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Der Filzteich ist ein Stausee in Schneeberg/Erzgebirge in Sachsen. Er ist ein beliebtes Naherholungsgebiet und überwachtes EU-Badegewässer mit einem Schwimmbad, einer 83 m langen Wasserrutsche, Tretbooten, Ruderbooten und Liegewiesen; FKK ist möglich. Der westliche Teil des Filzteichs ist Naturschutzgebiet und gehört wie der angrenzende Hartmannsdorfer Forst zur Gemeinde Hartmannsdorf bei Kirchberg im Landkreis Zwickau.

Filzteich
Lage: Erzgebirgskreis, Landkreis Zwickau
Zuflüsse: Zschorlaubach, Filzbach, Seifenbach
Abfluss: Filzbach → ZschorlaubachMulde
Größere Orte in der Nähe: Schneeberg
Filzteich (Sachsen)
Filzteich (Sachsen)
Sachsen, Deutschland
Koordinaten 50° 34′ 19″ N, 12° 36′ 20″ O
Daten zum Bauwerk
Bauzeit: 1483–1485
Höhe über Talsohle: 4,4 m
Höhe über Gründungssohle: 5,6 m
Höhe über Gewässersohle: 544,69 m[1]
Höhe der Bauwerkskrone: 545,15 m
Kronenlänge: 240 oder 470 m
Daten zum Stausee
Wasseroberfläche 23 ha
Speicherraum 367 000 
Einzugsgebiet 5,58 km²

Geschichte


Der Stausee wurde zwischen 1483 und 1485 unter Leitung des Schneeberger Hauptmanns Ritter Heinrich von Starschedel auf altem Zinnseifengelände als Aufschlagwasserreservoir für den Schneeberger Bergbau angelegt. „Filz“ bedeutet Torf und steht für den moorigen Boden, auf dem der Zschorlaubach / Filzbach / Seifenbach gestaut wird. Ende des 18. Jahrhunderts besuchte Johann Wolfgang von Goethe den Filzteich und beschrieb ihn als …ein Naturwunder, überwältigend schön im Anblick der herrlichen Wasserfläche, umgeben von tiefgrünen stundenweiten Fichtenwäldern…[2]. 1933 wurde die Anlage saniert und mit Badestrand und Parkplatz ausgebaut, sie verfiel während des Zweiten Weltkriegs. Im Rahmen des Nationalen Aufbauwerkes wurde die Anlage zwischen 1953 und 1963 wiederaufgebaut und zu einem Strandbad umgestaltet. Heutiger Betreiber sind die Stadtwerke Schneeberg.

Der Filzteich ist nach dem Geyerschen Teich der zweitälteste erzgebirgische Kunstteich und die fünft-älteste Talsperre Deutschlands.[3]


Dammbruch und Wiederaufbau


Am 4. Februar 1783 kam es infolge anhaltenden Regens und der raschen Schneeschmelze zum Dammbruch des Filzteiches.[4][5] Der Damm riss auf mehr als 22,5 m Breite (über 40 Dresdner Ellen)[6] und eine 8 m hohe Flutwelle ergoss sich in das Tal nach Zschorlau und Auerhammer. In Zschorlau wurden 4 Häuser weggeschwemmt und über 30 stark beschädigt, einige Mühlen wurden ganz fortgerissen. 18 Menschen ertranken in den Fluten, die allein in Zschorlau einen Schaden von 30.000 Talern verursachten. Die Gewalt des Wassers verhinderte jedoch das Eindringen des Wassers in die Bergwerke, da die Flut die Tür des Wasserhauses zudrückte und mit fortgerissenem Erdreich verschloss. Die 40 eingefahrenen Bergleute überlebten unversehrt und die Zechen blieben gangbar.[7]

Die Hauptursache des Unglücks war das Verfaulen des hölzernen Teichzapfengerinnes. Durch dieses mit einem nach oben herausziehbaren Zapfen (Striegel) verschließbare Gerinne an der tiefsten Stelle des Teichdammes kann der Teich entleert werden[8]. Weil die auf dem Gerinne ruhende Erde nach und nach einbröckelte, bildete sich im Damm ein Hohlraum. Da hölzerne Gerinne immer schwer und nicht ohne Gefahr auszubessern gewesen sind und um die Wiederholung eines solchen Unfalls zu verhüten, wurde bei der kostspieligen „… Wiederherstellung des Teichdamms anstatt des bisherigen hölzernen Teichgerinnes und des innerhalb des Teiches senkrecht stehenden hölzernen Zapfens ein steinernes Zapfengerinne …“[9] aus Granit errichtet. „Die Erbauung dieses Gerinnes, die Wiederherstellung des Damms, die Anlegung eines steinernen Fluters etc. haben über 17.000 Taler gekostet.“[10] und wurden im Jahr 1786 vollendet.

