Fuerteventura ist eine der Kanarischen Inseln im Atlantischen Ozean, rund 120 Kilometer westlich der marokkanischen Küste. Mit einer Fläche von 1659,74 km² hat sie einen Anteil von 22,15 % an der Landfläche der Kanaren. Damit ist sie nach Teneriffa die zweitgrößte Insel des Archipels. Im Jahr 2020 hatte die Insel 119.732 Einwohner.[1] Ihre Hauptstadt ist Puerto del Rosario. Dort befindet sich der internationale Flughafen von Fuerteventura. Die Landessprache ist Spanisch. Fuerteventura bildet mit der durch die rund 11 Kilometer breite Meerenge La Bocayna von ihr getrennten, nördlich gelegenen Insel Lanzarote die östliche Grenze der Kanaren und gehört wie die anderen Kanarischen Inseln geographisch zu Afrika. Am 26. Mai 2009 wurde die gesamte Insel zum UNESCO-Biosphärenreservat erklärt[2] und 2015 zum UNESCO-Lichtschutzgebiet.[3]
Fuerteventura | ||
---|---|---|
![]() | ||
Gewässer | Atlantischer Ozean | |
Inselgruppe | Kanarische Inseln | |
Geographische Lage | 28° 26′ N, 14° 0′ W28.4325-14.003055555556807 | |
| ||
Länge | 98 km | |
Breite | 28 km | |
Fläche | 1 660 km² | |
Höchste Erhebung | Pico de la Zarza 807 msnm | |
Einwohner | 119.732 (2020) 72 Einw./km² | |
Hauptort | Puerto del Rosario | |
![]() |
Mit Lanzarote und Gran Canaria gehört Fuerteventura zur spanischen Provinz Las Palmas. Im Juli 2019 löste Blas Acosta von der PSOE nach einem erfolgreichen Misstrauensvotum Lola García von der Coalición Canaria als Präsidenten der Inselregierung ab.[4]
Fuerteventura ist die älteste Insel der Kanaren. Sie entstand vor etwa 20,6 Millionen Jahren und ist vulkanischen Ursprungs. Der Großteil der Inselmasse entstand vor etwa 5 Millionen Jahren und ist seitdem durch Wind und Wetter stark erodiert. Die vulkanische Aktivität erlosch vor 4000 bis 5000 Jahren.
Im Nordosten, bei Corralejo, befinden sich große Wanderdünen (Parque Natural de Corralejo). Der Sand besteht zu großen Teilen aus zerriebenen Meerestiergehäusen (Muscheln, Schneckenhäuser). An manchen Stellen tragen auch Kalkformationen vom ehemaligen Meeresboden, die ebenso wie die schwarzen Vulkanreste stark erodieren, ihren Teil zum meist gesprenkelten Sand bei.
Die Insel erreicht zwischen der Nord- und Südwestspitze eine Länge von knapp 100 Kilometern und misst an der breitesten Stelle 31 Kilometer. Der Istmo de la Pared ist mit fünf Kilometern Breite die schmalste Stelle Fuerteventuras und gliedert die Insel in zwei Teile: den nördlichen Teil Maxorata, nach dem auch die ursprünglichen Inselbewohner Majoreros benannt sind, und die südliche Halbinsel Jandía, wo sich die höchste Erhebung Fuerteventuras befindet, der 807 m hohe Pico de la Zarza (auch Pico de Jandía genannt).
Das geologische Alter der vulkanischen Insel, das heißt der über Wasser erstarrten Gesteine, wurde mittels Ar/Ar-Datierung mit etwa 22 Millionen Jahre ermittelt,[5] andere Forscher sprechen von 20,6 Millionen Jahren.[6] Die ihr benachbarte und ursprünglich mit ihr verbundene Insel Lanzarote entstand hingegen vor etwa 15,5 Millionen Jahren.
