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Niuafoʻou (deutsch Niuafoou) oder Tin Can Island, alter Name: Proby’s Island (Edward Edwards),[1] ist eine zum Königreich Tonga gehörende Vulkaninsel im südlichen Pazifik, die geografisch zur Niua-Gruppe gezählt wird. Der Archipel wurde am 11. Mai 1616 von Willem Cornelisz Schouten für Europa entdeckt.

Niuafoʻou
Satellitenaufnahme von Niuafoʻou
Satellitenaufnahme von Niuafoʻou
Satellitenaufnahme von Niuafoʻou
Gewässer Pazifischer Ozean
Inselgruppe Niuas
Geographische Lage 15° 36′ 12″ S, 175° 38′ 13″ W
Lage von Niuafoʻou
Lage von Niuafoʻou
Fläche 52,3 km²
Höchste Erhebung 250 m
Einwohner 493 (2016)
9,4 Einw./km²
Hauptort Esia
Karte von Niuafoʻou
Karte von Niuafoʻou
Karte von Niuafoʻou

Name


Der Name Tin Can Island (Blechbüchseninsel) hat seinen Ursprung darin, dass eine sichere Landung mit Booten an der felsigen Küste kaum möglich ist. Ab dem Ende des 19. Jahrhunderts wurde deshalb Post in Blechdosen eingelötet und von Schwimmern vorbeifahrenden Schiffen zum Weitertransport übergeben oder von dort übernommen. Das war wegen der in den Gewässern vorkommenden Haie und der starken Brandung sehr gefährlich, blieb aber – mit Unterbrechungen – so bis zur Eröffnung des Flugplatzes 1983. Ab den 1920er Jahren wurden die zugestellten Briefe mit einem Sonderstempel „Tin Can Mail“ versehen, was sie zu begehrten Sammelobjekten macht.[2]


Geographie



Verwaltung


Die Insel bildet auch den gleichnamigen Verwaltungsdistrikt mit acht bewohnten Dörfern, die alle im Norden und im Osten der Insel liegen.[3][Anm. 1]

f1 Karte mit allen Koordinaten: OSM | WikiMap

Dorf Einwohner
2006
Einwohner
2016
Koordinaten
Esia 170 127 15° 34′ 27″ S, 175° 38′ 19″ W
Kolofoʻou 113 43 15° 34′ 24″ S, 175° 38′ 7″ W
ʻAngahā - - 15° 34′ 27″ S, 175° 37′ 53″ W
Sapaʻata 120 145 15° 34′ 28″ S, 175° 37′ 41″ W
Fataʻulua 48 64 15° 34′ 45″ S, 175° 37′ 16″ W
Mataʻaho 34 16 15° 35′ 2″ S, 175° 36′ 57″ W
Muʻa 33 15 15° 36′ 12″ S, 175° 36′ 31″ W
Tongamamaʻo 43 15 15° 37′ 17″ S, 175° 36′ 44″ W
Petani 85 68 15° 37′ 26″ S, 175° 37′ 3″ W
Futu - - 15° 35′ 32″ S, 175° 40′ 25″ W
Niuafoʻou 646 493 15° 36′ 12″ S, 175° 38′ 13″ W

ʻAngahā im Norden ist im Zeitraum 9. bis 17. September 1946 untergegangen, was die vorübergehende Evakuierung der Insel zur Folge hatte. Futu an der Westküste ist bei einem Vulkanausbruch am 25. Juni 1929 untergegangen. ʻĀhau im Südwesten wurde bereits 1853 zerstört.

Bevölkerung

Nach der Volkszählung von 2016 hat die Insel insgesamt 493 Einwohner.[3] Bei der Zählung von 1996 waren es noch 735.

Die Insulaner sind überwiegend Selbstversorger. Hauptnahrungsmittel sind: Yams, Taro, Brotfrucht, Schweinefleisch, Hühner und Fische, sowie alle Arten von tropischen Früchten. In geringem Umfang wird Kopra für den Export produziert und je nach Bedarf von einem Lagerhaus in Futu aus verschifft.


