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Ceuta (Aussprache: [ˈθeu̯ta],[2] arabisch سبتة, DMG Sabta; marokkanisches Tamazight ⵙⴰⴱⵜⴰ) ist eine spanische Stadt an der nordafrikanischen Küste und der Straße von Gibraltar mit 84.777 Einwohnern (Stand 1. Januar 2019). Ceuta gehört als spanische Exklave zur Europäischen Union, nicht aber zur NATO, und verfügt über einige Sonderrechte. Insbesondere ist es gemäß dem Zollkodex der Union vom Zollgebiet der Union ausgenommen.[3] Ceuta gehört auch nicht zum Schengen-Raum.

Ciudad Autónoma de Ceuta (spanisch)
Ceuta
Flagge
Flagge
Wappen
Wappen
Flagge Wappen
KarteBaskenlandLa RiojaMadridMurcia
Karte
Basisdaten
Land: Spanien Spanien
Fläche: 18,5 km²
Einwohner: 84.777 (1. Januar 2019)[1]
Bevölkerungsdichte: 4.582,5 Einw./km²
Ausdehnung: Nord–Süd: ca. 5 km
West–Ost: ca. 8 km
ISO 3166-2: ES-CE
Website: www.ceuta.es
Politik und Verwaltung
Autonomie seit: 14. März 1995
Präsident: Juan Jesús Vivas (PP)
Vertretung in den
Cortes Generales:
Kongress: 1 Sitze
Senat: 2 Sitze
Karte
Karte
Karte

Ceuta war seit dem Jahr 1415 zunächst in portugiesischem und später in spanischem Besitz; auch nach der Unabhängigkeit Marokkos 1956 blieben Ceuta und das ebenfalls in Nordafrika gelegene Melilla spanisch. Von marokkanischer Seite wird der Gebietsanspruch auf die beiden Städte grundsätzlich betont, konkrete Schritte zu dessen Durchsetzung wurden und werden aber nicht unternommen. Seit 1995 haben Ceuta und Melilla den Status einer „autonomen Stadt“ (ciudad autónoma), der ihnen einige der Befugnisse der autonomen Gemeinschaften verleiht. Ceuta hat seit 1993 einen Grenzzaun zu Marokko, um Einwanderung in die EU zu verhindern.


Lage


Halbinsel und Hafen (Blickrichtung Osten)
Halbinsel und Hafen (Blickrichtung Osten)

Die 18,5 Quadratkilometer große spanische Exklave liegt auf der Spitze einer Halbinsel der westlichen Mittelmeerküste Marokkos. Das Gebiet hat eine Landgrenze mit Marokko und ist etwa 21 Kilometer von der Iberischen Halbinsel entfernt. Die Fährverbindung nach Algeciras dauert ca. eine Stunde. Die nächste größere Stadt auf marokkanischem Boden ist das etwa 40 Kilometer südlich gelegene Tétouan.


Bevölkerung


Jahr18771191019401960197019811991200120112016
Einwohnerca. 10.500ca. 24.000ca. 59.00073.18267.18770.86473.20875.69482.37684.519
1 Erste Volkszählung

Im Jahr 2006 war die eine Hälfte der Einwohnerschaft christlichen und die andere Hälfte muslimischen Glaubens.[4]


Geschichte


Straße von Gibraltar (von Westen); Ceuta: rechts im Hintergrund; Kombination von Satelliten- und topografischen Radarbildern der NASA
Straße von Gibraltar (von Westen); Ceuta: rechts im Hintergrund; Kombination von Satelliten- und topografischen Radarbildern der NASA

Etymologie


„Sieben Brüder“ war der antike Name des Bergmassivs Jbel Musa. Aus der Ortsbezeichnung „Bei den Sieben Brüdern“ entstand als römische Lehnübersetzung Ad Septem Fratres und daraus die Kurzform Septem → Septa. Im Arabischen gibt es kein /p/, weshalb es durch /b/ ersetzt wurde: arabisch Sabta. Zur Umlautung /a/ → /e/ siehe Arabische Dialekte: Imāla.

