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Die Ostfriesischen Inseln sind eine Gruppe deutscher Nordseeinseln. Sie liegen aufgereiht vor der niedersächsischen Festlandsküste, entlang der Ostfriesischen Halbinsel. Die Inselgruppe erstreckt sich über rund 90 Kilometer Länge von West nach Ost zwischen den Mündungen von Ems und Jade beziehungsweise der Weser, und zwischen 3,5 und 10 Kilometer dem Festland vorgelagert. Zwischen den Inseln und dem Festland befinden sich ausgedehnte Wattbereiche, sie nehmen eine größere Fläche ein als die Inseln selbst. Den Inseln vorgelagert liegt das Küstenmeer. Die Inseln, das umgebende Watt sowie das Küstenmeer (Naturschutzgebiet „Küstenmeer vor den ostfriesischen Inseln“) stehen in einer engen ökologischen Beziehung. Die Inselgruppe ist Teil des größten Wattenmeeres in der Nordsee und umfasst etwa fünf Prozent des Nationalparks Niedersächsisches Wattenmeer. Naturräumlich stellen die Ostfriesischen Inseln die Haupteinheit 613 dar.[1]


Gliederung


Die flächenmäßig größte ist die westlichste Insel Borkum, die weiteren bewohnten Inseln sind von West nach Ost: Juist, Norderney mit der größten Stadt auf den Inseln, Baltrum, Langeoog, Spiekeroog und Wangerooge. Ferner gibt es noch sechs weitere, kleine, unbewohnte Inseln: Lütje Hörn östlich und die Brauerplate nördlich von Borkum, Memmert und die Kachelotplate südwestlich von Juist, Minsener Oog[2] als aufgespülte Insel südöstlich von Wangerooge sowie Mellum am östlichen Rand der Inselkette, die nach der Abgrenzung durch das Bundesamt für Naturschutz nicht mehr zu den Ostfriesischen Inseln gehört, sondern zu den Watten im Elbe-Weser-Dreieck.[3] Westlich von Borkum schließen sich die zu den Niederlanden gehörenden Westfriesischen Inseln an.

Die Kette der Ostfriesischen Inseln ist dem Land Niedersachsen vorgelagert

Übersicht der Inseln und Sandplaten


In der folgenden Tabelle sind grundlegende Informationen über die Inseln und Sandplaten zu finden. Hellgelb hervorgehoben sind dabei die unbewohnten und nicht inkommunalisierten Sandplaten.

Insel/Sandplate Wappen Gemeinde Landkreis Landfläche
in km² (2004[4]/2009[5])
Abstand zum Festland
in km (2004)[4]
Bevölkerung
(Stand: 31. Dezember 2021)
Bevölkerungsdichte
pro km²
Karte
Borkum Stadt BorkumLeer30,97[5]10,55008162
Bant untergegangene Insel
Brauerplate nicht inkommunalisiert18,4unbewohnt
Kachelotplate nicht inkommunalisiert1,7217,1unbewohnt
Lütje Hörn Insel Lütje Hörn1Leer0,31[5]12,5unbewohnt
Memmert Nordseeinsel Memmert1Aurich5,17[5]13unbewohnt 2
Juist JuistAurich16,43[5]8151592
Buise untergegangene Insel
Norderney Stadt NorderneyAurich26,29[5]35969227
Baltrum BaltrumAurich6,5[5]4,559892
Langeoog LangeoogWittmund19,67[5]5179291
Spiekeroog SpiekeroogWittmund18,25[5]6,579444
Wangerooge WangeroogeFriesland7,94[6]6,51202151
Minsener Oog
künstlich aufgespült
WangeroogeFriesland2,2[4]3,5unbewohnt
Mellum3 nicht inkommunalisiert4,9[4]6unbewohnt
Ostfriesische Inseln   (nur bewohnte Inseln) 126,05 16.878 129
1 Gemeindefreies Gebiet
2 Allerdings ist Memmert jedes Jahr etwa von März bis Oktober von einem Vogelwart „bewohnt“, der dort eine Dienstwohnung bezieht.
3 östlich der Außenjade, nach der Abgrenzung durch das Bundesamt für Naturschutz nicht mehr zu den Ostfriesischen Inseln gehörig, sondern zu den Watten im Elbe-Weser-Dreieck.[3]

