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Der Alte Jüdische Friedhof an der Oberstraße in Hannover ist der älteste erhaltene jüdische Friedhof in Norddeutschland. Er befindet sich in der Nordstadt auf einem von einer hohen Mauer umgebenen Dünenhügel. Der Friedhof wurde um 1550 angelegt und diente bis 1864, dem Jahr der Eröffnung des Jüdischen Friedhofs An der Strangriede, als Begräbnisstätte der hannoverschen Juden. Mit seinen etwa 700 erhaltenen Grabsteinen ist er ein bedeutender historischer Ort für die Geschichte der hannoverschen Juden.

Friedhofseingang mit dem Schutzstein in der Mauer rechts
Friedhofseingang mit dem Schutzstein in der Mauer rechts

Geschichte


Lage des Friedhofshügels rechts neben dem Schloss Monbrillant, 1763
Lage des Friedhofshügels rechts neben dem Schloss Monbrillant, 1763
Schutzstein in der Friedhofsmauer mit der Inschrift des Schutzbefehls
Schutzstein in der Friedhofsmauer mit der Inschrift des Schutzbefehls
Tafel vom Bürger- und Heimatverein Langenhagen mit Erläuterung der restaurierten und am 22. Oktober 1999 wiederaufgestellten Schutzsteine
Tafel vom Bürger- und Heimatverein Langenhagen mit Erläuterung der restaurierten und am 22. Oktober 1999 wiederaufgestellten Schutzsteine

Ähnlich der sandenen Anhäufung des Glockenberges in Marienwerder erhebt sich in der hannoverschen Nordstadt eine bis auf 61,9 Meter über Normalnull ansteigende Binnendüne bis beinahe 10 Meter über die ebene Talsand- und Niederterrassenfläche[1] der Leine.[2] Auf der Düne, die die kleine jüdische Gemeinde erworben hatte, wurde etwa um die Mitte des 16. Jahrhunderts nordwestlich der Stadt Hannover der Jüdische Friedhof angelegt. Zunächst war er nur von einer Hecke umgeben. Wegen der häufigen Grabschändungen durch Fuhrleute, die illegal Sand des Hügels abfuhren, erhielt die Gemeinde 1671 einen Schutzbefehl. Der Wortlaut dieses Schriftstückes, das der Amtsvogt des Amtes Langenhagen ausgestellt hatte, findet sich auf einer Steintafel am Friedhof (zweifach erhalten). Er warnt davor, „der Juden Grabstadt … (zu) fiolieren und zu turbieren“ (zu beschädigen oder zu stören).

1740 wurde der Friedhof erweitert und erhielt eine Mauer. Der älteste erhaltene Grabstein auf dem Friedhof, der durch mehrere Bestattungsschichten noch erhöht wurde, stammt von 1654 (Salomon Gans), der letzte aus dem Jahre 1866 für den Bankier Adolph Meyer. Der Friedhof wurde 1864 nach Eröffnung des Jüdischen Friedhofs An der Strangriede geschlossen. Er birgt die Grabstätten bedeutender jüdischer Persönlichkeiten aus dem Hannover der Frühen Neuzeit, darunter auch die Vorfahren des Dichters Heinrich Heine.

Der Friedhof an der Oberstraße überstand auch die Zeit des Dritten Reichs ohne wesentliche Schäden.


Inschrift der Schutzsteine


DER JUDEN GRABSTADT
UND SCHUTZSTEIN
MIT VERWAHRUNG WER IN
KÜNFTEN DIESELBE FIOLIREN
ODER MIT ABFÜHRUNG DES SAN-
DES TURBIREN WIRDT DAS DER-
SELBE OHN EINZIG AN SEHEN
SERMO CETMO HERTZOGEN
JOHANN FRIEDRICH DEN GNÄDIG-
STEN LANDESFÜRSTEN IN SCHARF-
FER STRAFFE VERFALLEN SEIN
SOL UHRKUNDLICH LANGENHAGEN
D. 11. SEPTEMB. Ao. 1671 AMANDAT
UM SERMI PROPRIUM MELCHIOR
ALBRECHT REICHARD
(SERMO = Serenissimo; CETMO: Vorlage verschrieben für CELSO = Celsissimo)[3]

Grabmäler (Auswahl)



Siehe auch



Literatur




Commons: Alter Jüdischer Friedhof an der Oberstraße – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise


  1. N.N.: Jahrbuch der Geographischen Gesellschaft zu Hannover, Bd. 1: Hannover und sein Umland, Hannover: Geographische Gesellschaft zu Hannover, 1978, S. 22; Vorschau über Google-Bücher
  2. Gerd Weiß: Landschaftspark „Hinüberscher Garten“. In: Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland, Baudenkmale in Niedersachsen, Stadt Hannover, Teil 2, Band 10.2, hrsg. von Hans-Herbert Möller, Niedersächsisches Landesverwaltungsamt – Veröffentlichungen des Instituts für Denkmalpflege, Friedr. Vieweg & Sohn, Braunschweig/Wiesbaden 1985, ISBN 3-528-06208-8, S. 70f.; sowie Marienwerder im Addendum Verzeichnis der Baudenkmale gem. § 4 (NDSchG) (ausgenommen Baudenkmale der archäologischen Denkmalpflege) / Stand: 1. Juli 1985 / Stadt Hannover. S. 16
  3. Arnold Nöldeke: Die Kunstdenkmäler der Provinz Hannover, S. 259 und Wahl 1961, S. 4
  4. Gudrun Wille: Jente Hameln, Ahnfrau bedeutender und berühmter Persönlichkeiten. Geboren vermutlich um 1623 im Fürstbistum Hildesheim, gestorben am 25. Juli 1695 in Hannover. In: Töchter der Zeit. Bd. 2: Hildesheimer Frauen aus sechs Jahrhunderten. Hrsg. von Andrea Germer. Erforscht und dargestellt durch die Geschichtsgruppe im Frauen-Labyrinth-Projekt Region Hildesheim e.V. Hildesheim: Gerstenberg, 2013, S. 27–70. ISBN 978-3-8067-8782-5
  5. Margret Wahl: Bestandsübersicht der Grabsteine, in dies: Der alte jüdische Friedhof in Hannover, mit Beiträgen von Ludwig Lazarus, Hans Henning v. Reden, Helmut Plath und Bildern von Wilhelm Meyer, in: Hannoversche Geschichtsblätter, Neue Folge 15, Heft 1/2 (1961), v. a. S. 15–63; hier: S. 39 und Übersichtsplan S. 77
  6. Peter Schulze: Meyer, (3) Ephraim. In: Klaus Mlynek, Waldemar R. Röhrbein (Hrsg.) u. a.: Stadtlexikon Hannover. Von den Anfängen bis in die Gegenwart. Schlütersche, Hannover 2009, ISBN 978-3-89993-662-9, S. 440.




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