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Die Churfirsten sind – je nach Zählweise – sechs bis dreizehn Berge im Kanton St. Gallen in der Schweiz, die zusammen eine Bergkette mit mehrfach unterbrochenem First bilden. Sie gehören zu den Appenzeller Alpen und liegen zwischen dem oberen Toggenburg und dem Walensee. In früheren Jahrhunderten lagen sie auf der Grenze zum Herrschaftsgebiet von Chur.

Churfirsten

Gesamtansicht Churfirsten (mit Nebengipfeln) von Norden mit Obertoggenburg: Gamserrugg, Tristenkolben, Chäserrugg, Hinterrugg, Schibenstoll, Zuestoll, Brisi, Frümsel, Selun, Wart, Schären, Nägeler, Glattchamm und Leistchamm (von links nach rechts)

Höhe 2306 m ü. M.
Lage Kanton St. Gallen, Schweiz
Gebirge Appenzeller Alpen
Dominanz 5,4 km Gamsberg
Schartenhöhe 470 m Gulms
Koordinaten 741008 / 224001
Churfirsten (Appenzeller Alpen)
Churfirsten (Appenzeller Alpen)

Churfirsten von Süden über den Walensee gesehen

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Beschreibung


Die Churfirsten sind eine Kette von relativ jungen Kalksteinerhebungen (Mitteljura bis Kreidezeit[1]) des Helvetischen Systems. Im Norden laufen sie in relativ flachen Bergrücken bis zum Toggenburg aus. Südwärts fällt die Kette beinahe senkrecht bis Walenstadtberg und anschliessend zum Walensee bis auf 419 m ü. M. ab. Wesentlich geprägt wurde die felsige Südflanke durch den Rheingletscher in der Würmeiszeit.[2][3] Die Churfirsten sind das Wahrzeichen des Toggenburgs und markante Punkte des Sarganserlandes.

Die Gesteinsdecke des Gipfelaufbaus der Churfirsten zieht sich wie eine Schlange von Westen (Kopf der Schlange) hinauf über den ganzen Rücken und hat am Sichelchamm ein markant geschwungenes Schwanzende. Dabei liegt der Sichelchamm schon südöstlich des Abschlusses der Churfirsten-Kette an der ‘Nideri’ und führt sich in einer weiteren Bergkette mit erstaunlich gleichbleibenden Gipfelhöhen weiter.


Die Gipfel


Darstellung der Churfirsten (Südansicht)

Die «sieben Churfirsten», wie sie u. a. in der Tourismuswerbung genannt werden, heissen von Westen nach Osten: Selun (2205 m, mit dem Wildenmannlisloch am Nordhang), Frümsel (2263 m), Brisi (2279 m), Zuestoll (2235 m), Schibenstoll (2234 m), Hinterrugg (2306 m) und Chäserrugg (2262 m).

Die „nicht offiziellen“ Gipfel weiter westlich sind: Wart (2068 m), Schäären (2171 m), Nägeliberg (2163 m), Leistchamm (2101 m). Die niedrigste Zahl von sechs Churfirsten ergibt sich daraus, dass der Chäserrugg eigentlich nicht einmal als Nebengipfel gilt, weil er nicht durch einen mindestens 30 Meter hohen Sattel vom Hinterrugg abgetrennt ist; es sind nur 14 Meter. Auch der östlich vom Chäserrugg gelegene Gamserrugg gehört nicht zu den Churfirsten.

Der Chäserrugg mit seinem Gipfelrestaurant wird durch die Standseilbahn von Unterwasser zum Iltios und von dort mit der Luftseilbahn Iltios–Chäserrugg erschlossen. „Chäserrugg“ ist auch die Bezeichnung für den nach Norden zum Stöfeli abfallenden Bergrücken mit Skipiste und Skilift im Winter. Die Piste führt über das Stöfeli zum Iltios und ist Teil des Skigebiets Obertoggenburg. Seit 2016 führt eine neue Gondelbahn vom Espel (1262 m) bis zur Mittelstation Stöfeli (1682 m) und weiter zur Mitte des Chäserruggs (2070 m). Der alte Stöfeli Skilift wurde abgebaut. Skifahrer werden durch Tafeln angehalten, die Piste nicht zu verlassen, da das Gebiet um den Chäserrugg felsig und von Karstlöchern durchzogen ist.


