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Ptoion (altgriechisch Πτώιον Ptōion, auch Πτῷον Ptōon oder Πτῶν Ptōn; neugriechisch Πτώο Ptoo oder Όρος Πελαγίας Oros Pelagias) ist ein Gebirgszug im Nordosten Böotiens. Er erstreckt sich von Akraiphia am ehemaligen Kopaïs-See im Westen bis zum Golf von Euböa im Osten und erhebt sich in seinem westlichen Teil bis 725 Meter (Agia Pelagia) bzw. in seinem östlichen Teil bis 781 Meter (Petalás). Bekannt ist das Massiv hauptsächlich wegen des dortigen Orakels des Apollon in der Antike, das bis in die Zeit der Perserkriege zu den wichtigsten Orakeln Griechenlands zählte. Der Berg wurde unter der Nummer AB2080067 als Schutzgebiet ausgewiesen.

Ptoon/Oros Pelagias
(Πτώο/όρος Πελαγίας)

Berg Ptoon über dem Tempel des Apollo Ptoios.

Höhe 781 m
Lage Böotien, Griechenland
Koordinaten 38° 28′ 52″ N, 23° 19′ 40″ O
Ptoion (Griechenland)
Ptoion (Griechenland)
Besonderheiten In der Antike Ort eines Apollon-Orakels

Geographie


Der Ptoon liegt im Regionalbezirk Böotien, nördlich der Seen Paralimni (Παραλίμνη) und Yliki (Υλίκη). Der Berg steigt bis auf 781 m über dem Meer an. An seinen Hängen lag die antike Stadt Akrefnio (Ακραίφνιο Βοιωτίας) in deren Nähe sich noch heute die gleichnamige Siedlung befindet.


Geschichte des Apollonorakels


Kopf eines Kouros aus dem Heiligtum des Apollon
Kopf eines Kouros aus dem Heiligtum des Apollon

Drei Kilometer nordöstlich von Akraiphia befand sich eine Orakelstätte des Apollon Ptoios. Ursprünglich war es ein Orakel des Ptoios, eines Lokalheros, Sohn des Athamas und der Themisto,[1] der aber von Apollon verdrängt wurde. Der Name des Heros, gleichzeitig der Name des Berges, an dessen Fuß sich das Orakel befand, wurde Epiklese Apollons und der Heros erhielt ein neues, kleineres Heiligtum etwa 1 km westlich des ursprünglichen Ortes auf dem Kastraki (Verehrung vom 7. bis 4. Jahrhundert v. Chr. nachweisbar).

Auf dem Berg Ptoios fanden sich Reste einer neolithisch-helladischen Siedlung sowie einer mykenischen Burg, die noch in archaischer Zeit aufgegeben wurde. Das Gebiet wurde bis zum Ende der klassischen Zeit von Theben beherrscht, was durch Reste von thebanischen Befestigungen auf verschiedenen Gipfeln des Ptoion-Gebirges belegt ist. Das Heiligtum war danach zunächst unter Kontrolle des Böotischen Bundes, später der von Akraiphia.

Seit 227 v. Chr. fanden in der Nähe des Orakels auf Beschluss der delphischen Amphiktyonie alle fünf Jahre musische Wettkämpfe (Agone) zu Ehren Apollons statt, die Ptoia.[2] Nach einer Zeit völligen Niedergangs wurden die Spiele in der frühen Kaiserzeit als Ptoia kai Kaisareia (Πτώια καὶ Καισάρεια) erneuert und bis zum Anfang des 3. Jahrhunderts abgehalten.

In byzantinischer Zeit wurde das Heiligtum durch das christliche Kloster Agia Pelagia überbaut, das allerdings während der Türkenherrschaft auf den Gipfel des Ptoios verlegt wurde.


Orakelstätte und Ablauf des Orakels


Kouros (Theben, Archäologisches Museum)
Kouros (Theben, Archäologisches Museum)

Das Orakel wird auch von Herodot erwähnt, der den Besuch eines gewissen Mys aus Europos schildert, der von dem persischen Feldherrn Mardonios ausgesandt worden war, bei möglichst vielen Orakeln Prophezeiungen einzuholen:

Besonders merkwürdig aber klingt mir folgende Erzählung der Thebaner: Dieser Mys aus Europos soll auf seiner Wanderung zu allen Orakelstätten auch zum Heiligtum des Apollon Ptoos gekommen sein, das Ptoon heißt und den Thebanern gehört. Es liegt über dem Kopaissee am Fuß eines Berges nahe der Stadt Akraiphia. Als dieser Mys in Begleitung von drei ihm von der Gemeinde beigegebener Männer, die den Götterspruch aufzeichnen sollten, den heiligen Bezirk betrat, verkündete der Oberpriester des Gottes sogleich den Spruch in einer fremder Sprache. Die anwesenden Thebaner wunderten sich, dass sie eine fremde Sprache hörten, und wussten nicht, was sie davon halten sollten. Mys aber nahm ihnen die Tafeln aus der Hand, die sie mitgebracht hatten, und trug den Spruch des Priesters darauf ein. Er erklärte, der Priester habe das Orakel in karischer Sprache gegeben. Nach der Niederschrift zog er weiter nach Thessalien.[3]

