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Der Scheidgraben ist ein Entwässerungskanal im Norden des Ortenaukreises und im Süden des Landkreises Rastatt. Er entsteht bei der Gemeinde Sasbach und mündet nach rund 20 Kilometer Lauf durch die Oberrheinische Tiefebene bei Rheinmünster-Stollhofen von rechts und Osten in den Rheinniederungskanal.

Scheidgraben
Fuchsgraben, Rossstapfengraben (Abschnittsnamen)
Aquädukt des Kanalbachs über den Scheidgraben bei Stollhofen
Aquädukt des Kanalbachs über den Scheidgraben bei Stollhofen

Aquädukt des Kanalbachs über den Scheidgraben bei Stollhofen

Daten
Gewässerkennzahl DE: 2357924
Lage Ortenau-Bühler Vorberge
  • Bühler Vorberge

Offenburger Rheinebene

  • Renchen-Bühler Niederung
    • Rench-Acher-Niederung
  • Lichtenauer Dünenfeld[1]

Baden-Württemberg

  • Ortenaukreis
    • Gde. Sasbach
    • Stadt Achern
  • Landkreis Rastatt
    • Gde. Ottersweier
  • Ortenaukreis
    • Gde. Lauf
    • Gde. Sasbach
  • Landkreis Rastatt
    • Gde. Ottersweiler
    • Stadt Bühl
    • Gde. Rheinmünster
Flusssystem Rhein
Abfluss über Rheinniederungskanal Rhein → Nordsee
Entstehung am Eichelsberg südlich von Sasbach
48° 37′ 49″ N,  5′ 47″ O
Quellhöhe 162 m ü. NHN[LUBW 1]
Mündung westlich von Stollhofen von rechts in den Rheinniederungskanal
48° 45′ 56″ N,  2′ 20″ O
Mündungshöhe 121 m ü. NHN[LUBW 1]
Höhenunterschied 41 m
Sohlgefälle 2 
Länge 20,1 km[LUBW 2]
Einzugsgebiet 32,6 km²[LUBW 3]

Geographie



Verlauf


Der Scheidgraben entsteht unter dem lokalen Namen Fuchsgraben in den Feuchtwiesen einer Talrinne in den Vorbergen des Nordschwarzwalds, die auf dem Gebiet der Gemeinde Sasbach zwischen den Gewannen Schänzel und Eichelsberg liegt.[LUBW 4] Nördliche bis nordwestliche Richtung einschlagend und in der topographischen Karte als nur zeitweise wasserführend ausgewiesen, fließt der Fuchsgraben für gut 700 Meter durch ein Gebiet, das überwiegend zum Obstanbau genutzt wird. Im folgenden Abschnitt trennt der Fuchsgraben die bebauten Gebiete der Stadt Achern am linken und der Gemeinde Sasbach am rechten Ufer.

Nach knapp 300 Meter Parallellauf zur Rheintalbahn (Karlsruhe–Offenburg) unterquert der Fuchsgraben die Bahnstrecke und die parallel verlaufende Bundesstraße 3 und verläuft dann am Rand eines Gewerbegebiets von Sasbach zu einem gestalteten Biotop mit einem Weiher.

Ab dem Weiher in der topographischen Karte als dauerhaft wasserführend ausgewiesen, durchfließt der Fuchsgraben ein überwiegend zum Ackerbau genutztes Gebiet. Nach der Unterquerung der Kreisstraße 3572 (Sasbachried–Großweier) folgt der Graben auf rund 1,5 Kilometer der Landesstraße 87a (Achern–Unzhurst), ehe er nach rechts abknickt und für rund 700 Meter nach Nordosten fließt. Dabei nähert sich der Fuchsgraben seinem rechten Nachbargewässer, dem hier als Sasbach-Flutkanal bezeichneten Sasbach, bis auf knapp 300 Meter an. Richtung Norden fließend, durchquert der Fuchsgraben in Höhe der Kreisstraße 3750 (Ottersweier–Unzhuerst) das kleine Waldgebiet Allmend.

