Die Glems ist ein rechter Nebenfluss der Enz in Baden-Württemberg. Sie entspringt im Naturschutzgebiet Rotwildpark bei Stuttgart, das zum Glemswald im Stuttgarter Westen gehört. Sie durchfließt die Landkreise Böblingen und Ludwigsburg, teilt dabei das Strohgäu und mündet bei Unterriexingen in die Enz. Ihre Fließlänge beträgt 47km; ihr Einzugsgebiet umfasst 196km².
Mündung der Glems (von links) in die Enz bei Unterriexingen
Name
Der Name könnte aus der Antike stammen und sich vom indogermanischen Wort *glom(a)/*glem(a) zu *Glamis(i)a abgeleitet haben, womit der Name etwa „der Schlammige“ bedeuten würde.
Geographie
Verlauf
Das Quellgebiet der Glems liegt im Glemswald, im Süddeutschen Keuperbergland, auf einer Höhe von rund 460mü.NHN. Es gibt hier eine Talbildung und einen allerdings nur intermittierend wasserführenden Lauf. Der sogenannte Glemsbrunnen liegt weiter talabwärts in Richtung Südsüdosten, nämlich am Südende der Lichtung Glemswiese auf etwa 435m Höhe.
Rund 300m talabwärts durchfließt das junge Gewässer als kleiner Waldbach den etwa 12a großen Glemsweiher und mündet anschließend in den Pfaffensee – einen der Stuttgarter Parkseen. Dieser See wurde 1566 durch Aufstauen der Glems angelegt, er leitet Wasser aus dem oberen Einzugsgebiet der Glems in den Nesenbach um. Im Westen schließt sich unterhalb der Neue See an, der über einen Grundablass kontinuierlich Wasser an das Gewässer abgibt. Bei hoher Füllung dieses Sees nach anhaltenden Niederschlägen gibt der Neue See dem Bach auch noch über einen Überlauf Wasser ab. Nach Unterquerung der Magstadter Straße tritt die Glems an den kleineren Eisseen wieder zu Tage. Hier mündet auch der von Süden kommende Katzenbach, der zur Wasserführung der Glems am Oberlauf spürbar beiträgt.[5]
Die Glems folgt dann weiter in westlicher Richtung dem sogenannten Mahdental. Nach etwa 500m verlässt sie in ihm an der kleinen Ansiedlung Glemstal das Stadtgebiet Stuttgarts und wechselt nach rund 4km Lauf auf die Gemarkung Leonbergs und damit in den Landkreis Böblingen über. Südlich von Leonberg öffnet sich das vergleichsweise enge Mahdental unterhalb der Burgruine Glemseck zu einer weiten Ebene. Nach weiteren etwa fünf Kilometern, auf denen sie zuletzt die Stadt Leonberg im Süden zwischen dem Ortskern des Leonberger Stadtteils Eltingen und dem Gewerbegebiet Hertich durchquert, umfließt sie dann auf einer Höhe von rund 350m den niedrigen Schopflochberg (Naturdenkmal und Vogelschutzgebiet) und wechselt dabei plötzlich zwischen den Leonberger Ortsteilen Silberberg und Gartenstadt von der westlichen in die nordöstliche Richtung. Diese 130°-Kehre wird Glemsknie genannt. Ab Höfingen hat sich die Glems tief und windungsreich in den hier anstehenden Oberen Muschelkalk eingegraben und dabei steile Talhänge geschaffen. Nach Übertritt in den Landkreis Ludwigsburg durchzieht die Glems die Markungen von Ditzingen, Hemmingen, Korntal-Münchingen, Schwieberdingen und Markgröningen und teilt dabei das Strohgäu in eine westliche und eine östliche Hochebene.[5]
In Ditzingen, wo die Glems teilweise verdolt ist, ändert sie ihre Laufrichtung erneut und zieht nun in nördliche Richtungen. Das Tal ist hier trotz des Muschelkalkes zunächst recht flach und breit. Erst gegen Schwieberdingen zu, etwa ab dem Bergsporn mit der Ruine der Nippenburg, wird das Tal wieder deutlich enger und trägt teilweise auch wieder Hangwald.
