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Die Schlichemtalsperre (auch Schömberger Stausee, vor Ort meist nur Stausee genannt) östlich von Schömberg in Baden-Württemberg staut die Schlichem, einen von der Schwäbischen Alb kommenden Nebenfluss des Neckars. Um die Schlichemtalsperre liegt das 90,7 ha umfassende Landschaftsschutzgebiet Schömberger Stausee mit Palmbühl.

Schlichemtalsperre
Blick über den See zum Schlichem-Viadukt
Blick über den See zum Schlichem-Viadukt
Blick über den See zum Schlichem-Viadukt
Lage: Baden-Württemberg
Zuflüsse: Schlichem; Hölzlegraben, Scheubühlgraben, Räßentälebach
Abfluss: Schlichem
Größere Orte am Ufer: Schömberg-Untere Säge
Größere Orte in der Nähe: Schömberg
Schlichemtalsperre (Baden-Württemberg)
Schlichemtalsperre (Baden-Württemberg)
Baden-Württemberg, Deutschland
Koordinaten 48° 12′ 36″ N,  46′ 5″ O
Daten zum Bauwerk
Bauzeit: 1940–1944
Höhe über Gründungssohle: 19 m
Bauwerksvolumen: 155 000 
Kronenlänge: 160 m
Kraftwerksleistung: 0,060 MW
Daten zum Stausee
Höhenlage (bei Stauziel) 643,8 m
Wasseroberfläche 10,4 ha
Stauseelänge 1,35 km
Stauseebreite 170 m
Speicherraum 1,16 Mio. m³
Einzugsgebiet 33,5 km²

Beschreibung


Der etwa 1,35 km[LUBW 1] lange und anfangs schmale, gegen Ende bis etwa 175 m[LUBW 1] breite Stausee mit einer Fläche von 10,4 ha[LUBW 2] auf 643,8 m ü. NHN[LUBW 3] beginnt an dessen Weiler Untere Säge und zieht sich bis an den alten Ortskern Schömbergs. Er hat ein Einzugsgebiet von etwa 33,5 km²[LUBW 4], zu welchem die am Einlauf schon über 11 km lange Schlichem fast 90 % beiträgt. Seitlich fließen ihm die bis zu 1,2 km langen Wasserläufe Hölzlegraben aus dem Wald rechts des Sees und Scheubühlgraben sowie Räßentälebach von links zu.

Von der Vorsperre Vorsee bei der Unteren Säge führt eine Fischtreppe zum Stausee. Dort befindet sich zudem die einzige begeh- und befahrbare Brücke über den See. Das Schlichem-Viadukt kann lediglich von der Eisenbahn genutzt werden.


Geschichte


Erddamm der Schlichemtalsperre mit Blick auf Schömberg
Erddamm der Schlichemtalsperre mit Blick auf Schömberg

Die Schlichemtalsperre wurde von 1940 bis 1944 erbaut. Der im benachbarten Dotternhausen ansässigen Firma Portlandzementwerk Rudolf Rohrbach KG (heute Holcim (Süddeutschland) GmbH), die Bauherr der Talsperre war, diente sie anfangs zur Kühlwassergewinnung und Stromerzeugung. Ein 1935 erstelltes Freibad wurde überflutet.[1] Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die Anlage 1948 von dem Land Württemberg-Hohenzollern übernommen. Der Stausee wurde von 1975 bis 1983 saniert. Das Absperrbauwerk ist ein Erddamm, das darin befindliche Wasserkraftwerk hat eine Leistung von 60 kW. Es gibt mit dem Vorsee eine Vorsperre, die von 1975 bis 1977 erbaut wurde.


Der Schlichem-Viadukt


Schlichem-Viadukt über die Schlichemtalsperre
Schlichem-Viadukt über die Schlichemtalsperre

Der Stausee wird von einem Eisenbahn-Viadukt überquert, welcher mit seiner einzigartigen Bauart das „Schmuckstück“ des Stausees bildet. Die bereits 1909, also lange vor der Anstauung der Schlichem, fertiggestellte Bogenbrücke hat eine Gesamtlänge von knapp 83 Metern und eine Höhe von etwa 19 Metern. Die Feldweiten betragen 21-26-21 Meter.


Nutzung


Bootsverleih
Bootsverleih

Die Schlichemtalsperre wurde 1948 für 300.000 DM vom damaligen Zementwerk abgekauft und gehört seither dem Land Baden-Württemberg.[2]

Der Stausee dient als wichtiges Hochwasserrückhaltebecken für die angrenzenden Gemeinden.