Nördlich der Allmend fließt dem Fuchsgraben von rechts der Verbindungsgraben Rossstapfen zu, ein Abzweig des Laufbachs. Ab der Einmündung als Roßstapfengraben bezeichnet, fließt das Gewässer Richtung Westnordwest, kreuzt die Bundesautobahn 5 (Karlsruhe–Offenburg) und durchquert das bebaute Gebiet von Unzhurst. Am Ortsrand von Unzhurst unterquert der Roßstapfengraben den Acherner Mühlbach in einem Düker. Rund 600 Meter unterhalb des Dükers knickt der Roßstapfengraben an dem kleinen Waldgebiet Seebusch nach rechts und Norden ab.

Am Aussiedlerhof Regenmattenhof mündet von links das Schwarzwasser, mit 9,4 Kilometer der längste Zufluss des Scheidgrabens, der am Stadtrand von Achern entsteht. Oberhalb und unterhalb der Schwarzwasser-Mündung passiert der Scheidgraben eine landwirtschaftlich genutzte Exklave der rund 9 Kilometer südöstlich gelegenen Gemeinde Lauf oder bildet deren Grenze. Eine weitere, sich nördlich anschließende Exklave gehört zur Gemeinde Sasbach.

Südöstlich von Bühl-Moos unterquert der Scheidgraben ein zweites Mal den Acherner Mühlbach; an die Gewässerkreuzung schließt sich die Brücke der Landesstraße 87a (Unzhurst–Moos) an. Ungefähr 200 Meter östlich des bebauten Gebiets von Moos verlaufend, kreuzt der Scheidgraben nordöstlich des Ortes die Bahnstrecke Bühl–Stollhofen der früheren Mittelbadischen Eisenbahnen (MEG), die heute nur noch im Güterverkehr bedient wird, sowie die Landesstraße 78 von Moos nach Oberbruch. Nördlich der Straßenbrücke verläuft der Scheidgraben für knapp einen Kilometer und mit zum Teil weniger als 100 Meter Abstand ungefähr parallel zum Acherner Mühlbach. Nach der Unterquerung der Landesstraße 85 (Oberbruch-Schwarzach) passiert der Graben zwei teilweise feuchte Wälder, die Muhrenger und den Niederwald.

In Höhe des Niederwaldes mündet von rechts der Sandbach-Flutkanal, der in Bühl-Vimbuch vom Sandbach abzweigt und den Hochwasserrückhalteraum Abtsmoor mit einem gewöhnlich Hochwasserrückhalteraum von 2,2 Millionen Kubikmeter[LUBW 5] passiert.

Ab der Mündung des Flutkanals wendet sich der Scheidgraben Richtung Nordwesten bis Westnordwest; dabei verläuft er ungefähr parallel zum Laufbach und zu dessen Vorfluter, dem Sasbach, der hier den lokalen Namen Sulzbach trägt. Der Scheidgraben passiert zusammen mit dem Sulzbach den südlichen Ortsrand von Rheinmünster-Stollhofen; dabei liegt der Wasserspiegel des Sulzbachs höher als der des Scheidgrabens. Zwischen dem Acherner Mühlbach in Schwarzach und dem Sulzbach bei Stollhofen besteht die Querverbindung Kanalbach, der bei Stollhofen den Scheidgraben auf einem Aquädukt überquert. Oberhalb der am Sulzbach gelegenen ehemaligen Stadtmühle von Stollhofen kann Wasser vom Sulzbach zum Scheidgraben über eine ebenfalls Sulzbach genannte Querverbindung fließen.

In Höhe von Stollhofen wird der Scheidgraben von der Landesstraße 75, der früheren Bundesstraße 36 von Rastatt nach Kehl, gekreuzt. Der Scheidgraben mündet knapp einen Kilometer westlich von Stollhofen von rechts und Osten in den Rheinniederungskanal, der nach knapp 17 Kilometer bei Wintersdorf von rechts in den Rhein mündet.


Zuflüsse und Seen


Liste der Zuflüsse und Seen von der Quelle zur Mündung. Lokale Gewässernamen,[LUBW 6] Gewässerlänge,[LUBW 2] Seefläche[LUBW 7] und Höhe[LUBW 1] nach den entsprechenden Layern auf der Onlinekarte der LUBW. Andere Quellen für die Angaben sind vermerkt. Erfasst sind alle im Amtlichen Digitalen Wasserwirtschaftlichen Gewässernetz (AWGN) enthaltenen Gewässer im Einzugsgebiet des Scheidgrabens gemäß AWGN-Definition.