Entstehung und Aufbau


Die Ostfriesischen Inseln, von Spiekeroog (unten) bis Borkum (oben)
Die Ostfriesischen Inseln, von Spiekeroog (unten) bis Borkum (oben)

Die Inseln verfügen zur Seeseite hin über Sandstrände. Im Inneren bestehen sie aus Dünenbildungen verschiedenen Alters, während sie zur Festland zugewandten Seite hin in Salzwiesen zum Watt übergehen. Nach der heute favorisierten „Platen-Hypothese“ sind die heutigen Inseln einzig das Ergebnis von Meeresablagerungen durch die Kräfte von Strömungen, Seegang und Wind, sowie Sturmfluten. „Geestkerne“ wie die Nordfriesischen Inseln besitzen sie nicht (mehr). Soweit vorhanden, wurden Geestkerne nacheiszeitlich im jüngeren Atlantikum und im Subboreal (vor 2000 bis 5000 Jahren) von marinen Sedimenten überdeckt.

Durch die zwischen den Inseln liegenden Seegatten strömt das Wasser gezeitenbedingt an den Inseln vorbei auf die Watten und wieder zurück auf die See. In diesen Tiderinnen sind die Gezeitenströmungen sehr stark. Auf Grund der vorherrschenden Hauptströmung von West nach Ost nagt das Wasser an den Westseiten der Inseln, während sich am Osten Sand ablagert. Dies führte über Jahrhunderte dazu, dass Siedlungen an der Westseite aufgegeben wurden und Neubauten im östlichen Bereich entstanden. Durch Befestigungen der Inseln konnte diese Wanderung im Laufe des 20. Jahrhunderts stark gebremst werden. Einzelne Sandbänke wandern heutzutage noch jährlich rund hundert Meter. Gegenwärtig beträgt die Ostbewegung der Inseln noch einige Meter pro Jahr, wobei einige Inseln mehr wandern als andere (beispielsweise Spiekeroog kaum, Wangerooge dagegen mehr).

Memmert, Lütje Hörn, Mellum und Minsener Oog sind unbewohnt. Die letztere wurde erst Anfang des 20. Jahrhunderts zum Schutz der Fahrrinne der Jade nach Wilhelmshaven künstlich angelegt. Die Kachelotplate zwischen Borkum und Juist ist eine Sandbank.

Die Inseln Norderney, Baltrum, Langeoog, Spiekeroog und Wangerooge sind während der Ebbe per Wattwanderung vom Festland aus erreichbar. Bei Niedrigwasser fällt das Watt mit Ausnahme einiger Fahrwasser (Priele) bis zum Festland trocken.

Norderney ist das östliche Ende der früheren Insel Buise. Weitere ehemalige ostfriesische Inseln sind Burchana und Bant.


Wirtschaft und Politik


Die Ostfriesischen Inseln sind beliebte Fremdenverkehrs- und Ausflugsziele. Der Hauptwirtschaftszweig aller Inseln konzentriert sich heute nahezu ausschließlich auf den Tourismus. Während der COVID-19-Pandemie in Deutschland wurden die Gefahren aufgezeigt, die entstehen, wenn die Einnahmen aus dem Tourismus ausbleiben.[7] Traditionell wurde dort hauptsächlich Fischfang betrieben. Dieser ist, ebenso wie die früher dort betriebene Landwirtschaft, seit Ende des 20. Jahrhunderts bedeutungslos geworden bzw. fast völlig verschwunden. So wurde die Milchwirtschaft und -verarbeitung auf Norderney 1978 aufgegeben.[8] In geringem Maße wird noch Heu für die zahlreichen Pferde produziert. Ein kleiner parallel zum Tourismus bestehender Wirtschaftszweig ist das Gesundheitswesen mit Reha-Kliniken sowie balneologischen und anderen therapeutischen Einrichtungen.

