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Der Schipkapass ist ein historisch bedeutender Gebirgspass im bulgarischen Balkangebirge. Mit seiner Höhe von 1.185 Metern über dem Meeresspiegel ist er einer der höchstgelegenen Pässe in Bulgarien überhaupt.[1]

Schipkapass
Schipkapass
Schipkapass

Schipkapass

Himmelsrichtung Norden Süden
Passhöhe 1185 m
Oblast Gabrowo Stara Sagora
Talorte Gabrowo Schipka
Ausbau Passstraße
Gebirge Balkangebirge
Karte (Gabrowo)
Schipkapass (Bulgarien)
Schipkapass (Bulgarien)
Koordinaten 42° 45′ 15″ N, 25° 19′ 7″ O
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Lage und Namensgebung


Der Schipkapass ist ein Knotenpunkt zwischen Nord- und Südbulgarien an der Grenze der Regionen Gabrowo und Stara Sagora beziehungsweise den Städten Gabrowo in Nordbulgarien mit Kasanlak in Südbulgarien. Kasanlak wurde im 14. Jahrhundert sogar eigens zum Schutz des Passes gegründet. Die über den Pass verlaufende Straße wurde bereits in früheren Jahrtausenden angelegt und verbindet Thrakien mit der Donauebene.

Der Pass ist nach der kleinen Stadt Schipka, Bulgarisch für Hagebutte, (Lage, 548 m) an seinem Südhang benannt. Die relativ gut ausgebaute Passstraße ist leicht passierbar und verkehrsmäßig, vor allem militärisch, von hoher strategischer Bedeutung. In unmittelbarer Nähe vom Schipkapass verläuft die Europastraße 85 und zweigen die nach Plewen (Плевен), Lowetsch (Ловеч), Sewliewo, Russe über Weliko Tarnowo und Schumen nach Edirne (heute Türkei; bulg. Одрин / Odrin) führenden Verkehrswege ab.

Nachbarorte sind Gabrowo und Plewen im Norden sowie Kasanlak und Stara Sagora im Süden.

Über den Schipkapass verläuft der Bergwanderweg Kom–Emine als Teil des Europäischen Fernwanderwegs E3.


Geschichte


Schipkapass (rotes Viereck)
Schipkapass (rotes Viereck)

Gotisch-römische Auseinandersetzungen


Bereits in der Antike war der Pass Schauplatz von Kämpfen zwischen Goten und Römern gewesen. Im 3. Jahrhundert nutzte der Gotenkönig Kniva den strategisch wichtigen Raum für seine Raubzüge in die römischen Provinzen Moesia und Dakien. Im Herbst 377 sperrten die römischen Truppen alle wichtigen Balkanpässe, um ein erneutes Vordringen der Goten von Norden nach Süden über die Donau hinweg auf das römische Reichsgebiet zu vereiteln.[2] Kernpunkt dieser befestigten Verteidigungslinie war der Schipkapass, von dem eine wichtige Straße in das südlich gelegene Tal der Maritza führte. Nachdem der Angreifer noch vor Beginn des gefürchteten Wintereinbruchs damit begann, die Römer einzukesseln, ließ der damalige Oberkommandierende, Frigeridus, die Stellungen räumen und setzte sich zum Pass von Succi ab, um eine neue Verteidigungslinie aufzubauen.[3]


Schlacht am Schipkapass


W. W. Wereschtschagin: Schlachtfeld nahe Schipka
W. W. Wereschtschagin: Schlachtfeld nahe Schipka

1877 und 1878 fanden dort während des Russisch-Osmanischen Krieges wichtige Schlachten zur Befreiung Bulgariens statt. Als die russischen Truppen Anfang August aus Thrakien vertrieben wurden und sich auf die Nordseite des Balkangebirges zurückzogen, wurde der Schipkapass von ihnen behauptet und rasch befestigt. Vom 21. bis zum 26. August 1877 versuchte Süleiman Pascha durch immer neue Angriffe die russische Stellung zu erstürmen, wurde aber unter ungeheuren Verlusten von den Russen unter Führung ihres Generals Fjodor Fjodorowitsch Radezki zurückgeschlagen. Ein zweiter Versuch (17. September 1877) misslang ebenfalls. Die Türken mussten sich auf die Beobachtung und gelegentliche Kanonade der russischen Stellung beschränken, bis die Russen Anfang Januar 1878 wieder zum Angriff übergingen. Am 9. Januar konnte nach heftigem Kampf die ganze türkische Armee (32.000 Mann) gefangen genommen werden und die Russen drangen von neuem in Rumelien ein. – Die verlustreichen Kämpfe am Schipkapass hatten großen Einfluss auf das Werk des russischen Schlachtenmalers Wassili Wassiljewitsch Wereschtschagin, der die Kämpfe beobachtete.

