Der Laacher See in der östlichen Vulkaneifel, nahe der Abtei Maria Laach in der Ortsgemeinde Glees gelegen, ist der größte See in Rheinland-Pfalz. Er entstand in der Caldera des Laacher Vulkans nach dessen letzter Eruption, die auf 10930 v. Chr.,[1] nach neueren Forschungen auf das Jahr 11056 v. Chr. datiert wird.[2] Die im südöstlichen Bereich des Sees als Mofetten beobachtbaren Ausgasungen sind Zeichen eines andauernden Vulkanismus.
Laacher See | ||
---|---|---|
![]() | ||
Laacher See mit Benediktinerabtei Maria Laach | ||
Geographische Lage | Vulkaneifel, Rheinland-Pfalz | |
Zuflüsse | Quellen im See | |
Abfluss | Delius-Stollen mit 0,050 m³/s | |
Inseln | keine | |
Ufernaher Ort | Mendig, Andernach, Mayen, Neuwied, Koblenz, Bad Neuenahr-Ahrweiler | |
Daten | ||
Koordinaten | 50° 24′ 37″ N, 7° 16′ 11″ O50.4102777777787.2697222222222275 | |
| ||
Höhe über Meeresspiegel | 275 m ü. NHN | |
Fläche | 3,31 km² | |
Länge | 1,964 km | |
Breite | 1,186 km | |
Volumen | 103.000.000 m³ | |
Umfang | 7,3 km | |
Maximale Tiefe | 51 m | |
Mittlere Tiefe | 31 m | |
Einzugsgebiet | 12,2 km² | |
Besonderheiten |
leicht aktiver Vulkan/Caldera, Mofetten |
Das Wort Laach entstammt dem althochdeutschen lacha, ist verwandt mit dem heutigen Wort Lache, dem lateinischen lacus und dem englischen lake (See) und bedeutet einfach See. Der Name Laacher See ist somit eine Tautologie. Laach ist auch auf den Ort und das Kloster übergegangen. Die Abtei wurde erst 1863 von den Jesuiten in Maria Laach umbenannt.
Der ovale See ist mit einer Oberfläche von rund 3,3 km² und einer Tiefe von 51 m[3] der größte in Rheinland-Pfalz. Er liegt in der Vordereifel (Osteifelvulkangebiet) in der Nähe der Städte Andernach (8 km), Bonn (37 km), Koblenz (24 km) und Mayen (11 km). Über die 3 km entfernte Autobahn-Anschlussstelle der A 61 nördlich von Mendig ist er leicht zu erreichen.
Der See ist vollständig von einem durchschnittlich 125 m hohen Wall umgeben. Er wird hauptsächlich von Grundwasser gespeist und besitzt keinen natürlichen Abfluss. Die sich heute in 275 m ü. NHN befindende Wasseroberfläche schwankte ursprünglich um bis zu 15 m, was die Landwirtschaft schwierig machte. Nach Einschätzung von Klaus Grewe wurde im Mittelalter zur Amtszeit von Abt Fulbert (1152 bis 1177) der 880 m lange Stollen in Richtung Süden gebaut. Als Überlauf sollte dieser Fulbert-Stollen den Klosterbesitz vor Überschwemmungen schützen.[4] Neueren Untersuchungen zufolge könnte der Fulbert-Stollen sogar schon zur Zeit der Römer entstanden sein.[5][6] Zwischen 1840 und 1845 bauten die Familien Delius und von Ammon, die damaligen Eigentümer des säkularisierten Klostergutes und Sees, einen ca. 5 m tiefer liegenden parallelen Stollen zum Absenken des Wasserspiegels auf das heutige Niveau, um Land- und Weideflächen zu gewinnen. Der See verlor durch beide Abzugsstollen etwa ein Drittel seiner Wasserfläche.
Obwohl der Laacher See oft als „das größte Maar der Vulkaneifel“ bezeichnet wird, ist er geologisch gesehen weder ein Maar noch ein Vulkankrater, sondern eine wassergefüllte Caldera – ein mehr oder weniger kreisrundes Becken, das durch das Absacken der Decke der entleerten Magmakammer unterhalb des Vulkans entstanden ist. Im Laufe der Zeit kann sich ein solcher Kessel mit Wasser füllen. Der Laacher See ist in der Eifel neben dem benachbarten Wehrer Kessel die größte Caldera und die einzige wassergefüllte in Mitteleuropa.
