Der Schiffgraben, niederdeutsch auch Scheepgraben, ist ein etwa neun Kilometer langer, künstlich angelegter Wasserlauf in Hannover. Er gab der innerstädtischen Straße Schiffgraben ihren Namen, unter der ein kleinerer Teil seit der Mitte des 19. Jahrhunderts verrohrt verläuft.
Der Wasserlauf diente seit dem Mittelalter als Kanal, auf dem Torf- und Holztransporte aus dem Altwarmbüchener Moor in die Stadt erfolgten. Er begann am Moor und führte durch die Eilenriede über das Aegidientor, von wo aus er über zwei Bäche in der Leine endete. Der Abschnitt zwischen Steuerndieb und Altwarmbüchen gehörte zum Befestigungssystem der Hannoverschen Landwehr. Im Niederdeutschen hieß der Wasserweg Schepgraben, so noch in einem Stadtplan von 1762 von Ernest Eberhard Braun („Situation der Stadt Hannover...“) in der Schreibung Scheepgraben.
Im Laufe der Zeit verschlammte der Graben und führte häufig zu wenig Wasser, so dass er unpassierbar wurde. 1746 beschloss die Stadt, in den Torfhandel einzusteigen, da sich der Preis wegen Brennmittelknappheit erhöht hatte. Hannover machte den Wasserweg durch den Bau von Schleusen wieder befahrbar für Torfschiffe. Die Torfbauern aus Altwarmbüchen, die ihr Brennmaterial auf hannoverschen Märkten anboten, fürchteten Konkurrenz im Torfhandel und sabotierten den Graben durch Zuschütten. Trotzdem wurde das Werk fertiggestellt. An den Rändern entstanden Laufwege zum Treideln der Torfkähne. Jedes der damals sechs städtischen Boote konnte bis zu 5000 Torfsoden transportieren. Die Fahrt auf der neun Kilometer langen Strecke dauerte mehrere Tage. Die Torfschifffahrt wurde 1751 eingestellt. Während der einjährigen Besetzung Hannovers 1757 durch französische Truppen unter Richelieu wurde der Kanal völlig vernachlässigt, so dass er etwa 10 Jahre nach dem Ausbau erneut verschlammte.
Mitte des 19. Jahrhunderts wurde der Schiffgraben im Bereich der Innenstadt von Hannover zwecks Stadterweiterung verrohrt und liegt unter der Straße. Das Wasser fließt unterirdisch weiter. Die steinerne Balustrade, die den Schiffgraben im innerstädtischen Bereich einfasste, wurde transloziert und dient seither als Begrenzungsmauer auf mehreren hundert Metern auf dem Stadtfriedhof Engesohde in der Südstadt.
Vom ursprünglichen Verlauf des Schiffgrabens hat sich bis heute nur ein 700 Meter langes Teilstück erhalten, dass im Stadtwald Eilenriede liegt. In diesem Bereich hat der Graben eine Weite von sieben Metern und eine Sohlbreite von drei Metern bei einer Tiefe bis zu zwei Metern. Der übrige Lauf des Schiffgrabens ist durch Bebauung und Straßenbau, wie durch den Messeschnellweg, verändert worden und hat nicht mehr die alte Linienführung. In der Eilenriede verläuft er größtenteils unter der Bezeichnung Bauerngraben und wird auch Neuer Schiffgraben genannt wird.
In der Gewässergüte wurde der Schiffgraben zuletzt 2003 ebenso wie die anderen Eilenriede-Gräben als kritisch belastet eingestuft. Dies ist bedingt durch schadstoffbelastete Regenzuflüsse von Gewerbe- und Straßenverkehrsflächen. Das in den Wasserlauf gefallene Laub verbraucht große Mengen an Sauerstoff, was sich in der Bildung von (sauerstofffreiem) Faulschlamm widerspiegelt.
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