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Die Erms (lat. Armissia) ist ein 32,7 Kilometer langer, überwiegend nordwestlich ausgerichteter, rechter Nebenfluss des Neckars in Baden-Württemberg. Sie entspringt im Norden der mittleren Schwäbischen Alb, durchfließt das nach ihr benannte Ermstal und mündet im Albvorland. Der Fluss und seine Nebengewässer haben ein mächtiges Stirnseitental in die Front des Albtraufs eingeschnitten.

Erms
Die Erms in Bad Urach-Seeburg kurz nach ihrem Ursprung
Die Erms in Bad Urach-Seeburg kurz nach ihrem Ursprung

Die Erms in Bad Urach-Seeburg kurz nach ihrem Ursprung

Daten
Gewässerkennzahl DE: 238176
Lage Schwäbische Alb
  • Mittlere Kuppenalb

Schwäbisches Keuper-Lias-Land

  • Vorland der mittleren Schwäbischen Alb
    • Neuffen-Vorberge
    • Erms-Steinach-Albvorland
  • Filder(n)
    • Nürtinger-Esslinger Neckartal

Baden-Württemberg

Flusssystem Rhein
Abfluss über Neckar Rhein Nordsee
Quellgebiet bei Bad Urach-Seeburg (Mühltal und Fischburgtal)
Quellhöhe 617 m ü. NHN[1]
Quellschüttung[2] MNQ
MQ
MHQ
67 l/s
335 l/s
1 m³/s
Mündung in Neckartenzlingen von rechts in den Neckar
48° 35′ 35″ N,  14′ 11″ O
Mündungshöhe 285,4 m ü. NHN[3]
Höhenunterschied 331,6 m
Sohlgefälle 10 
Länge 32,4 km[4] 
einschließlich des Trailfinger Bachs ab der Kläranlage von Münsingen-Trailfingen, ca. 2,0 km aufwärts des Ermsursprungs
Einzugsgebiet 179,178 km²[5]
Abfluss am Pegel Riederich[6]
AEo: 160 km²
Lage: 5,1 km oberhalb der Mündung
NNQ (29. Juli 1923)
MNQ 1923–2009
MQ 1923–2009
Mq 1923–2009
MHQ 1923–2009
HHQ (30. September 1938)
70 l/s
944 l/s
3,04 m³/s
19 l/(s km²)
22 m³/s
73,2 m³/s
Abfluss an der Mündung[7][1]
AEo: 178,9 km²
MQ
Mq
3,253 m³/s
18,2 l/(s km²)
Linke Nebenflüsse Brühlbach u. a.
Rechte Nebenflüsse Elsach u. a.

Name


Der Name der Erms geht zurück auf das römische Armissa, welches selbst wiederum möglicherweise vorrömische Ausgangspunkte hat.


Geographie



Ermsursprung


Ermsursprung
Ermsursprung

Die als „Ermsursprung“ bezeichnete Quelle befindet sich knapp einen Kilometer südöstlich des zu Bad Urach gehörenden Dorfes Seeburg im Mühltal. Die durchschnittliche Schüttung der Karstquelle beträgt zwischen 335 l/s[2] und 380 l/s[1] (das entspricht 20,1 m³ bzw. 22,8 m³ pro Minute). Die Quellschüttung schwankt je nach Witterung zwischen 67 l/s und 1000 l/s.[2]


Verlauf


In Seeburg mündet der Fischbach, der auf weiten Strecken die Nord- und Westgrenze des ehemaligen Truppenübungsplatzes Münsingen war. Das vom Ermsursprung kommende Mühltal, das Fischburgtal und das eine Straßenverbindung aus Münsingen bildende, von Süden einmündende Seetal bilden hier eine dreigliedrige Talspinne.