Im bulgarischen Nationalbewusstsein ist die Schlacht um den Schipkapass tief verankert geblieben als der entscheidende Kampf für die Befreiung Bulgariens vom türkischen Joch. Sie war aber militärisch weniger bedeutend als die Schlacht von Plewen.


Schipkadenkmal


Schipkadenkmal
Schipkadenkmal

Zum Gedenken an diese wichtige Schlacht in der bulgarischen Geschichte wurde ein Nationaldenkmal in Auftrag gegeben. Das Schipkadenkmal ist ein gewaltiges Feldsteinmonument in Sichtweite des Passes auf dem früheren Schlachtfeld. Es wurde aus Spenden errichtet und am 26. August 1934 eingeweiht. Der pyramidenförmige Turm ist 31,5 m hoch und besteht aus fünf Etagen. In der ersten Etage steht ein Marmor-Sarkophag mit einigen Gebeinen der Kämpfer vom Schipkapass. Auf den anderen Etagen sind Kopien von bulgarischen Truppenfahnen und andere Reliquien ausgestellt. Die oberste Plattform ist nur fußläufig über hunderte von Stufen erreichbar.

Über dem Eingang zum Denkmal steht ein aus Bronze gegossener Löwe von 8 m Länge und 4 m Höhe. Der Löwe ist das Wappentier Bulgariens und symbolisiert auch gleichzeitig Mut und Tapferkeit der Verteidiger. Mit dem Denkmal wird der Helden der (ersten) Schlacht am Schipkapass gedacht (nach gregorianischem Kalender vom 9. bis 11. August 1877). Hier verteidigten sich unter der Führung von General Stoletow 5.500 Russen mit 27 Geschützen und bulgarische Freiwillige gegen 27.000 Türken unter Süleiman Pascha.

Das Denkmal ist Teil eines ganzen Museumsparks, in dem außerdem ein Monument für den russischen Zaren Alexander II. errichtet wurde, der persönlich an den Schlachten teilnahm. Historische Kanonen umgeben diesen ebenfalls aus Granitsteinen bestehenden Obelisken.

Oberhalb des Ortes Schipka befindet sich eine russisch-orthodoxe-Kirche, die als Gedächtniskirche für die Toten dieser Schlachten gestaltet ist. Sie wurde dem bulgarischen Volk vom russischen Zaren zum Geschenk gemacht.[4]


Zweiter Weltkrieg


Im Zuge des Angriffs auf Jugoslawien und Griechenland zu Beginn des Balkanfeldzugs 1941 marschierten deutsche Infanteristen aus ihren Bereitschaftsstellungen über den Schipkapass. Später wurde am Schipkapass eine Funkmessstellung der 3. Ordnung errichtet und mit einem Freya-Gerät ausgestattet.[5] Die Situation änderte sich, als in Rumänien Ion Antonescu im August 1944 gestürzt wurde und die führenden Kräfte im Land sich dem Diktat der Sowjetunion über eine Weiterführung des Krieges gegen Deutschland fügen mussten.


Pass und Schlacht als Namensgeber


Ausblick über den Schipkapass
Ausblick über den Schipkapass

Schipka (Auswahl)


Wegen der allseits bekannten Vergangenheit in der bulgarischen Geschichte ist Schipka (Шипка) ein wohlklingender Name in Bulgarien. Er wird seit Jahrzehnten als Bezeichnung und wichtigster Markenname für den „Schipkakäse“ (Salzlakenkäse) verwendet. Ferner war Schipka eine in der Sowjetära produzierte Zigarettenmarke. Auch Hotels tragen den Namen Schipka – meist in der engl. Schreibweise Shipka.[6]

Der kleine, ehemalige Sofioter Fußballclub Schipka Sofia und ein Mehrzweckstadion in Assenowgrad tragen den Namen.

