Der Hohe Hagen ist ein etwa 492,5 m ü. NHN[1] hoher Berg vulkanischen Ursprungs im nahe Dransfeld gelegenen Dransfelder Stadtwald, einem Mittelgebirgszug im südniedersächsischen Landkreis Göttingen. Er ist die höchste Erhebung der Dransfelder Gegend.
Hoher Hagen | ||
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Blick über Jühnde nordwestwärts zum Hohen Hagen | ||
Höhe | 492,5 m ü. NHN [1] | |
Lage | Grenze der Gebiete der Gemeinden Dransfeld, Jühnde und Scheden in der Samtgemeinde Dransfeld, Landkreis Göttingen, Niedersachsen (Deutschland) | |
Gebirge | Dransfelder Stadtwald | |
Koordinaten | 51° 28′ 31″ N, 9° 45′ 52″ O51.4752222222229.7645833333333492.5 | |
Topo-Karte | DTK25 Blatt 4524 Scheden[2] | |
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Typ | Vulkan | |
Gestein | Basaltdurchbruch aus Alkali-Olivin-Basalt, der bis faustgroße Xenolithe von Peridotit führt („Olivinbomben“)[3] | |
Alter des Gesteins | Mittleres Miozän | |
Letzte Eruption | vor etwa 12 Mio. Jahren (nach K-Ar-Bestimmungen) | |
Erschließung | Aussichtsturm Gaußturm | |
Besonderheiten | Höchster Berg des Dransfelder Stadtwaldes | |
Blick vom Hohen Hagen nach Nordosten über Göttingen zum Harz |
Der Hohe Hagen erhebt sich etwa auf halber Strecke (Luftlinie) zwischen Göttingen im Nordosten und Hann. Münden im Südwesten im Naturpark Münden – in den Gebieten der Stadt Dransfeld (etwa Nordwest- und Nordteile), wo sich auch sein Gipfel befindet, der Gemeinde Jühnde (Ostflanke) und der Gemeinde Scheden (Südflanke). Der Gipfel des am Ostrand vom Dransfelder Stadtwald befindlichen Berges liegt etwa 3 km südlich des Dransfelder Kernorts. Etwas nordwestlich des Hohen Hagens liegt zwischen den Erhebungen Brunsberg (480,2 m) im Osten und Hengelsberg (463 m) im Westen die Quelle der Auschnippe. Auf der Nordostflanke entspringt der Dramme-Zufluss Häger Graben.
Der Hohe Hagen gehört in der naturräumlichen Haupteinheitengruppe Weser-Leine-Bergland (Nr. 37), in der Haupteinheit Sollingvorland (371) und in der Untereinheit Südliches Sollingvorland (371.1) zum Naturraum Dransfelder Hochflächen (371.15).[4]
Der Hohe Hagen ist laut der obersten Höhenlinie, die auf topographischen Karten im Bereich nordnordwestlich des Gaußturms am Haus Hoher Hagen ersichtlich ist, etwa 492,5 m[1] hoch. Seine Höhe wird gelegentlich mit 508 m ü. NN angegeben; diese Zahl taucht teils noch in neueren Kartenwerken auf.[5] Allerdings wurde der ursprünglich diese Höhe erreichende Gipfel im Zuge des Basaltabbaus im 19. und 20. Jahrhundert – vermutlich nach dem am 14. November 1963[6] erfolgten Einsturz des auf etwa 506 m Höhe errichteten Alten Gaußturmes – abgetragen. Manchmal werden rund 480 m als Berghöhe genannt. Die südlich des Gaußturms gelegene Spitzkurve der Hoher-Hagen-Straße (siehe Verkehr und Wandern) liegt auf 478,3 m[7] Höhe, und südlich des Basaltsteinbruchs befindet sich auf einem Waldwegabzweig eine 482,9 m[2] hohe Stelle.
Nach dem Haferberg (580,4 m), den beiden gleich hohen Steinbergen (Großer und Kleiner Steinberg; 541,8 m und 541,9 m hoch) und anderen Bergen im niedersächsischen Teil des Kaufunger Waldes bzw. im Naturpark Münden zählt der Hohe Hagen zu den höchsten Bergen im Südzipfel des Bundeslandes Niedersachsen.
Der Hohe Hagen ist einer der nördlichsten Vulkane in Deutschland. Er barg abbauwürdige Mengen vulkanischen Gesteines, das seinen Ursprung in der Tertiärzeit hat. Der Abbau von Basaltgestein am Hohen Hagen ist ab 1825/26 belegt. Bereits 1856 wurde der Steinbruch erweitert, in den 1920er Jahren setzte die bedeutendste Zeit des Basaltabbaus ein. Das Basaltbruchgebiet betrug damals über 11 Hektar. Die Basaltvorkommen am Hohen Hagen erschöpften sich, deshalb wurde der Abbau im Jahr 1971 eingestellt.
Die Geschichte des Basaltbruchs ist seit Herbst 2004 durch einen Geologie- und Bergbaupfad erlebbar.