Der letzte Ausbruch des Vulkans, bei dem diese Caldera geschaffen wurde, fand vor rund 13.000 Jahren statt. Eine Untersuchung aus dem Jahre 2021 datiert ihn auf 13.006±9 Jahre BP (Bezugsjahr AD 1950),[7] also rund ein Jahrhundert früher als das bisher angenommene Datum – etwa um das Jahr 10.930 v. Chr.[1] – für den Ausbruch. Er dauerte nur wenige Tage und bestand aus einer plinianischen Hauptphase, die von phreatomagmatischen Explosionen eingeleitet und auch beendet wurde.
Dabei wurden riesige Mengen vulkanischer Asche und Bims ausgeschleudert, welche die Gegend bis ins Rheintal bis zu sieben Meter dick bedeckte. Das Auswurfmaterial verstopfte die Talenge des Rheins an der Andernacher Pforte, der dadurch aufgestaute See erstreckte sich über das Neuwieder Becken bis in den Oberrhein.[8][9] Die Flutwelle nach dem Dammbruch ergoss sich über weite Bereiche des Niederrheins. Der schwefelreiche Laacher-See-Ausbruch wird als Auslöser der Klimaanomalie der jüngeren Dryas-Kaltzeit diskutiert.[10]
Die gesamte Auswurfmenge betrug etwa 6 km³ Stammmagmavolumen, entsprechend ca. 16 km³ vulkanischer Lockermassen (Tephra),[11] was einem Wert von 6 auf der von 0 bis 8 reichenden Skala des Vulkanexplosivitätsindex entspricht. Damit war der Ausbruch anderthalbmal so stark wie der des Pinatubo 1991 oder sechsmal so stark wie der Ausbruch des Mount St. Helens 1980. Die feineren Ablagerungen der Aschewolken sind noch bis nach Schweden und Norditalien verfrachtet in quartären Sedimenten als schmaler Bimshorizont zu finden. Die Formation wurde von Bogaard und Schmincke 1984 als Laacher See-Tephra (LST) benannt.[12] Geowissenschaftlern und Archäologen dient sie als Proxy zur Datierung bzw. überregional als Leithorizont des Allerød.
Das geförderte vulkanische Material war vorwiegend von phonolithischem Typ, der nur in der dritten Phase einen zunehmend höheren Anteil an primitiverem mafischem Material enthielt.[13][14] Über die Gesamtmenge des Materials herrscht Uneinigkeit. So ist von 6 km³ DRE entsprechend 16–20 km³ Lockermassen die Rede, aber es wird auch eine Diskrepanz mit der zugehörigen Magmakammer diskutiert, die nur eine deutlich geringere (10 %) Menge an gefördertem Material zulässt.[15] Ebenfalls ist unklar, ob es ein, zwei oder noch mehr Ausbruchszentren existieren.[16] beziehend auf [17] Weitere allgemeine Informationen z. B.[18]
Aufsteigendes CO2 in der südöstlichen Uferzone des Sees (sogenannte Mofetten) zeigt auch heute noch die vulkanische Aktivität der Region (Vulkanpark). Vulkanologen und Geologen gehen davon aus, dass vom Laacher See zurzeit keine akute Gefahr ausgeht. Vor dem Hintergrund der langen Vulkantätigkeit in der Eifel ist die Möglichkeit eines Vulkanausbruchs jedoch nicht von der Hand zu weisen, wenngleich das nicht im Gebiet des Laacher Sees der Fall sein muss. Zwischen dem ersten Auftreten von Magma unter dem Laacher See und seinem gewaltigen Ausbruch zum Ende der letzten Eiszeit vergingen mindestens 17.000 Jahre. Gemessen an diesen langen Zeiträumen ist ein neuer Ausbruch des Vulkans innerhalb der nächsten Jahrtausende „sehr wahrscheinlich“.[19] In der gesamten Osteifel kam es in den letzten 450.000 Jahren durchschnittlich alle fünf- bis zehntausend Jahre zu einer Vulkaneruption, einem Zeitraum also, der seit dem letzten Ausbruch bereits klar überschritten ist.[20]
Neueste Entwicklungen (u. a. lokale Erdbeben im Jahr 2018) zeigen eine leichte, langsam zunehmende Aktivität. Experten beobachten weiter die Entwicklung des Vulkans und konnten herausfinden, dass die Magmakammer noch intakt ist. Die Zeit bis zum nächsten Ausbruch kann noch bei Hunderten von Jahren liegen, oder er kann plötzlich und unerwartet erfolgen. Das aufsteigende CO2 ist weiterhin vorhanden.
