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Der Glauberg ist ein 276,5 m ü. NHN hoher Berg im Ronneburger Hügelland bei Glauberg im hessischen Wetteraukreis.

Glauberg

Glauberg von Südsüdosten gesehen

Höhe 276,5 m ü. NHN [1]
Lage Glauburg, Wetteraukreis, Hessen (Deutschland)
Gebirge Ronneburger Hügelland
Koordinaten 50° 18′ 30″ N,  0′ 30″ O
Topo-Karte LAGIS Hessen
Glauberg (Hessen)
Glauberg (Hessen)
Besonderheiten – Ringwälle
– Burg Glauburg
– Keltenwelt am Glauberg
Vorlage:Infobox Berg/Wartung/TOPO-KARTE

Auf seinem Höhenrücken und in seiner näheren Umgebung gibt es Ringwälle[1] sowie bedeutende Grabungsorte mit Funden von der Vorgeschichte bis ins Hochmittelalter. Auf der südlichen Flanke – oberhalb eines rekonstruierten Grabhügels – befindet sich ein Museum und das Forschungszentrum Keltenwelt am Glauberg, am höchsten Punkt im Nordosten des Bergrückens die Ruine der Burg Glauburg.


Geographie



Lage


Digitales Reliefbild des Glaubergs
Digitales Reliefbild des Glaubergs

Der Glauberg liegt als südlicher Basaltausläufer des Vogelsberges, der an die Wetterau angrenzt, östlich des gleichnamigen Ortsteils Glauberg der Gemeinde Glauburg im südhessischen Wetteraukreis. Er hat die Form eines Tafelbergs mit nach drei Seiten steil abfallenden Flanken. Lediglich in nordöstlicher Richtung fällt das Gelände relativ sanft ab. Die Erhebung liegt zwischen dem Zusammenfluss von Nidder und Seemenbach und gehört zur Gemarkung Glauburgs. Im Südwesten ist das Enzheimer Köpfchen vorgelagert. Im Südosten zieht sich vom Bergfuß eine gegliederte Hochfläche zum 2 km entfernten Seemenbach hin.

Durch seine natürlichen Gegebenheiten ist der Glauberg seit jeher für eine Besiedlung und Befestigung wie prädestiniert: Seine Hochebene überragt das Umland um 150 m und bildet ein fast ebenes Plateau von über 800 m Länge und 80 m bis fast 200 m Breite. Auf dieser Hochebene liegt ein kleiner Weiher, der sich aus zufließendem Oberflächenwasser füllt. Er führte bis zu Sprengarbeiten nach dem Zweiten Weltkrieg auch noch in trockenen Hochsommern stets Wasser.


Besiedlung und Befestigung


Ruine eines mittelalterlichen Gebäudes der Burg Glauburg
Ruine eines mittelalterlichen Gebäudes der Burg Glauburg

Keltische Funde am Glauberg


Der Keltenfürst vom Glauberg(ca. 500 v. Chr.)
Der Keltenfürst vom Glauberg
(ca. 500 v. Chr.)
Rekonstruierte Grabhügel mit rekonstruierter Statue des Keltenfürsten
Rekonstruierte Grabhügel mit rekonstruierter Statue des Keltenfürsten
Keltenfürst vom Glauberg auf einer Briefmarke von 2005
Keltenfürst vom Glauberg auf einer Briefmarke von 2005

Forschungsgeschichte


Schon seit Jahrzehnten forschen Archäologen der Universität Mainz und der Römisch-Germanischen Kommission am Glauberg nach der Besiedlung des Glaubergs und seines Umlandes in keltischer Zeit (Hallstattzeit und frühe Latènezeit).[2] Von 2004 bis 2010 wurden diese Ausgrabungen durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) in dem Schwerpunktprogramm „Frühe Zentralisierungs- und Urbanisierungsprozesse“ (DFG-SPP 1171) gefördert.

Bei einem Erkundungsflug im Jahr 1986[3] oder 1988 erkannten Heimatforscher am Südhang des Glaubergs die Spuren eines riesigen Grabhügels in einem Getreidefeld. Später wurde noch ein zweiter Grabhügel entdeckt, der durch geophysikalische Messungen lokalisiert werden konnte. Beide Hügel waren eingeebnet und vom Boden aus nicht zu erkennen. Zwischen 1994 und 1997 führte das Landesamt für Denkmalpflege Hessen, Wiesbaden, Ausgrabungen durch. Die Grabanlage wurde anschließend rekonstruiert und steht seitdem zur Besichtigung zur Verfügung. Die reich ausgestatteten Gräber dreier keltischer Krieger aus dem 5. Jahrhundert v. Chr. belegen die gehobene Stellung der Verstorbenen. Die Gräber werden zu den keltischen Fürstengräbern gezählt und gehören zu den prachtvollsten, die aus dieser Zeit bekannt sind.


