Der Ještěd (deutsch Jeschken) ist mit 1012 m n.m. die höchste Erhebung im Jeschkengebirge in Nordböhmen (Tschechien). Der auffallende Fernsehturm auf dem Gipfel macht ihn zu einer unverwechselbaren Landmarke.
Ještěd | ||
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![]() Gipfel des Ještěd mit Funkturm im Gegenlicht | ||
Höhe | 1012 m n.m. | |
Lage | Tschechien | |
Gebirge | Jeschkengebirge | |
Dominanz | 18,5 km → Holubník | |
Koordinaten | 50° 43′ 56″ N, 14° 59′ 7″ O50.73222222222214.9852777777781012.0 | |
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Gestein | Quarzit |
Der Ursprung des Namens ist ungewiss, vermutlich leitet sich der Name von Eschenberg nach der einst dort vorherrschenden Baumart ab. Im Tschechischen ist der Name zuerst im Jahr 1545 als „Jesstied“ nachgewiesen (pod horou Jesstiedem), die deutsche Form wird als „Jeschkenberg“ erstmals im Jahr 1565 erwähnt.
Der Ještěd befindet sich unmittelbar südwestlich von Liberec (deutsch Reichenberg) und ist dessen Hausberg. Direkt am Fuße des Berges liegen der Stadtteil Horní Hanychov (Oberhanichen) sowie die Gemeinde Světlá pod Ještědem (deutsch Swetla). Am Nordwesthang entspringt der Ještědský potok.
An den Hängen des Ještěd-Kammes befindet sich eine Reihe von Skiliften und Skipisten für den alpinen Skisport. Bekannt sind auch die Ještěd-Skisprungschanzen. Auf der großen K120-Anlage werden regelmäßig auch internationale Skisprungwettbewerbe ausgetragen. Am Ještěd befindet sich auch ein Bikepark mit fünf Abfahrten unterschiedlicher Länge und Schwierigkeitsgraden, wobei zum Teil die Skiabfahrten genutzt oder gekreuzt werden.
Mit der Kunstbahn Jeschken (auch Jeschkenbahn) gab es die bedeutendste künstlich errichtete Rodelbahn der Sudeten am Berg. Zwischen 1913 und 1937 fanden hier 13 mal die Rodelmeisterschaften der Sudetenländer statt, 1940 die deutschen Meisterschaften. Wichtigste Ereignisse waren die Rennrodel-Europameisterschaften 1914, die ersten überhaupt, die auf der Bahn stattfanden, sowie die Europameisterschaften 1939.
Bereits 1838 wurde auf dem Gipfel der noch vorhandene Rohanstein errichtet, der gleichzeitig als Grenzstein diente. Eine erste Hütte auf dem Gipfel bestand schon im Jahre 1844.
In den 1860er-Jahren wurde auf dem Gipfel eine Vermessungsstation errichtet, als Station Nr. 4 „Jeschken“ eine Station erster Ordnung der königlich-sächsischen Triangulation.
Am 7. August 1870 fand auf dem Berg ein tábor lidu (Volks-Tábor, ein nationales Treffen der tschechischen Patrioten, dem noch weitere Tábors folgten[1]) statt, aus dem dann 1878 die Sociálně demokratická strana českoslovanská v Rakousku, die tschechische Sozialdemokratie, entstand.[2]
Im Jahre 1906 baute der Deutsche Gebirgsverein für das Jeschken- und Isergebirge ein Berghotel, wofür Schuldscheine ausgegeben worden waren.
Im Jahre 1927 wurde das erste Jeschkenbergrennen für Kraftfahrzeuge veranstaltet.[3]
Die Jeschkenseilbahn von Horní Hanychov zum Gipfel wurde 1933 als Sessellift eröffnet. 1972 folgte der Ersatz durch die Seilbahn. Am 31. Oktober 2021 stürzte eine Gondel ab und tötete den einzigen Insassen, einen Mitarbeiter der Bahn.
Am 23. August 1940 gegen Mitternacht prallte ein Flugzeug des Typs Heinkel He 111 vom II. Kampfgeschwader (Löwengeschwader) in Lüneburg gegen den Berg unweit des Gipfels und riss eine lange Schneise in den Wald. Bei diesem Unglück starben die vier Insassen.
Im Jahr 2009 wurde ein Teil der Wettkämpfe der Nordischen Skiweltmeisterschaft am Ještěd ausgetragen.
Am 31. Oktober 2021 stürzte eine der beiden Gondeln der Jeschkenseilbahn ab. Ein Seilbahnführer kam dabei ums Leben.[4]
Nachdem das 1906 erbaute Berghotel am 31. Januar 1963 abgebrannt war, wurde von 1966 bis 1973 nach dem Entwurf des Architekten Karel Hubáček ein 99,86 Meter hoher futuristischer Bau neu errichtet, der Fernsehturm Ještěd. Für den Bau, der in Form eines Rotationshyperboloids die Formen der Berghänge aufgreift und nach oben hin fortführt, wurde der Architekt mit dem Auguste-Perret-Preis ausgezeichnet. Der Turm dient als Aussichtsturm, Sendemast, Hotel und Restaurant. Seit dem Jahr 2007 läuft eine Bewerbung zur Aufnahme dieses Bauwerks in die Liste des UNESCO-Welterbes.[5]
Das Hotel steht im Mittelpunkt des Romans „Grandhotel“ (2006) von Jaroslav Rudiš.
Der „Hunderter-Wettbewerb“ ist ein ausgefallenes Wettrennen auf den Ještěd. Es geht darum, den Gipfel innerhalb kürzester Zeit hundertmal zu erklimmen und darüber hinaus das Abzeichen für tausend oder fünftausend Aufstiege zu erringen. Als Auszeichnung gab es im Ausschank auf dem Ještěd die Hunderter-Abzeichen und das Halbliterglas mit Namen und der Anzahl der absolvierten Hunderten von Aufstiegen.
Im Jahr 2000 nahm man die Tradition wieder neu auf.