Die Serra de Tramuntana (kastilisch: Sierra de Tramontana) ist ein Gebirgszug im Nordwesten Mallorcas. Der gleiche Name bezeichnet eine der sechs Landschaftsregionen (comarques) von Mallorca, die nach der Gebirgskette benannt ist, aber etwas über die Fläche des Gebirges hinausreicht. Im Jahr 2008 betrug die Einwohnerzahl der Region Serra de Tramuntana 109.870 gemeldete Bewohner. Am 27. Juni 2011 erklärte die UNESCO die Serra de Tramuntana zum Welterbe.[1]
Serra de Tramuntana | |
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Die Lage von Serra de Tramuntana auf der Insel Mallorca | |
Basisdaten | |
Staat: | Spanien![]() |
Autonome Gemeinschaft: | Balearische Inseln![]() |
Insel: | Mallorca |
Hauptort: | |
Fläche: | 471,66 km² |
Einwohner: | 109.989 (1. Januar 2019) |
Bevölkerungsdichte: | 233 Einw./km² |
Gemeinden: | 13 |
Kulturlandschaft der Serra de Tramuntana | |
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UNESCO-Welterbe ![]() | |
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Terrassen von Banyalbufar | |
Vertragsstaat(en): | Spanien![]() |
Typ: | Kultur |
Kriterien: | (ii)(iv)(v) |
Fläche: | 30,745 ha |
Referenz-Nr.: | 1371 |
UNESCO-Region: | Europa und Nordamerika |
Geschichte der Einschreibung | |
Einschreibung: | 2011 (Sitzung 35) |
Die Berge der Serra de Tramuntana bedecken eine Fläche von 1.067 km² und erstrecken sich auf eine Länge von mehr als 90 Kilometer. Sie sind der Lebensraum von rund 20.000 Einwohnern, von denen etwa die Hälfte in Sóller leben. Das Hauptgebirge nimmt den gesamten West- und Nordwestteil Mallorcas ein. Die Serra de Tramuntana steigt am Puig Major, der höchsten Erhebung Mallorcas, bis auf 1445 Meter empor. Unterhalb des Puig Major liegen die beiden Trinkwasser-Speicherseen Embassament de Cúber und Embassament des Gorg Blau, die ihre überschüssigen Wasser über den Torrent des Gorg Blau in den Canyon Torrent de Pareis abführen.
Das Gebirge ist durch Straßen und viele Wanderwege gut erschlossen. Es ist bisher vom Massentourismus weitestgehend verschont geblieben und ideal zum Wandern und Fahrrad fahren. Die Serra de Tramuntana besticht durch die oft spektakulär schöne, wilde Landschaft, die noch über weite Strecken von einer ursprünglichen Vegetation überzogen ist und durch ihre weitgehend intakte, unverbaute Natur.
Die nördlichen Berge von Mallorca haben 54 Gipfel, 11 davon sind über tausend Meter hoch, z. B.
Gemeinde | Einwohner 1. Januar 2019 |
Fläche km² |
Dichte Einw./km² |
Cod INE | Postleitzahl |
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Andratx | 11.271 | 81,46 | 138 | 07005 | 07150 |
Banyalbufar | 515 | 18,06 | 29 | 07007 | 07191 |
Bunyola | 6.809 | 84,70 | 80 | 07010 | 07110 |
Calvià | 50.559 | 145,02 | 349 | 07011 | 07184 |
Deià | 617 | 15,21 | 41 | 07018 | 07179 |
Escorca | 212 | 139,39 | 2 | 07019 | 07315 |
Esporles | 5.062 | 35,29 | 143 | 07020 | 07190 |
Estellencs | 315 | 13,44 | 23 | 07021 | 07192 |
Fornalutx | 660 | 19,49 | 34 | 07025 | 07109 |
Pollença | 16.283 | 151,65 | 107 | 07042 | 07460 |
Puigpunyent | 2.012 | 42,31 | 48 | 07045 | 07094 |
Sóller | 13.705 | 42,80 | 320 | 07061 | 07100 |
Valldemossa | 1.969 | 42,93 | 46 | 07063 | 07170 |
Comarca Serra de Tramuntana | 109.989 | 471,66 | 233 | – | – |
Unter der Fauna des Gebietes sticht u. a. die erst im Jahr 1979 als Lebendfund entdeckte Mallorca-Geburtshelferkröte (Alytes muletensis) hervor, die es endemisch nur hier gibt. Als Kuriosum wurde 2003 unweit von Valldemossa ein zweiköpfiges Exemplar der harmlosen Kapuzennatter gefunden. Das Tier wurde in den Medien als Hydra von Mallorca bezeichnet (eine Anspielung an die neunköpfige, schlangenähnliche Hydra der griechischen Mythologie). Die seltene Schlange ist im Reptilienzoo im Süden der Insel (Autobahn Palma-Manacor) zu bewundern.