Zudem produziert die Turbine im Staudamm 180.000 kWh Strom pro Jahr.[2]


Natur


Die Talsperre dient als Biotop für verschiedene Tierarten. Neben zahlreichen Fischen zählen auch weitere Wassertiere, Amphibien und Wasservögel zu den Bewohnern des Sees. Unter anderem haben sich Biber rund um den Stausee niedergelassen.[3]

Zu verschiedenen Anlässen werden Fische beispielsweise durch den Fischereiverein Balingen-Schömberg ausgesetzt, welche jedoch nicht wieder vollständig gefangen werden.


Badesee


Der Stausee mit seinen 2,5 km Umfang ist ein bekanntes Ausflugsziel im Zollernalbkreis und bildet das Zentrum des Naherholungsgebietes Oberes Schlichemtal. Das klare saubere Wasser und die ausgezeichnete Wasserqualität[4] machen ihn vor allem als Badesee beliebt.

Der Badebereich liegt am nordöstlichen Ufer am Staudamm, welche mit Bojen erkennbar ist. Boote dürfen nicht in den Badebereich einfahren, das Schwimmen ist jedoch im ganzen See erlaubt.

Der Strandbereich wird im Sommer teilweise durch die DLRG überwacht. Seit 2018 gibt es einen Rettungssteg, um den Einsatz der DLRG zu erleichtern.[5]

Im Mai 2020 beschloss der Gemeinderat der Stadt Schömberg, einen sicheren Badesee einzurichten. Hintergrund war ein Urteil des Bundesgerichtshof zu Haftungsfragen. Die Duschen bleiben in Betrieb, die Begrenzungsbojenkette des Badebereichs beschildert und der Rettungssteg eingezäunt.[6]


Badestellen


Ein Teil des Sees ist bis zur Bojenkette für den Schwimmsport reserviert. Die Rettungsschwimmer warnen in Schömberg bei drohenden Gefahren mit Flaggen.[7]


Flaggen in Schömberg


[7]

FlaggeBedeutung
Rettungsschwimmer im Dienst. Wenn direkt am Wasser aufgestellt: Grenzt den überwachten Badebereich ein.
Gefahr! Schwimmen verboten signalisiert akute Gefahrenlage wie Strömung, hoher Wellengang oder Wasserverschmutzung, Lebensgefahr
Weitere
Taucher im Wasser (siehe Taucherflagge)

Sport und Freizeit


Ein Bootsverleih ermöglicht es, den See mit Tret- und Elektrobooten zu befahren. Direkt am See liegen zwei Kioske sowie diverse Gaststätten, ein Campingplatz sowie ein kleiner Freizeitpark, zu dem unter anderem auch ein Miniatur-Fachwerkdorf gehört.

Es führt ein komplett asphaltierter Rundweg mit einer Länge von ca. 2,7 km um den See. Die Variante um den Vorsee verlängert den Rundweg um ca. einen Kilometer und ist nur teilweise asphaltiert und für den allgemeinen, motorisierten Verkehr gesperrt. Der Schlichemwanderweg führt auf einem Teilstück des Rundweges am Stausee vorbei. Der Rundweg wird von vielen Spaziergängern, Wanderern, Joggern, Radfahrern und weiteren Sportlern genutzt.

Im Frühjahr findet der Schömberger Volkslauf der Leichtathletik-Abteilung der TG Schömberg statt, welcher in drei Runden um den Stausee und den Vorsee führt.

Das Befahren des Stausees mit motorbetriebenen Booten mit Ausnahme der Leihboote des Bootsverleihs, der DLRG und Feuerwehr ist untersagt.


Seebühne

Im Oktober 2019 wurde mit dem Bau einer Seebühne beim „oberen Kiosk“ im Bereich des Staudamms begonnen. Der Bau war Anfang 2020 abgeschlossen. Bereits 2016 kamen im Rahmen eines Bürgerdialoges und eines Gemeindeentwicklungkonzeptes erste Ideen für eine Seebühne auf. Die Seebühne soll für kulturelle Veranstaltungen und Konzerte, aber auch als Erweiterungsfläche zur Aufwertung des Kiosks dienen.[8]


Stausee-Triathlon

Bis 2016 veranstaltete die TG Schömberg den Stausee-Triathlon. Der Start befand sich am Nordufer des Sees. Von dort aus begaben sich die Athleten auf die 1.400 m lange Schwimmstrecke durch den See. Am Viadukt befand sich eine Boje, welche umschwommen werden musste, um in entgegengesetzter Richtung weiter zum Ziel zu schwimmen. Das Ende der Schwimmstrecke befand sich auf Höhe des Stauseekiosks. Von dort aus ging es zu Fuß weiter zur Wechselzone, welche sich auf der Stauseestraße direkt auf dem Staudamm am Nordufer befand.

Ab dort begaben sich die Teilnehmer auf eine 43 km lange Radstrecke, welche u. a. zweimal über Teile des Obernhohenbergs und Deilingen führte.