Die portugiesische und spanische (und internationalisierte) Namensform lautet Ceuta. Die Substituierung des Lautes /b/ (in arab. Sabta) durch den Laut /u/ (in Ceuta) entspricht dem häufigen Tausch der Grapheme „b“ und „v/u“ in den iberoromanischen Sprachen.


Antike und Mittelalter


Die Geschichte der Stadt begann mit den Griechen – phönizische Spuren wurden bislang nicht entdeckt. Es ist aber nicht gesichert, ob an der Stelle des heutigen Ceuta dauerhafte Siedlungen existierten. Die Griechen nannten den Ort Επτά Αδέλφια Heptá Adélphia, deutsch Sieben Brüder, was sich auf sieben Berge der Umgebung bezieht. Im Jahr 319 v. Chr. übernahmen die Karthager die Stadt.

Nach dem Zweiten Punischen Krieg wurde Ceuta als Septem Fratres römisch, und die Einwohner erhielten das römische Bürgerrecht. Ceutas strategische und wirtschaftliche Bedeutung wuchs, und die Stadt wurde – neben dem konkurrierenden Tingis (= Tanger) – zur bedeutendsten der römischen Provinz Mauretania Tingitana.

Im Jahre 429 eroberten Vandalen die Stadt. 534 fiel sie an das Byzantinische Reich als Nachfolger des Römischen Reiches. 616 wurde sie von den Westgoten erobert. Im frühen 8. Jahrhundert soll in Ceuta möglicherweise noch ein byzantinischer Statthalter fungiert haben (siehe Julian), doch nahmen schließlich die Araber und die mit ihnen verbündeten Berberstämme die Stadt ein. In der Folgezeit unterstand Ceuta den spanischen Umayyaden sowie den berberischen Almoraviden, Almohaden und Meriniden (kurzzeitig auch den tunesischen Hafsiden).


Portugal und Spanien (1415–1668)


Am 21. August 1415[5] eroberten die Truppen von König Johann I. in einer großangelegten Militäraktion die Stadt im Rahmen der Reconquista[6]. Für Portugals Ambitionen, den Seeweg nach Indien zu finden, war der Ort strategisch eher unbedeutend.[7] 1578 starb der junge portugiesische König Sebastian I. in der Schlacht von Alcácer-Quibir und blieb ohne direkte Nachkommen. Durch die damit verbundene Änderung der Erbfolge fiel Ceuta 1580 zusammen mit dem Mutterland an die spanische Krone (Personalunion).

1640 erklärte sich Portugal wieder für unabhängig, was heftigen politischen Streit auslöste. Nach zwei militärischen Niederlagen im Restaurationskrieg erkannte Spanien im Frieden von Lissabon (1668) die Unabhängigkeit Portugals an.


Spanien (ab 1668)


1668 wurden Ceuta und die Isla Perejil im Rahmen des Friedensvertrages von Lissabon von Portugal an Spanien abgetreten. Das Stadtwappen Ceutas blieb jedoch bis auf den heutigen Tag identisch mit dem Staatswappen Portugals.

Die heutigen Grenzen wurden 1860 nach dem Spanisch-Marokkanischen Krieg im Friedensvertrag von Tétouan festgelegt. Daher wurde Ceuta 1912 auch nicht Teil des spanischen Protektorats in Marokko, sondern blieb als Plaza de soberanía direkt der spanischen Regierung unterstellt. Da die Stadt nicht Teil des Protektorats war, blieb sie auch nach der marokkanischen Unabhängigkeit (1956) Teil von Spanien. Bis zum 14. März 1995 gehörte Ceuta zur Provinz Cádiz. Seither ist sie eine „autonome Stadt“ (Ciudad autónoma) und genießt ähnliche Rechte wie die autonomen Gemeinschaften des Mutterlandes. Letzteres gilt auch für Melilla.


