Der Tigris ist ein 1900 Kilometer langer Fluss in Vorderasien. Er entsteht am Zusammenfluss von Maden Çayı und Dibni Çayı, die von der Dicle-Talsperre aufgestaut werden. Die Quellflüsse entspringen im Südost-Taurus im Osten der Türkei. Der Tigris verläuft in südlicher und später in östlicher Richtung durch die Provinz Diyarbakır. Später bildet er auf einer kurzen Strecke die Grenze zu Syrien. Danach durchfließt der Tigris den Irak und vereinigt sich dort mit dem Euphrat zum Schatt al-Arab, der in den Persischen Golf mündet. Zusammen mit dem Euphrat bildet der Tigris, dessen Einzugsgebiet 375.000 km² umfasst, das Zweistromland, in dem sich einige der ersten Hochkulturen entwickelten.
Tigris Dicle | ||
Karte der Flüsse Euphrat und Tigris | ||
Daten | ||
Lage | Türkei, Syrien, Irak | |
Flusssystem | Tigris | |
Abfluss über | Schatt al-Arab → Persischer Golf | |
Zusammenfluss von | Maden Çayı und Dibni Çayı (Dicle-Talsperre) 38° 13′ 49″ N, 40° 10′ 34″ O38.23027340.176187 | |
Vereinigung mit | Euphrat bei Al-Qurnah zum Schatt al-Arab31.00547222222247.441388888889 31° 0′ 20″ N, 47° 26′ 29″ O31.00547222222247.441388888889
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Länge | 1900 km | |
Einzugsgebiet | 375.000 km² | |
Abfluss | MQ |
1014 m³/s |
Linke Nebenflüsse | Anbarçayı, Kuruçay, Pamukçayı, Hazroçayı, Batman, Garzan, Botan, Hezil, Chabur, Großer Zab, Kleiner Zab, Diyala, Lesky | |
Rechte Nebenflüsse | Göksu, Baglica, Savur | |
Durchflossene Stauseen | Dicle-Talsperre, Mosul-Talsperre, Ilisu-Staudamm (geplant) | |
Großstädte | Diyarbakır, Mosul, Tikrit, Samarra, Bagdad, Amarah, Kut | |
Mittelstädte | Bismil, Cizre | |
Kleinstädte | Hasankeyf | |
Der Tigris in der Nähe von Diyarbakır | ||
Beduinen überqueren den Tigris (um 1860) | ||
Änderungen des Flusslaufes nahe der Doppelstadt Seleukia-Ktesiphon |
In den Sprachen der Region hat der Fluss folgende Namen: sumerisch idigna, akkadisch Idiglat, Aramäisch: Deqlath, Didschla, altpersisch: Tigrā, arabisch دجلة Didschla, DMG Diǧla, Hebräisch: חידקל, ḥiddæqæl oder, vereinfacht chiddekel, armenisch Տիգրիս Tigris, türkisch Dicle und im Kurdischen Dîcle. In vielen Ländern im Nahen Osten verwendet man den Namen Ditjle. Auch die Namen Tigris oder Tikrit sind gebräuchlich.
Im Sumerischen bedeutet id „Fluss“, so dass der Name als id-igna zu zerlegen ist. Da einerseits ein ähnlich lautendes sumerisches Wort igira „Reiher“ belegt ist und anderseits das Keilschriftzeichen für idigna in seiner ältesten Form als Abbild eines Reihers gedeutet werden könnte, ist der Name laut J. Keetman[1] möglicherweise als „Reiherfluss“ zu übersetzen.
Die altpersische Bezeichnung des Tigris ist Tigrā. Da der Fluss aus vielen Nebenflüssen besteht, sind einige Linguisten der Meinung, dass Tigris die Pluralform von Tigrā ist, da im Altpersischen der Plural mit einem „s“ gebildet wurde.
Linke Nebenflüsse:
Rechte Nebenflüsse:
Als der Quellfluss des Tigris gilt heute der Maden, der südlich von Elazığ entspringt und durch den Hazar Gölü (auch Gölcük-See) fließt.
Die Assyrer hielten dagegen den südlich von Bingöl entspringenden Berkilin Çay, der bei Eğil in den Tigris mündet (bzw. sich mit dem Maden zum Tigris vereinigt), für den Quellfluss. An dem Ausfluss des Berkilin Çay aus einem Tunnel und auf der Felswand nordöstlich davon befinden sich vier Inschriften von Salmanasser III. mit einem Bild des Königs und eine Inschrift von Tiglat-pileser I. Die Inschrift Salmanassers verkündet: „Ich schrieb meinen Namen an die Quelle des Tigris“ (ina SAG IGI e-ni ÍD.IDIGNA MU al-ṭu-ur).
Der Schwarze Obelisk berichtet, wie diese Inschrift auf dem 7. Feldzug Salmanassers angebracht wurde: Ich ging zu der Quelle des Tigris. Ich wusch die Waffen Aššurs, dort, wo das Wasser heraustritt. Ich opferte meinen Göttern und feierte ein Freudenfest. Ich errichtete ein großes Denkmal für Meine Majestät. Ich schrieb darauf die Herrlichkeit von Assur, meinem Herren, und über meine heldenhaften Feldzüge und über alles, was ich in den Ländern vollbracht hatte. Ich setze es hier ein.[2]
In assyrischer Zeit wurden vor allem folgende Tigrisübergänge benutzt:
Nördlich von Mosul (Irak) staut die Mosul-Talsperre den Tigris zu einem bis zu 371 km² großen See auf. Der (Stand 2015) im Bau befindliche Ilisu-Staudamm soll unter anderem die historische Stadt Hasankeyf überfluten.
Es befinden sich mehrere Inseln im Flussverlauf:
Nach dem alten Testament ist der Tigris einer der vier Flüsse, die das Paradies bewässern (Genesis 2.14). Nach Epiphanius von Salamis (Ancoratus) entspringt der Tigris im Paradies, das er unterirdisch verlässt, um in Armenien wieder zu Tage zu treten.[3] Nach der Kirchengeschichte des Philostorgius entspringt der Tigris im Hyrkanischen See, den G. R. Driver 1921 mit Vorbehalten mit dem Vansee (in Urartu) identifizierte.[4] In Cordiaea, gegenüber von Syrien, münden zahlreiche Nebenflüsse.