Markante Steilhänge finden sich dann auf Markgröninger Markung, wo an mehreren Stellen rechts der Glems Felswände und steile Kalkmagerrasenhänge anstehen. An einigen sonnenexponierten Hanglagen wird noch Steillagen-Weinbau betrieben, vor allem am Mühlberg und am Talhäuser Berg. Viele der einst zahlreichen Weinberge sind allerdings dem Verfall preisgegeben. Im Gewann Kühlenbronnen zwischen der Unteren Mühle und der Papiermühle[6] und im Gewann Guckenhäuser zwischen dem Gruppenklärwerk Talhausen und dem Hohberg befinden sich links bzw. rechts der Glems zwei Wüstungen.[7] Der im Dreißigjährigen Krieg wüst gefallene Weiler Talhausen wurde im 18. Jahrhundert wiederbesiedelt. Die Reste der rechts oberhalb Talhausens liegenden Schlüsselburg wurden in den 1960er Jahren vollends beseitigt. Das seit 1973 zu Markgröningen gehörende Unterriexingen teilte die Glems einst in einen württembergischen und einen ortsherrschaftlichen Teil.
Ab Talhausen zählt das Glemstal zum großflächigen Landschaftsschutzgebiet Enztal zwischen dem Leinfelder Hof und Bietigheim-Bissingen und ist großteils als FFH-Gebiet zusätzlich geschützt. Nördlich von Unterriexingen mündet die Glems schließlich auf einer Höhe von 188m in die Enz.
Höfingen links über dem Glemstal
Ruine Nippenburg bei Schwieberdingen
Weinberge am Markgröninger Mühlberg, rechts der Glems
Bernhardsbach, von rechts nach Durchlaufen des Bärensees im Neuen See (siehe Stuttgarter Parkseen) ⊙48.7571888888899.0950805555556, 3,7km und 4,0km²
Katzenbach, von links nach dem Neuen See ⊙48.7556194444449.0906722222222, 6,0km auf der längsten Fließstrecke Steinbach –Katzenbach und 12,1km²
(Zulauf aus der Tauschklinge), von rechts nach dem Gerlinger Wohnplatz Glemstal ⊙48.7588259.0637916666667, 0,9km
(Zulauf aus der Spitzklinge), von rechts vor dem Leonberger Wohnplatz Mahdental ⊙48.7619138888899.0550777777778, 0,8km
Hedersbach, von links nach Mahdental ⊙48.7665805555569.0481805555556, 1,3km
Krummbach aus dem Krummbachtal, von rechts gleich danach und noch vor dem Wohnplatz Glemseck ⊙48.7668055555569.0479055555556, 3,7km und 4,3km²
Elendbach, von links bei Glemseck ⊙48.7689.0394138888889, 0,8km
Rohrbach, von links nach Glemseck ⊙48.7690666666679.0369138888889, 2,0km
Scharrhaldenbach, von links an der Anschlussstelle Leonberg der A8 ⊙48.7762259.0300222222222, 1,7km
Mühlgraben, von rechts beim Stadtteil Ramtel von Leonberg ⊙48.781459.0196416666667, 1,4km
Mollenbach, von links gegenüber dem Stadtteil Eltingen von Leonberg ⊙48.7874888888898.9941, mit dem längsten Oberlauf Tiefenbach 2,0km
Wasserbach, von links ins Glemsknie gegenüber dem Schopflochberg bei Leonberg ⊙48.7914527777788.9851277777778, 4,5km mit dem Oberlauf Eisengriffgraben und 15,1km²
Lohlenbach, von links am Kreisel des Wohngebiets Gartenstadt der Leonberger Kernstadt ⊙48.7979555555568.9965305555556, 2,3km und 3,0km²
Fockenbach, von links in den Mühlkanal zur Scheffelmühle ⊙48.8080583333339.0031777777778, 3,3km und 6,2km²
Tilghäuslesgraben, von rechts gegenüber dem Ostende des Stadtteils Höfingen von Leonberg ⊙48.8145805555569.0333805555556, 0,7km
Lindenbach, am Unterlauf Lachengraben, von rechts in Ditzingen⊙48.8295083333339.0667, 10,6km und 28,6km²
Raunsgraben, von links am Nordrand von Ditzingen beim Umspannwerk ⊙48.8339416666679.0639, 3,9km und 4,3km²
Döbach, von links unterhalb-gegenüber der Glemsmühle von Korntal-Münchingen⊙48.85299.0492666666667, 5,1km mit dem längeren rechten Oberlauf Aischbach und 16,7km²
Gaichelgraben, von links in deren Mühlkanal bei der Hagmühle von Hemmingen⊙48.8628388888899.0559694444444, 4,6km und 6,5km²
Wannengraben, von links nahe der Schwieberdinger Stumpenmühle ⊙48.8681361111119.0663, 1,9km und 1,3km²
Räuschelbach, von rechts im südlichen Schwieberdingen ⊙48.8721805555569.0702416666667, 4,8km und 16,1km². Der deutlich einzugsgebietsärmere rechte Oberlauf Aischbach ist wenig länger als der Namensoberlauf
Klingengraben, von links aus der Eichholzer Klinge beim Raisershaus bei Markgröningen⊙48.8979527777789.0658166666667, 5,1km mit Oberlauf Wiesengraben und 8,2km²
(Bach vom Wettebrunnen), von rechts aus der Steigenklinge der Vaihinger Straße⊙48.9021269.07416, ca. 0,7 km, ganz verdolt. Quellfassung am Wetteplatz in Markgröningen.[8]
(Bach vom Kühlen Bronnen), von rechts vor der Markgröninger Papiermühle aus der Klinge südlich des Gewanns Sankt Johannser⊙48.9098555555569.0663055555556, ca. 0,7 km. Quelle am Nordwestrand der Stadt.
