Der Staffelberg ist ein 539 m ü. NHN[1] hoher, der Fränkischen Alb vorgelagerter Zeugenberg im sogenannten Gottesgarten am Obermain. Er ist der Hausberg von Bad Staffelstein im oberfränkischen Landkreis Lichtenfels. Der Name der Erhebung leitet sich von den ausgeprägten Geländestufen („Staffeln“) ab, die einen aufschlussreichen Einblick in die Erdgeschichte der Jurazeit geben. Von der Jungsteinzeit (um 5000 v. Chr.) bis zur Völkerwanderungszeit (ca. 300 bis 500 n. Chr.) war der Berg mehrfach besiedelt. Während der Latènezeit lag das keltische Oppidum Menosgada[2] auf dem Hochplateau des Staffelbergs. Heute befinden sich dort die Staffelbergklause mit Biergarten und die 1653 errichtete Adelgundiskapelle.
Staffelberg | ||
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![]() Blick aus der Luft von Westen auf den Staffelberg | ||
Höhe | 539 m ü. NHN | |
Lage | Bad Staffelstein, Oberfranken, Deutschland | |
Gebirge | Fränkische Alb | |
Koordinaten | 50° 5′ 32″ N, 11° 1′ 29″ O50.09222222222211.024722222222539 | |
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Normalweg | vom Parkplatz Romansthal: ca. 1 Kilometer |
Der Staffelberg liegt im Nordwesten der Fränkischen Schweiz, dem Nordteil der Fränkischen Alb, die wiederum Teil des Süddeutschen Schichtstufenlandes ist. Er ist Teil des Naturparks Fränkische Schweiz – Frankenjura.
Der Berg erhebt sich rund zwei Kilometer ostsüdöstlich der Innenstadt von Bad Staffelstein. Etwa in dieser Richtung befindet sich jenseits der Stadt etwa 290 m niedriger als die Bergkuppe der dort südwestwärts fließende Main im Bereich der Einmündung (ca. 250 m ü. NN) des den Berg südlich und südwestlich passierenden Lauterbachs. Rund um den Berg liegen neben Bad Staffelstein dessen Stadtteile Romansthal im Norden, Uetzing im Osten, Stublang im Südosten sowie Loffeld und Horsdorf im Süden.
Der Staffelberg liegt inmitten des als Gottesgarten bezeichneten Abschnitts des Obermaintals zwischen Ebensfeld und Lichtenfels. Nordöstlich des Staffelberges steht die barocke Basilika Vierzehnheiligen am Hang. Auf der gegenüberliegenden Talseite thront Kloster Banz mit seiner doppeltürmigen Kirche auf einem Hügel. Das Hochplateau ermöglicht eine umfassende Rundsicht auf den Trauf der Jura-Schichtstufe, die Rhön, den Thüringer Wald, den Steigerwald und die Haßberge.
Der Staffelberg gehört zu den Geotopen im Landkreis Lichtenfels. Am 25. September 2008 verlieh ihm der leitende Regierungsdirektor Christian Tausch vom Bayerischen Landesamt für Umwelt im Rahmen einer Feierstunde das Gütesiegel Bayerns schönste Geotope.[3] Der Staffelberg ist vom Bayerischen Landesamt für Umwelt als wertvolles Geotop (Geotop-Nummer: 478R029) ausgewiesen.[4]
Die Hänge des Staffelbergs zeigen besonders ausgeprägte Schichtstufen vom Braunen Jura (Aalenium) bis in den Oberjura (Kimmeridgium). Die weichen Tongesteine sind meist von jüngeren Hangablagerungen überdeckt und bilden Verebnungen. Die weithin sichtbaren Steilstufen des Berges bestehen aus härteren Sandsteinschichten. Der markante Gipfelkranz setzt sich aus Riffkalk und verkarstetem Riffdolomit des Oberjura zusammen. Der Staffelberg ist auch durch Fossilfunde bekannt, außerdem wurden dort früher aus Eisensandstein und Werkkalk Bausteine gewonnen. Zeitweise hat man auch Eisenerz aus dem Braunen Jura abgebaut.[5]
Seine Erhaltung verdankt der Zeugenberg, dessen Gipfelkranz vom flächenhaften Riffplateau des Albkörpers isoliert ist, seiner Lage in einem tektonischen Graben, dem Staffelsteiner Graben. Im Nordflügel des Grabens bedeckt Sandstein des Schwarzen Jura, im Südflügel Werkkalk des Oberjura (Ober-Oxfordium) die Landschaft. Trotz seiner erosionsgeschützten Lage veränderten besonders eiszeitliche Abtragungsvorgänge die Gestalt des Bergmassives, das ursprünglich noch etwas höher über das Maintal ragte.[6]
Der Staffelberg befindet sich im Norden des vielteiligen Fauna-Flora-Habitat-Gebiets Albtrauf im Landkreis Lichtenfels (FFH-Nr. 5932-371), das deckungsgleich mit dem Vogelschutzgebiet Felsen- und Hangwälder im nördlichen Frankenjura (VSG-Nr. 5933-471) ist. Er gehört zudem zum Nordteil des 2001 gegründeten und 1021,64 km² großen Landschaftsschutzgebiets Fränkische Schweiz-Veldensteiner Forst (LSG-Nr. 322697). Das Hochplateau und Kleinteile der Flanken des Bergs sind bereits seit 1985 als 41 Hektar großes Naturschutzgebiet Staffelberg (NSG-Nr. 165640) ausgewiesen.[1]
Das markante Staffelbergplateau war bereits um 5000 v. Chr. besiedelt; dies belegen Steinbeile und Geräte aus Feuerstein und einige kleine Gefäßscherben. Der Berg wurde in den folgenden Jahrtausenden immer wieder aufgesucht und war besiedelt. Aus der frühen Urnenfelderzeit wurden Waffen und Schmuck aus Bronze gefunden. Ob die Siedlung in der späten Bronzezeit befestigt war, wie es etwa für die Ehrenbürg und die Heunischenburg nachgewiesen wurde, ist unklar.