Wie bei anderen Inseln des Archipels liegen der Entstehung von Fuerteventura drei Schildvulkanstrukturen zugrunde (12–22 Millionen Jahre alt).[7] Es handelt sich dabei um einen südlichen, einen mittleren und einen nördlichen Vulkankomplex, die inzwischen stark erodiert sind und teilweise unter der Meeresoberfläche liegen. An diesen wurden vor allem die radialen Gangschwärme untersucht.[8]
Die Schildvulkane wiederum ruhen auf noch älteren Strukturen, die entweder als unterseeische Vulkane (Seamounts) wirksam waren und unterhalb des Meeresspiegels blieben, oder später durch Landhebungen aufgrund der vulkanischen Aktivität (Intrusionen) bzw. eines absinkenden Meeresspiegels über die Wasseroberfläche hinausragten. Sie haben ein Alter von etwa 22 bis 48 Millionen Jahren. Unterhalb der Seamounts wiederum befinden sich Sedimentschichten und ozeanische Kruste, die hier 180 Millionen Jahre alt ist.[7]
Wie auf allen Inseln der Kanaren folgte den Aufbauperioden eine Phase der Erosion und eine einige Millionen Jahre währende Pause in der vulkanischen Aktivität. Diese setzte erst vor rund fünf Millionen Jahren wieder ein und dauerte bis in die erdgeschichtliche Gegenwart an; die letzten Eruptionen fanden vor einigen Tausend Jahren statt.[5]
Die ältesten Teile der Insel sind im Westen, die jüngsten im Osten sichtbar. Daraus ist ersichtlich, dass die Erosion große Teile der früheren Inselstruktur zerstört hat, was gemäß der vorherrschenden Lehrmeinung nicht zuletzt auf enorme Flankenkollaps-Ereignisse zurückzuführen ist.[9] Wasser, vor allem Meereserosion und Wind trugen das ihrige zum heutigen Aussehen der Insel bei. In den Kaltzeiten wurde bei niedrigem Meereswasserstand durch den Wind viel Material abgetragen und in Dünen angehäuft, wobei sich Sedimente, etwa Muschelsand mit vulkanischen Gesteinspartikeln vermischten.[5] Auch hoben Intrusionen unter Fuerteventura und La Palma Teile dieser Inseln um mehrere tausend Meter an.[10]
Das Klima ist das ganze Jahr über mild, was den Kanarischen Inseln den Beinamen Inseln des ewigen Frühlings eingebracht hat. Das Meer gleicht die Temperaturen aus, und die Passatwinde halten die heißen Luftmassen aus der nahen Sahara weitgehend fern. Fuerteventura ist mit 147 mm pro Jahr im Kanarenvergleich sehr niederschlagsarm. Die Wolken ziehen darüber hinweg, weil die Berge zu niedrig sind. Verstärkt durch die Fehler der Vergangenheit (Brennholzgewinnung, Haltung freilaufender Ziegen) wirkt sich dies in jüngster Zeit besonders auf die Landwirtschaft aus – der Tomatenanbau ist stark rückläufig, Olivenbäume sind erst im Kommen, nur Aloe vera wird noch reichlich angebaut. Man spricht von Halbwüste mit Tendenz zur Wüste. Palmen und andere Gewächse werden fast ausschließlich künstlich bewässert. Die teilweise starken Regenfälle in den Wintermonaten fließen, begünstigt durch die fehlende Vegetation, größtenteils ungenutzt und ungebremst ins Meer ab. Die Erosion ist sehr hoch. Speicherbecken füllen sich immer wieder mit Material auf und müssen ausgebaggert oder neu angelegt werden. Ein besonderes Wetterphänomen ist der Calima, ein heißer Ostwind aus der Sahara. Während einer Calima-Wetterlage kann die Temperatur sprunghaft um 10 °C ansteigen und die Luft extrem trocken werden. Der Wind kann neben feinem Sand, der den Himmel verdunkeln und die Sicht senken kann, auch afrikanische Wanderheuschrecken sowie andere Insekten mit sich bringen.
Monatliche Durchschnittstemperaturen für Corralejo (Fuerteventura)
Quelle: fehlt |
Im Vergleich zu anderen Kanarischen Inseln ist Fuerteventura mit 70 Einwohnern pro km² (2019) nur dünn besiedelt. Obwohl sich die Bevölkerung an den touristisch geprägten Orten an der Küste konzentriert, befinden sich die Sitze der Gemeindeverwaltungen, mit Ausnahme der Hauptstadt Puerto del Rosario, in vergleichsweise kleinen historischen Orten im Inselinnern. Fuerteventura ist in sechs Gemeindebezirke eingeteilt.