Bad Urach-Seeberg. Steil erodiertes Tal der Erms mit sieben Kalktuffstufen bis Urach. Harte Massenkalkfelsen blieben stehen
Bad Urach-Seeberg. Steil erodiertes Tal der Erms mit sieben Kalktuffstufen bis Urach. Harte Massenkalkfelsen blieben stehen

Zwischen Seeburg und Bad Urach durchfließt die Erms das obere Ermstal, welches hier auf weite Strecken die Markungsgrenze der Hochflächendörfer Wittlingen und Sirchingen bildet. Der bis zu 150 m in den Albkörper erodierte Talabschnitt ist geprägt von den hier eng gegenüberliegenden, steilen Hängen, die durchgängig bewaldet und von blanken Weißjurafelsen mit besonderen Pflanzengesellschaften gekrönt sind. Die Erms hat auf der gesamten Strecke bis nach Bad Urach hinein auf dem Talboden mächtige Kalktuffstufen[8] (ausgefällter Kalk) gebildet, die an jedem der 7 Stufenenden, bis ins 19. Jahrhundert Seen aufstauten.[9] Die Kalktuffstufen blieben.[10] Es verschwanden nur die meisten Seen nach und nach.

Im Bereich der Altstadt von Urach liegt das Zentrum einer weiteren Talspinne. Hier mündet von Osten das mehrfach verzweigte Talsystem der Elsach, deren Quellen in der Falkensteiner Höhle und im Elsachbröller liegen. Von Südwesten, vom Maisental her, wo der Uracher Wasserfall und der Gütersteiner Wasserfall liegen, mündet der Brühlbach. Unterhalb von Urach weitet sich das durch die Erms erodierte Stufenrandtal. Talabwärts mehren sich die Spuren der frühen Nutzung der Wasserkraft der Erms während der Industrialisierung. In Dettingen existiert nach wie vor eine Papierfabrik.

In Neuhausen mündet der Glemsbach. Hier wie in Metzingen begleiten Weinberge den Flussverlauf. Die Erms verlässt das Tal des Juragebirges und geht über in das Albvorland. Unterhalb von Riederich mündet der zuvor lange Stetterbach genannte Riederichbach. Nachdem der Fluss Bempflingen passiert hat, mündet er in Neckartenzlingen in den Neckar, dessen Wasser über den Rhein die Nordsee erreicht.


Tal


Das Ermstal gehört zu den größten Talsystemen, die sich von Nordwesten her in die Schichtstufe der Schwäbischen Alb eingeschnitten haben und sie zergliedern. Die nahen großen Gewässer des Flusssystems des Rheins liegen wesentlich tiefer als die zur Donau laufenden auf der Südostseite der Alb, so dass die rheinischen Gewässer durch rückschreitende Erosion die Europäische Hauptwasserscheide allmählich auf Kosten des Donaugebietes zurückverlegen. Durch den hier besonders nahe am Albtrauf verlaufenden Neckar und den großen Höhenunterschied dazwischen besaß die Erms genügend Erosionskraft, um eines der markantesten Täler des Albtraufs zu formen. Das Tal ist reich an Karstphänomenen. Das durch Kalksinterablagerungen gestufte Längsprofil war einst durch mehrere natürliche Stauseen augenfälliger als heute und begünstigte wegen der damit leicht nutzbaren Wasserkraft die gewerbliche Entwicklung am Fluss.


Einzugsgebiet


Die Erms entwässert ein etwa 179 km² großes Gebiet im Wesentlichen auf der mittleren Schwäbischen Alb und in deren Vorland. Naturräumlich gesehen gehört sein oberer Teil zur Mittleren Kuppenalb, der untere fast ganz zum Vorland der mittleren Schwäbischen Alb, wo sie nacheinander die Neuffen-Vorberge und das Erms-Steinach-Albvorland durchläuft. Zuletzt rechnet ein mündungsnaher Zwickel noch zum Unterraum Nürtinger-Esslinger Neckartal der Fildern.[11][12][13]

Der höchste Punkt im Gebiet erreicht im Bereich der Kuppe des Römersteins auf der Albhochfläche etwa 870 m ü. NHN.


