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Santiago (portugiesisch Ilha de Santiago, deutsch „Insel des heiligen Jakob“) ist die größte der Kapverdischen Inseln im Atlantik.

Santiago
Satellitenbild
Satellitenbild
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Gewässer Atlantischer Ozean
Inselgruppe Ilhas de Sotavento
Geographische Lage 15° 5′ N, 23° 37′ W
Santiago (Kap Verde) (Kap Verde)
Santiago (Kap Verde) (Kap Verde)
Länge 55,6 km
Breite 27,2 km
Fläche 991 km²
Höchste Erhebung Pico da Antónia
1394 m
Einwohner 290.000
293 Einw./km²
Hauptort Praia
Karte der Insel
Karte der Insel
Karte der Insel

Geographie


Santiago gehört zur südlichen Inselgruppe Ilhas de Sotavento (dt.: „Inseln unter dem Wind“). Auf der flächengrößten (991 km²) und bevölkerungsreichsten (290.000 Ew.) der Kapverdischen Inseln liegt auch die Hauptstadt Praia (132.000 Ew.).

Die Insel ist vulkanischen Ursprungs mit hochgebirgigem Relief, weiten U-Tälern, Hochflächen und Zeugenbergen. Höchste Erhebung ist der Pico da Antónia (1394 m). Das gebirgige Zentrum der Insel ist relativ regenreich und macht Santiago zur landwirtschaftlich produktivsten Insel, während die niedrigen Küstenregionen wüstenartig trocken sind.


Geologie


Die Geologie Santiagos kann stratigraphisch in sechs Formationen unterteilt werden (von jung nach alt):[1]

  1. Monte-das-Vacas-Formation
  2. Assomada-Formation
  3. Pico-da-Antónia-Formation
  4. Orgãos-Formation
  5. Flamengos-Formation
  6. Alter Eruptivkomplex

Bis auf die sedimentäre Orgãos-Formation (Lahare) und einige Kalkarenit­horizonte in der Pico-da-Antónia-Formation handelt es sich hier ausschließlich um Vulkanite. Der im Zentrum und im Süden der Insel anstehende, so genannte Alte Eruptivkomplex ist in Wirklichkeit plutonischer Natur und stellt mit einem Untermiozänen (Burdigalium) Alter von rund 20 Millionen Jahren BP das unterlagernde Grundgebirgsfundament Santiagos dar[2]. Er wurde anschließend in einer Periode intensiver Erosion freigelegt. Im Zeitraum 5,5 bis 4,5 Millionen Jahre BP (Unterpliozän/Zancleum) folgte dann darüber diskordant und submarin die Flamengos-Formation, die sich aus Laven, Brekzien und Pyroklastiten zusammensetzt[3]. Nach einer Ruhepause in den vulkanischen Tätigkeiten kam es zu einer erneuten Erosionsphase mit intensiver Reliefnivellierung. Es entstanden die Lahare und laharähnlichen Ablagerungen der Orgãos-Formation. Die zwischen 3,3 und 2,3 Millionen Jahren BP (Piacenzium bis Gelasium) gebildete Pico-da-Antónia-Formation bekundet das Schildstadium Santiagos. Sie zeichnet sich durch einen mächtigen, submarinen oder subaerischen Vulkanismus des Hawaii-Typs aus. Die Formation kann zweigeteilt werden, mit 2,9 bis 2,8 Millionen Jahre alten, submarinen Laven im unteren Abschnitt und 2,6 bis 2,3 Millionen Jahre alten, subaerischen Laven im Oberen. Die Assomada-Formation im Zentralteil der Insel besteht aus subaerisch ausgedrungenen Lavaflüssen. Die zuoberst liegende Monte-das-Vacas-Formation baut sich aus Ablagerungen des Strombolityps auf mit ungefähr 50 Schlacken- und Aschenkegeln und kleineren Lavaflüssen, die sich über die ganze Insel verteilen. Die letzten beiden Formationen gehören bereits zum Post-Schildstadium und wurden im Altpleistozän im Intervall 1,1 bis 0,7 Millionen Jahre BP gefördert.

Petrologisch herrschen unter den Laven Santiagos primitive, stark untersättigte Mafite wie Basanite, Nephelinite, Melanephelinite und Melilithite vor, differenziertere Gesteine wie Trachyte und Phonolithe sind aber ebenfalls anzutreffen[4]. Die mafischen Laven unterscheiden sich nur geringfügig in den einzelnen Formationen, Melanephelinite herrschen generell vor. Die Gesteine sind porphyrisch, wobei bei submarinen Varietäten Glas in der Grundmasse vorliegt. Phänokristalle sind gewöhnlich Olivin und Klinopyroxen, die je nach Gesteinstyp in ihren Proportionen wechseln.


Geschichte


Als Entdecker der Hauptinsel gilt Diogo Gomes, der um 1455 bei seiner Entdeckungsreise bis Santiago vorgedrungen ist.[5] Der erste Lehnsherr der Insel, Antonio da Noli, ließ 1460 eine winzige Garnison in Cidade Velha errichten, das damals noch Ribeira Grande genannt wurde. Durch Kreolisierung entstand die älteste kreolische Gesellschaft der Kolonialgeschichte mit Kreol als eigener Sprache. Der transkontinentale Sklavenhandel machte Cidade Velha im 16. Jh. für ein Jahrhundert zur zweitreichsten Stadt des portugiesischen Weltreichs. Portugal war jedoch nicht in der Lage, seine kolonialen Besitzungen ausreichend zu schützen. Engländer, Holländer, Franzosen und Spanier rissen den Sklavenhandel an sich und Santiago wurde mehrfach von Piraten überfallen. Nach einem verheerenden Überfall durch Jacques Cassard im Jahr 1712 sank die Bedeutung von Cidade Velha und letztlich wurde die Hauptstadt auf das leichter zu verteidigende und gesündere Plateau von Praia verlegt. Die Nachfrage der Sklavenschiffe nach Lebensmitteln ließ eine marktorientierte Landwirtschaft auf der Insel entstehen und die Zahl der Sklaven stärker als auf den anderen Inseln anwachsen. Ins gebirgige Inselinnere entflohene (altportugiesisch: vadios) Sklaven, Gefangene und Verbannte begründeten die Kultur der Badius mit starker kultureller, religiöser und musischer Identität. Die vom portugiesischen Kolonialsystem besonders benachteiligte Bevölkerung Santiagos hat den Kampf Amílcar Cabrals und der PAIGC um die Unabhängigkeit des Landes (1975) unterstützt. Santiago war mehrfach Gastgeber von Konferenzen zu Themen kreolischer Kulturen.