Orte an der Glems
Orte am Ufer der Glems von der Quelle zur Mündung, mit kommunaler und Kreiszugehörigkeit:
Im 20. Jahrhundert traten an der Glems in regelmäßiger Wiederholung starke Überschwemmungen auf.[9] Wie an zahllosen anderen mitteleuropäischen Fließgewässern wurde in den 1960er Jahren deshalb auch hier versucht, diese Überflutungen durch Gewässerregulierung zu bannen. Dass die vorgenommenen Verdolungen und Begradigungen das Hochwasserproblem nicht lösten, den ästhetischen und ökologischen Wert des Gewässers aber stark beeinträchtigten, wurde auch hier bald offenbar. Im Einzugsgebiet der Glems gibt es sehr wenig Wald, aber sehr viel an intensiv genutzter, oft auch noch drainierter Landwirtschaftsfläche. Ein sehr großer Anteil des Einzugsgebietes ist zudem versiegelt.
Am 4. Juli 2010 fielen bei einem Gewitter in kurzer Zeit zwischen 70 und 100mm Niederschlag. In Ditzingen wurde die Kläranlage überflutet, wobei vermutlich ungereinigtes Abwasser in die Glems gelangte. Alleine in Schwieberdingen, wo das Wasser anderthalb Meter hoch auf der Straße stand, waren mindestens 200 Haushalte betroffen.[10] Am Pegel Talhausen erreichte die Glems einen Abfluss von etwa 49 Kubikmetern pro Sekunde. Ein Abfluss von 42m³/s entspricht einem statistisch hundertjährlichen Hochwasser.[11] Ähnlich starke Überflutungen hatte es fast auf den Tag genau ein Jahr davor, am 3. Juli 2009, gegeben.[12]
Verkehr
Brücken über die Glems
Im Glemstal verlaufen von alters her so gut wie keine Verkehrsachsen, was es für Naherholung und Naturschutz so wertvoll macht. Umso mehr wird das teils tief eingeschnittene Tal von Straßen und Schienen überquert:
Bei Schwieberdingen überquert die Bundesstraße 10 die Glems auf dem Glemstalviadukt, einer 280 Meter langen Bogenbrücke.
Wenige Kilometer weiter, bei Markgröningen, überquert die 348 Meter lange Glemstalbrücke der Eisenbahn-Schnellfahrstrecke Mannheim–Stuttgart die Glems. Die in unmittelbarer Nähe zur Bahnüberquerung liegende Überleitstelle trägt den Namen Markgröningen Glems.
In Markgröningen und Unterriexingen finden sich noch historische Bogenbrücken aus Muschelkalksteinen.
Neue Glemsbrücke der Strohgäubahn
Glemstalviadukt der B10 bei Schwieberdingen
Konstruktionsdetail des Glemstalviadukts
Glemstalbrücke der Schnellbahn bei Markgröningen
Unterriexinger Glemsbrücke
Strohgäubahn
Auf ihrem Abschnitt zwischen Münchingen und Hemmingen folgt die Strohgäubahn ein Stück weit der Glems. Bei der Streckenplanung folgte man den natürlich vorgegebenen Tiefenlinien in der Landschaft und vermied so aufwendige Brückenkonstruktionen, indem man die Trasse über Nebentäler von den beidseits auf der Höhe gelegenen Ortschaften ins Glemstal hinabführte und längs der Talrinne verband.