Zuflüsse


Zuflüsse von der Quelle zur Mündung. Mit Länge[4] und teilweise Einzugsgebiet.[14] Andere Quellen sind vermerkt. Nachweise für Zuflüsse mit bestehenden Artikeln in diesen.
Auswahl, in der Regel ohne Seitenkanäle.

Ermsursprung im Mühltal weniger als einen Kilometer vor Seeburg.

Mündung der Erms von rechts auf 285,4 m ü. NHN in den Neckar in Neckartenzlingen.


Hochwasser


Historische Hochwasser mit Überschwemmungen im Ermstal sind aus den Jahren 1661, 1687, 1691, 1741, 1779, 1789, 1816 und 1849 bekannt.[15]

Im Folgenden einige Beschreibungen der Schäden und Auswirkungen dieser Ereignisse:

1741 in Metzingen

1787 in Urach

1789 in Metzingen, Dettingen und Urach

1819 in Metzingen und Riederich

1824 und 1830 in Metzingen

1876 in Seeburg

Pegelhöchststände:

Weiterhin gilt als 100jährlicher Hochwasserabfluss 67,4 m³/s (HQ100), wobei der mittlere Abfluss 3,29 m³/s (MQ) beträgt.[22]


Geschichte


Der Name der Erms geht zurück auf das römische Armissa, welches selbst wiederum möglicherweise vorrömische Ausgangspunkte hat.

Während der Römerzeit bestand am strategisch günstigen Ort des Talaustritts, am Platz des heutigen Metzingen, eine wichtigere römische Siedlung, die Vicus Armissium hieß.[23] In der alemannischen Zeit wurde das Ermstal Swiggerstal genannt, später wurde der bis ins 15. Jahrhundert als Landschaftsbezeichnung verwendete Name auf ein größeres Gebiet (Gau?) übertragen.[24] Die Orte kamen im Mittelalter zu Württemberg und teilen seitdem dessen Schicksal. Im 16. Jahrhundert wurden daher alle an der Erms gelegenen Gemeinden reformiert.

Innerhalb Württembergs gehörten die Siedlungen zum Oberamt Urach, nur Neckartenzlingen war Teil des Oberamts Nürtingen. Die Uracher Orte gingen 1938 mit der Auflösung des Kreises Urach überwiegend auf den Landkreis Reutlingen über. Bempflingen kam mit Neckartenzlingen zum Landkreis Nürtingen, 1973 zum Landkreis Esslingen; die Dörfer oberhalb Urachs, wie Seeburg, Wittlingen und Sirchingen, kamen 1938 zum Landkreis Münsingen, 1973 ebenfalls zum Landkreis Reutlingen.