Geologie


Niuafoʻou besteht aus einem einzigen Schildvulkan, der bis zu 250 m aus dem Meer aufragt und nicht von einem Korallenriff umgeben ist.

In der Caldera in der Inselmitte liegt der ausgedehnte Kratersee Vai Lahi („Großer See“). Er hat einen Durchmesser von 4,5 Kilometern und nimmt mit 13,6 km² fast ein Drittel der gesamten Inselfläche von 52,3 km² ein. Eine deutsch-polnische Expedition führte 1968 unter anderem eine genaue Vermessung und eine chemische Analyse des Wassers durch. Nach den Echolotmessungen ist der Vai Lahi bis zu 121 m tief und enthält, je nach Wasserstand, rund 0,98 km³ Wasser, was eine Durchschnittstiefe von 72 Metern ergibt.

Aus dem See erheben sich vier dicht mit tropischer Vegetation bedeckte Inseln: Motu Lahi, Motu Siʻi, Motu Molemole und die nur bei niedrigem Wasserstand sichtbare Motu Aʻali. Motu Molemole hat einen eigenen kleinen Kratersee. In derselben Caldera, vom Vai Lahi nur durch eine schmale Landbrücke getrennt, liegt der wesentlich kleinere und bis zu 31 m tiefe See Vai Siʻi mit einer Oberfläche von 0,81 km². Die Kraterseen haben keine Verbindung zum Meer, keinen Abfluss und werden nur von Regenwasser gespeist. Das führt dazu, dass sich das Wasser stetig mit gelösten Inhaltsstoffen aus dem verwitterten Vulkangestein anreichert. Das Seewasser ist nur leicht salzig, aber hoch alkalisch und eignet sich daher nicht zur Trinkwasserversorgung. In beiden Seen gibt es hydrothermale Quellen.[4]

Der Vulkan war in historischer Zeit häufig aktiv. Größere Eruptionen sind aus den Jahren 1853 (zerstörte das Dorf Ahau), 1929 (zerstörte das Dorf Futu), 1943 und 1946 bekannt. Nach dem Vulkanausbruch vom 9. September 1946 ließ die Verwaltung des Königreiches Tonga sämtliche Einwohner nach ʻEua evakuieren. In einigen Fällen geschah das gegen den Willen der Betroffenen. Sie gründeten auf bislang unkultiviertem Land im Süden der Insel Siedlungen, die die Namen ihrer verlassenen Heimatdörfer erhielten. Erst 1958 kehrten einige Auswanderer nach Niuafoʻou zurück.[5] Die vulkanischen Aktivitäten, die letzte fand 1985 statt, haben das Landschaftsbild geprägt. Im Westen und Süden befinden sich ausgedehnte, teils wüste Lavafelder, die bei den jüngsten Eruptionen entstanden sind. Ansonsten ist die Insel dicht mit tropischem Grün und fruchtbaren Anbauflächen bedeckt.


Entstehungslegende


Für die Entstehung des Kratersees ist nach einer Legende der Einwohner ein Dämon von Samoa verantwortlich. Er stahl nachts die Bergspitze von Niuafoʻou, an dieser Stelle blieb der tiefe Krater zurück. Der Haifischgott Seketoa der Nachbarinsel Niuatoputapu bemerkte das und sandte die „Matapules“, seine Gehilfen, aus, um den Dämon zu verfolgen. Die Gehilfen krähten laut wie die Hähne, sodass der Dämon glaubte, es sei bereits Morgen und er habe seine Macht verloren. Er ließ den Berg ins Meer fallen und daraus bildete sich die Insel Tafahi.


Flora und Fauna


Die Insel ist, die ariden Lavafelder und die Anbauflächen in der Umgebung der Dörfer ausgenommen, dicht mit tropischem Wald- und Buschland bedeckt, das noch weitgehend naturbelassen ist.

