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Der Memmert ist eine ostfriesische Insel südwestlich von Juist und östlich von Borkum an der Osterems in Ostfriesland (Niedersachsen). Die Insel hat eine Fläche von 5,17 Quadratkilometern und wird nur von einem Vogelwart bewohnt.

Memmert
Memmert, 2010
Memmert, 2010
Memmert, 2010
Gewässer Nordsee
Inselgruppe Ostfriesische Inseln
Geographische Lage 53° 38′ 17″ N,  53′ 3″ O
Lage von Memmert
Lage von Memmert
Länge 3 km
Breite 2 km
Fläche 5,17 km²
Höchste Erhebung Kreuzdüne
8 m ü. NHN
Einwohner (1)
<1 Einw./km²
Karte mit Memmert südwestlich von Juist
Karte mit Memmert südwestlich von Juist
Karte mit Memmert südwestlich von Juist
Lage von Memmert innerhalb der Ostfriesischen Inseln
Lage von Memmert innerhalb der Ostfriesischen Inseln

Name


Die Bedeutung des Namens „Memmert“ ist unsicher. Auf alten Karten wird die Insel als „de Meem“ bezeichnet. Möglicherweise wurde „Memmert“ vom Eisheiligen Mamertus abgeleitet, nach dem angeblich ein Schiff benannt war, das auf der Insel strandete.


Ausflugsfahrten nach Memmert


Die Vogelschutzinsel befindet sich im Nationalpark Niedersächsisches Wattenmeer und beheimatet neun Monate im Jahr einen Vogelwart, der sich um die einheimischen Vögel kümmert sowie weiteren Aufgaben nachkommt[1]. Memmert ist in seiner Abgeschiedenheit ein Paradies für Zugvögel auf dem Weg gen Süden sowie für die einheimischen Vögel in der Region Wattenmeer eine sichere Bleibe[1].

Ab Juist wurden jährlich im August und September Ausflugsfahrten zur Vogelschutzinsel Memmert angeboten.[2] Diese Exkursionen wurden vom Team des Nationalpark-Haus Juist organisiert und durchgeführt.[3] Der Vogelwart auf der Insel Memmert führt die Besuchergruppen dann über die Insel. Um Memmert und seine tierischen Bewohner zu schützen, sind nur wenige Fahrten pro Jahr möglich[4].

Im Jahr 2022 werden aufgrund der Stilllegung des Ausflugsschiffes „Wappen von Juist“ und dem Fehlen einer geeigneten Alternative (da es auf der Vogelschutzinsel keinen Hafen gibt, muss das Schiff auf Sand auflaufen und die Teilnehmenden an einer solchen Tour müssen über die Bordwand springen) keine Fahrten nach Memmert ab Juist angeboten[2].


Geschichte


Memmert wurde 1650 zum ersten Mal als Sandbank erwähnt, „die nicht mehr bei einer gemeinen Flut unterläuft und stellenweise Bewuchs trägt“ (Hochsand). Bis in die 1950er Jahre wurde die Insel umgangssprachlich „Memmertsand“ genannt, was ausdrücken sollte, dass es sich jahrhundertelang um eine Sandbank handelte.

Memmert gehört heute zum Landkreis Aurich in Niedersachsen. Die Insel ist ein so genanntes gemeindefreies Gebiet (Schlüssel: 03 4 52 501) sowie eine Gemarkung.


Die Zeit bis 1973


Der von der Nachbarinsel Juist stammende Lehrer Otto Leege (1862–1951) gilt als „Vater“ des Memmert. Der gebürtige Uelser übernahm im Jahr 1882 auf Juist eine Lehrerstelle. 1888 betrat er Memmert zum ersten Mal[4].

Von Juist aus wurden zu dieser Zeit auf Memmert Vogeljagden unternommen. Eiersammler der benachbarten Inseln plünderten jährlich fast alle Gelege der Silbermöwe, der Austernfischer und der verschiedenen Seeschwalbenarten[4]. Nach einer solchen Jagd konnte Leege 1906 beim Besuch der Insel praktisch keinen unversehrten Vogel mehr auf Memmert auffinden. Viele Kadaver von Altvögeln und verhungerten Jungvögeln lagen zwischen Patronenhülsen, angeschossene Vögel liefen in den Dünen umher.