Siehe auch



Literatur




Commons: Erms – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise


  1. Wasserkraftnutzung in der Region Neckar-Alb Erms Regionalverband Neckar-Alb, März 2010, Seite 1 (Teil B), abgerufen am 26. November 2017 (pdf, deutsch, 47,6 MB)
  2. Geotope im Regierungsbezirk Tübingen - Steckbriefe Landesanstalt für Umwelt, Messungen und Naturschutz Baden-Württemberg, August 2007, abgerufen am 26. November 2017 (pdf, deutsch, 9,40 MB)
  3. Landesanstalt für Umwelt Baden-Württemberg (LUBW) (Hinweise)
  4. Länge nach dem Layer Gewässernetz (AWGN) auf: Landesanstalt für Umwelt Baden-Württemberg (LUBW) (Hinweise).
  5. Einzugsgebiet aufsummiert nach dem Layer Basiseinzugsgebiet (AWGN) auf: Landesanstalt für Umwelt Baden-Württemberg (LUBW) (Hinweise).
  6. Deutsches Gewässerkundliches Jahrbuch Rheingebiet, Teil I 2009 Landesanstalt für Umweltschutz Baden-Württemberg, S. 112, abgerufen am 07. März 2021 (PDF, deutsch).
  7. Ministerium für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft Baden-Württemberg: Ausbaupotenzial der Wasserkraft bis 1.000 KW im Einzugsgebiet des Neckars unter Berücksichtigung ökologischer Bewirtschaftungsziele (Memento des Originals vom 4. März 2016 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/um.baden-wuerttemberg.de, 2011, S. 8, abger. am 26. November 2017 (pdf, deutsch, 1,94 MB)
  8. Geologische Karte von Baden-Württemberg 1:25000, 7522 Blatt Urach, LGRB, Freiburg 1974
  9. Sieben Kalktuffterrassen bis Bad Urach:
  10. Schickhardt-Stollen, Rosendahl. Siehe Literatur
  11. Friedrich Huttenlocher, Hansjörg Dongus: Geographische Landesaufnahme: Die naturräumlichen Einheiten auf Blatt 170 Stuttgart. Bundesanstalt für Landeskunde, Bad Godesberg 1949, überarbeitet 1967. → Online-Karte (PDF; 4,0 MB)
  12. Hansjörg Dongus: Geographische Landesaufnahme: Die naturräumlichen Einheiten auf Blatt 171 Göppingen. Bundesanstalt für Landeskunde, Bad Godesberg 1961. → Online-Karte (PDF; 4,3 MB)
  13. Hans Graul: Geographische Landesaufnahme: Die naturräumlichen Einheiten auf Blatt 179 Ulm. Bundesanstalt für Landeskunde, Bad Godesberg 1952. → Online-Karte (PDF; 4,8 MB)
  14. Einzugsgebiet nach dem Layer Basiseinzugsgebiet (AWGN) auf: Landesanstalt für Umwelt Baden-Württemberg (LUBW) (Hinweise).
  15. Bericht des Württembergischen Innenministeriums über die Tätigkeit in den Rechnungsjahren 1927, 1928 und 1929: historische Hochwasserereignisse im Landkreis Reutlingen. 1932, abgerufen am 15. August 2021.
  16. Jupiter: Altar für Iuppiter :: Landesmuseum Württemberg :: museum-digital:baden-württemberg. Abgerufen am 15. August 2021.
  17. Landesarchiv BW: Gesuch der Gemeinde Metzingen um Unterstützung ihrer durch das Hochwasser geschädigten Einwohner. 1789, abgerufen am 15. August 2021.
  18. Ober-Steuerrath v. Memminger: Beschreibung des Oberamts U r a c h. 1831, abgerufen am 15. August 2021.
  19. Gemeinde Dettingen an der Erms: Ortshistorischer Rundgang durch Dettingen an der Erms. 2009, abgerufen am 15. August 2021.
  20. Ministerium für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft Baden-Württemberg in Zusammenarbeit mit dem Innenministerium, dem Ministerium für Verkehr und Infrastruktur, der Landesanstalt für Umwelt, Messungen und Naturschutz Baden-Württemberg (LUBW) und den kommunalen Landesverbänden.: Bewertung des Hochwasserrisikos und Bestimmung der Gebiete mit signifikantem Hochwasserrisiko in Baden-Württemberg. 2011, abgerufen am 15. August 2021.
  21. Feuerwehr Metzingen. Abgerufen am 15. August 2021.
  22. HVZ Pegel-Info. Abgerufen am 15. August 2021.
  23. Der Landkreis Reutlingen, ISBN 3-7995-1357-4, S. 1020
  24. Der Landkreis Reutlingen, S. 96f.

На других языках


- [de] Erms

[en] Erms

The Erms (German pronunciation: [ˈɛʁms] (listen)) is a river of the karstified Swabian Alb range in Baden-Württemberg, Germany. It flows into the Neckar in Neckartenzlingen. On its way from the Karst spring to the next large municipality Bad Urach, a former Erms sedimented, especially during floods, no less than eight valley cataracts, where chemically precipitated travertine repeatedly drops c. 2 to 5 metres (7 to 16 ft).

[ru] Эрмс

Эрмс (нем. Erms) — река в Германии, протекает по земле Баден-Вюртемберг. Правый приток Неккара.



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