Eine im Januar 2019 veröffentlichte Untersuchung konnte seit 2013 acht Sequenzen niederfrequenter Erdbeben in insgesamt vier räumlich eng begrenzten Clustern in einer Tiefe zwischen 10 bis 45 Kilometern nachweisen. Die Wissenschaftler deuten dies als Bestätigung der vorherrschenden Ansicht, dass der Vulkan noch aktiv ist und die Magmakammer sich derzeit durch den Aufstieg von Magma aus dem oberen Erdmantel füllt.[21] Für eine unmittelbar bevorstehende vulkanische Aktivität sind dies jedoch noch keine Anzeichen.[22] Man nimmt derzeit an, dass es nach einem Ausbruch etwa 30.000 Jahre dauert, bis die Lavakammer unter der Eifel wieder gefüllt ist.
Die aktuellste Aktivität in der Region war ein Schwarmbeben am 28. Oktober 2019 um 23:17 Uhr mit Epizentrum des Erdbebens im Andernacher Ortsteil Namedy, ca. 4 km vom Laacher See entfernt. Das Schwarmbeben bestand aus mindestens sechs einzelnen Beben mit einer maximalen Magnitude von 1,6. Der Schwarm zeigte keine Deep-Low-Frequency-Charakteristik; daher lässt er sich nicht unmittelbar magmatischen Vorgängen zuordnen.[23][24]
Deutliche Hebungstendenzen und flache Beben zeigt ein Bereich knapp nördlich außerhalb Glees nördlich des Laacher Sees.[25][26] Eine Zusammenfassung des aktuellen Wissensstandes findet sich in einer Studie, die die Gefährdung von Atomendlagern durch vulkanische Ereignisse betrifft. Siehe [27]
Der See und seine Umgebung wurden am 26. Juni 1935 zum Naturschutzgebiet Laacher See erklärt – wegen der geologischen und morphologischen Beschaffenheit (einzigartiges Beispiel für postglazialen Vulkanismus in der Eifel), aus naturgeschichtlichen Gründen, als Lebensraum seltener in ihrem Bestand bedrohter Pflanzen- und Vogelarten sowie wegen seiner besonderen landschaftlichen Schönheit und Eigenart.
Siehe auch: Liste der Naturschutzgebiete im Landkreis Ahrweiler
Der Laacher See ist ein oligotropher (nährstoffarmer) See, der trotz der CO2-Emissionen bis in große Tiefen sauerstoffreich und sehr klar ist. Der See wird befischt und mit Jungfischen besetzt, besonders die von Mönchen im 19. Jh. eingesetzten, aus dem Bodensee stammenden Silberfelchen (Coregonus fera (Thienemann), heute Coregonus arenicolus) spielen eine wirtschaftliche Rolle. Sie haben sich im See zu einer eigenen Spezies entwickelt.[28]
Weiterhin gibt es Hechte, Karpfen, Schleie und Barsche.[29]
Die im Wasser des Sees lebenden Muschelkrebse (Ostrakoden) sowie die in den Seesedimenten überlieferten fossilen Schalen dieser Kleinkrebse wurden eingehend untersucht.[30] Es wurden Cytherissa lacustris, Darwinula stevensoni, Candona candida, Candona lindneri lindneri, Candona marchica, Candona fabaeformis, Candonopsis kingsleii, Cyclocypris ovum, Cypriaophtalmica, Notodromas monacha, Cypris pubera, Cypridopsis vidua vidua, Cypricercusobliquus und Herpetocypris reptans lebend gefangen.
