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Die Glems ist ein rechter Nebenfluss der Enz in Baden-Württemberg. Sie entspringt im Naturschutzgebiet Rotwildpark bei Stuttgart, das zum Glemswald im Stuttgarter Westen gehört. Sie durchfließt die Landkreise Böblingen und Ludwigsburg, teilt dabei das Strohgäu und mündet bei Unterriexingen in die Enz. Ihre Fließlänge beträgt 47 km; ihr Einzugsgebiet umfasst 196 km².

Glems
Glemsbrunnen
Glemsbrunnen

Glemsbrunnen

Daten
Gewässerkennzahl DE: 23846
Lage Schönbuch und Glemswald
  • Innerer Glemswald
  • Glemswald-Randhöhen

Neckarbecken

  • Glems-Strudelbach-Platte
  • Langes Feld
  • Glems-Strudelbach-Platte
  • Unteres Enztal[1]

Baden-Württemberg

Flusssystem Rhein
Abfluss über Enz Neckar Rhein
Ursprung im Glemswald (Stuttgart)
48° 45′ 58″ N,  5′ 52″ O
Quellhöhe 440 m ü. NHN
Mündung bei Unterriexingen in die Enz
48° 56′ 26″ N,  3′ 12″ O
Mündungshöhe 188 m ü. NHN
Höhenunterschied 252 m
Sohlgefälle 5,4 
Länge 47 km[2]
Einzugsgebiet 195,5 km²[3]
Abfluss am Pegel Talhausen[4] NNQ (1991)
MNQ
MQ
260 l/s
430 l/s
990 l/s
Mündung der Glems (von links) in die Enz bei Unterriexingen
Mündung der Glems (von links) in die Enz bei Unterriexingen

Mündung der Glems (von links) in die Enz bei Unterriexingen


Name


Der Name könnte aus der Antike stammen und sich vom indogermanischen Wort *glom(a)/*glem(a) zu *Glamis(i)a abgeleitet haben, womit der Name etwa „der Schlammige“ bedeuten würde.


Geographie



Verlauf


Das Quellgebiet der Glems liegt im Glemswald, im Süddeutschen Keuperbergland, auf einer Höhe von rund 460 m ü. NHN. Es gibt hier eine Talbildung und einen allerdings nur intermittierend wasserführenden Lauf. Der sogenannte Glemsbrunnen liegt weiter talabwärts in Richtung Südsüdosten, nämlich am Südende der Lichtung Glemswiese auf etwa 435 m Höhe.

Rund 300 m talabwärts durchfließt das junge Gewässer als kleiner Waldbach den etwa 12 a großen Glemsweiher und mündet anschließend in den Pfaffensee – einen der Stuttgarter Parkseen. Dieser See wurde 1566 durch Aufstauen der Glems angelegt, er leitet Wasser aus dem oberen Einzugsgebiet der Glems in den Nesenbach um. Im Westen schließt sich unterhalb der Neue See an, der über einen Grundablass kontinuierlich Wasser an das Gewässer abgibt. Bei hoher Füllung dieses Sees nach anhaltenden Niederschlägen gibt der Neue See dem Bach auch noch über einen Überlauf Wasser ab. Nach Unterquerung der Magstadter Straße tritt die Glems an den kleineren Eisseen wieder zu Tage. Hier mündet auch der von Süden kommende Katzenbach, der zur Wasserführung der Glems am Oberlauf spürbar beiträgt.[5]

Die Glems folgt dann weiter in westlicher Richtung dem sogenannten Mahdental. Nach etwa 500 m verlässt sie in ihm an der kleinen Ansiedlung Glemstal das Stadtgebiet Stuttgarts und wechselt nach rund 4 km Lauf auf die Gemarkung Leonbergs und damit in den Landkreis Böblingen über. Südlich von Leonberg öffnet sich das vergleichsweise enge Mahdental unterhalb der Burgruine Glemseck zu einer weiten Ebene. Nach weiteren etwa fünf Kilometern, auf denen sie zuletzt die Stadt Leonberg im Süden zwischen dem Ortskern des Leonberger Stadtteils Eltingen und dem Gewerbegebiet Hertich durchquert, umfließt sie dann auf einer Höhe von rund 350 m den niedrigen Schopflochberg (Naturdenkmal und Vogelschutzgebiet) und wechselt dabei plötzlich zwischen den Leonberger Ortsteilen Silberberg und Gartenstadt von der westlichen in die nordöstliche Richtung. Diese 130°-Kehre wird Glemsknie genannt. Ab Höfingen hat sich die Glems tief und windungsreich in den hier anstehenden Oberen Muschelkalk eingegraben und dabei steile Talhänge geschaffen. Nach Übertritt in den Landkreis Ludwigsburg durchzieht die Glems die Markungen von Ditzingen, Hemmingen, Korntal-Münchingen, Schwieberdingen und Markgröningen und teilt dabei das Strohgäu in eine westliche und eine östliche Hochebene.[5]

In Ditzingen, wo die Glems teilweise verdolt ist, ändert sie ihre Laufrichtung erneut und zieht nun in nördliche Richtungen. Das Tal ist hier trotz des Muschelkalkes zunächst recht flach und breit. Erst gegen Schwieberdingen zu, etwa ab dem Bergsporn mit der Ruine der Nippenburg, wird das Tal wieder deutlich enger und trägt teilweise auch wieder Hangwald.

