Die Naarn (von slawisch Nardina, tauchen, waten) ist ein Bach- und Flusssystem im östlichen Mühlviertel in Oberösterreich, das ein Gebiet von 380 km² entwässert. Die Naarn ist ein linker Nebenfluss der Donau.
Naarn | ||
![]() Das Gewässernetz der Naarn zur Zeit der Scheiterschwemme | ||
Daten | ||
Lage | Mühlviertel, Oberösterreich; Granit- und Gneishochland (Böhm. Masse) | |
Flusssystem | Donau | |
Abfluss über | Donau → Schwarzes Meer | |
Ursprung | Zusammenfluss von Großer und Kleiner Naarn bei der Steinbruckmühle (Gemeinde Pierbach) 48° 20′ 43″ N, 14° 43′ 4″ O48.34538514.717759450 | |
Quellhöhe | ca. 450 m ü. A.[1] | |
Mündung | bei Mitterkirchen im Machland in einen Donau-Altarm48.1764214.74078220 48° 10′ 35″ N, 14° 44′ 27″ O48.1764214.74078220 | |
Mündungshöhe | ca. 220 m ü. A.[1] | |
Höhenunterschied | ca. 230 m | |
Sohlgefälle | ca. 8,4 ‰ | |
Länge | 27,3 km[1] | |
Einzugsgebiet | 380,4 km²[2] | |
Abfluss am Pegel Haid[3] AEo: 303,1 km² Lage: 4,46 km oberhalb der Mündung |
NNQ (25.12.2003) MNQ 1976–2011 MQ 1976–2011 Mq 1976–2011 MHQ 1976–2011 HHQ (13.08.2002) |
0 l/s 890 l/s 3,77 m³/s 12,4 l/(s km²) 33,5 m³/s 125 m³/s |
Kleinstädte | Perg | |
Gemeinden | Pierbach, Bad Zell, Rechberg, Allerheiligen im Mühlkreis, Windhaag bei Perg, Naarn im Machlande, Mitterkirchen im Machland | |
FFH-Gebiet, Naturpark | ||
![]() Die Große Naarn bei Königswiesen |
Orte entlang der Kleinen Naarn sind Liebenau, Unterweißenbach und Schönau, an der Großen Naarn Königswiesen und Pierbach. Die aus der Großen und der Kleinen Naarn entstandene Naarn durchfließt das Naarntal ab Bad Zell, vorbei an Rechberg, Allerheiligen, Windhaag und Perg. Im Unterlauf durchfließt die Naarn das Machland und passiert den gleichnamigen Ort Naarn. Östlich von Mitterkirchen mündet die Naarn in die Donau, während die Schwemmnaarn bei Dornach auf dem Gemeindegebiet von Saxen in die Donau gepumpt wird.
Auf der Strecke zwischen Unterweißenbach und Perg fließt die Naarn durch das geschützte Natura 2000-Gebiet Waldaist-Naarn (Fauna-Flora-Habitat-Gebiet). Dort haben sich in oft tiefen Felsschluchten naturnahe Wälder erhalten. Silikatfelsen bilden wesentliche landschaftsprägende Elemente. Es ist ein Rückzugsgebiet für Tiere wie Uhu oder Schwarzstorch. Im Fluss sind Fischotter und Flussperlmuscheln und Kammmolche heimisch. Die kleinteiligen Kulturlandschaften mit Wiesentälern sind für den Hellen und Dunklen Ameisenbläuling sowie die Grüne Keiljungfer von Bedeutung.
Die Naarn durchfließt den Naturpark Mühlviertel im Bereich der Gemeinden Allerheiligen im Mühlkreis, Bad Zell und Rechberg.
Das Einzugsgebiet der Naarn befindet sich im Nordosten von Oberösterreich in den oberösterreichischen Raumeinheiten Machland, Südliche Mühlviertler Randlagen, Aist-Naarn-Kuppenland sowie Freiwald und Weinsberger Wald. Ein geringer Teil des Einzugsgebietes reicht über die Grenze nach Niederösterreich. Die Große (Naarn) hat 24 Zuflüsse und das Einzugsgebiet erstreckt sich über 380,4 Quadratkilometer.
Auf das Flusseinzugsgebiet der Großen Naarn entfallen 162,9 und das der Kleinen Naarn 79,5 Quadratkilometer. Von den Zuflüssen der (Großen) Naarn verfügt der in die Schwemmnaarn mündende Klambach mit 97,4 Quadratkilometern über das größte Einzugsgebiet.