Gemeinde | Einwohner 1. Januar 2019 |
Fläche km² |
Dichte Einw./km² |
Cod INE | Postleitzahl |
---|---|---|---|---|---|
Antigua | 12.461 | 250,56 | 50 | 35003 | 35630, 35638 |
Betancuria | 758 | 103,64 | 7 | 35007 | 35637 |
La Oliva | 26.580 | 356,13 | 75 | 35014 | 35640, 35649, 35650, 35660 |
Pájara | 21.093 | 383,52 | 55 | 35015 | 35625–35628 |
Puerto del Rosario | 40.753 | 289,95 | 141 | 35017 | 35600, 35610–35613 |
Tuineje | 15.241 | 275,94 | 55 | 35030 | 35620, 35627–35629 |
Fuerteventura | 116.886 | 1.659,74 | 70 | – | – |
Zu natürlichen Symbolen der Insel Fuerteventura wurden die Kragentrappe (Chlamydotis undulata fuertaventurae) und die endemische Wolfsmilch Euphorbia handiensis erklärt.[11]
Die Insel Fuerteventura wurde im Jahr 1339 zum ersten Mal auf der Seekarte des Kartografen Angelino Dulcert in ihrer ungefähren Form verzeichnet. Auf dieser Karte war sie als laforte ventura markiert. Diesen Namen verwendeten vermutlich die mallorquinischen Seefahrer dieser Zeit. Später im 14. Jahrhundert ging man dann zu der Schreibweise in einem Wort über. Die Kanarischen Inseln wurden damals als die islas afortunadas (‚glückselige Inseln‘) bezeichnet. Damit wäre Fuerteventura die Große Glückselige.[12]
Die ersten Menschen, die die Insel Fuerteventura besuchten, waren vermutlich phönizische Seefahrer, die im 10. Jahrhundert v. Chr. die damals unbewohnten Kanarischen Inseln erreichten. Der Kontakt wurde bis ins 6. Jahrhundert v. Chr. aufrechterhalten.[13] Archäologische Funde deuten darauf hin, dass spätestens in der Zeit des 1. Jahrhunderts v. Chr. bis zum 3. Jahrhundert n. Chr. enge Verbindungen zwischen der Insel Fuerteventura und dem Mittelmeerraum bestanden und dass Personen aus der Gegend des Círculo del Estrecho, der Gegend nördlich und südlich der Meerenge von Gibraltar, auf der Insel angesiedelt wurden.[14]
Die politisch-wirtschaftliche Krise des Römischen Imperiums Ende des 3. Jahrhunderts n. Chr. führte zur Einstellung der Kontakte zwischen den Kanarischen Inseln und dem Mittelmeerraum. Die Einwohner der Inseln besaßen nicht die notwendigen Werkzeuge und nautischen Kenntnisse, um seegängige Schiffe herzustellen. Daher bestanden zwischen den Inseln und der Außenwelt, aber auch zwischen den Inseln untereinander, seit dem 4. Jahrhundert bis zu Beginn des 14. Jahrhunderts keine Verbindungen. Die Majoreros, die Ureinwohner der Kanareninsel Fuerteventura, entwickelten in diesen 1000 Jahren, abgeschieden von den anderen Inseln und dem Festland, eine eigenständige Kultur.[15] Da sie selbst keine schriftlichen Zeugnisse hinterlassen haben, sind die Kulturen der Altkanarier nur aus archäologischen Funden und Berichten europäischer Seefahrer ab dem 14. Jahrhundert bekannt.[16]
Im 14. Jahrhundert suchten die Seefahrer der italienischen Handelszentren einen neuen Weg nach Indien. Dabei wurde das Gebiet entlang der Westküste Afrikas erkundet und die Ergebnisse in Karten, Portolanen und Seebüchern veröffentlicht. Im Verlauf des 14. Jahrhunderts kam eine Vielzahl von Expeditionen von Genuesen, Portugiesen, Mallorquinern, Katalanen und Andalusiern auf die Insel, um Menschen zu fangen, die sie auf den Märkten im Mittelmeergebiet und auf der spanischen Halbinsel als Sklaven verkauften.[17]
