Geöffnete Eisenbahn-Drehbrücke und Schleusen am Kanalanfang im Hafen von StraßburgWestlicher Tunnelmund bei Arzviller, rechts das Gleis der Treidelbahn, links der Tunnel der Bahnstrecke Paris–StrasbourgUnterirdischer Kanal von Arzviller (dt. Arzweiler) und Hommarting, Schnitte (1871)Östlicher Tunnelmund bei Arzviller mit Gleis der Treidelbahn
Der Kanal ist vom Typus her ein doppelter Wasserscheidenkanal. Er hat heute eine Länge von 293Kilometern[1] und verfügt über insgesamt 154 Schleusen, ausgebaut für Schiffe der Normgröße Freycinet. Er besteht aus folgenden Teilabschnitten:
Westabschnitt von Vitry-le-François bis Toul mit 97 Schleusen. In der Mauvages-Scheitelhaltung erreicht der Kanal eine Höhe von 281Meter. Dieser Abschnitt beinhaltet den 4.880Meter langen Mauvages-Tunnel, durch den Boote und Schiffe ab 1887 von zwei dampfbetriebenen Kettenschleppschiffen,[3] seit 1912 von einem elektrischen Kettenschlepper gezogen werden.[4] Ein weiterer Tunnel auf diesem Streckenabschnitt ist der Tunnel von Foug, mit einer Länge von 866Metern.
Der ursprüngliche Mittelteil des Kanals zwischen Toul und Frouard wurde stillgelegt und durch die kanalisierte Mosel ersetzt. Dieser Abschnitt zählt heute offiziell nicht mehr zum Kanal.
Ostabschnitt von Frouard bis Straßburg mit 57 Schleusen. Mit der Vogesen-Scheitelhaltung überwindet der Kanal eine Höhe von 267 Meter und hat zwei Tunnel von 480 und 2.310Metern Länge bei Niderviller und Arzviller. Diese können die Schiffe heute mit eigener Kraft durchfahren (Einbahnregelung). Von 1930 bis 1977 waren zum Treideln dort zunächst elektrische Zugmaschinen und später eine Treidelbahn mit Elektrolokomotiven im Einsatz.[5] Der Aufstieg zur Scheitelhaltung erfolgt über die Schleuse Réchicourt-le-Château, kurz hinter dem Tunnel von Arzviller führt das Schiffshebewerk Saint-Louis/Arzviller wieder hinunter in das Tal der Zorn. Die Wasserversorgung der Vogesen Scheitelstrecke erfolgt hauptsächlich durch die Saar. Im Hafen von Hesse kann man einen der künstlichen Zuflüsse sehen. Im Sommer wird Wasser aus den Seen von Gondrexange und Stock hochgepumpt.[6]
Tunnel de Mauvages, westlicher Tunnelmund
Tunnel de Foug
Untertor der Schleuse Réchicourt-le-Château – rechts oben und unten endeten die Treidelbahngleise
Geschichte
Schräg-Schiffshebewerk Saint-Louis/Arzviller
1827 erstelle der Ingenieur M. Brisson einen Plan zur Verbindung von Marne und Rhein. Die Arbeiten begannen kurz darauf, wurden allerdings 1844 unterbrochen, weil das Parlament keine Mittel für den Weiterbau bewilligte. Erst 1846 wurde der Bau wieder aufgenommen. 1853 wurde der Kanal eröffnet. 1855 war der Abschnitt zwischen Vitry-le-François und Nancy in normaler Benutzung, der Abschnitt von Nancy nach Straßburg wurde provisorisch befahren. Dies hatte Auswirkungen auf die Tarife, die staatlich geregelt waren.[7]
Bis 1979 war der Kanal mit 315Kilometern der längste Kanal Frankreichs. In jenem Jahr wurde im Zuge des Ausbaus der Mosel der Kanalabschnitt im Moseltal (zwischen Toul und Frouard) geschlossen und durch die kanalisierte Mosel ersetzt. Seither hat der befahrbare Kanal nur mehr eine Länge von 293Kilometern.
In den Jahren 1964 bis 1969 wurde durch Bau des Schrägschiffshebewerks Saint-Louis/Arzviller die Schleusentreppe Arzviller mit siebzehn Schleusen abgekürzt. Die zwischen 1960 und 1965 gebaute Schleuse Réchicourt-le-Château, die mit einer Höhendifferenz von bis zu 16,10Meter die höchste französische Schleuse in einem Freycinet-Kanal ist, ersetzte eine weitere Schleusentreppe mit sechs Schleusen.
