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Levadas sind künstliche Wasserläufe, die in ganz Portugal und besonders auf der portugiesischen Insel Madeira erbaut wurden, mit denen Wasser aus den niederschlagsreicheren Gebieten im Norden und im Zentrum der Insel zu den landwirtschaftlichen Anbaugebieten im Süden geleitet wird. Da dabei zum Teil große Strecken überwunden werden müssen, verläuft ein Großteil der Levadas mit nur sehr geringem Gefälle. Dafür überwinden diese Wasserwege Täler und Berge, durchqueren Tunnels, kreuzen natürliche Wasserläufe und führen auch über Brücken.

Heute werden die Levadas außer zum Transport des Wassers und der Stromerzeugung vor allem touristisch genutzt. Auf den neben dem Wasser verlaufenden Pfaden sind an vielen Orten Wanderwege ausgeschildert.

Die Anlage von Bewässerungskanälen dieser Form ist weltweit und seit dem Beginn der Landwirtschaft verbreitet und findet sich in diesem Sinne für funktional ähnliche Anlagen in lokaler Ausprägung, etwa als Suone, Bissen, Wasserfuhren oder Wasserleiten im Schweizer Kanton Wallis, Fluder im Österreichischen, Wuhr im Südschwarzwald, Fléizen in den luxemburgischen Ardennen, Levada auf den kanarischen Inseln, Ru im Aostatal, Bief oder Bisse in den französischen Seealpen[1][2] oder Faladsch in Oman. Acequia (Spanische Aussprache: [aˈθekja]) ist die Bezeichnung für einen Wasserkanal in Spanien und den ehemaligen spanischen Kolonien.


Geographische Voraussetzung für den Bau der Levadas


Die Levada verläuft durch einen Tunnel
Die Levada verläuft durch einen Tunnel
Levada im Fels
Levada im Fels

Die Insel Madeira wird durch eine Gebirgskette, die sich von Ost nach West erstreckt, in eine Süd- und eine Nordhälfte unterteilt. Für den Ostteil des Gebirges ist charakteristisch, dass das Gebirgsmassiv sehr viel schroffer nach Norden als nach Süden abfällt und eine natürliche Barriere gegen die Nord- und Nordostwinde bildet. Dieser Gebirgsbereich verzeichnet daher erhöhte Regenfälle – bis zu 2000 mm jährlich, ohne ausgeprägte Trockenzeit – während der Süden der Insel sechs Monate lang trocken sein kann (semi-arid). Verminderte Sonnenscheindauer und niedrigere Temperaturen setzen zudem die Verdunstung auf der Nordseite der Insel herab. Diese Faktoren bewirken einen großen Wasserreichtum im Norden. Aufgrund des extrem steilen Geländes kann dieser Reichtum dort landwirtschaftlich nicht genutzt werden. Auf der trockenen Südseite mit ihren sanfter abfallenden Hängen hingegen gibt es sehr viel mehr Anbaugebiete. Das Wasser ist also dort reichlich vorhanden, wo es nicht entsprechend genutzt werden kann. Eine geologische Gegebenheit verstärkt diesen Effekt noch. Madeiras geologischer Aufbau weist verschiedene schräggelagerte Schichtungen von Lava, Schlacke, Tuff und Aschen auf, die voneinander durch nicht poröse Basaltriffe und Konglomeratsmassen getrennt sind. Der Regen, der durch die Oberfläche auf diese Einbettungen sickert, sucht sich zum Abfluss den steilsten Weg. Selbst Niederschläge, die an den Südhängen abregnen, fließen meist nach Norden ab. Die meisten dieser Quellen treten in einer Höhe von 1500 bis 1600 m Höhe hervor. Das Problem, wie man die reichlichen Wasservorräte (man vermutet 200 Millionen m³ gespeichertes Wasser in den porösen Schichten) des Nordens zum Süden bringen kann, wurde durch den Bau der Levadas gelöst. Heute wird praktisch jedes Feld der Insel in der regenarmen Zeit, von April bis Oktober, durch Levadas bewässert.


Die Geschichte der Levadas


Levada-Bau
Levada-Bau

Bereits im 15. Jahrhundert wurden auf Madeira die ersten Bewässerungskanäle angelegt. 1461, nur 40 Jahre nach der Besiedlung der Insel, bestimmte Prinz Ferdinando, dass zwei Männer – die Hereus – mit der Verteilung des Wassers beauftragt werden sollen. 1485 verfügte König Johann II., wann die Levada-Beauftragten den Benutzern das wichtige Nass zuteilen sollten. 1493 erließ er ein Gesetz, wonach kein Landeigentümer den Bau, die Instandsetzung oder die Nutzung von Levadas behindern durfte. Ab 1650 wurden für den rasch steigenden Verbrauch, vor allem für den Zuckerrohranbau und die Wassermühlen, immer größere und breitere Kanäle angelegt. Arabische und afrikanische Sklaven mussten die oft halsbrecherischen Arbeiten in schwindelerregender Höhe verrichten. Das Geschick der Mauren, die über große Erfahrungen in der Bewässerungstechnik verfügten, dürfte viel zum Bau der Kanäle beigetragen haben. Als Folge des stagnierenden Zuckerhandels wird nach 1680 kaum noch von einem weiteren Ausbau der Levadas berichtet.