Um 1390 erfuhr der französische Adelige Jean de Béthencourt von der Existenz der Kanaren. 1402 begannen er zusammen mit Gadifer de la Salle damit, von Lanzarote aus auf den Kanarischen Inseln Handelsstützpunkte zu errichten, Europäer anzusiedeln, die Urbevölkerung zu christianisieren und der Herrschaft der Krone von Kastilien zu unterwerfen. Direkt nach der Ankunft der Franzosen hatte sich Gadifer de La Salle acht Tage auf Fuerteventura aufgehalten, ohne auf Einwohner zu treffen. Diese hatten sich aus Angst vor Sklavenjägern ins Innere der Insel geflüchtet.[18]
Zu Beginn des 15. Jahrhunderts lebten die Majoreros in zwei Herrschaftsgebieten, die durch eine Mauer, die quer über die Insel verlief, getrennt wurden. Nach einigen Zusammenstößen zwischen den Ureinwohnern und den Europäern war den beiden Herrschern der Majoreros klar, dass sie aufgrund ihrer unterlegenen Waffentechnik den Europäern trotz deren geringer Zahl keinen anhaltenden Widerstand entgegensetzen konnten. Deswegen boten sie Jean de Béthencourt einen Waffenstillstand an. Sie gaben außerdem zu verstehen, dass sie Christen werden wollten und erkannten den König von Kastilien als ihren Oberherren an. Am 18. Januar 1404 wurde Guize, der König des nördlichen Teils der Insel, auf den Namen Luis und am 25. Januar 1404 Ayoze, der König des südlichen Teils der Insel, auf den Namen Alfonso getauft.[19] Nach der Unterwerfung der Majoreros verteilte Jean der Béthencourt den Grundbesitz auf der Insel neu. Dabei erhielten nicht nur die neuen, aus Frankreich stammenden Siedler, sondern auch die ehemaligen Herrscher der Majoreros Grundstücke.[20] Sitz der Verwaltung wurde Betancuria.
Nach der Unterwerfung der Bevölkerung der Inseln Lanzarote, Fuerteventura und El Hierro und vergeblichen Versuchen der Eroberung anderer Inseln verließ Jean de Béthencourt im Dezember 1405 die Kanarischen Inseln und beauftragte seinen Verwandten Maciot de Béthencourt mit der Herrschaft auf den Inseln.[21] Obwohl Jean de Bethencourt im Jahr 1412 in Kastilien einen Vasalleneid auf den neuen König Johann II. geleistet hatte, wurde sein Stellvertreter Maciot de Béthencourt 1419 gezwungen die Inseln an den Grafen von Niebla abzutreten.[22] In den folgenden Jahren gingen die Eigentumsverhältnisse an den Kanarischen Inseln durch Schenkung, Kauf und Erbschaft immer wieder auf andere Lehensmänner des Königs von Kastilien über. Im Jahr 1452 erbten Inés Peraza de las Casas und ihr Ehemann Diego García de Herrera y Ayala die Herrschaftsrechte auch auf der Insel Fuerteventura. Nach dem Tod von Inés Peraza de las Casas im Jahr 1503 gab es eine komplizierte testamentarische Verfügung über die Besitz- und Herrschaftsrechte an den Inseln, die von den Erben so nicht durchgeführt werden konnte. Es ergab sich, dass die Familie Herrera auf Lanzarote, die Familie Saavedra auf Fuerteventura und die Familie Peraza auf La Gomera und El Hierro die Herrschaft ausübten. Die Saavedras ließen ihre Rechte auf der Insel Fuerteventura durch Stellvertreter wahrnehmen und verließen im Jahr 1675 die Insel endgültig.