Wirtschaftliche Bedeutung
Heute hat der Gütertransport aufgrund der Vielzahl der Schleusen auf dem Kanal und ihren geringen Abmessungen keine Bedeutung mehr. Der Wasserweg wird jedoch intensiv für den Wassertourismus mit Sport- und Hausbooten genutzt. Entlang des Kanals haben sich Sportboot-Verleiher angesiedelt. Die Stadt Toul hat seit 2011 ihren Hafen ausgebaut und das Qualitätslabel „Pavillon Bleu“ erhalten. Sie hat auch den wirtschaftlichen Nutzen für die Stadt untersucht: Jeder Tourist auf einem Hausboot gibt im Schnitt 44 € in den Geschäften der Stadt pro Tag aus.[8]
Der Treidelpfad am Kanal ist im Elsass (Département Bas-Rhin) von den Vogesen bis nach Straßburg zu einem stark frequentierten Radweg ausgebaut.[9]
Kombinierte Kanal- und Eisenbahnbrücke über die Meurthe
Kanalverzweigung in Toul: geradeaus der stillgelegte Abschnitt in Richtung Frouard, rechts abzweigend der neue Kanal zur Mosel
Treidelbahn
Ehemalige AEG-Treidellokomotive des Canal du Rhône au Rhin in Saverne
Bis 1930 wurde auf dem Kanal mit Pferden, von da an zunehmend elektrisch getreidelt.[10] In einer Übergangszeit herrschte teilweise Mischbetrieb der beiden Treidelarten. Während westlich von Nancy schienengebundene Treidelbahnen gebaut wurden, wurden die Schiffe von dort bis Niderviller von unter Oberleitungen elektrisch betriebenen Zugmaschinen gezogen. Erst in den 1950er Jahren wurden diese durch auf Gleisen laufende Treidellokomotiven ersetzt. Auf dem Abschnitt im Industriegebiet im Osten Nancys kamen Schleppschiffe zum Einsatz.[5]
Die Treidelbahn im Westabschnitt wurde von der Compagnie Générale de Traction sur les Voies Navigables (C.G.T.V.N.) betrieben und hatte 1000mm Spurweite, die Bahn im Ostabschnitt zwischen Niderviller und Straßburg von der Traction de l’Est (TE)[11] mit einer Spurweite von 600mm. Die TE-Bahn hatte für diesen Zweck zehn zweiachsige Lokomotiven mit einem Endführerstand, der Zughaken für das Seil befand sich auf dem flachen Vorbau. Die Lokomotiven waren in der Regel zu zweit unterwegs und bewegten jeweils einen Schleppverband aus maximal fünf 350-Tonnen-Schiffen. In der Mitte der Strecke wurden die Zugseile und die Schleppverbände zwischen den Lokomotiven getauscht, die dann in Gegenrichtung weiterfuhren.[12]
Nachdem 1964 die neue Schleuse Réchicourt-le-Château in Betrieb ging, wurde die Treidelbahn dort unterbrochen. Die Gleise beider Ebenen endeten fortan an deren westlicher Mauer. 1970 wurde der Treidelbetrieb aufgegeben.[13]
Sonstiges
TGV-Triebkopf im Kanal bei Eckwersheim
Am 14. November 2015 entgleiste ein TGV-Testzug bei Eckwersheim nahe Straßburg an einer Brücke der Eisenbahn-Neubaustrecke LGV Est européenne über den Kanal. Ein Triebkopf stürzte ins Kanalbett, der Unfall forderte mehrere Todesopfer.[14][15]
→ Hauptartikel: Eisenbahnunfall von Eckwersheim
Im Sommer 2022 musste die Verwaltung der Kanäle, Voies Navigables de France (Schifffahrtswege Frankreichs), Teile des Kanals in der Umgebung von Toul wegen Wassermangels sperren.[16]
Literatur
A. Hess:Der Rhein-Marne-Kanal.In:Allgemeine Bauzeitung, Jahrgang 1871, XXXVI. Jahrgang, S. 80–104, 137–174 (Text); 13–20 (Pläne). (Online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/abz.
Henri Rebsamen: Schiffahrt auf dem Marne-Rhein-Kanal. In: Otto Schlaginhaufen et al. (Red.): Mitteilungen der Geographisch-Ethnographischen Gesellschaft Zürich. Band XXXI., Jahrgang 1930–1931, ISSN1013-8846, S. 21–42.– Digitalisat.
Die Angaben zur Kanallänge beruhen auf den Informationen über den Canal de la Marne au Rhin bei SANDRE (französisch), abgerufen am 1. Dezember 2011, gerundet auf volle Kilometer.
Guide Fluvial Alsace Lorraine. Edtions du Breil, Castelnaudery 2007, ISBN 2-913120-41-5, S.27.
Oskar Teubert: Die Binnenschiffahrt – Ein Handbuch für alle Beteiligten. Band 2, Verlag Wilhelm Engelmann, Leipzig 1918, 4. Teil, Abschnitt III., Schiffszug. 4.Das Schleppen an der Kette oder am Seil, S. 268–287.
Gérard Bianchi:Les Cahiers du Musée de la Batellerie. La traction mécanique sur berge en France. Association des amis du Musée de la Batellerie, Conflans-Sainte-Honorine 2015, ISBN 2-909044-69-6, S.43.
Guide Fluvial Alsace Lorraine. Éditions du Breil, Castelnaudery 2007, ISBN 2-913120-41-5, S.18.
Ernest Grangez: Precis Historique et Statistique des Voies Navigables de la France (1855) (Kompendium der Schifffahrtsstraßen Frankreichs), Librairie de la Centrale de Napoléon, Paris 1855, Reprint Kessinger Publishing 2010, ISBN 978-1-162-41741-7, S. 377ff
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