Weitere Zuflüsse mit nennenswerten Einzugsgebieten sind der Mettensdorfer Mühlbach mit 53,7, der Klausbach mit 48,7, der Tobrabach mit 47,8, der Schwarzaubach (ihr rechter Oberlauf) mit 42,5, der Nussbach mit 38,8, der Klammleitenbach (ihr linker Oberlauf) mit 36,6, der Käfermühlbach mit 24,3 der Schurzmühlbach mit 23,2 und der Arbingerbach mit 10,0 Quadratkilometern.
Als Naarn bezeichnet wird der etwa 27 Kilometer lange Teil des Flusses vom Zusammenfluss der Großen und der Kleinen Naarn bei der Steinbruckmühle östlich von Bad Zell auf dem Gemeindegebiet von Pierbach flussabwärts bis zur Mündung in den Hüttinger Altarm der Donau bei Mitterkirchen.
Ursprünglich lag die Mündung der Naarn in die Donau etwa acht Kilometer donauabwärts bei Dornach auf Höhe der am gegenüberliegenden Donauufer befindlichen Ortschaft Ardagger. Dort mündet seit der Naarnregulierung in den 1960er-Jahren nur noch der als Schwemmnaarn bezeichnete ursprüngliche Unterlauf der Naarn.
Zunächst durchfließt die Naarn auf eine Länge von etwa 13 Kilometern bis Perg ein Durchbruchstal mit mehrfachem Wechsel zwischen engen Schluchtstrecken mit starkem Gefälle und flacheren mäandrierenden Bereichen, an das sich eine etwa 11 Kilometer lange Strecke anschließt, die bereits in der Donauniederung liegt und ein sehr geringes Gefälle aufweist.
Nennenswerte Zuflüsse zur Naarn sind im ersten Teil der Auerbach aus dem Gemeindegebiet von Allerheiligen, der Hiesbach aus dem Gemeindegebiet von Rechberg und der Zellhoferbach aus dem Gemeindegebiet von Bad Zell.
Die Große Naarn entspringt im Tanner Moor südöstlich von Liebenau auf einer Höhe von 930 m ü. A. Sie wird im Oberlauf zuerst Rubenerbach, dann Schwemmbach und Klammleitenbach genannt und trägt ihren Namen erst ab dem Zusammenfluss mit dem Schwarzaubach (Neuhausbach) bei Königswiesen auf einer Seehöhe von 570 m ü. A.
Bis zur Vereinigung mit der Kleinen Naarn münden der Edlhoferbach, der Kronaubach, der Leitnerbach, der Naglbach, der Nussbach, der Stöckellehnerbach, der Wimmerbach und der Zeitlhoferbach in die Große Naarn.
Die Kleine Naarn entspringt südlich von Liebenstein in der Gemeinde Liebenau auf einer Seehöhe von ungefähr 958 m ü. A. und hat als Zuflüsse den Schönauerbach, den Stöcklbach und den Höllenbach (Hollerbach).
Die Schwemmnaarn (ehemaliger Naarnunterlauf) ist eine Ausleitung aus der Naarn zwischen der Ortschaft Labing in der Gemeinde Mitterkirchen und dem Hüttinger Altarm. Sie nimmt in der Folge den Mettensdorfer Mühlbach, den Gassoldingerbach (Steindlbach), den Klambach und den Saxenerbach auf und wird über ein Polder-Pumpwerk in die Donau gefördert.
Aus alten Urkunden, wie der Wilhelminischen Schenkungsurkunde (Grenzgraf Wilhelm), geht hervor, dass sich der Name „Naarn“ von einer slawischen Flussbezeichnung ableitet. Das Mühlviertel, wie auch viele andere Teile Europas, waren damals von slawischen Völkern besiedelt. Der Fluss taucht im Jahr 853 erstmals in einer Schenkungsurkunde als „Nardina“ auf.[4] Die Vorsilbe „nar-“ bzw. „nor-“ bedeutete „tauchen“. „nard-“ bedeutete „waten“. Möglicherweise ist auch das Narden-Bartgras, ein Baldriangewächs aus dessen wohlriechenden Wurzeln die Nardensalbe und das Nardenöl gewonnen wurde, der Namensgeber (Echter Arznei-Baldrian). Die Bezeichnung Nardina (Naarn; vielleicht nach dem Stamm der Naristen benannt) existiert auch in lateinischer Sprache.
Entlang der Naarn und ihren Zuflüssen bestehen einige Fischreviere. Die Wasserkraft wurde neben dem Betrieb von Mühlen und Sägen vom 18. bis zum 20. Jahrhundert im Frühjahr im Rahmen der jährlichen Scheiterschwemme[5] für den Transport von Holz genutzt. Elektrischer Strom wird seit Beginn des 20. Jahrhunderts erzeugt (unter anderem Linz AG, Elektrizitätswerk Perg, Poschacher und Ebner Strom).