Durch die Initiative des „Deutschen Vereins zum Schutze der Vogelwelt“ wurde Memmert durch einen Erlass des preußischen Ministers für Landwirtschaft, Domänen und Forsten in Berlin am 31. Juli 1907 zur Vogelkolonie erklärt.[5] Otto Leege wurde vom Verein zum Bevollmächtigten bestellt. Wegen seiner zahlreichen Studien zur Botanik und Pflanzensoziologie, Zoologie und Ornithologie, Geschichte und Geologie erhielt er von der Universität Göttingen die Ehrendoktorwürde der Philosophie. Die Naturforschende Gesellschaft in Emden ernannte ihn 1932 zum Ehrenmitglied ebenso die Gesellschaft für bildende Kunst und vaterländische Altertümer zu Emden. 1942 wurde er mit der Goethe-Medaille für Kunst und Wissenschaft ausgezeichnet.

Die erste Hütte wurde 1908 auf der Insel gebaut. Ein erster Vogelwärter von Juist bewachte die Insel. Durch Dünenabbrüche mussten in den Jahren 1924, 1957 und 1971 neue Häuser an verschiedenen Stellen gebaut werden, bevor die jeweiligen Vorgängerbauten durch die Stranderosion unterspült wurden. Das Fundament des Hauses von 1957, erbaut auf einer Betonplattform auf Stahl- und Betonständern für eine Küstenbatterie im Ersten Weltkrieg, stand bis etwa 2017 am Strand bzw. im Watt von Memmert und konnte mit einem Fernglas von Juist, Borkum und vom Festland aus gesehen werden. Die Betonkonstruktion stand einmal mitten in den Dünen, zuletzt aber 250 Meter von den Dünen entfernt im Watt.[4]

Student Ernst Schäfer mit Seehund;
Foto von Wilhelm Pietzsch, 1930
Student Ernst Schäfer mit Seehund;
Foto von Wilhelm Pietzsch, 1930
Küstenlinie der Vogelschutzinsel
Küstenlinie der Vogelschutzinsel

Die Insel wurde ab 1908 sporadisch, ab 1921 dauernd, von einem Vogelwart bewohnt[4]. Der erste ständige Vogelwärter war der Sohn Otto Leeges, Otto Leege jr. Er blieb mit seiner Familie bis zu seinem frühen Tode 1946 auf der Insel. An ihn erinnert ein mächtiges Holzkreuz (→) auf der danach benannten „Kreuzdüne“, die mit acht Metern über Normalnull die höchste Erhebung der Insel ist.[6] Die Arbeit auf der Insel wurde zunächst von seiner Frau Therese Leege bis 1956 fortgeführt.

Ihr Schwiegersohn Gerhard Pundt führte die Arbeit eines Inselvogtes und Vogelwartes ab 1956 weiter. Er lebte mit seiner Frau Klara (geb. Leege, Tochter von Otto Leege jr. und Therese) und den drei Kindern bis 1973 auf der Insel. Er führte aktiv Arbeiten zum Insel- und Dünenschutz aus, wobei sich dies angesichts des Naturschutzgebietscharakters der Insel auf Sandfangzäune und Helmpflanzungen beschränkte. Diese konnten jedoch die massiven Einbrüche der Nordsee ab dem Ende der 1960er Jahre nicht aufhalten. Die Abbrüche lassen sich heute ermessen, wenn man die nach wie vor stehende Fundamentplatte am Weststrand (Blickrichtung Borkum) betrachtet, die weit vor den jetzt noch existierenden, kleinen Randdünen steht. Hier befand sich bis 1970 das Wohnhaus der Familie Pundt – heute steht die Fundamentplatte auf mehreren Pfeilern etwa 200 m in der See. Sie war früher von einer Warft umgeben, ihr vorgelagert war das ältere Wohnhaus Leeges, noch weiter westlich stand ein Schuppen, diesem vorgelagert waren hohe, schutzbietende Dünen und ein verhältnismäßig breiter Strand. Der Strand ist aufgrund von Strömungsverlagerungen der Osterems wesentlich schmaler geworden und bringt dementsprechend kein Nachschubmaterial für neue Dünen mit. Als Folge ist die Westdünenkette im Laufe der 1970er, 1980er und 1990er Jahre bis auf den noch verbliebenen relativ geringen Nordteil vollständig durch die See zerstört worden. Das neue Wohnhaus der Insel Memmert wurde 1971 in den nach wie vor als sicher geltenden Norddünen errichtet. Diese stellen heute gleichwohl die einzigen noch verbliebenen hohen Dünen der Insel dar, der Rest der Insel ist bei höher auflaufenden Fluten der Überschwemmung ausgeliefert.[4]

Blick auf Memmert von Nordwesten, mit der alten Stahlbetonplattform für eine Küstenbatterie, vor dem 2. Weltkrieg gebaut, am rechten Bildrand (2007)