Die abschließende 10 km lange Laufstrecke begann wiederum in dieser Wechselzone und führte teilweise am Stausee entlang.


Spiel- und Grillplatz

Unweit des Stausees gibt es unterhalb des Palmbühls einen Spiel- und Grillplatz.[9]


Verkehr



Öffentlicher Nahverkehr


Mit Aufnahme eines Freizeitverkehrs auf der für den Personenverkehr stillgelegten Bahnstrecke Balingen–Rottweil wurde 2002 der Haltepunkt Schömberg Stausee oberhalb der Schlichemtalsperre eingerichtet.[10] An Sonn- und Feiertagen in der Sommersaison wird der Haltepunkt vom Rad-Wander-Shuttle der SWEG von Balingen bzw. Tübingen aus im Taktverkehr bedient.[11] Bei einem geplantem Streckenausbau soll die Haltestelle Stausee verlegt werden und die Schleife in der Streckenführung über die Schlichemtalsperre entfallen.[12]


Individualverkehr


Fuß-, Wander- und Radwege erreichen den Stauseerundweg. Die Stauseestraße verläuft direkt auf der Dammkrone und ist für den allgemeinen Straßenverkehr freigegeben. Am Fuße des Berges Palmbühl gibt es Parkplätze für Besucher der dortigen Wallfahrtskirche, des Kreuzweges und des Badesees.[13]


Landschaftsschutzgebiet


Das Gebiet rund um den Stausee, der nordöstlich davon im Wald aufragende Palmbühl (724,2 m ü. NHN[LUBW 5]) sowie die Wallfahrtskirche in niederer Hanglage abwärts des Sees wurden durch Verordnung des ehemaligen Landratsamts Balingen vom 4. Juni 1965 unter dem Namen Schömberger Stausee mit Palmbühl (Schutzgebiets-Nr. 4.17.037) als Landschaftsschutzgebiet ausgewiesen. Das Gebiet hat eine Größe von 90,7 Hektar.


Sonstiges


Fahrgeschäfte in der Miniaturstadt
Fahrgeschäfte in der Miniaturstadt
Blick von der Staumauer
Blick von der Staumauer
Stausee mit Blick auf das Viadukt
Stausee mit Blick auf das Viadukt

Siehe auch



Einzelnachweise



LUBW


Amtliche Online-Gewässerkarte mit passendem Ausschnitt und den hier benutzten Layern: Schlichemtalsperre und Umgebung
Allgemeiner Einstieg ohne Voreinstellungen und Layer: Landesanstalt für Umwelt Baden-Württemberg (LUBW) (Hinweise)

  1. Dimensionen abgemessen auf dem Hintergrundlayer Topographische Karte.
  2. Seefläche nach dem Layer Stehende Gewässer.
  3. Höhe nach blauer Beschriftung auf dem Hintergrundlayer Topographische Karte.
  4. Einzugsgebiet aufsummiert aus den Teileinzugsgebieten oberhalb nach dem Layer Basiseinzugsgebiet (AWGN) des Online-Kartenservers der LUBW und aus dem auf dem Hintergrundlayer Topographische Karte abgemessenen seitlichen Einzugsgebiet von unter 4,1 km².
  5. Höhe nach schwarzer Beschriftung auf dem Hintergrundlayer Topographische Karte.

Andere Belege


  1. Freibad
  2. Schwarzwälder Bote: Schömberg: Stausee: Vor 75 Jahren ging’s los. 4. Juni 2016, abgerufen am 2. August 2019.
  3. Schwarzwälder Bote: Schömberg: Biber ist erneut am Stausee aktiv. 3. Januar 2018, abgerufen am 2. August 2019.
  4. Badegewässerkarte. In: Landesanstalt für Umwelt Baden-Württemberg. Abgerufen am 2. August 2019.
  5. Schwarzwälder Bote: DLRG weiht Bootssteg ein. 18. Mai 2018, abgerufen am 30. Oktober 2019.
  6. Stausee
  7. Badestellenkennzeichnung
  8. Zollern-Alb-Kurier: Uferarbeiten für Seebühne sind angelaufen. 30. Oktober 2019
  9. Grillplatz
  10. Guido Motika: Schienen an der Zollernalb – Die Eisenbahn in und um Balingen. Band 3, Teil 3.b. Herausgegeben im Selbstverlag auf Bestellung, 2004, S. 405, 418, 437–441.
  11. Freizeitexpress "Heuberg". In: bwegt – Mobilität für Baden-Württemberg. Ministerium für Verkehr Baden-Württemberg, abgerufen am 1. April 2022.
  12. Neue Strecke Bummelbahn
  13. Palmbühl


Commons: Schlichemtalsperre – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien



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