Migration und Grenzzaun


Ceuta hat seit 1993 einen Grenzzaun zu Marokko, um Einwanderung in die EU zu verhindern. 1995 wurde die Grenzanlage erweitert und 2005 der Zaun von drei auf sechs Meter erhöht. Die gesamte Anlage ist (Stand 2008) 24 km lang.[8] Seit 2005 kam es immer wieder zu kritischen Situationen, bei denen große Menschengruppen versuchten, den Zaun zu überwinden. Mehrfach konnten dabei hunderte bis Tausende von Flüchtlingen die Grenzanlagen überwinden, wobei zumeist anschließend eine Abschiebung der Migranten zurück nach Marokko erfolgte.

Im Zuge der Flüchtlingskrise in Europa ab 2015 war Ceuta zunehmend in den Fokus der internationalen Politik geraten, da Migranten aus Afrika in großer Zahl versuchten, die Grenzzäune um die Stadt zu überwinden, um ein Aufenthaltsrecht in der Europäischen Union zu erlangen.[9]

Im Mai 2021 gelangten tausende von Flüchtlingen nach Ceuta, indem sie durch das Meer schwammen. Zuvor hatten stets marokkanische Polizisten die Wassergrenze bewacht. Der Rückzug der marokkanischen Sicherheitskräfte wurde offenbar von Marokkos König Mohammed VI angeordnet, der die Migrationspolitik offenbar regelmäßig benutzt, um Druck auf Spanien und Europa auszuüben.[10]


Politik



Versammlung


Versammlungswahl 2019
Endergebnis
 %
40
30
20
10
0
31,12
25,59
22,37
6,96
6,22
8,68
PP
PSOE
VOX
MDyC
Caballas
Sonst.
Gewinne und Verluste
im Vergleich zu 2015
 %p
 25
 20
 15
 10
   5
   0
  -5
-10
-15
−14,62
+11,55
+21,15
−4,21
−7,05
−0,32
PP
PSOE
VOX
MDyC
Caballas
Sonst.
Vorlage:Wahldiagramm/Wartung/Neues Ergebnis nicht 100%
Vorlage:Wahldiagramm/Wartung/Altes Ergebnis nicht 100%
Sitzverteilung in der Versammlung von Ceuta
1
2
7
9
6
1 2 7 9 6 
Insgesamt 25 Sitze
  • Caballas: 1
  • MDyC: 2
  • PSOE: 7
  • PP: 9
  • VOX: 6


Partnerstädte



Wirtschaft und Infrastruktur


Die wichtigsten Wirtschaftszweige im Primärsektor sind die Fischzucht in Aquakulturen und die Fischverarbeitung – Landwirtschaft gibt es auf dem Gebiet der Exklave nicht. In der Vergangenheit spielte auch der Bausektor eine bedeutende Rolle, doch seit etlichen Jahren stagniert das Bevölkerungs- und Wirtschaftswachstum und damit auch die Bauindustrie. Vom Freihafen aus werden vor allem in der Umgebung von Tétouan weiterverarbeitete Nordseekrabben sowie Fisch und Obst exportiert. Der grenzüberschreitende Handel sowie finanzielle Transfers vom spanischen Festland oder der restlichen EU sind weitere wirtschaftliche Stützen der Stadt. Das einzige gesetzliche Zahlungsmittel ist der Euro, doch werden in vielen Geschäften auch marokkanische Dirhams sowie Britische Pfund, US-Dollar u. ä. angenommen.

Im Vergleich mit dem BIP der EU ausgedrückt in Kaufkraftstandards erreicht Ceuta einen Index von 97 (EU-27:100) (2006).[11] Im Jahr 2017 betrug die Arbeitslosenquote 22,4 % und gehört damit zu den höchsten innerhalb der Europäischen Union.[12]

Bis 1958 besaß Ceuta mit der Bahnstrecke Ceuta–Tétouan eine Bahnverbindung nach Marokko.


