m ergibt). Längs über den Damm und die Staumauer führt die Territorialstraße T-47 sowie Bahngleise, welche beide Dneprufer miteinander verbinden.
Die Länge des Stausees beträgt 230 km, die durchschnittliche Breite 9,4 km (maximal 24 km), seine Oberfläche 2155 km², und er fasst ein Wasservolumen von 18,2 km³ bei regulärer Stauhöhe von rund 16 m. Nutzbar sind 6,8 km³ Wasservolumen, was einer Absenkung auf die minimale Stauhöhe von 12,7 m entspricht. Die durchschnittliche Wassertiefe bei Normalwasserstand beträgt 8,4 m (max. 32 m). Die Küstenlinie ist 896 km lang.[1][2][5]
Der Dnjepr durchfließt den Kachowkaer Stausee. Wenige Kilometer oberhalb des Kachowkaer Stausees befindet sich bei Saporischja der Stausee Dneprostroi („Dnjepr-Stausee“) mit dem Wasserkraftwerk „DniproHES“. Nach dem Verlassen der Kachowkaer Talsperre verläuft der Dnjepr in Richtung Westen, passiert Cherson und mündet ins Schwarze Meer.
Neben der Energiegewinnung aus Wasserkraft wird der Kachowkaer Stausee für die Schifffahrt, landwirtschaftliche Bewässerung (sein Wasser ermöglicht u. a. den Anbau von Wein, Obst und Reis), Trinkwasserversorgung und Fischerei genutzt.[2][5] Darüber hinaus dient er als Erholungsgebiet.[1] Mit dem Nord-Krim-Kanal nimmt hier das ehemals größte und komplexeste Bewässerungssystem Europas seinen Anfang, welches bis ins Jahr 2014 u. a. 85 % der Trinkwasserversorgung der Halbinsel Krim sicherstellte.[6] Auch der Kachowka-Kanal und der Dnepr-Krywyj-Rih-Kanal zweigen vom Kachowkaer Stausee ab. Letzterer führt Trinkwasser zur Stadt Krywyj Rih. Am Südufer gegenüber von Nikopol liegen das Kernkraftwerk Saporischschja und das Wärmekraftwerk Saporischschja, die ihr Kühlwasser aus dem See entnehmen.
Am Stausee befinden sich die Stadt Nikopol mit einem Hafen, die Städte Tawrijsk, Kachowka, Kamjanka-Dniprowska, Enerhodar, Dniprorudne und Marhanez sowie die Siedlungen städtischen Typs Wessele, Wassyliwka, Nowoworonzowka, Welyka Lepetycha und Hornostajiwka.
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