Dieses Vorkommnis erscheint auch bei Pausanias. Zu dessen Zeit, im 2. Jahrhundert, existierte das „untrügliche“ Orakel offenbar nicht mehr.[1][4]

Das Apollon-Heiligtum lag auf drei Terrassen, oben befand sich ein Ende des 4. Jahrhunderts v. Chr. auf den Fundamenten eines archaischen Tempels errichteter dorischer Peripteros mit einer Ausdehnung von 12 × 25 Metern mit 8 × 13 Säulen. Die eigentliche Orakelstätte befand sich in einer östlich gelegenen ausgebauten Quellgrotte. Die überregionale Bedeutung des Orakels ist aus der großen Zahl von Weihgeschenken ersichtlich. Die Kouroi und Dreifüße aus Ptoion befinden sich heute zum großen Teil im Archäologischen Museum Theben und im Nationalmuseum Athen.


Literatur





Einzelnachweise


  1. Pausanias: Beschreibung von Griechenland, 9.23.6 (englisch, deutsch in der Google-Buchsuche)
  2. Inscriptiones Graecae (IG) VII 4135; s. a. Schachter Bd. 3, S. 70ff, Bd. 4, S. 20f
  3. Herodot Historien 8.135
  4. Βικιθήκη, Παυσανίας Ελλάδος περιήγηση/Βοιωτικά ἐντεῦθεν ἐς Ἀκραίφνιόν ἐστιν ὁδὸς τὰ πλείω πεδιάς. εἶναι δὲ ἐξ ἀρχῆς τε μοῖραν τῆς Θηβαί̈δος τὴν πόλιν φασὶ καὶ ὕστερον διαπεσόντας Θηβαίων ἐς αὐτὴν ἄνδρας εὕρισκον, ἡνίκα Ἀλέξανδρος ἐποίει τὰς Θήβας ἀναστάτους: ὑπὸ δὲ ἀσθενείας καὶ γήρως οὐδὲ ἐς τὴν Ἀττικὴν ἀποσωθῆναι δυνηθέντες ἐνταῦθα ᾤκησαν. κεῖται μὲν τὸ πόλισμα ἐν ὄρει τῷ Πτώῳ, θέας δὲ ἄξια ἐνταῦθα Διονύσου ναός ἐστι καὶ ἄγαλμα. [6] προελθόντι δὲ ἀπὸ τῆς πόλεως ἐν δεξιᾷ πέντε που καὶ δέκα σταδίους τοῦ Ἀπόλλωνός ἐστι τοῦ Πτώου τὸ ἱερόν.

На других языках


- [de] Ptoion

[en] Ptoion

Ptoion (Ancient Greek Ptōïon Πτώϊον, also Ptōon Πτῷον / Πτῶον, Modern Greek Ptoo Πτώο or Oros Pelagias Όρος Πελαγίας) is a mountain chain in northeastern Boiotia. It stretches from Akraiphia by the former Lake Copais in the west to the Gulf of Euboea in the east, reaching up to 725 m (Agia Pelagia) in the west and 781 m (Petalás) in the east. The massif is particularly famed for the oracle of Apollo which was located in it in antiquity and was among the most important Greek oracles up to the time of the Persian Wars.

[it] Ptoion

Il monte Ptoion (in greco antico: Πτώϊον, Ptóïon) o Ptoon (in greco antico: Πτῷον/Πτῶον, Ptôon) o Ptoo (in greco: Πτώο, traslitterato: Ptóo) è una catena montuosa della Beozia situata ad est dell'antico lago Copaide e a nord del lago Yliki, un po' ad est dell'antica città di Acrefia. Le vette più alte sono il Petalás (781 m) ad est e lo Hagia Pelagia (726 m) ad ovest.

[ru] Птоон

Птоон[1][2] (Птой, греч. Πτώον) — низкие горы в Греции, в Беотии. Образуют восточную окраину впадины озера Копаис[3][1] и северную окраину озёр Илики и Паралимни. Простирается до залива Вориос-Эввоикос. Высочайшая вершина — Петалас (781 м). С древних времён известны храмом Аполлона Птойского[1][2], упомянутого Павсанием[4]. Руины храма находятся западнее действующего женского монастыря Пелагия, у вершины Птоон (724,1 м). В храме был оракул[5]. Раз в 4 года в Акрефии совершалось празднество «τὰ Πτώια» при храме Аполлона Птойского[6], включавшее музыкальные соревнования и юношеские состязания. Святилище расположено на трёх уровнях. На вершине находится храм, деревянный в архаический период, каменный храм в дорическом стиле построен в IV—III вв. до н. э. Перед храмом квадратная площадь с алтарями и жертвенниками. На среднем уровне расположены две стои. На нижнем уровне — большой бассейн конца IV века до н. э. В 1 км, в Кастраки (Καστράκι) находилось святилище местного героя и эпонима Птоя[en] (Πτώος), датируемое IV веком до н. э. Псевдо-Аполлодор и Павсаний со ссылкой на поэта Асия Самосского[en] сообщают, что эпоним Птой был сыном Афаманта и Фемисто[7][4]. Найдены статуи архаического периода, куросы (начало IV — начало V века до н. э.). С запада горы огибает автострада 1[1][2].



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