Die Rotach ist ein Zufluss des Bodensees im südlichen Oberschwaben in Baden-Württemberg, Deutschland. Als Zufluss des Bodensees gehört sie zum Flusssystem des Rheins.
Die Rotach entsteht westlich von Wilhelmsdorf im Gemeindegebiet von Illmensee im Landkreis Sigmaringen bei dessen Birkhof unter dem Namen Mühlbach. Zunächst nach Nordosten fließend, wechselt dieser bald über aufs Gebiet von Wilhelmsdorf im Landkreis Ravensburg und entwässert dort das Pfrunger-Burgweiler Ried. Er wendet sich nach rechts auf südlichen Lauf ab der Ortsmitte von Wilhelmsdorf und wird von da an nach etwa 4,8km[1]Rotach genannt. Diese durchfließt unter anderem den Harttobel bei Horgenzell, den Benistobel vor Urnau und die Gemeinde Oberteuringen, bis sie schließlich Friedrichshafen erreicht, wo sie ein Kilometer östlich des Stadtkerns an der westlichen Grenze des Eriskircher Rieds in den Bodensee mündet.
Einzugsgebiet
Das Einzugsgebiet der Rotach ist rund 136km² groß. Es grenzt reihum an die Einzugsgebiete der folgenden Nachbargewässer:
Im Nordnordwesten liegt das Quellgebiet des Andelsbachs, der über die Ablach zur Donau entwässert;
im Norden entwässert und im Nordnordosten liegt das Quellgebiet der Ostrach, eines weitere Donauzuflusses.
Der gesamte nördliche, wegen des sich südwärts streckenden Einzugsgebietes vergleichsweise kurze Abschnitt der Gesamtwasserscheide ist deshalb Teil der Europäischen Hauptwasserscheide zwischen Rhein und Nordsee diesseits sowie Donau und Schwarzem Meer jenseits.
Im Nordosten entwässert die Ettishofer Ach zum Bodensee-Zufluss Schussen, die sich weiter abwärts der östlichen Wasserscheide nähert;
im Südsüdwesten konkurriert der in Friedrichshafen in den Bodensee mündende Mühlbach, im Südwesten dessen Zufluss Brunnisach;
den Abfluss außerhalb im Westen führt die Deggenhauser Aach über die Seefelder Aach ebenfalls zum Bodensee.
Orte an der Rotach
Mündung in den BodenseeIm Tal der Rotach zwischen Weilermühle und Unterteuringen
Wilhelmsdorf
Hasenweiler (Ortsteil von Horgenzell)
Urnau (zu Deggenhausertal)
Neuhaus (zu Oberteuringen)
Oberteuringen
Unterteuringen
Ittenhausen (zu Ailingen)
Friedrichshafen
Zuflüsse
Von der Quelle zur Mündung nimmt die Rotach neben anderen, teils unbenannten Bächen folgende Zuflüsse auf:
Mühlbach, Oberlauf bis in Wilhelmsdorf
Gattenmühlebach, von links ⊙47.8477240863899.4459924847222 in Ringenhausen, 3,7km
Bruckenbach, von rechts ⊙47.8455081905569.4455271213889 gleich nach Ringenhausen, 6,7km und 6,5km²
Aubach, von rechts ⊙47.8339483563899.4537480919444 westlich-gegenüber von Hasenweiler, 5,0km und 2,8km²
Weihenbach, von links ⊙47.8195908452789.4611664116667 östlich von Sießen, 3,0km und 1,4km²
Ringgenweiler Bach, von links ⊙47.8180027777789.4632361111111 vor der Buchmühle, 2,0km und 1,0km²
Pfärrenbach, von links ⊙47.8164885036119.4622741638889 an der Buchmühle, 2,3km und 1,6km²
Buchbach, von rechts ⊙47.8163606236119.4617269933333 gegenüber der Buchmühle, 3,7km und 1,2km²
Burgerbach, von rechts ⊙47.7992822258339.4601055980556 nördlich von Jonistobel, 3,5km und 1,5km²
Schachenbächle, von rechts ⊙47.7857531516679.44313325 bei Benistobel, 3,4km
Schwendebächle, von rechts ⊙47.7822027180569.4368421286111 im Tobel bei Weißenbach, 1,2km
Riedbach, von rechts ⊙47.7680192905569.4268495588889 nordwestlich von Urnau, 5,2km und 4,4km²
Bombenbach, von rechts ⊙47.7639912202789.4292273372222 in Urnau, 2,0km
Hirsenbach, von links ⊙47.7644415033339.4304296375 in Urnau, 2,6km
Schupelbach, von rechts ⊙47.7634805338899.4376414269444 östlich von Urnau, 1,9km
Kübelbach, von rechts ⊙47.7613187386119.4395102561111 bei Lindenberghof, 1,2km
Schwendebach, von rechts ⊙47.7581606259.4469466805556 bei Schwende, 2,4km
Fiselbach, von links ⊙47.7577684394449.4606541097222 südöstlich von Geigen, 8,6km und 17,0km²
Eckbach, von links ⊙47.7416948511119.4731625913889 nordwestlich von Hefigkofen, 1,8km
Rohmbach, von rechts ⊙47.7265278994449.4684868305556 bei Oberteuringen, 5,1km
Taldorfer Bach, von links ⊙47.7226563041679.4687101244444 südlich von Oberteuringen, 6,9km und 14,4km²
Särlebach, von links ⊙47.6904757061119.4772167502778 zwischen Reinach und Ittenhausen, 1,9km
Tobelbach, von links ⊙47.6861437044449.4780375063889 in Ittenhausen, 2,1km
Rohrbach, von rechts ⊙47.6727359.480159 bei Meistershofen, 4,7km
Allmannsweiler Bach, von links ⊙47.6624222222229.4951277777778 bei Löwental, 4,0km und 5,7km²
Wirtschaft
Mühlen
Die Ufer der Rotach wurden einst von 22 Mahl- und Sägemühlen gesäumt. Allein im heutigen Stadtgebiet Friedrichshafens waren Mitte des 19. Jahrhunderts acht Mühlen in Betrieb.