Seit der Unabhängigkeit werden die Infrastrukturen der Insel (Schulen, Hafen, Flughafen, Straßen etc.) bevorzugt ausgebaut, um die historisch bedingte Benachteiligung der Hauptinsel auszugleichen.


Verwaltung


Die Insel gehört zur Südgruppe der Kapverdischen Inseln, den Ilhas de Sotavento. Sie ist die wichtigste und bevölkerungsreichste Insel des Landes. Verwaltungszentrum ist die Hauptstadt Praia. Zweitgrößte Stadt der Insel ist Assomada, Verwaltungssitz des Kreises Santa Catarina.

Administrativ ist Santiago in neun Kreise (Concelhos) mit zusammen elf Gemeinden (Freguesia) aufgeteilt.

Concelho (Kreis) Freguesia (Gemeinde)
Nossa Senhora da Graça Praia
São Domingos Nossa Senhora da Luz
São Nicolau Tolentino
Santa Catarina Assomada
São Salvador do Mundo São Salvador do Mundo
Santa Cruz Santiago Maior
São Lourenço dos Órgãos São Lourenço dos Órgãos
Ribeira Grande de Santiago Santíssimo Nome de Jesus
São João Baptista
São Miguel São Miguel Arcanjo
Santo Amaro Abade Tarrafal

Wirtschaft und Tourismus


Haupterwerbszweige sind die Landwirtschaft (Mais, Zuckerrohr, Bananen, Maniok und Mango) und der Fischfang. Größere Gebiete mit künstlicher Bewässerung findet man z. B. in der Nähe der Stadt Pedra Badejo an der Ostküste[6]. Die Insel bietet hervorragende Möglichkeiten zum Wandern (Naturreservate Pico da Antónia und Serra da Malagueta), zum Baden (Tarrafal, Praia Baixo, São Francisco) und für kulturhistorische Besichtigungen (Cidade Velha, Praia).


Siehe auch



Einzelnachweise


  1. Alves, C. A. M. u. a.: Estudo geológico, petrológico e vulcanológico da ilha de Santiago (Cabo Verde). Band 3. Garcia da Orta, 1979, S. 47–74.
  2. Gerlach, D. u. a.: Magma sources of the Cape Verde archipelago: isotopic and trace element constraints. In: Geochim. Cosmochim. Acta. Band 52, 1988, S. 2979–2992.
  3. Holm, P. M. u. a.: An 40Ar-39Ar study of the Cape Verde hot spot: temporal evolution in a semistationary plate environment. In: J. Geophys. Res. Band 113, 2008, S. B08201.
  4. Martins, S.: Chemical and mineralogical evidence of the occurrence of mantle metasomatism by carbonate-rich melts in an oceanic environment (Santiago Island, Cape Verde). In: Miner. Petrol. Springer, 2009, doi:10.1007/s00710-009-0078-x.
  5. Jelena Adeli, Grüne Verflechtungen: Naturschutz und Politiken der Zugehörigkeit in Kap Verde, 2017, S. 64
  6. Reitmaier, Pitt & Fortes, Lucete: Cabo Verde, p.365. Bielefeld 2009.


Commons: Santiago (Kap Verde) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

На других языках


- [de] Santiago (Kap Verde)

[en] Santiago, Cape Verde

Santiago (Portuguese for “Saint James”) is the largest island of Cape Verde, its most important agricultural centre and home to half the nation's population. Part of the Sotavento Islands, it lies between the islands of Maio (26 km (16 mi) to the east) and Fogo (55 kilometres (34 miles) to the west). It was the first of the islands to be settled: the town of Ribeira Grande (now Cidade Velha and a UNESCO World Heritage Site[2]) was founded in 1462. Santiago is home to the nation's capital city of Praia.

[es] Isla de Santiago

Santiago (en criollo caboverdiano Santiagu) es la mayor de las islas del archipiélago de Cabo Verde, parte del grupo de Sotavento. Tiene una longitud de 75 km en sentido norte-sur y cerca de 35 km de anchura, en sentido este-oeste. Dista cerca de 50 km en línea recta de la isla de Fogo, al oeste, y a 25 km de la isla de Maio, al este.

[fr] Santiago (Cap-Vert)

Santiago (ou Santiágu en créole du Cap-Vert) est la plus grande des îles (991 km2) du Cap-Vert. Elle est située dans le groupe des îles de Sotavento entre les îles Maio et Fogo.

[it] Santiago (Capo Verde)

Santiago (portoghese per "San Giacomo"), o Santiagu nel creolo capoverdiano, è la più grande isola dello Stato-arcipelago di Capo Verde. È il più importante centro agricolo del paese e ospita oltre metà della popolazione totale dell'arcipelago (circa 240.000 persone).

[ru] Сантьягу (остров)

Сантьягу (порт. Ilha de Santiago) — самый большой по площади и численности населения остров Кабо-Верде. Население — 235 803 человека.



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