Markante Steilhänge finden sich dann auf Markgröninger Markung, wo an mehreren Stellen rechts der Glems Felswände und steile Kalkmagerrasenhänge anstehen. An einigen sonnenexponierten Hanglagen wird noch Steillagen-Weinbau betrieben, vor allem am Mühlberg und am Talhäuser Berg. Viele der einst zahlreichen Weinberge sind allerdings dem Verfall preisgegeben. Im Gewann Kühlenbronnen zwischen der Unteren Mühle und der Papiermühle[6] und im Gewann Guckenhäuser zwischen dem Gruppenklärwerk Talhausen und dem Hohberg befinden sich links bzw. rechts der Glems zwei Wüstungen.[7] Der im Dreißigjährigen Krieg wüst gefallene Weiler Talhausen wurde im 18. Jahrhundert wiederbesiedelt. Die Reste der rechts oberhalb Talhausens liegenden Schlüsselburg wurden in den 1960er Jahren vollends beseitigt. Das seit 1973 zu Markgröningen gehörende Unterriexingen teilte die Glems einst in einen württembergischen und einen ortsherrschaftlichen Teil.

Ab Talhausen zählt das Glemstal zum großflächigen Landschaftsschutzgebiet Enztal zwischen dem Leinfelder Hof und Bietigheim-Bissingen und ist großteils als FFH-Gebiet zusätzlich geschützt. Nördlich von Unterriexingen mündet die Glems schließlich auf einer Höhe von 188 m in die Enz.


Zuflüsse


f1 Karte mit allen Koordinaten: OSM | WikiMap


Orte an der Glems


Orte am Ufer der Glems von der Quelle zur Mündung, mit kommunaler und Kreiszugehörigkeit:


Überschwemmungen


Hochwasser in Talhausen (2010)
Hochwasser in Talhausen (2010)

Im 20. Jahrhundert traten an der Glems in regelmäßiger Wiederholung starke Überschwemmungen auf.[9] Wie an zahllosen anderen mitteleuropäischen Fließgewässern wurde in den 1960er Jahren deshalb auch hier versucht, diese Überflutungen durch Gewässerregulierung zu bannen. Dass die vorgenommenen Verdolungen und Begradigungen das Hochwasserproblem nicht lösten, den ästhetischen und ökologischen Wert des Gewässers aber stark beeinträchtigten, wurde auch hier bald offenbar. Im Einzugsgebiet der Glems gibt es sehr wenig Wald, aber sehr viel an intensiv genutzter, oft auch noch drainierter Landwirtschaftsfläche. Ein sehr großer Anteil des Einzugsgebietes ist zudem versiegelt.

Am 4. Juli 2010 fielen bei einem Gewitter in kurzer Zeit zwischen 70 und 100 mm Niederschlag. In Ditzingen wurde die Kläranlage überflutet, wobei vermutlich ungereinigtes Abwasser in die Glems gelangte. Alleine in Schwieberdingen, wo das Wasser anderthalb Meter hoch auf der Straße stand, waren mindestens 200 Haushalte betroffen.[10] Am Pegel Talhausen erreichte die Glems einen Abfluss von etwa 49 Kubikmetern pro Sekunde. Ein Abfluss von 42 m³/s entspricht einem statistisch hundertjährlichen Hochwasser.[11] Ähnlich starke Überflutungen hatte es fast auf den Tag genau ein Jahr davor, am 3. Juli 2009, gegeben.[12]


Verkehr



Brücken über die Glems


Im Glemstal verlaufen von alters her so gut wie keine Verkehrsachsen, was es für Naherholung und Naturschutz so wertvoll macht. Umso mehr wird das teils tief eingeschnittene Tal von Straßen und Schienen überquert:


Strohgäubahn


Auf ihrem Abschnitt zwischen Münchingen und Hemmingen folgt die Strohgäubahn ein Stück weit der Glems. Bei der Streckenplanung folgte man den natürlich vorgegebenen Tiefenlinien in der Landschaft und vermied so aufwendige Brückenkonstruktionen, indem man die Trasse über Nebentäler von den beidseits auf der Höhe gelegenen Ortschaften ins Glemstal hinabführte und längs der Talrinne verband.


Geschichte


Im „Strohgäu-Dom“ in Markgröningen versammelten sich die Chorherren des Landkapitels
Im „Strohgäu-Dom“ in Markgröningen versammelten sich die Chorherren des Landkapitels

Der mittlere Abschnitt der Glems bildete von 496 bis 746 die Stammesgrenze zwischen Franken und Alemannen. Um 750 ließ der fränkische Hausmeier Karlmann den weitgehend mit dem Strohgäu übereinstimmenden Herrschaftsbezirk des Glemsgaus beiderseits der Glems einrichten und mit einem Gaugrafen besetzen.