Rotachmühle, südöstlich von Wilhelmsdorf: Das Mühlenanwesen von 1363 bzw. 1783 mit vier Meter hohem oberschlächtigen Wasserrad, bis zu 140 Jahre alten Mühlenmaschinen und Krüppelwalmdach ist heute ein ausgewiesenes Kulturdenkmal.
Die Haslachmühle von 1282 ist heute Schule und Wohnstätte für Menschen mit Mehrfachbehinderung. In der zugehörigen Kapelle sind sakrale Mühlenkunstobjekte von Andreas Felger zu sehen.
Buchmühle
Schönemühle 1,2Kilometer vor Urnau liegt am Eingang des Benistobels; nicht mehr in Betrieb
Ramsenmühle
Ziegelmühle an der Landstraße204, rund 900 Meter vor Neuhaus, voll in Betrieb; die Mühle wurde seit 1347 als Lehen des Klosters Salem beschrieben;[3] später dem Kloster Weißenau, das die Mühle mit vier Gängen 1274 vom Kloster Salem um elf Pfund Denare kaufte, zugehörig; 1838 Mühle mit 15 Einwohnern[4]
Die Besitzer der Oberteuringer Mühle sind seit 1432 lückenlos belegt. 1846 wurde sie erweitert und erhielt ihr heutiges Aussehen, 1957 stellte man den Betrieb ein. Im Rahmen des Landessanierungsprogramms wurde die Mühle bis 2002 renoviert, zum Anlass der 1250-Jahr-Feier Oberteuringens eingeweiht und ihrer neuen Bestimmung übergeben; seitdem dient das Gebäude verschiedenen Kulturgruppen und Vereinen für Feiern und Feste.[5]
Weilermühle: 1391 Verkauf an das Predigerkloster in Konstanz, später zum Kloster Weißenau; 1838 eine Mahl- und Sägemühle mit sechs Einwohnern;[6] wechselte im Laufe der Jahrhunderte mehrmals ihre Besitzer; als Spinnerei, Nudelfabrik, Eisfabrik, Vermahlungsbetrieb für Lederabfälle oder Kraftwerk genutzt, war die Mühle bis 1975 mit 28kW die leistungsstärkste Anlage an der Rotach; heute außer Betrieb, das Wehr wurde zur Wende ins 21. Jahrhundert gesprengt
Reinachmühle: Das 1837 als (Gerb-?)Mühle erbaute Gebäude wurde 1906 zum Pumpwerk Reinach umgebaut und diente seitdem den Gemeinden Ailingen, Raderach und Schnetzenhausen zur Trinkwasserversorgung. Nachdem im Jahr 1936 eine Turbine eingebaut worden war, übernahmen die Technischen Werke Friedrichshafen (TWF) 1970 die Anlage. Mit einer Leistung von rund fünf Kilowatt arbeitet sie seither zur regenerativen Energieerzeugung.
Die bis 1984 in Betrieb arbeitende Mühle Ittenhausen –seit 1198 belegt und damit die älteste Mühle Friedrichshafens[7]– ist heute Kulturdenkmal und reaktiviert worden. Sie war bei einer Fallhöhe von vier Metern mit einer 15PS starken Francis-Turbine ausgestattet.
Maschinenfabrik Brielmayer
Meistershofener Mühle
Auf dem heutigen Gelände der TWF befand sich früher die Trautenmühle. 1837 wurde dieses Areal mit Sägewerk und Mühle durch König WilhelmI. von Württemberg gekauft, später eine Kunstmühle errichtet. 1903 vernichtete ein Feuer die Gebäude. Wieder aufgebaut, wurden das Anwesen 1908 erneut ein Opfer von Flammen. Der wiederum aufgebaute Betrieb gelang 1917 in den Besitz der Zeppelin Wohlfahrt. Während der Luftangriffe in den Jahren 1942 und '43 wurden alle Gebäude zerstört.