In der Zeit danach übte der Milizoffizier Sebastian Trujillo Ruiz als Administrator der Insel großen politischen Einfluss aus. 1708 setzte die spanische Krone den Großgrundbesitzer Pedro Sánchez Dumpiérrez (1659–1733) als ihren politischen und militärischen Statthalter auf Fuerteventura ein, der eine Tochter von Sebastian Trujillo Ruiz geheiratet hatte. Dumpiérrez wurde der erste der „Coronels“ (Obristen). In der Folge behielten die Nachkommen aus dieser Verbindung über das Ende der Feudalherrschaft im Jahr 1811 hinaus bis zum Tod des siebten Coronel im Jahr 1870 dieses Amt.[23] Mitglieder der Familie Saavedra waren bis zur Abschaffung der Señorios in Spanien im 19. Jahrhundert, formal „Señores de Fuerteventura“.[24]
In der Mitte des 15. Jahrhunderts bestand die Bevölkerung Fuerteventuras aus Ureinwohnern und neuen Siedlern, von denen einige aus der Normandie kamen, der größte Teil aber von der iberischen Halbinsel. Am Anfang stand der Export von Orchilla und einigen Produkten der Viehzucht wie Felle, Fett usw. an erster Stelle. Bald bildete sich eine Wirtschaft heraus, die auf der landwirtschaftlichen Selbstversorgung beruhte. Durch die Intensivierung der Landwirtschaft ging hauptsächlich die Produktion von Getreide bald über den Bedarf der Inselbevölkerung hinaus. Die Überschüsse wurden auf die anderen Kanarischen Inseln und nach Kastilien exportiert. 20 % der Erlöse mussten als Ausfuhrsteuer an die Herren der Insel abgegeben werden. Eine weitere Einnahmequelle der Señores waren Angriffe auf die Bevölkerung des afrikanischen Festlands, „cabalgadas“ genannt. Dabei wurden Edelmetalle, Elfenbein und Sklaven erbeutet. Diese Sklaven maurischer Herkunft wurden teilweise in Kastilien verkauft, zum Teil schlossen sie auf der Insel Fuerteventura die Lücken, die Personen hinterließen die es vorzogen auf die neu eroberten Inseln Gran Canaria, La Palma und Teneriffa zu ziehen, um dort zu leben. Die Abwanderung der Bevölkerung wurde dadurch hervorgerufen, dass die Señores das Privileg hatten ein Fünftel der Exportprodukte zu verlangen. Dazu kam die Zahlung von einem Zehntel an die Kirche und verschiedene Gemeindesteuern an den Cabildo, was das Leben auf Fuerteventura beschwerlicher machte als auf den anderen Inseln. Die getauften Mauren der Kanarischen Inseln wurden nicht im Jahr 1609 ausgewiesen wie auf dem Gebiet des spanischen Festlandes. Sie wurden auf Fuerteventura als „naturales“ (am Ort geborene Einwohner) mit voller gleichberechtigter Staatsbürgerschaft angesehen ohne Unterschied zu der restlichen Bevölkerung der spanischen Reiche.[25]
1740 landeten englische Korsaren bei Gran Tarajal und wollten die Insel unterwerfen, sie wurden jedoch in zwei Schlachten bei Tuineje besiegt. Während des 17. und 18. Jahrhunderts kam es immer wieder zu Überfällen von Freibeutern. Daher wurden zum Schutz der Insel 1740 die beiden Festungstürme von El Cotillo und Caleta de Fuste errichtet.
1834 wurde Antigua neue Hauptstadt, 1835 wurde der Verwaltungssitz nach Puerto de Cabras (heute: Puerto del Rosario) verlegt. 1836 wurde die Feudalherrschaft der Señores abgeschafft. 1852 wurden die Kanarischen Inseln von Isabella II. zur Freihandelszone erklärt. Die Militärherrschaft über die Insel wurde 1859 aufgelöst und Puerto de Cabras wurde 1860 schließlich die neue und jetzige Hauptstadt der Insel.
1912 wurden den Kanaren die Selbstverwaltungsrechte (Cabildo Insular) zugestanden. Fuerteventura und Lanzarote wurden 1927 Teil der Provinz Las Palmas. 1966 kamen die ersten Urlauber auf die Insel. 1975 wurden etwa 4500 spanische Fremdenlegionäre nach Puerto del Rosario verlegt. 1982 bekamen die Kanarischen Inseln einen eigenen Autonomiestatus. 1986 trat Spanien der Europäischen Gemeinschaft bei, die Kanaren behielten aber ihren Sonderstatus. Der Fremdenverkehr wurde 1990 zur wichtigsten Einnahmequelle der Insel, die Bautätigkeiten erreichten ihren Höhepunkt. Die Fremdenlegion wurde 1996 wieder von Fuerteventura abgezogen.