Vor mehr als 300 Millionen Jahren, gegen Ende des Paläozoikums, war jener Teil der Erdkruste, der heute als Spanien bekannt ist, unmittelbar an der Kollision der Urkontinente Laurentia (das heutige Nordamerika), Europa und Gondwana (u. a. Afrika) beteiligt. Infolge dieser Kollision wurde quer über den so entstandenen Superkontinent Pangaea ein gewaltiger Gebirgskomplex aufgefaltet. Erosionsprodukte dieses Gebirges, abgelagert im Perm und der Trias finden sich heute in der Serra de Tramuntana in Form roter Sand- und Tonsteine. Der überwiegende Teil der Serra de Tramuntana sowie der Serres de Llevant im Südosten und die aufragenden Hügelland-Komplexe der Mittelzone von Mallorca bestehen aus mesozoischem Kalkgestein, welches vornehmlich im Jura vor 180 Millionen Jahren in einem flachen Meer abgelagert wurde. Die Oberfläche der gesamten Insel, einschließlich der tertiären und quartären Ablagerungen der heutigen Zentralebene, besteht bis zu 90 Prozent aus Kalksteinen.
Nachdem der Superkontinent Pangaea zerbrach und dessen Teile zunächst auseinanderdrifteten, bewegten sich Afrika und Europa, einschließlich des heutigen Spanien, wieder aufeinander zu. Durch den Zusammenstoß von Spanien mit Afrika im Tertiär vor ca. 20 Millionen Jahren wurde die Erdkruste, die heute die Insel Mallorca bildet, um etwa 50 % ihrer ursprünglichen Ausdehnung zusammengedrückt. Die Ablagerungen des Jura wurden regelrecht zerfetzt und mehrfach übereinandergeschoben. Im weiteren Verlauf des Tertiärs senkten sich weite Teile des zentralen Bereiches der Insel ab, wodurch sich im Prinzip die heutige Dreigliederung der Insel, Serra de Tramuntana im Nordwesten, Zentralebene und Serres de Llevant im Südosten, herausbildete. Da der Meeresspiegel zu dieser Zeit wesentlich höher war als heute, war die Zentralebene vollständig vom Meer überflutet. Deshalb wurden die Gesteine der Trias, des Jura sowie der Kreide dort von Ablagerungen des jüngeren Tertiärs überlagert.
Durch heftige Niederschläge wurden im Quartär riesige Schuttmengen aus der Serra de Tramuntana in das Tiefland transportiert. Vorhandenen Risse und Schluchten wurden weiter vertieft. Das im Regenwasser und so auch im Bodenwasser enthaltene Kohlendioxid löste große Mengen von Kalk auf, was zur Verkarstung der Gebirgs- und Hügelregionen der Insel führte. Die herausgehobene Lage, die große Klüftigkeit, Reinheit und Mächtigkeit des Kalkgesteins erhöhten die Verkarstungsfähigkeit. Die Karsterscheinungen äußern sich in Form verschiedener Höhlen, besonders im Gebiet der Serres de Llevant, in Form fruchtbarer, durch rezente Flusssedimente aufgefüllter Einsturzsenken (sogenannte Poljen) in der Serra de Tramuntana und in Form bizarrer, jedoch lokal beschränkter Karrenlandschaften.
Es ist ein besonderes Merkmal dieses Küstengebirges, dass in Höhen über 600 Meter plötzlich eine, wenn auch beschränkte Ackerbauzone mit vereinzelten Ansiedlungen auftaucht, während in den tieferen Lagen nur in einzelnen Tälern Feldbauterrassen mit Orangen- und Mandelbäumen oder Olivenanbau möglich sind. Das Karstgebirge des Nordens hat hier eine bizarre Formenwelt entstehen lassen, die in ihren scharfkantigen Karrenfeldern und den spitzen Karrengraten, die immer bis in das Feinste gegliederte Lösungsrillen aufweisen, an Kleinformen aus dem tropischen Karst erinnert. Die einzelnen Karren sind mehrere Meter hoch und laufen kegelförmig nach oben aus. Sie stehen dicht nebeneinander und lassen die einzelnen Kalkbänke erkennen, aus denen sie herausgearbeitet worden sind. Besonders eindrucksvoll sind solche Formen in der Nähe der Straße, die das Gebirge von Inca am Gebirgsfuß bis zur Küste bei Sa Calobra quert, so auch in der Nähe des berühmten Santuario de Lluc. Ähnliche Formen zeigen sich an den Kalkfelsen unmittelbar an der Felsenküste der Bucht von Sa Calobra.