Die größte Insel, Borkum, musste 1996 mit der Schließung ihres Marinestützpunkts den Verlust von über 20 Prozent ihrer Arbeitsplätze verkraften. Viele Insulaner wurden damals auf andere Bundeswehrstandorte versetzt.

Wangerooge liegt nicht mehr im politischen Ostfriesland, sondern im Oldenburger Friesland, wird aber geographisch zu den Ostfriesischen Inseln gezählt.

Östlich der Ostfriesischen Inseln, der Wesermündung vorgelagert, liegt der Hochsand Hoher Knechtsand, der früher eine Insel war. Weitere niedersächsische, aber nicht mehr zu den Ostfriesischen Inseln gehörige Inseln sind die künstlichen Watteninseln Langlütjen I und II.


Kulturlandschaftsraum


Der Kulturlandschaftsraum Nordseeinseln und Wattenmeer umfasst ein 2750 km² großes Gebiet, in dem die Ostfriesischen Inseln liegen. Diese Zuordnung zu den Kulturlandschaften in Niedersachsen hat der Niedersächsische Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN) 2018 getroffen. Ein besonderer, rechtlich verbindlicher Schutzstatus ist mit der Klassifizierung nicht verbunden.[9]


Merksätze zur Inselreihenfolge


Zum Einprägen der Reihenfolge der Inseln haben sich im Laufe der Zeit einige Merksätze, auch Eselsbrücken genannt, eingebürgert. Jeder Anfangsbuchstabe der Wörter steht für eine der Inseln, wobei Juist oft mit dem Buchstaben „I“ veranschaulicht wird. Einer der bekanntesten Merksätze lautet (Reihenfolge der Inseln von Ost nach West):

Welcher Seemann liegt bei Nacht im Bett?“

(Wangerooge – Spiekeroog – Langeoog – Baltrum – Norderney – Juist – Borkum)

Am häufigsten variiert die Bedeutung des Buchstaben „N“: Nanni,[10] Nebel,[11] Nelly,[12] Nina.[13]

Eine neuere Form von West nach Ost und mit korrekter Verwendung aller Buchstaben ist: „Bei jeder Nordseeinsel buddeln lustige Seemänner Wattlöcher!“[14]

Darüber hinaus gibt es eine Vielzahl weiterer Varianten.[15]


Siehe auch



Literatur



Krimis




Wiktionary: Ostfriesische Inseln – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
Wikivoyage: Ostfriesische Inseln – Reiseführer

Einzelnachweise


  1. Emil Meynen, Josef Schmithüsen: Handbuch der naturräumlichen Gliederung Deutschlands. Bundesanstalt für Landeskunde, Remagen/Bad Godesberg 1953–1962 (9 Lieferungen in 8 Büchern, aktualisierte Karte 1:1.000.000 mit Haupteinheiten 1961).
  2. NWZonline.de: Minsener Oog ist nun als Name amtlich, abgerufen am 2. November 2013
  3. Landschaftssteckbrief Watten im Elbe-Weser-Dreieck Jadebusen des Bundesamtes für Naturschutz (Hinweise)
  4. Rolf Niedringhaus, Volker Haeseler, Peter Janiesch: Die Flora und Fauna der Ostfriesischen Inseln – Einführung in das Projekt „Biodiversität im Nationalpark Niedersächsisches Wattenmeer“. Band 11. Schriftenreihe Nationalpark Niedersächsisches Wattenmeer, 2008.
  5. NLS-Online Tabelle Z0000001 Flächenerhebung nach tatsächlicher Nutzung. Landesbetrieb für Statistik und Kommunikationstechnologie Niedersachsen (LSKN). 1. Januar 2009. Abgerufen am 22. August 2011.
  6. Wert aus Abschnitt Fläche im Artikel Wangerooge
  7. Deutsche Welle: Ostfrieslands Inseln im Corona-Schlaf. Abgerufen am 6. April 2021.
  8. Hans-Helmut Barty: Norderney, Chronik einer Insel (1978). Abgerufen am 6. April 2021.
  9. Christian Wiegang: K01 Nordseeinseln und Wattenmeer in: Kulturlandschaftsräume und historische Kulturlandschaften landesweiter Bedeutung in Niedersachsen. Landesweite Erfassung, Darstellung und Bewertung, Hannover, 2019, S. 20–23
  10. Die ostfriesischen Inseln. In: Norderney Nordsee-Magazin. 31. März 2010, abgerufen am 16. April 2019 (deutsch).
  11. Neue ffn-Eselsbrücke für die niedersächsischen Nordseeinseln. Abgerufen am 16. April 2019.
  12. Uta Jentjens: Welcher Seemann liegt bei Nelly im Bett???? In: Juist Blog. 29. August 2014, abgerufen am 16. April 2019 (deutsch).
  13. Rolf Waldvogel: Über Eselsbrücken musst du gehen. Abgerufen am 16. April 2019.
  14. Neuer Merkspruch für die 7 Ostfriesischen Inseln. Abgerufen am 16. April 2019.
  15. Die Ostfriesischen Inseln - Eselsbrücken und Merksätze. Abgerufen am 16. April 2019.