Der Hauptwirtschaftszweig ist der Tourismus: von sanftem, naturnahem Tourismus im Inselinneren bis hin zu größeren und stark frequentierten Hotelketten für Massentourismus im Küstenbereich. Von den jährlich gut zwei Millionen Touristen sind 35 Prozent Deutsche. Viele Sportarten werden angeboten – vor allem Wassersport: Segeln, Surfen, Schwimmen, Wasserski, Jetski, Tauchen und mit Einschränkungen auch Wandern und (Kamel-)Reiten. Bauern bieten regionale Produkte an und partizipieren somit geringfügig am Tourismus. Wenn sie aber nicht gerade im Besitz küstennaher Weideflächen sind, geht der Fortschritt am Großteil der alteingesessenen Bevölkerung vorbei oder schadet sogar den traditionellen Großfamilien durch Abwanderung der Jugend in die Touristenorte und das besonders bei Immobilien gestiegene Preisniveau. Vorteile sind in der verbesserten Infrastruktur zu sehen.
Fuerteventura wurde 2008/2009 – wie Spanien insgesamt – von der Wirtschaftskrise erfasst. Die in den vorangegangenen Jahren aufstrebende Bauindustrie, die neben dem Tourismus eine der tragenden Säulen der Wirtschaft war, brach vorübergehend zusammen. Die Arbeitslosigkeit war im Rahmen der Krise auf über 33 Prozent gestiegen, die Jugendarbeitslosigkeit (bei den unter 25-Jährigen) lag in dieser Zeit mit rund 55 Prozent noch darüber.
Im Zuge der COVID-19-Pandemie gingen die Urlauberzahlen ab 2020 zurück. 2019 verzeichnete die Insel 1,99 Millionen Touristen, 2021 waren es nur 1,01 Millionen. Davon stellten deutsche Touristen mit 398.467 den mit Abstand größten Anteil, gefolgt von Spaniern (143.763) und Urlaubern aus dem Vereinigten Königreich (130.578). Bei letzteren waren die Einbußen mit einem Minus von 73,5 % am größten.[26]
Als Folge des Rückgangs der Urlauberzahlen wurden viele Hotels und Apartmentanlagen geschlossen. 2021 wies die Zahl der zur Verfügung stehenden Hotelbetten einen Rückgang von 33 % gegenüber 2019 auf. Noch stärker fiel der Rückgang bei den Übernachtungsmöglichkeiten in Apartmentanlagen aus: 2019 verzeichnete Fuerteventura in diesem Sektor 15.272 Betten, 2021 waren es nur noch 6.522.[26]
Regionale Produkte sind vor allem Ziegenkäse und Meersalz, kanarische Kartoffeln (Papas Arrugadas) und kanarische Tomaten (rückläufig). Aus Getreide oder Mais wird Gofio erzeugt. Allerdings geht die Bedeutung der Landwirtschaft auch wegen des Wassermangels stark zurück. Ziegenhaltung und Fischfang (Adlerfisch, diverse Barschartige wie Wolfsbarsch oder Barracudas) spielen eine gewisse Rolle.
In einigen Gemeinden wird seit längerer Zeit die Heilpflanze Aloe vera gezüchtet, angebaut und exportiert. Dieses einheimische Bioprodukt ist allerdings durch Markenpiraterie und Billigimporte, vor allem aus China, Indien und Pakistan, bedroht. Untersuchungen im Jahr 2015 bezifferten den Schaden durch falsch deklarierte Importprodukte auf 21 Millionen Euro pro Jahr.[27]
Obwohl auf Fuerteventura fast ganzjährig die Sonne scheint und es auch sehr gut geeignete Standorte zur Windstromerzeugung gibt, machten Solar- und Winstrom 2019 lediglich 11,7 % der gesamten Bruttostromerzeugung aus. Die restliche Strom wird in dem veralteten Kraftwerk Las Salinas in Puerto del Rosario aus Erdöl, und zu einem kleinen Anteil auch aus Erdgas, erzeugt.[28]
Die Insel, die heute hauptsächlich vom Tourismus lebt, hat mit dem internationalen Flughafen Verbindungen in mehrere europäische Länder.