Die Zeit ab 1973


Wohnhaus des Vogelschutzwartes
Wohnhaus des Vogelschutzwartes

Pundts Nachfolger wurde 1973 Reiner Schopf, er begann seinen Dienst beim damaligen „Bauamt für Küstenschutz“ in Norden als Inselvogt der Insel Memmert. Schopf lebte dort 30 Jahre und sechs Monate lang, nur durch gelegentliche Urlaube unterbrochen, bis zum August 2003 und verließ die Insel aus Altersgründen. Schopf hatte erheblichen Anteil daran, die Insel wirksam vor Störungen durch Jäger, Eiersammler, Reusensteller, Touristen und Wassersportler zu schützen. Er legte sich auch öffentlich mit den vermeintlich „Betretungsberechtigen“ und der Nationalparkverwaltung an, die nach seinem Dafürhalten nicht genug gegen gemeldete Störungen und Beeinträchtigungen von Brut- oder Rastvögeln unternahm. Auf der Nachbarinsel Juist hielt Schopf in der Tourismussaison regelmäßig Vorträge über den Küstenvogelschutz und die Nutzungskonflikte im Wattenmeer.

Nordwestteil von Memmert mit den beiden Gebäuden, 2010
Nordwestteil von Memmert mit den beiden Gebäuden, 2010

Schopfs Nachfolger wurde 2003 Enno Janßen, Mitarbeiter des Niedersächsischen Landesbetriebes für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN) in Norden[1]. Er wohnt etwa neun Monate lang auf der Insel, und zwar jeweils von März bis November. Das Vogelwärterhaus auf der Kreuzdüne wurde 2003 völlig renoviert und mit einer Photovoltaikanlage ausgestattet. Der NLWKN unterhält das Reetdachhaus von 1971 für den jeweiligen Inselvogt, zu dessen Aufgaben die alljährliche Brutvogelerfassung, die Verhinderung von Störungen und das Absammeln von Müll gehören[1].


Naturschutz


Die Insel ist seit 1924 staatliches Naturschutzgebiet[1]. Seit 1986 gehört Memmert zur Schutzzone I im Nationalpark Niedersächsisches Wattenmeer. Die Insel darf ohne schriftliche Genehmigung der Nationalparkverwaltung in Wilhelmshaven nicht betreten werden. Lediglich nach der Brutsaison werden ab August Fahrten von Juist mit einer Führung auf der Insel für eine begrenzte Personenzahl durch den Nationalparkwart angeboten.[7]


Fauna


Löffler
Löffler

Memmert ist neben Norderoog, Trischen, Süderoog, Nigehörn, Scharhörn, Mellum und Minsener Oog im deutschen Wattenmeer sowie den Westfriesischen Inseln Rottumerplaat, Rottumeroog und Griend eine der wenigen (von Wärtern abgesehen) unbewohnten Inseln. Hier können auch sehr scheue Vögel weitgehend von Menschen ungestört brüten und rasten. Hier ist einer der wenigen Brutplätze des Löfflers in Deutschland, der hier 1996 zum ersten Mal erfolgreich brütete. Memmert verfügt über eine große Brutkolonie der Heringsmöwe (Larus fuscus).

Auf der Billdüne brüten Kormorane als Bodenbrüter. Alle Seeschwalbenarten haben in unterschiedlicher Häufigkeit auf der Insel gebrütet. Die Insel ist ebenfalls Brutplatz der Löffelente, der Eiderente, der Kornweihe und verschiedener Watvogelarten. Allerdings ist der Brutplatz nur begrenzt:

Die Insel ist circa 620 Hektar groß (Fläche über dem mittleren Tidehochwasser, mTHw), davon bestehen rund 200 Hektar aus Grünland, von dem nur 150 Hektar nicht vom Springtiden-Hochwasser betroffen sind, das heißt nur diese 150 Hektar können ohne Überflutungsgefahr als Brutplätze genutzt werden.


Seezeichen


Memmertfeuer auf Juist
Memmertfeuer auf Juist

Am 31. August 1900 wurde eine Bake errichtet, die aber schon im folgenden Jahr durch eine Sturmflut zerstört wurde. Neue Baken wurden in den Jahren 1901, 1910 und 1931 aufgestellt. Die letzte fiel im Winter 1936/1937 einer Sturmflut zum Opfer. Seit 1932 wird das alte, 14 Meter hohe und ölbetriebene Ostmolenfeuer von Emden verwendet.