Die ehemalige fränkisch-alemannische Mark trennte noch bis zur Reformation die beiden katholischen Bistümer Speyer und Konstanz, weshalb in Ditzingen beiderseits der Glems einst eine Speyrer und eine Konstanzer Kirche gebaut wurden. Die Ortskirchen links der Glems sowie Eltingen, Leonberg und das abgegangene Beisheim zählten alle zum Landkapitel Grüningen des Speyrer „Archidiakonats Trinitatis“, das nach der Reformation in einen evangelischen Kirchenbezirk unter der Leitung des Markgröninger Superintendenten umgewandelt wurde.[13]

Der fischreiche Abschnitt bei „Canstatt“, einem abgegangenen Weiler bei der Oberen Mühle, den Graf Eberhard im Bart dem Grüninger Vogt Conrad Lyher übertragen hatte und den später der Vogt Philipp Volland als Sohn von Elisabeth Lyher beanspruchte, war als ehemalige Allmende 1514 ein Streitpunkt im Armen Konrad.[14]

Mühlkanal der Stumpenmühle in Schwieberdingen
Mühlkanal der Stumpenmühle in Schwieberdingen

Glemsmühlen


Die Glems war gesäumt von zahlreichen Mühlen. Neben Getreidemühlen wurden zeitweise Lohmühlen, Walkmühlen, Ölmühlen, Hanfreiben, Sägmühlen, eine Hammerschmiede, eine Papiermühle und eine Pulvermühle mit Wasserkraft betrieben. Der ausgeschilderte Glemsmühlen-Radwanderweg führt 40 Kilometer lang durchs Tal. An 19 berührten Mühlen informieren Tafeln über Geschichtliches und das ehedem sehr bedeutsame Müllerhandwerk.


Sehenswürdigkeiten


Sehenswürdigkeiten der Orte entlang der Glems und abgegangene Siedlungen finden sich unter anderen in der Liste der Orte im Strohgäu.


Literatur



Einzelnachweise und Anmerkungen


  1. Friedrich Huttenlocher, Hansjörg Dongus: Geographische Landesaufnahme: Die naturräumlichen Einheiten auf Blatt 170 Stuttgart. Bundesanstalt für Landeskunde, Bad Godesberg 1949, überarbeitet 1967. → Online-Karte (PDF; 4,0 MB)
  2. Länge nach dem Layer Gewässernetz (AWGN) auf: Landesanstalt für Umwelt Baden-Württemberg (LUBW) (Hinweise).
  3. Einzugsgebiet nach dem Layer Aggregierte Gebiete 05 (AWGN) auf: Landesanstalt für Umwelt Baden-Württemberg (LUBW) (Hinweise).
  4. Hochwasser-Vorhersage-Zentrale Baden-Württemberg
  5. Ulrich Kröner: Das Glemstal im Wandel der Zeit. Landschaftsentwicklung und Landschaftsveränderung entlang der Glems. Diplomarbeit am Geographischen Institut der Universität Stuttgart, Oktober 2000.
  6. Wüstungen Kühlenbronnen und Talhausen auf der Aussfeldkarte von 1752 (Ausschnitt)
  7. Wüstung Guckenhäuser auf der Urflurkarte von 1830 (Ausschnitt)
  8. 1832 noch mit offener Quellfassung an der Wette im ursprünglichen Ortskern (), offenem Verlauf ab dem Oberen Schafhaus und zusätzlich gespeist aus dem Stadtgraben und dem Teich am Schäferweg. Siehe Urflurkarte (1832).
  9. Hochwasser an der Glems, 2016 by lahrensmuehle.de
  10. Gewitter: Straßen überschwemmt, 4. Juli 2010, Stuttgarter Nachrichten (StN)
  11. Pegel Talhausen/Glems: Hydrologische Kennwerte
  12. Sintflutartige Regenfälle überfluten Straßen, Gärten und Keller – Feuerwehr und THW im Großeinsatz, Sonntag, 4. Juli 2010, NonstopNews
  13. Siehe Karte des Landkapitels Grüningen um 1500 und Karte des evangelischen Kirchensprengels nach 1736
  14. Hermann Römer: Markgröningen im Rahmen der Landesgeschichte I. Urgeschichte und Mittelalter. Markgröningen 1933, S. 190ff u. 285


Commons: Glems – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

На других языках


- [de] Glems (Fluss)

[en] Glems

The river Glems is a right tributary of the river Enz in Baden-Württemberg, Germany and around 47 km (29 mi) long. The spring is located in the south-west of Stuttgart. On the way to the confluence into the Enz next to Unterriexingen (a quarter of Markgröningen) it passes the districts of Böblingen and Ludwigsburg.



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