Kultur und Sehenswürdigkeiten


Das historische Zentrum von Ceuta wurde als Kulturgut (Bien de Interés Cultural) der Kategorie Conjunto histórico-artístico eingelistet.[13]


Militärische Bauten


Fuerte de Aranguren
Fuerte de Aranguren
Fuerte de Ányera
Fuerte de Ányera

Religiöse Bauten


Kathedrale und Strand
Kathedrale und Strand

Zivile Bauten


Baños árabes
Baños árabes

Parkanlagen



Persönlichkeiten


Söhne und Töchter der Stadt:


Siehe auch




Commons: Ceuta – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wiktionary: Ceuta – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise


  1. Cifras oficiales de población resultantes de la revisión del Padrón municipal a 1 de enero. Bevölkerungsstatistiken des Instituto Nacional de Estadística (Bevölkerungsfortschreibung).
  2. Ceuta – Deutsch-Übersetzung – Langenscheidt Spanisch-Deutsch Wörterbuch. Abgerufen am 3. August 2018.
  3. Art. 4, Abs. 1, Spiegelstrich 8 der Verordnung (EU) Nr. 952/2013 des europäischen Parlaments und des Rates vom 9. Oktober 2013 zur Festlegung des Zollkodex der Union (Neufassung). In: Amtsblatt der Europäischen Union. L 269, 9. Oktober 2013, S. 11.
  4. J. M. Roa: Scholastic achievement and the diglossic situation in a sample of primary-school students in Ceuta. In: Revista Electrónica de Investigación Educativa. 8, Nr. 1, 2006.
  5. Allgemeine deutsche Real-Encyklopädie für die gebildeten Stände. 11. Auflage. Band 4. F.A. Brockhaus, Leipzig 1865, S. 291 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche [abgerufen am 20. August 2011]).
  6. siehe auch: Belagerung von Ceuta (1419)
  7. Kátia Brasilino Michelan: ‘Ceuta: de terra dos mouros a base de um império’. In: Martin Malcolm Elbl (Hrsg.): Encounters in Borderlands: Portugal, Ceuta, and the ‘other Shore’. Baywolf Press, 2019, ISBN 978-0-921437-56-7, S. 17–41.
  8. Jaume Castan Pinos: Building Fortress Europe? Schengen and the Cases of Ceuta and Melilla (pdf, 12. Januar 2009, working paper), School of Politics, International Studies and Philosophy, Queen’s University Belfast.
  9. Thomas Urban, Nicht mehr willkommen. In: Süddeutsche Zeitung, 24. August 2018.
  10. Flüchtlingssturm – Marokkos König rächt sich mit 6000 Migranten an den Spaniern. In: Luzerner Zeitung, 18. Mai 2021.
  11. Instituto Nacional de Estadistica (Memento vom 24. September 2015 im Internet Archive) (PDF).
  12. Arbeitslosenquote, nach NUTS-2-Regionen. Abgerufen am 5. November 2018.
  13. http://web.ceuta.es:8080/patrimoniocultural/bienes/principal.jsp


На других языках


- [de] Ceuta

[en] Ceuta

Ceuta (UK: /ˈsjuːtə/, US: /ˈseɪuːtə/,[5][6] Spanish: [ˈθewta]; Arabic: سَبْتَة, romanized: Sabtah) is a Spanish autonomous city on the north coast of Africa.

[ru] Сеута

Сеýта[1] (исп. Ceuta ˈθewta; араб. سبتة‎, Се́бта[2]) — небольшой полуэксклав Испании на северном побережье Африки, прямо напротив Гибралтара. Площадь — 18,5 км², население — 84 263 чел. (2015). От Марокко эксклав отделяет пограничная Сеутская стена.



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