Steinfigur eines Keltenfürsten


Neben den eigentlichen Grabanlagen war die Entdeckung einer (vermutlich über-)lebensgroßen Steinfigur eines Kriegers eine weitere Sensation. Die bis auf die Füße vollständig erhaltene Statue ist mit einer haubenartigen Kopfbedeckung versehen, die als (Mistel-)Blattkrone gedeutet wird und als Grabbeigabe in Grab 1 gefunden wurde. Da die Mistel laut antiker Autoren bei den Kelten eine wichtige kultische Bedeutung besaß, mag dies auf die Rolle des Bestatteten als Priester hinweisen. Diese Figur des „Keltenfürsten vom Glauberg“ ist bislang der bedeutendste Fund der Latènekultur in Hessen. Die originale Stele wurde am 24. Juni 1996 geborgen und ist im 2011 eröffneten Museum am Glauberg zu sehen. Originalgroße Kopien der Statue können im Heimatmuseum in Glauburg sowie im Wetteraumuseum in Friedberg besichtigt werden. Fragmente von drei weiteren Statuen, die der ersten im Detail gleichen, aber andere Proportionen aufweisen, wurden ebenfalls gefunden.


Archäologische Fundstücke


Halsreif
Halsreif

Die bedeutendsten Fundstücke aus den Gräbern selbst sind ein goldener Halsreif und eine keltische Schnabelkanne. Die Funde waren im Hessischen Landesmuseum Darmstadt bis zu dessen Schließung aufgrund von Renovierungsarbeiten ausgestellt. Im Herbst 2007 wurde mit dem Bau eines Museums mit Forschungszentrum in der Nähe des Grabhügels am Glauberg begonnen. Die vom Land Hessen getragenen Kosten für den Bau betrugen rund 9 Millionen Euro. Das Museum wurde am 5. Mai 2011 eröffnet.[4] Dort sind alle Originalfunde einschließlich der Stele des keltischen Kriegers zu sehen.


Pfostenlöcher


Weiterhin wurden am Fuß des großen Grabhügels Pfostenlöcher von 16 Holzpfosten gefunden, deren genaue Funktion nicht bekannt ist. Einer von Bruno Deiss, einem Frankfurter Professor für Astrophysik, aufgestellten Theorie nach handelt es sich dabei um ein keltisches Kalenderbauwerk, das zur astronomischen Bestimmung von Feiertagen verwendet wurde. Die These, wonach das Kalenderbauwerk Grundlage der überregionalen Bedeutung des Glaubergs in frühkeltischer Zeit ist, ist ebenso umstritten wie die These, dass dafür eine angeblich verkehrsgeographisch günstige Lage des Glaubergs entscheidend war. Eine mögliche Rekonstruktion des mutmaßlichen Kalenderbauwerkes wurde am 1. September 2007 eingeweiht.

Da die Holzpfähle in größeren zeitlichen Abständen errichtet wurden, kam in jüngerer Zeit hingegen die Ansicht auf, diese hätten nicht die Funktion eines Kalenderbauwerks gehabt und auch nicht astronomischen Bestimmungen gedient, sondern seien vermutlich zu verschiedenen architektonischen Zwecken gedacht gewesen. Laut dem ehemaligen hessischen Landesarchäologen Fritz-Rudolf Herrmann könnten dies Speicher, Brücken oder ein Tempel gewesen sein.[5][6][7]


Siehe auch



Literatur




Commons: Glauberg (Ronneburger Hügelland) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise


  1. Karten und Daten des Bundesamtes für Naturschutz (Hinweise)
  2. Heinrich Richter: Der Glauberg. Bericht über die Ausgrabungen 1933–1934 (= Sonderdruck aus Volk und Scholle, 12/10). Darmstadt 1934; Holger Baitinger: 75 Jahre archäologische Ausgrabungen auf dem Glauberg. Die Untersuchungen von Heinrich Richter 1933–1939. Denkmalpflege & Kulturgeschichte 3, 2008, S. 10–15.
  3. Deutsche Stiftung Denkmalschutz (Hrsg.): Magazin zum Tag des offenen Denkmals. 2022, S. 14.
  4. Eine Heimstatt für die Wetterauer Kelten. FAZ.NET. Abgerufen am 5. Mai 2011.
  5. Offenbar doch kein Kalenderbauwerk. Rätselraten um keltische Pfosten auf dem Glauberg. Frankfurter Allgemeine Zeitung. Abgerufen am 28. Januar 2011.
  6. Kalenderbauwerk am Glauberg soll anders gestaltet werden (Memento vom 4. August 2012 im Webarchiv archive.today). Kreis Anzeiger. Abgerufen am 28. Januar 2011.
  7. Rätselhafte Pfähle. Frankfurter Rundschau. Abgerufen am 28. Januar 2011.



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