Der Seehafen der Inselhauptstadt Puerto del Rosario ist der größte Umschlagplatz der Insel.
Unter anderem unterhielt die Reederei Naviera Armas ab Anfang 2008 eine direkte Fährverbindung zum marokkanischen Hafen Tarfaya, die allerdings für unbestimmte Zeit unterbrochen wurde, als die Autofähre Assalama am 30. April 2008 vor Tarfaya sank. Weitere Häfen gibt es in Morro Jable, Corralejo, Gran Tarajal und El Castillo. Von Corralejo aus verkehrt stündlich eine Fähre nach Playa Blanca auf die nördliche Nachbarinsel Lanzarote. Morro Jable hat eine Fährverbindung mit Las Palmas auf Gran Canaria. Die Fähre setzt einmal am Tag über und braucht etwa dreieinhalb Stunden. Der Hafen von Gran Tarajal wie auch der Hafen von Morro Jable sind immer noch im Ausbau (Stand: 2007). Von Las Palmas gibt es eine Verbindung nach Gran Tarajal.
Das Straßennetz ist gut ausgebaut und darüber jeder Ort der Insel gut erreichbar.
Zwischen den größeren Orten gibt es ein Netz von Regionalbuslinien. Der Verkehr wird in erster Linie durch das regionale Verkehrsunternehmen Tiadhe durchgeführt, das im Juni 2015 nach eigenen Angaben über etwa 100 Fahrzeuge verfügt. Zentraler Knotenpunkt des Netzes ist der Busbahnhof von Puerto del Rosario. Linie 1 verkehrt als wichtige Verbindung zwischen der Inselhauptstadt und der touristisch bedeutenden Halbinsel Jandía zwischen Puerto del Rosario und Morro Jable und durchquert in ihrem Verlauf auch wichtige Orte im Hinterland der Insel wie zum Beispiel Antigua. Aber sie verbindet dabei auch Zentren wie Gran Tarajal, La Lajita, Costa Calma sowie weitere Orte entlang der Fernverkehrsstraße FV-2. Es wird dabei etwa ein Stundentakt angeboten. Je nach Tageszeit in Abschnitten mit zahlreichen verdichtenden Fahrten oder aber mit geringfügigen Taktlücken zu nachfrageschwächeren Tageszeiten.
Ähnlich häufig verkehren die Linie 3 und 6, die Puerto del Rosario mit Caleta de Fuste (sowie den Flughafen) bzw. Corralejo verbinden. Mit der Linie 10 existiert ferner ein Expressbus (bei vergleichbarem Fahrpreis) zwischen Puerto del Rosario und Morro Jable, der in seinem Verlauf auch den Flughafen sowie Caleta de Fuste anbindet und sich somit in seiner Route von der Linie 1 unterscheidet.
Einige Linien, die Orte im Hinterland Fuerteventuras verbinden, verkehren zum Teil nur mit sehr wenigen Fahrten.
Bei Touristen beliebt sind die weiten Sandstrände entlang der Ostküste. Im Norden, nahe Corralejo, gibt es den unter Naturschutz stehenden Dünenpark, zu dem auch die vorgelagerte Insel Lobos gehört. Die konstanten Winde machen die Strände der Insel interessant für Wassersportler, Wellenreiter an der Westküste, Windsurfer im Norden bei Corralejo oder an der Ostküste (besonders am langen Strandabschnitt zwischen der Costa Calma und Jandía). Hier hat sich auch das Kitesurfen etabliert. Der Westen der Insel besteht zu einem großen Teil aus Steilküsten mit lebensgefährlichen ablandigen Strömungen.
In La Lajita gibt es den Oasis-Park, einen Zoo mit Tier-Shows und Kamel-Safari. Dazu gehört ein botanischer Garten.
Im nordwestlichen Inselinneren befindet sich das Museum Ecomuseo La Alcogida in Tefia. Mit Mitteln der Europäischen Union wurden hier mehrere verfallene Bauernhöfe restauriert. Es wird die Handwerkskunst und Lebensweise der Bevölkerung Fuerteventuras vor der Zeit des Tourismus gezeigt. Zu sehen sind unter anderem Steinmetze, Bäcker, Stellmacher und Stickerinnen.
