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Die Aleuten ([ʔaleˈuːtn̩] oder [ʔaleˈʔuːtn̩]; auch: Alëuten, englisch Aleutian Islands [əˈljuːʃən ˈaɪləndz], aleutisch Tanam Unangaa, russisch Алеутские острова) sind eine Inselkette zwischen Nordamerika und Asien am Südrand des nordpazifischen Beringmeers.

Aleuten
Satellitenbild der Alaska-Halbinsel und der östlichsten Aleuten-Inseln (Fox Islands)
Satellitenbild der Alaska-Halbinsel und
der östlichsten Aleuten-Inseln (Fox Islands)
Satellitenbild der Alaska-Halbinsel und
der östlichsten Aleuten-Inseln (Fox Islands)
Gewässer Pazifischer Ozean
Geographische Lage 55° 0′ N, 164° 0′ W
Karte von Alëuten
Karte von Alëuten
Anzahl der Inseln über 160
Hauptinsel Unalaska Island
Gesamte Landfläche 17.670 km²
Einwohner 8200 (2012)
Prägend für die Aleuten: Vulkane(hier Mount Cleveland)
Prägend für die Aleuten: Vulkane
(hier Mount Cleveland)
Prägend für die Aleuten: Vulkane
(hier Mount Cleveland)

Geologie


Die Aleuten sind Teil eines der bestausgebildeten Inselbögen der Welt. Der Aleuten- oder Aleuten-Kommandeur-Inselbogen, zu dem auch die westlich benachbarten Kommandeurinseln gehören und der sich als kontinentaler Vulkanbogen in Form der Alaska-Halbinsel nach Osten fortsetzt, ist auf dem nordwestlichen Ausläufer der Nordamerikanischen Platte an der Grenze zur Pazifischen Platte entstanden. Die Pazifische Platte taucht dort nach Nordwesten unter die Nordamerikanische Platte ab (Subduktion), was mit einem aktiven Vulkanismus entlang dem Rand der Nordamerikanischen Platte einhergeht. Die Aleuten und Kommandeurinseln sind damit nichts anderes als ehemalige untermeerische Vulkane, die den Meeresspiegel durchstoßen haben.

Zudem ist die Subduktion der Pazifischen Platte Ursache für eine hohe seismische Aktivität, mit einer Auftretenswahrscheinlichkeit von einem Erdbeben der Magnitude 7,0 (MS) pro Jahr und einer maximalen Magnitude von 8,9 (Spitzenwert im zirkumpazifischen Raum).[1] Die Epizentren flachkrustaler Erdbeben liegen dabei zwischen dem Aleutengraben und den Inseln, die von Erdbeben in mittlerer Krustentiefe liegen auf der zentralen Achse des Inselbogens, Tiefherdbeben ereignen sich dort nicht.[2] Zwei schwerere Beben in den Jahren 1946 (Epizentrum vor Unimak Island, MS um 7,4[3]) und 1957 (Epizentrum vor den Andreanof Islands, MS 8,25[4]) lösten zerstörerische Tsunamis aus, die sich im Nordpazifik ausbreiteten. Der 1946er Tsunami war für die fast vollständige Zerstörung der Hafenstadt Hilo auf Hawaii verantwortlich.[2]


Geographie


Die größtenteils zum US-Bundesstaat Alaska gehörende Inselgruppe erstreckt sich bogenförmig am Südrand des nordpazifischen Beringmeers von der Alaska-Halbinsel über rund 1750 Kilometer Länge in Richtung Westen bis zu den russischen Kommandeurinseln, die den westlichen Ausläufer der Inselkette darstellen und geologisch mit den übrigen Aleuteninseln eine Einheit bilden. Die Kommandeurinseln sind rund 335 Kilometer von Attu, der westlichsten US-amerikanischen Aleuteninsel, entfernt. Zusammen stellen sie die natürliche Abgrenzung zum eigentlichen Nord-Pazifik dar.

Die 162 Inseln der Aleuten sind insgesamt 17.670 Quadratkilometer groß. Obwohl die Aleuten eine durchgehende Reihe bilden, werden sie in mehrere Gruppen unterteilt: die Fox Islands, die Islands of Four Mountains, die Andreanof Islands, die Rat Islands, die Near Islands.