Das Levada-System heute


Reparaturarbeiten an einer Levada
Reparaturarbeiten an einer Levada
Speicherbecken am Ende der Levada oberhalb des Wasserkraftwerks
Speicherbecken am Ende der Levada oberhalb des Wasserkraftwerks

Fragt man nach dem Umfang des Bewässerungssystems, so kann man Zahlen von 800 bis 5000 km hören, je nachdem, ob die kleinen Verzweigungen der großen Kanäle, die jedes Feld erreichen, mitgezählt werden oder nicht. Die jüngste und modernste Levada Madeiras ist die erst 1966 in Betrieb genommene Levada dos Tornos. Sie hat eine Länge von 106 km und bewässert 9900 ha Land. Auf 16 km Länge führt sie durch Tunnel, von denen der längste 5,1 km misst. Ein Elektrizitätswerk ist in diese Levada eingebunden. Insgesamt werden drei Elektrizitätswerke mit dem Wasser von Levadas betrieben, bevor das Wasser dem eigentlichen Zweck der Bewässerung zugeführt wird. Da das Wasser immer gleichmäßig fließen muss, müssen die Levadas ständig gewartet werden. Deshalb sind alle Levadas begehbar, entweder auf einer Levadamauer oder einem Weg neben dem Kanal, dem Passeio da levada. In den Höhenlagen bis 700 m dienen diese Wege den Bewohnern als Fußpfade zu ihren Häusern. In Waschhäusern wird das Wasser für die Tröge abgeleitet, Kinder baden in der Levada und gelegentlich dient die Levada als Transportweg, etwa für Holz.

Madeira, Levada Grande im Norden

Tourismus


Die Levadas bilden auch ein fast 1.000 km langes Netz von Wanderwegen. Die Reiseführer auf Madeira organisieren kurze Wanderungen von ein bis zwei Stunden entlang der am besten zugänglichen Levadas.

Einige Levadas, die weiter abseits der Touristenpfade liegen, sind schlechter ausgebaut, da sie entlang schwindelerregender Klippen verlaufen und ohne Führer absturzgefährdet sind.

Die offiziellen Wanderwege in Portugal unterteilen sich in drei Kategorien:

Typische Levada bei Rabaçal
Typische Levada bei Rabaçal

Einige bekannte Levadas auf Madeira, auf deren Wegen Wanderrouten markiert sind, sind:

Eine beliebte Levada zum Wandern ist die Levada do Caldeirão Verde, die als Levada Caldeirão do Inferno weitergeht. Insgesamt ist sie etwa 23 Meilen (37 km) lang. Auf beiden Strecken gibt es lange Abschnitte, die bei Wanderern Schwindelgefühle auslösen können, und mehrere Tunnel, für die Taschenlampen und Helme unerlässlich sind. Die Levada do Caniçal ist eine viel einfachere Wanderung. Diese Levada führt auf einer Länge von 11,4 km von Maroços zum Caniçal-Tunnel.

Die Levada do Caniçal ist als Mimosen-Levada bekannt, weil entlang der gesamten Strecke Akazien (im Volksmund Mimosen genannt) zu finden sind. Der Caniçal verbindet den 323 m hoch gelegenen Gipfel des Facho mit dem auf Meereshöhe gelegenen Kai von Caniçal im Osten der Insel und hat einen einfacheren Verlauf. Sie ist etwa 11 km lang und beginnt in Maroços in Richtung des Canical-Tunnels.[3]


Siehe auch



Einzelnachweise


  1. Gianni Bodini: Antichi sistemi d'irrigazione nell'arco apino. Ru, Bisse, Suonen, Waale. Priuli e Verlucca, Ivrea 2002, ISBN 88-8068-186-9.
  2. Robert Luft: Vocabulaires et toponymie des pays de montagne. Club Alpin Francais de Nice - Mercantour, 2006, abgerufen am 7. August 2020 (französisch).
  3. J. and P. Underwood: Landscapes of Madeira. Hrsg.: Sunflower Books. (englisch, Landscapes of Madeira is the most widely used guide to the levadas. It provides detailed instructions and maps covering 42 levadas and other walks. Landscapes of Madeira ist der am weitesten verbreitete englische Führer zu den Levadas. Er enthält detaillierte Anweisungen und Karten für 42 Levadas und andere Wanderungen.).


Commons: Levada – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wikivoyage: Levadawanderungen auf Madeira – Reiseführer

На других языках


- [de] Levada

[es] Levada

Una levada (del portugués levar, "llevar") es un canal de irrigación o acueducto de la isla de Madeira en el Océano Atlántico (Portugal). Las levadas tienen una forma en U estrecha para evitar la evaporación del agua, su pendiente es ligera y además de recoger el agua en el origen también recogen el agua de escorrentía. El mismo término también es ampliamente usado en Galicia para canales similares.

[ru] Левада (вид каналов)

Левада (порт. Levada) — это вид оросительных каналов, сооружаемых на острове Мадейра (Португалия).



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