Starkwüchsige Sorten des immergrünen Strauchs Lorbeerkirsche (Prunus laurocerasus) erhielten die wissenschaftliche Herkunftsbezeichnung von Schipka: Schipkaensis[7] bzw. Schipkaensis Macropylla und Schipka Holland.

Schipka-Pass bezeichnet ein Brettspiel bzw. Laufspiel für mehrere Mitspieler.


Schipkapass, geographische und andere Bezeichnungen


Die Freiheitskämpfe auf dem Balkan wurden in anderen Ländern zum Anlass für offizielle und inoffizielle Ortsbezeichnungen von Gebirgspässen, Straßen oder enge Passagen.

Der Schipkapass in Speyer
Der Schipkapass in Speyer

Medien



Filmografie



Belletristik



Literatur




Commons: Schipkapass – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise


  1. siehe bg:Шипченски проход
  2. Herwig Wolfram: Die Goten. 4. Aufl., C.H. Beck Verlag. München 2001. ISBN 3-406-33733-3. S. 130.
  3. Herwig Wolfram: Die Goten. 4. Aufl., C.H. Beck Verlag, München 2001, ISBN 3-406-33733-3, S. 131.
  4. Homepage Bulgarien erleben; abgerufen am 16. Februar 2010
  5. Karl-Otto Hoffmann: Die Geschichte der Luftnachrichtentruppe. Band II: Der Weltkrieg. Teil 1: Der Flugmelde- und Jägerleitdienst 1939–1945. Vowinckel-Verlag, Neckargemünd 1968. S. 187.
  6. Beispiel Homepage des Hotels Shipka am „Sonnenstrand“ bei Warna
  7. Darstellung der Prunus-Arten auf der Homepage des Botanischen Gartens Tübingen; abgerufen am 16. April 2019
  8. wissen.de
  9. Rainer Siegenthaler: Die „Schipkapass“-Bahn Bülach – Baden. In: Schweizer Eisenbahn-Revue (SER) 8-9/2002, S. 390–396 und 10/2002, S. 482–486.
  10. Website mit dem Hinweis Schipkapass und Fotos; abgerufen am 16. Februar 2010
  11. Reinhard Vogelsang: Geschichte der Stadt Bielefeld, Bd. II, Von der Mitte des 19. Jahrhunderts bis zum Ende des Ersten Weltkriegs, 1. Aufl., Verlag für Druckgrafik Hans Gieselmann. Bielefeld 1988, ISBN 3-923830-10-6, S. 93.
  12. Schipkapass in Prag (tschechisch); abgerufen am 15. Februar 2010
  13. Hermann Klehn, Peter W. von Sattler: Gießen – Zeitsprünge, Verlag Sutton, Erfurt 2001, ISBN 3-89702-389-X
  14. Linzsichten – ‘Warum ist es am Rhein so schön?’ In: Strünzer Magazin. Heft 1/2013, Linz am Rhein. S. 15.

На других языках


- [de] Schipkapass

[it] Passo di Šipka

Il passo di Šipka (in bulgaro: Шипченски проход?, traslitterato: Šipčenski Prohod) è un passo di montagna nella catena dei Monti Balcani in Bulgaria, ad un'altitudine di 1190 metri sul livello del mare. Collega la provincia di Gabrovo a nord e quella di Stara Zagora a sud. È stato luogo di una serie di scontri tra l'esercito russo e volontari bulgari da una parte e l'Impero ottomano dall'altra, conosciuti nel loro insieme come la battaglia del passo di Šipka durante la guerra russo-turca (1877-1878).

[ru] Шипкинский перевал

Ши́пкинский перева́л или Ши́пка[1] (болг. Шипченски проход) — горный перевал в Болгарии через Балканы. Высота — 1185 м. Получил название от деревни Шипка, лежащей у южного подножия хребта, в долине реки Тунджи. Через перевал проходит шоссе между городами Казанлык и Габрово, которое является одной из основных транспортных связей между Северной и Южной Болгарией. Самая высокая точка перевала — одноимённая гора Шипка.



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