На других языках


- [de] Ostfriesische Inseln

[en] East Frisian Islands

The East Frisian Islands (German: Ostfriesische Inseln, West Frisian: Eastfryske eilannen, Saterland Frisian: Aastefräiske Ailounds) are a chain of islands in the North Sea, off the coast of East Frisia in Lower Saxony, Germany. The islands extend for some 90 kilometres (56 mi) from west to east between the mouths of the Ems and Jade / Weser rivers and lie about 3.5 to 10 km offshore. Between the islands and the mainland are extensive mudflats, known locally as Watten, which form part of the Wadden Sea. In front of the islands are Germany's territorial waters, which occupy a much larger area than the islands themselves. The islands, the surrounding mudflats and the territorial waters (The Küstenmeer vor den ostfriesischen Inseln nature reserve) form a close ecological relationship. The island group makes up about 5% of the Lower Saxony Wadden Sea National Park.

[es] Islas Frisias orientales

Las islas Frisias orientales (en alemán, Ostfriesische Inseln) constituyen una cadena de islas ubicadas en el mar del Norte, frente a las costas del estado federado de Baja Sajonia, Alemania, de cuyo término estatal forman parte.[1][2]

[fr] Îles de la Frise-Orientale

Les îles de la Frise-Orientale (all.:Ostfriesische Inseln) sont un archipel côtier allemand de la mer du Nord qui fait partie du chapelet des îles de la Frise. L'archipel est situé devant la côte de la Basse-Saxe entre les embouchures de l'Ems et de la Weser, l'espace marin entre le continent et les îles constitue la mer des Wadden.

[it] Isole Frisone Orientali

Le isole Frisone Orientali sono un gruppo di isole del mare del Nord situate a circa 5–10 km dalla costa della Bassa Sassonia in Germania in un'area lunga circa 90 km compresa fra gli estuari dei fiumi Jade ed Ems. Le isole maggiori, tutte abitate sono 7, da ovest a est: Borkum, Juist, Norderney, Baltrum, Langeoog, Spiekeroog e Wangerooge. Vi sono poi alcuni isolotti disabitati, alcuni dei quali hanno origine artificiale, ad esempio l'isola di Minsener Oog fu costruita all'inizio degli anni venti per riparare il corridoio navigabile verso Wilhelmshaven. Il banco di sabbia di Kachelotplate tra Borkum e Juist non viene più inondato dalle maree e dal 2004 è considerato un'isola. Altre isole disabitate sono Memmert a sud di Juist, Mellum ad est di Wangerooge e la piccola isola di Lütjehörn, ad est di Borkum che rischia costantemente di essere sommersa.

[ru] Восточно-Фризские острова

Восточно-Фризские острова (нем. Ostfriesische Inseln) — цепь островов в Северном море у побережья Восточной Фризии в Нижней Саксонии. Острова вместе с окружающим их морем являются частью (примерно 5 %) Национального парка Шлезвиг-Гольштейнские ватты. Площадь островов составляет примерно 134,35 км², население на 31 декабря 2008 года 16 837 человек.



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