Ursprung des Scheidgrabens unter dem lokalen Namen Fuchsgraben auf etwa 162 m ü. NHN am Eichelsberg südlich von Sasbach.

Stauschütz am Scheidgraben südlich von Bühl-Moos
Stauschütz am Scheidgraben südlich von Bühl-Moos

Mündung des Scheidgrabens von rechts und Osten auf 121 m ü. NHN bei der Griesmatt westlich von Stollhofen in den Rheinniederungskanal. Der Graben ist 20,1 km lang und hat ein 32,6 km² großes Einzugsgebiet.


Geschichte


Der Scheidgraben entstand in seiner heutigen Form während der Acher-Rench-Korrektion (Areko, 1936–1967). Die Areko sollte gleichermaßen einen sicheren Hochwasserschutz wie eine ausreichende Vorflut und Entwässerung für vernässte oder versumpfte Flächen erreichen, zudem sollte in den vorhandenen Gewässern die Wasserführung für Mühlen, Kraftwerke und Bewässerung erhalten bleiben. Soweit möglich, wurden für Hochwasserschutz und Entwässerung eigene Fließgewässer unabhängig von den vorhandenen Bächen und Flüssen angelegt. Innerhalb dieses Konzepts hat der Scheidgraben die Funktion eines Entwässerungskanals. Entwässerungskanäle wurden mit einer mittleren Einschnittstiefe von 1,50 Meter angelegt. Um das Grundwasser bewirtschaften zu können, wurden Stauschütze eingebaut.[2]

Topographische Karten aus der Zeit vor der Areko[3] zeigen auf, dass der Scheidgraben aus der Verbindung vorhandener Fließgewässer entstand, die zuvor überwiegend Zuflüsse des Acherner Mühlbachs waren. Beispielsweise setzte sich der Fuchsgraben, heute Oberlauf des Scheidgrabens, längs der Landesstraße 87a (Achern–Unzhurst) fort und mündete in Unzhurst in den Acherner Mühlbach. Der untere Teil dieses Gewässers ist als Alter Fuchsgraben im AWGN enthalten; er entwässert das Gebiet östlich des Acherner Stadtteils Großweier.

Südlich von Bühl-Moos bestand bereits vor der Areko in der heutigen Trasse des Scheidgrabens ein gleichnamiges Gewässer, das dem Acherner Mühlbach von links zufloss. Um 1840 noch als mäandrierend dargestellt und als Scheidbach bezeichnet, erscheint es in einer Karte vom Anfang des 20. Jahrhunderts als begradigter Graben.

Der längste Zufluss des Scheidgrabens, das Schwarzwasser, wandte sich noch in den 1930er Jahren nördlich des Weilers Litzloch nach Westen, passierte den Weiler Michelbuch, durchfloss den Fünfheimburger Wald und mündete bei Lichtenau in die Acher. Heute ist der Oberlauf des Schwarzwassers über Entwässerungsgräben an den Scheidgraben angebunden. Der mittlere Teil firmiert unter dem Namen Fünfheimburger Waldgraben und fließt dem Scheidgraben über das Schwarzwasser zu. Der Unterlauf des einstigen Schwarzwassers trägt weiterhin seinen alten Namen; er zweigt vom Fünfheimburger Waldgraben ab. Der Fünfheimburger Wald war ein Markwald, der 1800 unter den an der Genossenschaft beteiligten Gemeinden aufgeteilt wurde.[4] Um 1840 waren erhebliche Teile des Waldes gerodet und wurden als Wiesen genutzt.