Geschichte
→ Hauptartikel: Glemsgau
Der mittlere Abschnitt der Glems bildete von 496 bis 746 die Stammesgrenze zwischen Franken und Alemannen. Um 750 ließ der fränkische Hausmeier Karlmann den weitgehend mit dem Strohgäu übereinstimmenden Herrschaftsbezirk des Glemsgaus beiderseits der Glems einrichten und mit einem Gaugrafen besetzen.
Die ehemalige fränkisch-alemannische Mark trennte noch bis zur Reformation die beiden katholischen Bistümer Speyer und Konstanz, weshalb in Ditzingen beiderseits der Glems einst eine Speyrer und eine Konstanzer Kirche gebaut wurden. Die Ortskirchen links der Glems sowie Eltingen, Leonberg und das abgegangene Beisheim zählten alle zum Landkapitel Grüningen des Speyrer „Archidiakonats Trinitatis“, das nach der Reformation in einen evangelischen Kirchenbezirk unter der Leitung des Markgröninger Superintendenten umgewandelt wurde.[13]
Der fischreiche Abschnitt bei „Canstatt“, einem abgegangenen Weiler bei der Oberen Mühle, den Graf Eberhard im Bart dem Grüninger Vogt Conrad Lyher übertragen hatte und den später der Vogt Philipp Volland als Sohn von Elisabeth Lyher beanspruchte, war als ehemalige Allmende 1514 ein Streitpunkt im Armen Konrad.[14]
Glemsmühlen
→ Hauptartikel: Glemsmühlen
Die Glems war gesäumt von zahlreichen Mühlen. Neben Getreidemühlen wurden zeitweise Lohmühlen, Walkmühlen, Ölmühlen, Hanfreiben, Sägmühlen, eine Hammerschmiede, eine Papiermühle und eine Pulvermühle mit Wasserkraft betrieben. Der ausgeschilderte Glemsmühlen-Radwanderweg führt 40 Kilometer lang durchs Tal. An 19 berührten Mühlen informieren Tafeln über Geschichtliches und das ehedem sehr bedeutsame Müllerhandwerk.
Sehenswürdigkeiten
Sehenswürdigkeiten der Orte entlang der Glems und abgegangene Siedlungen finden sich unter anderen in der Liste der Orte im Strohgäu.
Literatur
Herbert Fauser, Karl-Jürgen Bunnenberg, Karl Feucht (Hrsg.): Wanderführer Heckengäu, Strohgäu, Glemswald. Verlag Theiss, Stuttgart 1999, ISBN 3-8062-0871-9.
Stefan Kriz: Das Strohgäu – eine landeskundliche Skizze. In: Band 2 der Reihe Durch die Stadtbrille – Geschichte und Geschichten um Markgröningen. Hrsg. v. Arbeitskreis Geschichtsforschung und Denkmalpflege Markgröningen. Markgröningen 1986, S.13–22.
Ulrich Kröner: Das Glemstal im Wandel der Zeit. Landschaftsentwicklung und Landschaftsveränderung entlang der Glems. Diplomarbeit am Geographischen Institut der Universität Stuttgart, Oktober 2000.
Müller, Mühlen, Wasserkraft. Band 5 der Reihe Durch die Stadtbrille – Geschichte und Geschichten um Markgröningen, hrsg. v. Arbeitskreis Geschichtsforschung und Denkmalpflege Markgröningen. Markgröningen 1995.
Einzelnachweise und Anmerkungen
Friedrich Huttenlocher, Hansjörg Dongus: Geographische Landesaufnahme: Die naturräumlichen Einheiten auf Blatt170 Stuttgart. Bundesanstalt für Landeskunde, Bad Godesberg 1949, überarbeitet 1967. →Online-Karte (PDF; 4,0MB)
Ulrich Kröner: Das Glemstal im Wandel der Zeit. Landschaftsentwicklung und Landschaftsveränderung entlang der Glems. Diplomarbeit am Geographischen Institut der Universität Stuttgart, Oktober 2000.
Wüstung Guckenhäuser auf der Urflurkarte von 1830 (Ausschnitt)
1832 noch mit offener Quellfassung an der Wette im ursprünglichen Ortskern (⊙48.9044159.082667), offenem Verlauf ab dem Oberen Schafhaus und zusätzlich gespeist aus dem Stadtgraben und dem Teich am Schäferweg. Siehe Urflurkarte (1832).
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