Name


Die Herkunft des Namens ist seit langem umstritten. Die Namenkunde bevorzugte bis in die jüngere Gegenwart die Erklärung «gegen Chur beziehungsweise Churrätien liegenden Firste (Dachgiebel, Berge, Gipfel)» und sah damit die heute geltende Lautung Churfirschte als die ursprüngliche an. Schon alt ist aber auch die Erklärung, wonach sich der Name auf die sieben Kurfürsten des Heiligen Römisch-Deutschen Reiches beziehe, da die Formation der Bergkette an das seit dem Mittelalter beliebte Darstellungsmotiv des deutschen Wahlkollegiums erinnert; die Bezeugung in der Lautung Churfürsten, Churfürschte wäre damit die ältere. Die zeitweilig auftretenden Varianten Kuhfirsten, Kuhfürsten sind hingegen unbestritten sekundär motiviert und fallen für die Deutung ausser Betracht.[4][5]

In jüngster Zeit vertrat der Rechtshistoriker Clausdieter Schott in mehreren Publikationen die Herleitung von den Kurfürsten explizit vor dem Hintergrund der Regionalgeschichte (Toggenburg #Geschichte) als auch des verfassungsgeschichtlichen Umfelds (Fürstabtei St. Gallen). Laut ihm geht die Namengebung vom Kloster St. Gallen aus, das damit seiner Stellung als Reichsabtei Ausdruck gab. Die erste Karte von J. J. Bühler von 1784 enthält die Bezeichnung Die VII Churfürsten. Diese Namensform überwog noch im 19. Jahrhundert, und auch der Chäserrugg war damals meist als Kaiserruck verzeichnet (letzteres wohl vor dem Hintergrund der Mundartlautung, in der langes ää (/æː/) sowohl für den mittelhochdeutschen Sekundärumlaut von /aː/ wie auch für mittelhochdeutsch /ei/ stehen kann). Erst die Eschmann-Karte von 1854 entschied sich für Churfirsten.[6]

Eine kleine Felsformation mit dem Namen «Sieben Churfirsten» gibt es beim Sipplinger Dreieck bei Sipplingen am Überlinger See.


Bilder



Einzelnachweise


  1. Meyers Konversations-Lexikon. Band 4, 1888, S. 4.118 (peter-hug.ch [abgerufen am 3. November 2021]).
  2. wanderland.ch → Walensee (Memento des Originals vom 14. Juli 2014 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.wanderland.ch
  3. Die Diffluenz des würmeiszeitlichen Rheingletschers bei Sargans (Kanton St. Gallen) und die spätglazialen Gletscherstände in der Walensee-Talung und im Rheintal (Memento des Originals vom 14. Juli 2014 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/quaternary-science.publiss.net
  4. Schweizerisches Idiotikon, Band I, Spalte 1024, Artikel Chur-First (Digitalisat), mit der herkömmlichen namenkundlichen Sicht.
  5. Churfirsten auf ortsnamen.ch, mit einer eine eigene Positionierung vermeidenden Besprechung der Forschungsgeschichte.
  6. Clausdieter Schott: Die VII Churfürsten. Rechtsgeschichte und Ortsnamenkunde. In: Wirkungen europäischer Rechtskultur. Festschrift für Karl Kroeschell. München 1997, S. 1065–1092; derselbe: Von Churfürsten zu Churfirsten – zum Namenwechsel einer Bergkette. In: Toggenburger Jahrbuch 2021. Schwellbrunn 2020, S. 69–84; derselbe: Churfürsten oder Churfirsten – Die verfassungspolitische Verdrängung eines Bergnamens. In: Signa Juris. Beiträge zur Rechtsikonographie, Rechtsarchäologie und Rechtlichen Volkskunde. 18, 2021, S. 283–318.

Literatur




Commons: Churfirsten – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

На других языках


- [de] Churfirsten

[en] Churfirsten

Churfürsten is a mountain range in the Canton of St. Gallen, Switzerland. They form the natural boundary between the canton's Toggenburg and Sarganserland districts. They are the southernmost range of the Appenzell Alps, separated from the Glarus Alps by the Seez river and Walensee. They consist of a limestone ridge running east to west, with the individual peaks formed by erosion. The ridge is defined much more sharply to the south than to the north, with an almost vertical drop of several hundred meters towards Walenstadtberg and eventually Lake Walensee at 419 m. The southern slope of the range was significantly formed by the Rhine Glacier during the Würm glaciation.

[fr] Churfirsten

Les Churfirsten sont une chaîne de montagnes dans le canton de Saint-Gall, en Suisse, qui fait partie des Préalpes appenzelloises. Elle se trouve entre le haut Toggenburg et le lac de Walenstadt.

[it] Gruppo del Churfirsten

Il Gruppo del Churfirsten è un massiccio montuoso delle Prealpi di Appenzello e di San Gallo nelle Prealpi Svizzere. Si trova nel Canton San Gallo in Svizzera.

[ru] Курфирстен

Курфирстен (нем. Churfirsten) — горный хребет в кантоне Санкт-Галлен в Швейцарии. Образует естественную границу между избирательными округами Тоггенбург и Зарганзерланд.



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