Die Selbitz ist ein etwa 37km langer, orografisch linker Nebenfluss der Saale im östlichen Frankenwald in den beiden Freistaaten Bayern und Thüringen. Sie gilt als Gewässer dritter Ordnung.
Die Herkunft des Namens Selbitz ist nicht geklärt, er ist aber wahrscheinlich slawischen Ursprungs, abgeleitet möglicherweise von Zilovica (Wurzel: žila oder žyla, vgl. sorbischžiła) ab und würde demnach so viel wie Ader bedeuten. Möglich erscheint aber auch die Herleitung von Zelvica (Wurzel želwja oder želva), was Schildkröte bedeutet. Als Appellativum kommt dies bei westslawischen Orts- und Flurnamen vor.[2]
Geographie
Verlauf
Die Selbitz entspringt auf ca. 635mü.NHN einem Teich nordwestlich des Helmbrechtser Ortsteils Wüstenselbitz, umfließt Helmbrechts erst in östlicher, dann in nördlicher Richtung. Auf ihrem weiteren Weg berührt oder durchzieht sie auf im Wesentlichen nördlichem Lauf die Städte Schauenstein, Selbitz und Naila. Danach durchfließt sie zwischen Hölle und Blechschmidtenhammer das bis zu 170 Meter tief ins Diabasgestein eingeschnittene Höllental.
In der Ortschaft Hölle (Ortsteil von Naila) liegt direkt am linken Selbitz-Ufer eine in 262 Meter Tiefe erbohrte Mineralquelle (Höllensprudel). Im Höllental wird die Selbitz angestaut; ein großer Teil ihres Wassers wird zum Betrieb eines Kraftwerkes über eine Rohrleitung abgezweigt. Beim Kraftwerk am Flussufer fließt das Wasser in den Fluss zurück. Zwischen der Einmündung der Thüringischen Muschwitz am Ausgang des Höllentals und ihrer eigenen Mündung in die Saale bei Blankenstein ist die Selbitz auf ca. zwei Kilometer Länge die Grenze zwischen Bayern und Thüringen, der Fußgängersteg zwischen dem bayerischen Weiler Untereichenstein und Blankenstein gilt als Endpunkt des thüringischen Rennsteigs.
Nach ihrem 36,8 Kilometer langen Weg mit mittleren Sohlgefälle von 6,0‰ mündet die Selbitz 221 Höhenmeter unterhalb ihres Ursprungs.
Quellteich der Selbitz
Eisenbahnbrücke über die Selbitz bei Naila
Wehr in der Selbitz am Bahnhof Naila
Blick ins Höllental vom Aussichtspunkt König David, am Horizont der Döbraberg
Zuflüsse und Abzweige
Liste der Zuflüsse von der Quelle zur Mündung. Mit Gewässerlänge[GV 1] (ggf. mit anders benanntem Oberlauf), Einzugsgebiet[GV 2] und Höhe[BA 1]. Andere Quellen für die Angaben sind vermerkt.
Enziusbach, von rechts auf 568mü.NHN bei Münchberg-Ruppes, 5,7km und 10,0km²
Meierhofer Gemeindebach, von rechts auf 564mü.NHN nahe Münchberg-Meierhof
Eierbach, von links auf 561mü.NHN vor Helmbrechts-Haide, 2,5km und 6,5km²
Goldbächlein, von links über den Mühlkanal auf 548mü.NHN nach der Steinmühle von Helmbrechts
Grönbach, von links auf 543mü.NHN an der Gemeindegrenze von Helmbrechts zur Stadt Schauenstein, 2,9km und 3,3km²
Edlendorfer Bach, von rechts auf 540mü.NHN bei Helmbrechts-Edlendorf, 3,8km und 5,0km²
Rauschenbach, von rechts auf 534mü.NHN vor Schauenstein-Volkmannsgrün
Lehstenbach, von links auf 527mü.NHN gegenüber Schauenstein an dessen Lehstenmühle, 9,5km und 18,7km²
Thronbach, von links auf 520mü.NHN bei Schauenstein-Kleinschmiedenhammer, 5,5km und 7,0km²
Aubächlein, von rechts auf 516mü.NHN nach Schauenstein-Uschertsgrün
Döbra oder Döbrabach, von links auf 515mü.NHN zwischen Uschertsgründ und Selbitz-Weidesgrün, 6,3km und 6,8km²
Rothenbach, von rechts auf 506mü.NHN im Zentrum der Stadt Selbitz, 9,2km und 26,9km²
→(Abgang des Berggrabens), nach rechts auf 507mü.NHN noch in Selbitz
(Zufluss aus Richtung Selbitz-Kreuzbühl), von links auf 502mü.NHN in die Selbitz selbst nach Selbitz, 1,5km und 1,1km²
Eschenbach, von rechts auf 506mü.NHN in den Berggraben kurz vor Naila-Linden
Garlesbächlein, von links auf 501mü.NHN in die Selbitz selbst vor Naila, 2,0km und 2,3km²
←(Rücklauf des Berggrabens), von rechts auf 499mü.NHN an der Marmormühle von Naila, 2,8km und 3,6km²
Culmitz, von links auf 496mü.NHN im Zentrum der Stadt Naila, 8,9km und 21,6km²
Ludelbach, von links wohl auf ca. 496mü.NHN in Naila
Siegelbach, von rechts auf 495mü.NHN bei Naila-Froschgrün
Geißerbach, von rechts auf 492mü.NHN gegenüber Naila-Unterklingensporn
Wolfersbach, von rechts auf 489mü.NHN vor Naila-Marxgrün
Froschbach, von links auf 483mü.NHN in Marxgrün, 9,4km und 18,8km²
Stebenbach, von links auf 477mü.NHN in Naila-Hölle, 7,1km und 11,2km²
Issig oder Issigbach, von rechts auf 477mü.NHN in Naila-Brand fast gegenüber dem vorigen, 8,6km und 15,8km² Hiernach tritt die Selbitz ins Höllental ein
Lohbach, von links auf 426mü.NHN in einen Mühlkanal bei Lichtenberg-Selbitzmühle, ca. 5,1km[BA 2] und ca. 5,3km²[BA 3], jeweils bis zum Kanal
Thüringische Muschwitz, von links auf 424mü.NHN bei Lichtenberg-Blechschmidtenhammer, 10,1km und 22,4km²; ist Grenze zu Thüringen, wie danach die Selbitz selbst bis zur Mündung
Überschwemmungen
An nahezu jeder Stelle kann der Pegel der Selbitz theoretisch steigen, da sie meist von Wiesen umsäumt ist und im Stadtgebiet Naila zwischen dem Bahnhof und der Brücke beim Fußballplatz in einem natürlichen, aber „nachgerichteten“ Tal fließt, was es dem Fluss ermöglicht, in Tauzeiten oder bei Stürmen bzw. starken Schauern auf mehr als die doppelte Breite anzuschwellen. Vom 2. bis 4. Dezember 2007 konnte dies wieder einmal beobachtet werden. In diesem Bereich des Flusslaufes wird er links und rechts von Grasstreifen gesäumt, die in den schneelosen Jahreszeiten mit Schafen beweidet werden.
Literatur
Johann Kaspar Bundschuh:Selbitz. In: Geographisches Statistisch-Topographisches Lexikon von Franken. Band5: S–U. Verlag der Stettinischen Buchhandlung, Ulm 1802, DNB790364328, OCLC833753112, Sp.283 (Digitalisat).
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