Die meisten Inseln gehören zu den Vereinigten Staaten, nur die westlichste Gruppe, die Kommandeurinseln (Komandorskije ostrowa), gehören zu Russland. Der US-amerikanische Teil gehört größtenteils zum Bezirk Aleutians West Census Area. Nur ein kleiner Teil gehört zum Aleutians East Borough, der auch den westlichen Teil der Alaska-Halbinsel umfasst. Die US-amerikanischen Inseln haben rund 8200 Einwohner (meist Fischer und Pelztierjäger), die zurückgezogen in elf Gemeinden auf nur sieben Inseln leben. Die Hauptinsel ist Unalaska mit dem Hauptort und Flottenstützpunkt Dutch Harbor. Die russischen Komandorski-Inseln bilden den Aleutendistrikt der Region Kamtschatka und haben etwa 600 Einwohner.


Landschaftsbild


Unalaska mit russisch-orthodoxer Kirche
Unalaska mit russisch-orthodoxer Kirche

Die sehr gebirgige Inselkette, die nur eine recht spärliche Vegetation aufweist, ist vulkanischen Ursprungs und gehört zum nördlichen Teil des pazifischen Feuerrings. Höchster Berg ist der 2.857 Meter hohe Shishaldin. Von den etwa 80 Vulkanen sind einige noch heute aktiv. Im Norden fällt das Gelände recht steil in das bis zu 4.096 Meter tiefe Seebecken des Beringmeers ab, im Süden schließt sich der bis zu 7.822 Meter tiefe Aleutengraben im eigentlichen Pazifischen Ozean an.


Klima


Die Inseln liegen zwar ungefähr auf den gleichen Breitengraden wie Norddeutschland, gehören aber zur subarktischen Klimazone. Der von Süden an der Ostküste Japans entlang streichende Meeresstrom Kuroshio führt große Wärmemengen heran. Er spielt damit für die Aleuten eine ähnliche Rolle wie der Golfstrom für Westeuropa.

Es herrscht ein raues, sonnenarmes und sehr feuchtes Klima. Die Niederschlagsmengen auf den Inseln liegen etwa zwischen 500 und 2000 mm pro Jahr, es gibt zwischen 120 und 250 Regentage.

Während im Winter die Tagesdurchschnittstemperaturen zwischen −5 und +2 °C liegen, werden im Sommer Temperaturen von 10 bis 13 °C gemessen.


Pflanzenwelt


Die Vegetation der Aleuten und der vorgelagerten Landzunge Südalaskas wird häufig als Tundra bezeichnet, obwohl dies aufgrund des fehlenden Permafrostbodens nicht korrekt ist. Es handelt sich um baumlose subpolare Wiesen und Heiden mit tundraähnlichem Charakter.[5]

Verbreitet sind Moose, grobes Gras, einige Kräuter, Steinbrechgewächse sowie verkrüppelte Büsche und Fichten. Alle Pflanzen müssen lange Bedeckung durch Schnee und eine kurze, kühle und regenreiche Vegetationsperiode ertragen.


Tierwelt


Seeotter
Seeotter

Der kärgliche Bewuchs mit langer Schneeüberdeckung lässt nur wenige Nager, wie ein geflecktes Murmeltier, Polarfüchse und an Landvögeln Sperber, Finken, zum Beispiel Schwarzstirn-Schneegimpel, und Schnepfenvögel zu. Reich dagegen ist die Zahl der Wassertiere, wie Wale, Seehunde, Seelöwen und Seeotter. Auch die im 18. Jahrhundert ausgerottete Stellers Seekuh und die Aleutische Seerobbe lebten hier. Unter den Wasservögeln sind mehrere Gänse- und Entenarten, Albatros und Kormoran.

Die Wassertiere und Vögel bildeten die Nahrungs- und Bekleidungsgrundlage für die menschliche Besiedlung durch die Aleuten, die sich selbst Unangan oder Unungun, das heißt Menschen, nannten. Später war der Tierreichtum Anlass für die Unterdrückung und Verfolgung der Aleuten durch russische und später amerikanische Pelztierjäger.