Der Laacher See gehört zu den Besitztümern der nahe gelegenen Benediktiner-Abtei Maria Laach, ebenso wie die umliegenden Ländereien, ein Fischereibetrieb und das Seehotel Maria Laach. Er wird als Naherholungsgebiet zum Schwimmen, Segeln, Wandern und Campen genutzt. Der Segelclub „Laacher See“ Mayen (SCLM) und der Surf-Club Laacher See e. V. benutzen den See selbst, die Laufgemeinschaft Laacher See dessen Ufer und nähere Umgebung als Revier. Am See liegen auch der Campingplatz „Laacher See“ und ein Minigolfplatz. In der Nähe der Abtei befand sich auch das Laacher Zentrum für Naturkunde und Mikroskopie, das sich mit der Naturgeschichte des Laacher Sees und seiner Umgebung befasste (seit 2014 dauerhaft geschlossen). Außerdem befindet sich an der Straße Richtung Mendig das Naturfreundehaus Laacherseehaus. Einen kostenlosen öffentlichen Zugang zum See gibt es nicht.
In Mendig befindet sich das Deutsche Vulkanmuseum Lava-Dome. Es ist die zentrale Attraktion des Vulkanparks, der sich mit seinen über zwanzig Sehenswürdigkeiten über die gesamte Osteifel erstreckt. Der Laacher See gehört auch zum Nationalen Geopark Laacher See.
Im Januar 1863 erwarb die Societas Jesu das Klostergut und entfaltete eine rege Bautätigkeit am Laacher See für das neue Collegium maximum auf deutschem Boden, bis das preussische Jesuitengesetz im Juli 1872 dem ein Ende setzte. Am Ostufer des Sees wurde noch 1870/71 ein großes, 80 m langes und 10 m breites, zweieinhalbgeschossiges Gebäude im neoklassizistischen Stil errichtet als Erholungsheim für rund hundert jesuitische Studenten. In dem Jahr seiner Nutzung kam es zu mehreren nächtlichen Todesfällen, die mit freigesetztem Kohlendioxidgas vulkanischen Ursprungs in Verbindung gebracht werden. Nach Weggang der Jesuiten wurde das Gebäude ab 1892 auch von den Benediktinern nicht mehr genutzt und verfiel. Letzte Mauerreste wurden 1921 abgebrochen und die Steine über den zugefrorenen See zum Kloster transportiert, wo sie dem Bau von Wirtschaftsgebäuden der Abtei Maria Laach dienten.[31][32]
Auf dem Seegrund im Westteil befindet sich seit dem 29. August 1942 das Flugzeugwrack eines britischen viermotorigen Halifax-Bombers aus dem Zweiten Weltkrieg und nahe der Bootsvermietung in Ufernähe eventuell noch ein weiteres Flugzeugwrack. Bis in die ersten Nachkriegsjahre war es noch zu sehen, bis es weiter in die Tiefe abrutschte.[33] Die Abtei ließ am 27. April 2007 verlauten, dass bis auf weiteres wegen Explosionsgefahr etwaiger Bomben mit Langzeitzündern seitens der Verbandsgemeinde Brohltal, Niederzissen, mit Verfügung vom 30. März 2007 keine Genehmigung für Tauchen, Bootsverkehr, Schwimmen sowie Hobbyangeln für dieses Gebiet erteilt wird.[34][35] Vom 2. bis 20. Juni 2008 fand unter Führung der Tauchergruppe des Kampfmittelräumdienstes Rheinland-Pfalz eine Tauchaktion statt, um etwaige Gefahren zu erkunden. Dabei wurden einzelne Bruchstücke der Maschine geborgen, das Wrack selbst oder Bomben jedoch nicht gefunden. Die Tauchgänge fanden unter sehr schwierigen Sichtverhältnissen statt (Dunkelheit, Schwebstoffe). Daher bleibt es unklar, ob sich Bomben im Flugzeugwrack oder in dessen Umgebung befinden. Nicht auszuschließen ist, dass sich noch Reste von Hydrauliköl und Treibstoff im Wrack befinden (Augenzeugenberichten zufolge stürzte die Maschine brennend in den See).[36]
Alte Sagen erzählen von einem Schloss, das auf einer Insel des Laacher Sees gestanden haben soll. Darin habe ein Graf gehaust, der seine Untergebenen tyrannisch behandelte. Eines Tages versank die Insel samt Schloss und dem boshaften Grafen nach einem apokalyptischen Unwetter im See.[37][38] Die Sage inspirierte Friedrich Schlegel zu seinem Gedicht Das versunkne Schloß.[39]