Auf dem Großteil des Hohen Hagens liegen Teile des Landschaftsschutzgebiets (LSG) Weserbergland-Kaufunger Wald (CDDA-Nr. 325317; 1989; 285,018 km²). Auf seiner Süd- und Westflanke befinden sich solche des LSG Buchenwälder und Kalkmagerrasen zwischen Dransfeld und Hedemünden (CDDA-Nr. 555547221; 2011; 16 km²) und des Fauna-Flora-Habitat-Gebiets Buchenwälder und Kalkmagerrasen zwischen Dransfeld und Hedemünden (FFH-Nr. 4524-302; 14,96 km²).[7]
Im Zuge seiner Sommerreise nach Göttingen, Bad Pyrmont und Kassel bestieg Johann Wolfgang von Goethe am 14. August 1801 den Hohen Hagen. Er schrieb dazu in seinem Tagebuch:
„Nachmittags 2 Uhr in Dransfeld. Daselbst die Basaltbrüche besucht und den Hohen Hahn (platt Hauen Hohn) bestiegen, auf welchem man die schönste Aussicht genießt. So sieht man zum Beispiel den Brocken, den alten Hanstein, das Schloß Berlepsch, zwey Gleichen in ihren Ruinen, Göttingen, mit den umliegenden Dörfern, den Hainberg hinter demselben, die waldigen Harzgebirge, sodann Northeim und die alte Plessburg, ferner nach der Gegend von Holzminden und Höxter.“[8]
Im Rahmen der von Carl Friedrich Gauß zwischen 1818 und 1826 per Triangulation durchgeführten Landesvermessung des Königreichs Hannover (Gaußsche Landesaufnahme) nutzte Gauß den Hohen Hagen als einen Dreieckspunkt für sein „großes Dreieck“ Hoher Hagen – Brocken – Großer Inselsberg. Dieses Dreieck mit den Seitenlängen 68 km (Hoher Hagen – Brocken), 84 km (Hoher Hagen – Großer Inselsberg) und 106 km (Brocken – Großer Inselsberg) war Basis zur Verknüpfung zahlreicher regionaler Vermessungsdaten.
Da Gauß schon damals eine nichteuklidische Geometrie für möglich hielt und er wusste, dass das Parallelenaxiom entbehrlich war, entwickelte sich zur Vermessung des großen Dreiecks die Legende, Gauß habe bei der Gelegenheit der hannoverschen Landesvermessung empirisch nach einer Abweichung der Winkelsumme besonders großer Dreiecke vom euklidischen Wert von 180° gesucht, wie etwa bei diesem Dreieck, das vom Hohen Hagen, dem Brocken und dem Inselsberg gebildet wird. Die Vermessung durch Gauß ist belegt, die oben erwähnte Vermutung zur Motivation ist dagegen unsicher.[9] Max Jammer schrieb über das Ergebnis dieser gaußschen Messung:
„Es braucht kaum eigens gesagt zu werden, daß er innerhalb der Fehlergrenze keine Abweichung von 180° entdeckte und daraus den Schluß zog, die Struktur des wirklichen Raumes sei, soweit die Erfahrung darüber eine Aussage erlaubt, Euklidisch.“[10]
Auf dem Hohen Hagen wurde 1909 bis 1911 der 32,3 m hohe Aussichtsturm Gaußturm (→ Alter Gaußturm) aus Basaltgestein erbaut. 1963 stürzte er aufgrund von durch Sprengungen im benachbarten Steinbruch verursachter Lockerung des Bodens ein. Der Turm wurde nicht wieder aufgebaut.
1964 wurde an benachbarter Stelle der 51 m hohe Neue Gaußturm aus Stahlbeton errichtet, ein 51 m hoher Sende- und Aussichtsturm mit Panoramarestaurant. Von seiner Aussichtsplattform auf 528 m Höhe fällt der Rundumblick nicht nur über den Dransfelder Stadtwald, sondern unter anderem auch zum Solling, nach Göttingen mit dem Göttinger Wald und dahinter liegendem Harz sowie zum Hohen Meißner, Kaufunger Wald, Habichtswälder Bergland und Bramwald mit jenseits davon befindlichem Reinhardswald.
Auf der (heutigen) Gipfelregion des Hohen Hagens steht etwa 180 m nordnordwestlich vom Gaußturm mitten im Wald das Haus Hoher Hagen, ein 1914 erbauter ehemaliger Berggasthof, der seit 1982 als Schullandheim und Bildungsstätte genutzt wird. Träger sind der Förderverein der Georg-Christoph-Lichtenberg-Gesamtschule Göttingen, das Otto-Hahn-Gymnasium Göttingen sowie der Verein für außerschulische Bildung e. V. Das Selbstversorgerhaus verfügt über 40 Betten und wird an Gruppen vermietet.
Jeweils am 1. Mai findet seit 1998 der Dransfelder Hasenmelkerlauf, ein 10.900 m langer Volksberglauf statt, der von Dransfeld über den Hohen Hagen führt.
Seit 2004 verläuft auf der über den Hohen Hagen führenden Straße (siehe Verkehr und Wandern) ein Streckenabschnitt mit Bergwertung der Dritten Kategorie der Internationalen Niedersachsen-Rundfahrt für Radprofis und seit 2005 auch das Jedermannrennen mit Start und Ziel in Göttingen. Der Hohe Hagen ist der Hausberg des Radsportclubs RSC Hoher-Hagen, der sich um den Breitensport für Mountainbiker und Rennradfahren rund um den Hohen Hagen engagiert.
Auf den Hohen Hagen führt – vorbei an seiner Gipfelregion und am Gaußturm – eine schmale Straße, die zumindest auf Dransfelder Gebiet Hoher-Hagen-Straße und auch Zum Hohen Hagen genannt wird und auf dem Nordanstieg abschnittsweise über 10 % Steigung aufweist. Sie zweigt in Dransfeld von der Bundesstraße 3 ab und führt in Richtung Süden auf den Berg, um dann nordostwärts zur Landesstraße 559 (Dransfeld–Jühnde) zu verlaufen. Über den Berg verläuft der Europäische Fernwanderweg E6, der sich hier in die Normalroute und eine nach Hann. Münden führende Variante aufteilt. Neben lokalen Spazier- und Wanderstrecken (Geologiepfad), die hinüber führen, ist der Berg auch Station des Studentenpfads zwischen den Orten Rosdorf und Scheden und des Pilgerwegs Loccum–Volkenroda zwischen den Orten Dransfeld und Jühnde.