In der späten Hallstattzeit, ab ca. 600 v. Chr., setzte nach einer Unterbrechung erneut eine Besiedlung ein, die den Kelten zugerechnet wird. Aus dieser Zeit ist erstmals eine Befestigung nachgewiesen. Das Gipfelplateau (125 × 350 Meter) wurde mit einem Ringwall, einer sog. Pfostenschlitzmauer umgeben, die auch auf einer unteren Geländestufe den Himmelsteich, wohl eine antike Zisterne, umschloss. Während der Frühlatènezeit (ca. 480–380 v. Chr.) erreichte der Wall eine Breite von bis zu 5 m. Warum die Besiedlung am Ende der frühen La-Tène-Zeit wie überall im nördlichen Franken plötzlich abbrach, ist nicht gesichert, dürfte aber mit der historisch belegten Keltenwanderung in Zusammenhang gestanden haben.
In der Spätlatènezeit wurden das markante Gipfelplateau und ein Teil des östlich angrenzenden Hochplateaus (ca. 49 ha) zur Anlage einer befestigten Großsiedlung, eines sogenannten Oppidums, benutzt. Derartige stadtähnliche Großsiedlungen gab es auf dem Gebiet des heutigen Bayern etwa auch bei Manching, Kelheim und Weyarn.
Die Anlage des Oppidums erfolgte in der zweiten Hälfte des zweiten Jahrhunderts v. Chr. Dabei wurde die gesamte Hochfläche mit dem Gipfelplateau in der Mitte erneut mit einem Wall (s. u.) umgeben. Dieser war an mindestens zwei Stellen von Toren unterbrochen. Sein Verlauf lässt sich noch auf weiten Strecken gut im Gelände verfolgen. Der nordöstliche Zugang war im Sattel des Plateaus zwischen Staffelberg und Spitzberg durch einen sehr gut erhaltenen Sperrwall schwer befestigt. Dieser Abschnittswall verläuft von Nord nach Süd und ist heute noch etwa 320 Meter lang, bis zu 16 Metern breit und bis zu 3,6 Metern hoch.
Neben Keramik, Werkzeugen, Fibeln und Münzen konnten auf der „Akropolis“ auch zwei eiserne Münzstempel geborgen werden.
Ausgrabungen in jüngerer Zeit haben die Vermutung gestützt, dass es sich um die keltische Stadt Menosgada[7] handelte, die in der Geographie des römischen Imperiums und der angrenzenden Gebiete des Griechen Claudius Ptolemäus (85–160 n. Chr.) erwähnt wurde. Allerdings gibt es für den Namen Menosgada[8] in Verbindung mit dem Staffelberg bisher keinen sprachlichen Beweis. Um zirka 30 v. Chr. wurde das große Oppidum aus noch unbekannter Ursache aufgelassen.
Die Befestigung der frühen La-Tène-Zeit bestand aus einer zweischaligen Steinmauer mit einer Füllung aus Erde und Steinbrocken. Die Nordostfront war zusätzlich durch eine ähnlich konstruierte Vormauer bewehrt. Die obere Mauer war zusätzlich durch stützendes Balkenwerk verstärkt.
Das spätlatènezeitliche Oppidum übernahm dieses gestaffelte Befestigungsprinzip. Die obere Mauer wurde wieder mit einer Front aus Kalksteinen und Pfosten verblendet (eine Pfostenschlitzmauer, deren Rekonstruktion dort zu sehen ist). Auf der Rückseite schüttete man eine Erdrampe an. Die Vormauer wurde ebenfalls wieder hergestellt.
In Zusammenhang mit dem Ausbau des Oppidums entstand der gut erhaltene Abschnittswall. Dem von innen rampenartig ansteigenden Wall war ein breiter Sohlgraben von etwa 1 Meter Tiefe vorgelegt. Der aus dem anstehenden Fels geschlagene Graben beginnt erst etwa 2,5 Meter vor der Wallfront. Diese Front war durch eine Holzverblendung verstärkt, die den Wehrgang als Brustwehr überragte. Eine steinerne Verblendung ist dort nicht nachweisbar. Die Stützpfosten waren rückwärtig im Wall verankert. Insgesamt dürfte dieser Befestigungsabschnitt auf der Frontseite etwa 4,5 Meter hoch gewesen sein. Die spätlatènezeitliche Datierung der Abschnittsbefestigung wird durch einen Münzfund aus einem Grabungsschnitt betätigt. 1974 konnte dort eine um 170 v. Chr. geprägte Drachme des Königs Ariarathes IV. von Kappadokien geborgen werden.