In Fuerteventuras Berglandschaft, aber auch an den zu den Stränden der Ostküste abfallenden Hängen, kann man auf Atlashörnchen (Atlantoxerus getulus) treffen, die sich flink durch die Steine bewegen und von Fall zu Fall an Menschen gewöhnt sind. Die ersten Tiere wurden 1965 aus Nordafrika eingeschleppt; sie vermehrten sich rasch und richten heute teilweise schwere Schäden an der Vegetation an. Außerdem kann man auf den Nordafrikanischen Igel (Erinaceus algirus, der als Insektentilger geschätzt wird), Fledermäuse und eine Spitzmausart (Crocidura canariensis) sowie Kaninchen (Jagdwild) treffen.
Im Hafen von Morro Jable gibt es eine Meeresschildkrötenauffangstation, in der verletzte Tiere gepflegt werden, um sie anschließend wieder freizulassen. Die Station kann zu bestimmten Zeiten besichtigt werden.[29]
Bei Cofete auf der Halbinsel Jandía befindet sich die Villa Winter, ein nach dem ehemaligen Eigentümer benanntes Anwesen mit undurchsichtiger Vergangenheit.
Hauptinseln: Fuerteventura | Gran Canaria | La Gomera | La Graciosa | El Hierro | Lanzarote | La Palma | Teneriffa
Nebeninseln: Lobos | Roque de Garachico | Chinijo-Archipel (Alegranza | Montaña Clara | Roque del Este | Roque del Oeste)
Sierra de Grazalema (1977) | Nationalpark Ordesa y Monte Perdido (1977) | Montseny (1978) | Nationalpark Coto de Doñana (1980) | Mancha Húmeda (1980) | Biosphärenreservat La Palma (1983) | Marismas del Odiel (1983) | Sierras de Cazorla, Segura y Las Villas (1983) | Urdaibai (1984) | Nationalpark Sierra Nevada (1986) | Cuenca Alta del Río Manzanares (1992) | Lanzarote (1993) | Menorca (1993) | Sierra de las Nieves y su Entorno (1995) | Parque Natural de Cabo de Gata-Níjar (1997) | Bardenas Reales (2000) | El Hierro (2000) | Biosphärenreservat Muniellos (2000) | Parque Natural de Somiedo (2000) | Parque Natural de Redes (2001) | Sierra Morena (2002) | Terras do Miño (2002) | Valle de Laciana (2003) | Nationalpark Monfragüe (2003) | Nationalpark Picos de Europa (2003) | Biosphärenreservat Valle de Jubera, Leza, Cidacos und Alhama (2003) | Biosphärenreservat Babia (2004) | Biosphärenreservat Alto de Bernesga (2005) | Biosphärenreservat Área de Allariz (2005) | Gran Canaria (2005) | Biosphärenreservat Los Argüellos (2005) | Biosphärenreservat Los Valles de Omaña y Luna (2005) | Sierra del Rincón (Madrid) (2005) | Biosphärenreservat Las Sierras de Béjar y Francia (2006) | Biosphärenreservat Los Ancares Leoneses (2006) | Biosphärenreservat Os Ancares Lucenses y Montes de Cervantes, Navia y Becerrea (2006) | Interkontinentales Mittelmeerbiosphärenreservat (2006) | Biosphärenreservat Rio Eo, Oscos y Terras Buron (2007) | Fuerteventura (2009) | Parque natural de Baja Limia y Sierra de O Xurés (2009) | La Gomera (2012) | Parque natural de Las Ubiñas-La Mesa (2012) | Biosphärenreservat Mariñas Coruñesas e Terras do Mande (2013) | Biosphärenreservat Terres de l’Ebre (2013) | Biosphärenreservat San Ildefonso–El Espinar (2013) | Meseta Iberica (2015) | Anaga-Gebirge (2015) | Biosphärenreservat Tajo/Tejo (2016) | Biosphärenreservat Ponga (2018) | Alto Turia (2019) | La Siberia (2019) | Valle del Cabriel (2019)