Geschichte



Urzeit


Die ältesten Steinwerkzeuge und Reste eingetiefter Hütten stammen von Menschen des Kulturtyps Epigravettien aus der Zeit um 7.000 v. Chr. Eine Zweitbesiedlung der Inselgruppe mit den für Menschen sehr harten Lebensbedingungen fand erst wieder ab 3.000 v. Chr. statt.[6] Die genetisch zur nordostasiatischen Population gehörenden Menschen kamen mit seetüchtigen Booten und steinzeitlichen Jagdwaffen, darunter ein Typ Stabharpunen mit langen schmalen Knochenspitzen und Widerhaken, wie sie auch in Kamtschatka, der Kodiak-Insel und im nördlichen Japan gefunden wurden. Ab 1.000 n. Chr. finden sich kurzschädligere Menschen ungeklärter Herkunft gleicher Lebensweise (siehe dazu auch Aleuten (Volk)).


Russische und amerikanische Periode


Hafen von Unalaska im Sommer 1816 von Ludwig Choris während der Expedition der Rurik gemalt.
Hafen von Unalaska im Sommer 1816 von Ludwig Choris während der Expedition der Rurik gemalt.

Die Aleuten wurden 1741 von Vitus Bering während einer russischen Expedition entdeckt und 1867 mit Alaska an die USA verkauft. Sie waren im 18. und 19. Jahrhundert von asiatischen Pelztierjägern und -händlern bewohnt. Die Nachfahren der vorkolonialen Bevölkerung der Aleuten heißen ebenfalls Aleuten oder Unangan.


Zweiter Weltkrieg


Invasion auf Attu, 1943
Invasion auf Attu, 1943

Im Zweiten Weltkrieg wurden die Inseln Kiska und Attu, die hart umkämpft waren, vom 6. Juni 1942 bis 15. August 1943 von der japanischen Armee in der Schlacht um die Aleuten besetzt. Die verlustreichen Schlachten um die Inseln bezeichnen die US-Amerikaner als The Forgotten War (Der vergessene Krieg). Die Bewohner der Aleuten, die während des Krieges in südlichere US-Landesteile gebracht wurden, durften erst einige Zeit nach Kriegsende wieder zurückkehren.


Atombombentest und Protest


Behälter mit Atomsprengkopf wird in Testschacht gelassen
Behälter mit Atomsprengkopf wird in Testschacht gelassen

Im September 1971 protestierte eine kleine Gruppe von Friedensaktivisten des „Don’t Make a Wave Committee“ mit der Phyllis Cormack nahe der Aleuten-Insel Amchitka. Mit ihrem gewaltlosen Protest versuchte die Gruppe, den US-amerikanischen Atombombentest Cannikin aus der Operation Grommet zu verhindern. Die Bombe wurde unterirdisch gezündet. Obwohl es der Gruppe nicht gelang, den Test zu verhindern, löste sie eine Welle öffentlicher Empörung aus. Diese Aktion gilt als die Geburtsstunde von Greenpeace.[7]


Siehe auch



Literatur




Commons: Aleuten – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise


  1. Paul W. Burton, Kostas C. Makropoulos: Seismic Risk of Circum-Pacific Earthquakes: II. Extreme Values Using Gumbel’s Third Distribution and the Relationship with Strain Energy Release. In: Pure and Applied Geophysics. Band 123, Nr. 6, 1985, S. 849–869. doi:10.1007/BF00876974 (alternativer Volltextzugriff: Universität Athen)
  2. Cinna Lomnitz: Global Tectonics and Earthquake Risk. (= Developments in Geotectonics. 5). Elsevier, Amsterdam·London·New York 1974, ISBN 0-444-41076-7, S. 180 f.
  3. Die Angaben in der Literatur schwanken zwischen 7,3 und 8,2, wobei Werte zwischen 7,3 und 7,5 dominieren, siehe Datenblatt zum Erdbeben vom 1. April 1946 südlich von Unimak Island in: National Geophysical Data Center / World Data Service (NGDC/WDS): Significant Earthquake Database. National Geophysical Data Center, NOAA. doi:10.7289/V5TD9V7K
  4. Datenblatt zum Erdbeben vom 9. März 1957 südlich der Andreanof Islands in: National Geophysical Data Center / World Data Service (NGDC/WDS): Significant Earthquake Database. National Geophysical Data Center, NOAA. doi:10.7289/V5TD9V7K; Anmerkung: in der Übersichtstabelle des Datenblattes wird die Oberflächenwellen-Magnitude MS mit 9,1 angegeben, wobei es sich tatsächlich um die als Momenten-Magnitude angegebene Zahl aus einer der Literaturquellen für das Datenblatt (Hiroo, 1977) handelt.
  5. Handbuch des Nordpazifiks. polartravel.de, 2003, abgerufen am: 14. November 2015, S. 8–9.
  6. Hermann Parzinger: Die Kinder des Prometheus. Eine Geschichte der Menschheit vor der Erfindung der Schrift. C.H. Beck, München 2014, ISBN 978-3-406-66657-5. S. 559–560.
  7. 1971: Mit einem Seelenverkäufer gegen die Bombe. (Memento vom 6. Februar 2002 im Internet Archive) auf: greenpeace.de