Die größeren Bäume in Küstennähe sind überwiegend Casuarina equisetifolia, durchsetzt mit Kokospalmen. Die Wälder weiter im Landesinnern setzen sich hauptsächlich zusammen aus Glochidion ramiflorum, Elaeocarpus tonganus, dem zur Familie der Sumachgewächse (Anacardiaceae) gehörenden Rhus tahitensis und verschiedenen Ficus-Arten. Der Vor- und Unterwuchs besteht aus Premna tahitensis, Morinda citrifolia, Scaevola taccada und Pipturus argenteus aus der Familie der Brennnesselgewächse (Urticaceae). Die feuchten Spalten sind dicht mit Farnen bedeckt, vorwiegend Davalliaceae und Pflanzen der Gattung Nephrolepis sp. Pilotpflanzen auf den ariden Lavafeldern sind die Gräser Digitaria pruriens und Eragrostis amabilis.[6]

Im Krater brütet das auf Niuafoʻou endemische Pritchardhuhn (Megapodius pritchardii), das stark gefährdet ist. Der deutsche Biologe Dieter Rinke hat einige Brutpaare auf Fonualei angesiedelt, einer ebenfalls zum Königreich Tonga gehörenden unbewohnten Insel. Dort haben sie sich inzwischen vermehrt.[7]


Klima


Das Klima ist tropisch schwül mit meist ergiebigen, jedoch nur kurz andauernden Regenfällen. Die durchschnittliche Jahresregenmenge beträgt 2180 mm, die regenreichsten Monate sind Januar bis März. Ausgeprägte Jahreszeiten gibt es nicht. Die Temperatur ist relativ gleich bleibend, fällt nicht unter 20 °C und beträgt selten mehr als 30 °C. Niuafoʻou liegt im Hurrikan-Gürtel des Südpazifiks. 1998 zog der Hurrikan „Ron“ über die Insel und richtete erhebliche Schäden an, 74 Häuser wurden zerstört.[8] Schwere Zerstörungen verursachte auch der Hurrikan "Waka" am 30. Dezember 2001.[9]


Infrastruktur


Die Insel ist durch eine Ringstraße erschlossen, die die Dörfer untereinander verbindet, es gibt jedoch nur wenige Autos. Das Hauptverkehrsmittel sind Pferde. Größtes Dorf ist ʻEsia im Norden, unweit des Flugplatzes. Weitere Dörfer sind Angaha/Kolofoʻou, Sapaʻata, Fataʻulua, Mataʻaho, Muʻa, Tongamamaʻo und Petani.

Die Insel hat keinen Hafen, lediglich eine Betonrampe als Verladestelle für kleine Boote in der Nähe des bei einem Vulkanausbruch verschütteten ehemaligen Dorfes Futu an der Westküste.

Das kleine Flugfeld „Queen Lavinia Airport“ (IATA-Code NFO) mit seiner 1065 m langen Landebahn befindet sich im Norden der Insel und wird zurzeit einmal alle drei Wochen mit kleinen Propellermaschinen von Tongatapu/Tonga aus, mit einer Zwischenlandung auf Vavaʻu, angeflogen.


Wirtschaft


Der Tourismus ist nur spärlich entwickelt, eine touristische Infrastruktur mit Restaurants und Hotels gibt es nicht, nur zwei oder drei bescheiden ausgestattete Privatunterkünfte (Guesthouses). Niuafoʻou hat keinen Badestrand, lediglich einige, nur wenige Quadratmeter große Ansammlungen von schwarzem, vulkanischem Sand.

Obwohl zum Königreich Tonga gehörend, besitzt die Insel seit 1983 die eigene Posthoheit und kann eigene Briefmarken herausgeben, die weltweit vor allem an Sammler verkauft werden.