In Höhe von Stollhofen hieß der Vorläufer des Scheidgrabens Landhagbach oder Griesbach. Er diente zusammen mit weiteren Gewässern zur Inundierung des Vorgeländes der Bühl-Stollhofener Linie.[5] Der 1803 zur Verbesserung der Wasserversorgung der Stollhofener Mühlen angelegte Kanalbach überquerte den Landhagbach auf einem aus Eichenholz gebauten Aquädukt. Das heutige Betonbauwerk entstand im Zuge des Ausbaus des Scheidgrabens um 1956.[6]



Commons: Scheidgraben (Rheinniederungskanal) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise



LUBW


Amtliche Online-Gewässerkarte mit passendem Ausschnitt und den hier benutzten Layern: Lauf und Einzugsgebiet des Scheidgrabens
Allgemeiner Einstieg ohne Voreinstellungen und Layer: Landesanstalt für Umwelt Baden-Württemberg (LUBW) (Hinweise)

  1. Höhe nach dem Höhenlinienbild auf dem Hintergrundlayer Digitale Topographische Karte oder nach dem Digitalen Geländemodell der Online-Gewässerkarte.
  2. Länge nach dem Layer Gewässernetz (AWGN).
  3. Einzugsgebiet nach dem Layer Basiseinzugsgebiet (AWGN).
  4. Offenland-Biotopkartierung Baden-Württemberg, Erhebungsbogen Feuchtwiesen-Komplex S Schänzel S Sasbach, Biotopnummer: 173143170013. (Abgerufen am 26. September 2019).
  5. Steckbrief HRB Abtsmoor bei der LUBW (abgerufen am 10. September 2019).
  6. Lokale Namen nach dem Layer Gewässernamen.
  7. Seefläche nach dem Layer Stehende Gewässer.
  8. Offenland-Biotopkartierung Baden-Württemberg, Erhebungsbogen Feldgehölze, Feldhecken und Sumpf N “Gewerbegebiet Sasbach West”, Biotopnummer: 173143175791. (Abgerufen am 21. September 2019).
  9. Offenland-Biotopkartierung Baden-Württemberg, Erhebungsbogen Feuchtgebüsche und Tümpel NW Sasbachried, Biotopnummer: 173143175702. (Abgerufen am 22. September 2019).

Andere Belege


  1. Heinz Fischer: Geographische Landesaufnahme: Die naturräumlichen Einheiten auf Blatt 169 Rastatt. Bundesanstalt für Landeskunde, Bad Godesberg 1967. → Online-Karte (PDF; 4,4 MB)
  2. Josef Riegelsberger: Acher-Rench-Korrektion. In: Innenministerium Baden-Württemberg (Hrsg.): Wasserwirtschaft in Baden-Württemberg. Wasserversorgung, Abwasserbeseitigung, Flussbau, Talsperrenbau, landwirtschaftlicher Wasserbau, Verwaltung, Organisation. Verwaltungs-Verlag, München 1969, S. 146–152, hier S. 146, 149 f.
  3. Historische Karten:
    • Topografisches Bureau Baden (Hrsg.): Topographische Karte über das Großherzogthum Baden. Nach der allgemeinen Landesvermessung des Großherzoglichen militairisch topographischen Bureaus. 1838–1849, online bei mapire.eu.
    • Meßtischblatt 7314 Bühl von 1875 in der Deutschen Fotothek.
    • Meßtischblatt 7314 Bühl von 1888 in der Sammlung GeoGREIF der Universität Greifswald.
    • Meßtischblatt 7214 Steinbach von 1906 in der Sammlung GeoGREIF der Universität Greifswald.
    • Meßtischblatt 7214 Steinbach von 1937 (ergänzt 1951) in der German Maps Collection der Brigham Young University.
    • Meßtischblatt 7314 Bühl von 1937 (ergänzt 1951) in der German Maps Collection der Brigham Young University.
  4. H. G. Zier: Die Wirtschaftsgeschichte der Ortenau im 19. und 20. Jahrhundert. In: Die Ortenau, ISSN 0342-1503, 40(1960) S. 252–320, hier S. 280 (Digitalisat).
  5. Eugen von Müller: Die Bühl-Stollhofener Linie im Jahre 1703. In: Zeitschrift für die Geschichte des Oberrheins. Band 60 [NF 21], 1906, S. 99–138, hier S. 110 f.
  6. Ernst Gutmann: Stadtgeschichte Stollhofen. Die Geschichte der ehemaligen Amtsstadt und Festung. 2. Auflage. Rheinmünster-Stollhofen, circa 2014, ISBN 978-3-00-040123-7, S. 318 f, 493.



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