На других языках


- [de] Aleuten

[en] Aleutian Islands

The Aleutian Islands (/əˈluːʃən/;[2][3] Russian: Алеутские острова; Aleut: Unangam Tanangin,”Land of the Aleuts", possibly from Chukchi aliat, "island"), also called the Aleut Islands[4] or Aleutic Islands[5] and known before 1867 as the Catherine Archipelago, are a chain of 14 large volcanic islands and 55 smaller islands. Most of the Aleutian Islands belong to the U.S. state of Alaska, but some belong to the Russian federal subject of Kamchatka Krai.[1] They form part of the Aleutian Arc in the Northern Pacific Ocean, occupying a land area of 6,821 sq mi (17,666 km2) and extending about 1,200 mi (1,900 km) westward from the Alaska Peninsula toward the Kamchatka Peninsula in Russia, and act as a border between the Bering Sea to the north and the Pacific Ocean to the south. Crossing longitude 180°, at which point east and west longitude end, the archipelago contains both the westernmost part of the United States by longitude (Amatignak Island) and the easternmost by longitude (Semisopochnoi Island). The westernmost U.S. island in real terms, however, is Attu Island, west of which runs the International Date Line. While nearly all the archipelago is part of Alaska and is usually considered as being in the "Alaskan Bush", at the extreme western end, the small, geologically related Commander Islands belong to Russia.

[es] Islas Aleutianas

Las islas Aleutianas (un nombre derivado del nombre propio de la etnia que las habitaba, «aleuti») es un archipiélago de islas volcánicas, una cadena de más de 300 pequeñas islas volcánicas que describen un amplio arco de unos 1900 km que va del sudoeste de Alaska (Estados Unidos) hasta la península de Kamchatka (Rusia). Las islas están situadas entre el mar de Bering, al norte, y el océano Pacífico septentrional, al sur.

[fr] Îles Aléoutiennes

Les îles Aléoutiennes (en anglais : Aleutian Islands ; en russe : Алеутские островa ou Alieoutskiye ostrova) forment un archipel situé au large du sud-ouest de l'Alaska et en faisant administrativement partie. Il est composé de 300 îles volcaniques s'étirant entre la péninsule d'Alaska en Amérique du Nord à l'est et le Kamtchatka en Asie à l'ouest. Les îles Aléoutiennes appartiennent actuellement à l'État fédéré de l'Alaska aux États-Unis. Elles se prolongent vers l'ouest par les îles Komandorski ou îles du Commandeur restées administrées par la Russie.

[it] Isole Aleutine

Le isole Aleutine (in inglese Aleutian Islands) sono un arcipelago, posto nell'oceano Pacifico settentrionale, amministrativamente appartenente all'Alaska (Stati Uniti d'America) tranne le Isole del Commodoro, appartenenti al Kraj di Kamčatka della Federazione Russa.

[ru] Алеутские острова

Алеу́тские острова́ (англ. Aleutian Islands) — архипелаг вулканического происхождения, образующий дугу от юго-западной оконечности полуострова Аляска к основанию полуострова Камчатка. Острова ограничивают с юга Берингово море. Ныне находятся в составе американского штата Аляска.



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