1939 wurde in den Dünen ein neuer Leuchtturm gebaut und erstmals eine inzwischen defekte Stromleitung nach Memmert verlegt. Der Leuchtturm ist seit 1986 nicht mehr in Betrieb. Durch Dünenerosion stand er 1986 im Wasser, seine Optik wurde 1990 abgebaut. Seit 1992 befindet sich die Laterne des Memmerter Leuchtfeuers in einem eigens dafür neu errichteten Turm im Juister Hafengelände, ohne eine Funktion für die Schifffahrt auszuüben. 2002 riss das Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt Emden vor Memmert auch den Sockel des Leuchtturms ab, der schon längst freigespült in der Brandung stand.


Sonstiges


In der Nacht vom 21. zum 22. September 1931 kam es im Haaks-Gat vor Memmert zu einem Schiffsunglück, als das Motorboot Annemarie, auch Annamarie geschrieben, mit 19 Personen an Bord, überwiegend meist junge Borkumer Turner, die am Juister Turnfest teilgenommen hatten, auf Grund lief. Die Notraketen waren durchnässt und damit nicht funktionstüchtig. Das Schiff wurde nach und nach durch die Brandung zertrümmert. Schließlich gelang es einem der Insassen, nach Memmert zu schwimmen. Von dort aus wurden die Seenotretter von Juist alarmiert, die noch eine Person lebend aus dem Wrack bergen konnten. Zwei weitere Überlebende wurden von Fischern aus dem Meer gerettet, die übrigen 15 Insassen ertranken. Zur Erinnerung an die Opfer der Katastrophe wurde auf Memmert ein Holzkreuz errichtet, das mittlerweile seinen Platz auf Borkum beim Alten Leuchtturm hat.[8]


Literatur




Wiktionary: Memmert – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
Commons: Memmert – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise


  1. Die Vogelinsel Memmert | Nds. Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz. Abgerufen am 9. August 2022.
  2. Keine Nationalpark-Erlebnisfahrten zur Vogelinsel Memmert in 2022 | Nationalpark Häuser- und Zentren Niedersächsisches Wattenmeer. Abgerufen am 9. August 2022.
  3. Vogelinsel Memmert – ein Kleinod im Weltnaturerbe Wattenmeer | Exkursion mit dem Schiff, abgerufen am 16. August 2022, auf nationalpark-wattenmeer-erleben.de
  4. Mein Töwerland - Alles zum Töwerland. Abgerufen am 9. August 2022.
  5. Vogelfreistätten an der Nordseeküste. In: Dresdner neueste Nachrichten. 4. Juni 1909, abgerufen am 1. November 2021.
  6. Rolf Niedringhaus: Die Flora und Fauna der Ostfriesischen Inseln, Memmert. Carl-von-Ossietzky-Universität Oldenburg, Fakultät V, Institut für Biologie und Umweltwissenschaften. 10. März 2011. Abgerufen am 18. Dezember 2012.
  7. Termine der Fahrten zur Vogelinsel Memmert 2019, abgerufen am 9. Mai 2019.
  8. Das Unglück der Annemarie. (Memento vom 31. Dezember 2008 im Internet Archive)
westlich davonOstfriesische Inselnöstlich davon
KachelotplateMemmertJuist

На других языках


- [de] Memmert

[en] Memmert

Memmert is a small East Frisian island off the northern coast of Germany, with an area of 5.2 square kilometres (2.0 sq mi).[1] Memmert is uninhabited, with only one house on the island for wildlife-spotting purposes.[2] Occasionally, some guests from the neighboring islands visit Memmert for recreation. Memmert is officially a wildlife protected area.

[es] Memmert

Memmert es una isla ubicada en el mar del Norte perteneciente al distrito de Aurich al norte del estado federal de Baja Sajonia (Alemania), la isla tiene una superficie de cerca de 6,20 km² - se ubica al sur de la gran isla de Juist y al este de Borkum en el Osterems.

[fr] Memmert

Memmert est une des Îles de la Frise-Orientale au sud de Juist d'environ 5 km². L'îlot est inhabité et zone de protection des oiseaux. Memmert appartient comme territoire non-organisé à l'arrondissement d'Aurich au Land de Basse-Saxe.

[it] Memmert

Memmert è una delle isole Frisone Orientali sulla costa tedesca del Mare del Nord. L'isola, territorio extracomunale, fa parte del distretto di Aurich nel Bundesland (stato federale) della Bassa Sassonia. Copre un'area di 5,17 km².

[ru] Меммерт

Меммерт (нем. Memmert) — небольшой остров у североморского побережья Германии, площадью 5,2 км²[1]. Меммерт необитаем, но на острове есть дом для наблюдения за природой[2]. Некоторые жители соседних островов посещают остров для отдыха. Меммерт официально является охраняемой территорией дикой природы.



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