Die Aufsicht über diesen Kunstteich führte ein in der Nähe wohnender Bergmann. Das in den neuen Kanal abfließende Wasser verursachte ein donnerähnliches Getöse.[7] Gleich bei dem Kanal erinnert noch heute ein Stein mit Inschrift an den Dammbruch.[4]

Der Chronik der Stadt Aue zufolge gab es bereits im Jahr 1573 einen Bruch des Filzteichdamms, welcher durch ein Hochwasser in der Region verursacht wurde und sich in den unterhalb liegenden Siedlungen Zschorlau, Neudörfel und Aue verheerend auswirkte.[11]


Montanregion Erzgebirge


Der Filzteich ist ein Bestandteil des Bergbaugebiets Schneeberg, das 2019 im Rahmen der Montanregion Erzgebirge den UNESCO-Welterbetitel erhielt.


Tourismus


Neben dem Strandbad wurde während der DDR-Zeit das Pionierlager "Wilhelm Pieck" errichtet, das heute als Kinder- und Jugenderholungszentrum KiEZ "Am Filzteich" betrieben wird.[12] Hier wurde am 13. Oktober 2020 ein Floriansdorf eröffnet.[13]

Die Fundgruben am Filzteich sind Teil des Schneeberg-Neustädtler Bergbaulehrpfades.


Sonstiges


Der Filzteich bei Schneeberg ist seiner guten und großen Karpfen wegen berühmt.[14][15] Im Winter kann auf dem zugefrorenen See Schlittschuh gelaufen werden.[16]


Siehe auch



Literatur




Commons: Filzteich – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise


  1. Webseite der Stadt Schneeberg (Memento des Originals vom 2. April 2016 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/bergstadt.eu
  2. Karl-Hans Pollmer: Ein halbes Jahrtausend Filzteich. in: Erzgebirgische Heimatblätter. Heft 2/1983. S. 44.
  3. Otfried Wagenbreth et al.: Bergbau im Erzgebirge. Technische Denkmale und Geschichte. Hrsg.: Otfried Wagenbreth, Eberhard Wächtler. 1. Auflage. Deutscher Verlag für Grundstoffindustrie, Leipzig 1990, ISBN 3-342-00509-2, S. 215.
  4. Thomas Witzke: Zeichen, Tafeln, Inschriften und Zeichnungen im Bergbau
  5. A. S. von Zeutsch: Alphabetisches Verzeichnis derer im Kurfürstenthum Sachsen vorhandenen großen und kleinen Flüsse, Bäche, Seen, Teiche, Thäler, Berge, Wälder und Auen usw als Anhang zu dem alphabetischen Verzeichnis aller Ortschaften, Waltersche Hofbuchhandlung, Dresden 1792, S. 12 Digitalisat in der Staats- und Universitätsbibliothek Dresden (Memento des Originals vom 2. April 2015 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/digital.slub-dresden.de, abgerufen am 3. März 2015.
  6. Friedrich Gottlob Leonhardi: Erdbeschreibung der Churfürstlich- und herzoglich-sächsischen Lande, bei google books S. 263 ff.
  7. Filzteich. In: August Schumann: Vollständiges Staats-, Post- und Zeitungslexikon von Sachsen. 2. Band. Schumann, Zwickau 1815, S. 634–638.
  8. Swen Rinmann's allgemeines Bergwerkslexikon, Leipzig 1808
  9. Friedrich Gottlob Leonhardi: Erdbeschreibung der Churfürstlich- und herzoglich-sächsischen Lande, bei google books S. 264.
  10. Friedrich Gottlob Leonhardi: Erdbeschreibung der Churfürstlich- und herzoglich-sächsischen Lande, bei google books S. 265.
  11. http://www.aue.de/aue/content/13/27012003083104.asp
  12. Der schönste Sommer meiner Kindheit, Filzteich (S04/E04), 23. Juli 2020, https://www.ardmediathek.de/video/der-schoenste-sommer-meiner-kindheit/filzteich-s04-e04/mdr-fernsehen/Y3JpZDovL21kci5kZS9iZWl0cmFnL2Ntcy83YmQyYTBlYy1jNDljLTQ5MjAtOGY4YS0xYjE3NmUyYjRkNTc/
  13. mdr.de: Erstes mitteldeutsches Floriansdorf in Schneeberg eröffnet | MDR.DE. Abgerufen am 14. Oktober 2020.
  14. Homepage Region Chemnitz mit Informationen über den Filzteich; abgerufen am 28. Juni 2009
  15. Minivideo: Karpfen im Filzteich; abgerufen am 28. Juni 2009
  16. Grit Strietzel: Eislaufen auf Gewässern verboten - Einzige Ausnahme: Filzteich; Artikel in der „Freien Presse“ vom 5. Januar 2009; abgerufen am 28. Juni 2009@1@2Vorlage:Toter Link/www.freiepresse.de (Seite nicht mehr abrufbar, Suche in Webarchiven)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.



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