Anmerkungen


  1. Die Dörfer sind in der nachfolgenden Tabelle im Uhrzeigersinn verzeichnet, beginnend im Norden. Zwei nicht in den aktuellen Zensusstatistiken aufgeführte, untergegangene Dörfer sind ebenfalls aufgelistet, da sie namensgleiche Entsprechungen auf der südlichen Tonga-Insel 'Eua haben. Von den aufgeführten Dörfern hat nur Kolofoʻou keine namentliche Entsprechung auf 'Eua.

Einzelnachweise


  1. Zum Ursprung dieses Namens vgl.: Edward Edwards: Voyage of HMS Pandora: Despatched to arrest the Mutineers of the "Bounty". Salzwasser Verlag, Paderborn, 2009, S. 42.
  2. NN: Post aus der Blechbüchse. In: Postfrisch. Das Philatelie-Journal. November/Dezember 2010, S. 26f.
  3. Tonga 2016 – Census of Population and Housing, Vol 1, S. 19
  4. Jósef Kazmierczak und Stephan Kempe: Genuine modern analogues of Precambrian stromatolites from caldera lakes of Niuafoou Island, Tonga in Naturwissenschaften, Band 93, 2006, S. 119–126
  5. Garth Rogers: The Evacuation of Niuafoʻou, an Outlier in the Kingdom of Tonga. In: The Journal of Pacific History, Vol. 16, No. 3, Juli 1981, S. 149–163
  6. Peter Mueller-Dombois & Raymond Fosberg: Vegetation of the Tropical Pacific Islands, New York 1998, S. 357–358
  7. Berliner Morgenpost vom 22. Juni 2003
  8. cidi.org (Memento des Originals vom 27. September 2007 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/cidi.org
  9. iys.cidi.org (Memento des Originals vom 27. September 2007 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/iys.cidi.org

На других языках


- [de] Niuafoʻou

[en] Niuafoʻou

Niuafoʻou (meaning many new coconuts) is the northernmost island in the kingdom of Tonga. One of the Niua Islands, it is located in the southern Pacific Ocean between Fiji and Samoa, 574 km (357 mi) north of Tongatapu island group and 337 km (209 mi) northwest of Vavaʻu. It is a volcanic rim island with an area of 15 km2 (5.8 sq mi) and a population of 431 (as of 2021).[1] The volcano is active and has erupted regularly since 1814, with its last major eruption in 1985.

[es] Niuafo'ou

Niuafo'ou es la isla más septentrional del reino de Tonga, en el grupo Niuas. Situada a 337 km al noroeste de Mayorga y a 640 km al norte de la isla de Tongatapu, es la isla más remota de Tonga, de hecho se encuentra más cerca de Samoa y Fiyi. Sus coordenadas son: 15°36′S 175°38′O.

[fr] Niuafoʻou

Niuafoʻou, aussi appelée Tin Can Mail Island (« île du courrier en boîte de conserve ») et anciennement Good Hope Island (« île de Bonne-Espérance »), est une île volcanique au nord des Tonga dans l'océan Pacifique. Elle est formée de plusieurs lacs volcaniques au milieu du cratère principal, dont le cône s'est effondré à la suite d'une éruption. Ses côtes formées de falaises et l'absence de lagon en rendent l'accès très difficile pour les bateaux. Le volcan est toujours en activité et les éruptions successives ont laissé des coulées de lave sur toute la partie sud-ouest. L'île est également vulnérable aux cyclones.

[it] Niuafo'ou

Niuafo'ou è un'isola vulcanica ed un distretto delle Tonga della divisione di Niuas con 431 abitanti (censimento 2021)[1].

[ru] Ниуафооу

Ниуафооу (тонг. Niuafo'ou) — остров в группе Ниуас архипелага Тонга (англ. Good Hope island) (Королевство Тонга). Исторические названия острова — остров Доброй Надежды и Тин-Кэн (англ. Tin Can island). Самый северный остров Королевства Тонга. Расположен в 337 км к северо-западу от островов Вавау и в 640 км к северу от Тонгатапу.



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