Rundelmühle: Seit dem Mittelalter ist hier eine Mühle des Klosters Löwental überliefert. 1634, während des Dreißigjährigen Krieges, wird das Gebäude von den abziehenden Schweden zerstört. Nach dem Wiederaufbau im Jahre 1709 gehört die Rundelmühle mit einer Säge- und Ölmühle sowie einem Gerbgang und vier Mahlgängen zu den größeren Anlagen an der Rotach. 1900 erwarb Eugen Rundel die Mühle und richtete 1924 eine Hauskapelle im Gebäude ein. Nach dem Zweiten Weltkrieg blieb die 1944 durch einen Luftangriff beschädigte Mühle noch längere Zeit in Betrieb. Der Mühlenkanal und die dazugehörige Wehranlage sind heute noch zu erkennen.[8]
Mühle Oberteuringen
Weilermühle
Wehr vor der Reinachmühle
Bei der Reinachmühle
Mühle Ittenhausen
Renaturierung
Die ehemaligen Wehre zur Ittenhauser Mühle und zur Reinachmühle (2014) wurden in vergangener Zeit geschleift und parallel zu ihnen Aufstiegshilfen für die flussaufwärts wandernden Fische errichtet.
Panorama des neugestalteten Wehrs vor der Reinachmühle; ganz links Abzweig zum Mühlkanal, halblinks der Unter-, rechts der Oberlauf, halbrechts die neue Aufstiegshilfe für flussaufwärts wandernde Fische
Pegel
Im Friedrichshafener Stadtgebiet befindet sich bei Flusskilometer 1,15 der Pegel Friedrichshafen/ Rotach der Hochwasser-Vorhersage-Zentrale Baden-Württemberg und der Landesanstalt für Umwelt, Messungen und Naturschutz Baden-Württemberg (LUBW); Betreiber ist das Regierungspräsidium Tübingen. Die Pegelnullpunkthöhe liegt bei 396,95mü.NN.
Statistische Werte
Niedrigster Wasserstand (Abfluss) der Jahre 1982–2003 am 27. Mai 1990: 0,05m/0,13m³ pro Sekunde
Mittelwert niedrigster Wasserstände (Abflüsse) der Jahre 1982–2003: 0,15m/0,35m³ pro Sekunde
Mittelwert Wasserstand (Abfluss) der Jahre 1980–2003: 0,32m/2,01m³ pro Sekunde
historischer Höchststand, Hochwasser am 21. Dezember 1997: 2,62m
Literatur
Edwin Grünvogel: Zur Talgeschichte der Bodenseezuflüsse Rotach, Schussen und Argen auf Grund ihres Gefälls. In: Schriften des Vereins für Geschichte des Bodensees und seiner Umgebung, 76. Jg. 1958, S. 103–151 (Digitalisat)
Peter Möbius, Peter Foss: Rettungsaktion für die Bodensee-Seeforelle. Mitglieder des Angelsportvereins Friedrichshafen leisten Hilfestellung bei der Zuwanderung der Bodensee-Seeforelle in die Rotach. In: Leben am See, 21. Jg. 2004, S. 250–257.
Lothar Zier: Das Pfrunger Ried. 2. Auflage. Schwäbischer Heimatbund, Stuttgart 1998, ISBN 3-88251-255-5.
Gemeinde Ailingen. In: Johann Daniel Georg von Memminger (Hrsg.): Beschreibung des Oberamts Tettnang (=Die Württembergischen Oberamtsbeschreibungen 1824–1886. Band14). Cotta’sche Verlagsbuchhandlung, Stuttgart / Tübingen 1838, S.121–125 (Volltext[Wikisource]).
Weblinks
Commons: Rotach– Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Gemeinde Ober-Theuringen,. In: Johann Daniel Georg von Memminger (Hrsg.): Beschreibung des Oberamts Tettnang (=Die Württembergischen Oberamtsbeschreibungen 1824–1886. Band14). Cotta’sche Verlagsbuchhandlung, Stuttgart / Tübingen 1838, S.223–230 (Volltext[Wikisource]).
Kultur in der Mühle Oberteuringen (Mementodes Originals vom 3. Dezember 2011 im Internet Archive)Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.muehle-ot.de
Gemeinde Ailingen. In: Johann Daniel Georg von Memminger (Hrsg.): Beschreibung des Oberamts Tettnang (=Die Württembergischen Oberamtsbeschreibungen 1824–1886. Band14). Cotta’sche Verlagsbuchhandlung, Stuttgart / Tübingen 1838, S.121–125 (Volltext[Wikisource]).
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