Lage Tossals Verds |
![]() Schneehaus (Ruine) |
In diesem Gebiet sind zahlreiche Bergwanderungen möglich. Am Fernwanderweg GR 221 befindet sich die Berghütte (refugi) Tossals Verds, im Herzen der Serra de Tramuntana, in einer Höhe von 540 Metern. Sie steht jedermann gegen ein kleines Entgelt zur Verfügung und ist ein idealer Ausgangspunkt, um in der Massanella die Schneehäuser des Tramuntana-Gebirges zu erkunden.
In den Zeiten vor den elektrischen Kühl- und Frieranlagen wurde in den Wintermonaten auf den hohen Bergen der Schnee gesammelt und in eigens dafür bestimmtem Häusern eingelagert und zu Eis verdichtet; Isoliermaterialien wie Stroh verhinderten das vorzeitige Abtauen. In den warmen Jahreszeiten wurde das Eis in den tiefer liegenden Orten verkauft. Zahlreiche dieser ehemaligen Schneehäuser befinden sich, in verschiedenen Stadien des Verfalls, in den höheren Lagen der Serra de Tramuntana.
Gemeinde Calvià
Gemeinde Andratx
Gemeinde Estellencs
Gemeinde Banyalbufar
Gemeinde Valldemossa
Gemeinde Deià
Gemeinde Sóller
Gemeinde Fornalutx
Gemeinde Escorca
Gemeinde Pollença
Der spanische Dichter Miquel Costa i Llobera schrieb folgendes zur Serra de Tramuntana:[2]
«Son como grandes olas, la tierra tomada de los tendones inconmensurables acumulan altos en la zona libre de fronteras.»
„Sie sind wie große Wellen, die die Erde, von unermesslichen Sehnen ergriffen auftürmt bis hoch in den grenzlosen Raum.“
Llevant | Migjorn | Palma | Pla de Mallorca | Raiguer | Serra de Tramuntana
Historische Stadtzentren:
Alcalá de Henares mit Universität (1998) |
Ávila mit Kirchen außerhalb der Stadtmauer (1985) |
Cáceres (1986) |
Córdoba mit Moschee-Kathedrale (1984) |
Cuenca (1996) |
Granada mit Alhambra und Generalife-Palast (1984) |
Salamanca (1988) |
San Cristóbal de La Laguna (1999) |
Santiago de Compostela (1985) |
Segovia mit Aquädukt (1985) |
Toledo (1986)
Bauwerke:
Bergwerk Almadén (2012) |
Architektur der Mudéjares in Aragón (1986) |
Baudenkmäler von Oviedo und des Königreiches Asturien (1985) |
Escorial in Madrid (1984) |
Herkulesturm (2009) |
Kathedrale von Burgos (1984) |
Kathedrale, Alcázar und Archivo General de Indias in Sevilla (1987) |
Kirchen der Katalanischen Romanik im Vall de Boí (2000) |
Kloster Poblet (1991) |
Klöster San Millán de Yuso und San Millán de Suso (1997) |
Königliches Kloster Santa María de Guadalupe (1993) |
Monumentale Renaissance-Bauten von Úbeda und Baeza (2003) |
Palau de la Música Catalana und Hospital de la Santa Creu i Sant Pau in Barcelona (1997) |
Puente de Vizcaya (2006) |
Römische Stadtmauer von Lugo (2000) |
Seidenbörse von Valencia (1996) |
Werke von Antoni Gaudí (1984)
Archäologische Stätten:
Atapuerca (2000) |
Dolmen von Antequera (2016) |
Felsbildkunst des Mittelmeerraums auf der Iberischen Halbinsel (1998) |
Höhle von Altamira und Altsteinzeitliche Höhlenmalereien in Nordspanien (1985) |
Las Médulas (1997) |
Madīnat az-zahrāʾ (2018) |
Mérida (1993) |
Siega Verde * (2010) |
Tarraco (2000)
Kultur- und Naturlandschaften:
Alte Buchenwälder und Buchenurwälder der Karpaten und anderer Regionen Europas (2017, N) |
Aranjuez (2001, K) |
Ibiza (1999, K/N) |
Jakobsweg (1993, K) |
Monte Perdido (1997, K/N) |
Nationalpark Doñana (1994, N) |
Nationalpark Garajonay (1986, N) |
Nationalpark Teide (2007, N) |
Palmenhain von Elche (2000, K) |
Paseo del Prado und Buen Retiro (2021, K) |
Serra de Tramuntana (2011, K)
* Erweiterung der archäologischen Stätten im Vale do Côa, Portugal;