Die sonstige Wallbefestigung des Oppidums bestand aus einer etwa 3 Meter hohen und 5 Meter breiten Pfostenschlitzmauer mit hölzerner Brustwehr. Am steilen Nordhang wurde hierzu eine ungefähr 1,5 Meter tiefe Geländestufe aus dem Fels gemeißelt. Die Stützpfosten waren wieder rückwärtig durch Querbalken im Wall verankert.
Bei archäologischen Ausgrabungen in den Jahren 2017–2019 wurde ein keltisches Zangentor gefunden. Die Breite des Tores betrug 7,1 Meter, die Länge 6,6 Meter. Es erreichte vermutlich eine Höhe von 12,5 Metern.[9] Damit gehörte das Zangentor vom Staffelberg wahrscheinlich zu den größten Bauwerken dieser Art.[10]
Nach der keltischen Besiedlung um 30 v. Chr. wurden aus der Zeit um Christi Geburt ebenfalls Geräte und Schmuck aus Eisen und Bronze germanischer Herkunft gefunden. In der Späten Kaiserzeit im 4. und 5. Jahrhundert n. Chr. befand sich auf dem Gipfelplateau eine germanische Burganlage. Die steinerne Ringmauer dieser Wehranlage saß auf einem aufgeschütteten Planierungshorizont über den dreiphasigen keltischen Befestigungsanlagen. Einige Geräte und Schmuck aus Eisen, Bronze und Glas lassen auch auf eine kleine Siedlung im frühen Mittelalter zwischen dem 6. und 8. Jahrhundert schließen.
In späterer Zeit gab es keine Befestigungsanlagen mehr auf dem Staffelberg. Stattdessen entstand auf der gegenüberliegenden Mainseite vermutlich im 8. oder 9. Jahrhundert eine andere Befestigungsanlage, der Ringwall Banzer Berg.
Im Mittelalter wurde auf dem Plateau eine Kirche zu Ehren der heiligen Adelgundis (auch Aldegundis) errichtet. Ein spätgotischer Kirchenbau wurde im Deutschen Bauernkrieg 1525 zerstört. Unter Verwendung der Ruine wurde die Kirche nach dem Dreißigjährigen Krieg wieder aufgebaut und 1654 geweiht. In der Kapelle wird jedes Jahr in der Osterzeit bis Ende Mai eine Osterkrippe ausgestellt. Sie zeigt das Heilige Grab, bewegliche Figurengruppen stellen den Leidensweg Jesu, seinen Tod und die Auferstehung dar.[11]
Neben der Kirche wohnten von 1696 bis 1929 Eremiten. Der bekannteste Eremit war Ivo Hennemann (1824–1900), der als „Einsiedelmann“ in Joseph Victor von Scheffels Gedicht Wanderfahrt (heute bekannt als Frankenlied), vorkommt. Im Jahre 1938 stürzte bei schlechter Sicht eine Junkers W 34 der Wehrmacht auf dem Staffelberg ab[12]. Die Luftwaffe versuchte dieses Unglück totzuschweigen[13]. Bei diesem Flugzeugunglück starben 4 Soldaten. Heute steht dort die Staffelbergklause, die Wanderern eine Einkehr ermöglicht.
Eine Höhle am Staffelberg ist mit der Staffelbergsage verbunden. Hier sollen einst die Querkel gehaust haben, die der Bevölkerung im Maintal viel Gutes taten. Ähnlich wie die bekannteren Heinzelmännchen wurden sie jedoch von einer geizigen Bäuerin vertrieben. Die Wichtel stahlen gelegentlich einige der von ihnen heiß begehrten Klöße aus den Kochtöpfen der Hausfrauen. Als man deshalb begann, die Klöße vor dem Einlegen in die Töpfe abzuzählen, verließen die gekränkten Zwerge den Staffelberg und ließen sich von einem Fährmann über den Main bringen. Als Lohn gaben sie ihm nur einige gute Ratschläge mit auf den Weg, so etwa: „Esst Steinobst und Pinellen, dann wird euch das Herz nicht schwellen“. Den verschwundenen Querkeln vom Staffelberg wurde vor dem Eingang zur Obermain Therme in Bad Staffelstein ein Brunnen als Denkmal gesetzt.
Am Staffelberg wurden für Sportkletterer einige Routen am sonst gesperrten Riffkranz freigegeben. Ein kurzer ungefährlicher Abstieg führt vom westlichen Plateau hinunter zu der kleinen Querkelhöhle, deren Decke sich in einem Schacht teilweise nach oben öffnet. Auf dem weitgehend ungesicherten Hochplateau des Bergs besteht im Bereich der Felsformationen erhöhtes Absturzrisiko.