Der Kanal von Korinth trennt die Halbinsel Peloponnes vom griechischen Festland. Je nach Route kann er einem Schiff die Umfahrung des Peloponnes ersparen und dessen Seeweg um bis zu 325 Kilometer verkürzen.
Karte der Region um KorinthLuftaufnahme des KanalsLuftbild der KanalregionAktie von 1882 zur Finanzierung des Kanals von Korinth[1]
Bau und Nutzung
Für den in den Jahren 1881 bis 1893 gebauten, 6343m langen Kanal wurde die Landenge von Korinth, der Isthmus von Korinth, an ihrer schmalsten Stelle durchgraben. Der Bau des Kanals erfolgte unter der Aufsicht der ungarischen Ingenieure István Türr und Béla Gerster.[2] In Erinnerung an die ungarischen Erbauer sind die beiden Steintafeln am Kanal auch auf Ungarisch beschriftet. Seitdem verbindet der Kanal von Korinth den Saronischen Golf mit dem Golf von Korinth. Um diese Durchfahrtmöglichkeit zu schaffen und dem Schiffsverkehr so die etwa 600km lange Fahrt (von Piräus bis Patras) rund um die Peloponnes zu ersparen, wurde bis zu 84m in die Tiefe durch Felsgestein hindurch gearbeitet. Dadurch erreichte man eine Wassertiefe von etwa 8m. Das Kanalbett ist im Niveau des Wasserspiegels etwa 24,6m breit, verengt sich jedoch bis zum Grund auf ca. 21m, während die obere lichte Weite des Geländeeinschnitts durchschnittlich 75m beträgt. Die Steilwände am Kanal ragen in einem Winkel von 71–77° bis zu 79m in die Höhe.[3] Auf der Höhenlage kreuzen fünf Brücken den Kanal.
Beachtenswert sind die absenkbaren Brücken an beiden Enden des Kanals. Wenn sich ein Schiff nähert, werden sie durch ein motorengetriebenes Gestänge im Wasser des Kanals versenkt.
Zerstörung 1944 und Wiederaufbau
1944 sprengte die deutsche Wehrmacht einen Teil der Steilwand und alle Brücken über den Kanal. Um einen späteren Wiederaufbau zu erschweren, wurden zusätzlich Lokomotiven und Eisenbahnwagen in den Kanal geworfen und Minen platziert. Der Wiederaufbau wurde mit Hilfe des United States Army Corps of Engineers 1946 begonnen und im November 1948 abgeschlossen. Es mussten mehrere hunderttausend Tonnen Geröll beseitigt werden.
Erdrutsche, Felsstürze und Sperren
Wiederholt rutschen Erde und Gestein von den Hängen in den Kanal und machen Sperren und Räumung des Wasserwegs erforderlich.
Im Jahr 1923 stürzten 41.000 Kubikmeter Material in den Kanal, was zwei Jahre andauernde Räumungsarbeiten erforderte.[4] In neuerer Zeit kam es im Februar und November 2018[5][6] sowie einige Tage im November 2020[7] zu Sperren.
Seit dem 15.Januar 2021 war der Kanal wegen eines Erdrutsches gesperrt.[8] Für die Zeit von Juli bis Oktober 2022 ist eine Öffnung geplant, anschließend sollen die Wiederherstellungsarbeiten fortgesetzt werden.[9]
Bedeutung
Der Kanal brachte zur Zeit seiner Erbauung eine enorme Erleichterung für die Seefahrt mit sich, weil durch ihn die gefährliche Umfahrung der Peloponnes um Kap Malea gespart wurde. Inzwischen hat er an Bedeutung verloren. Gründe dafür sind:
Die Dimensionen des Kanals erlauben nur die Passage kleinerer Schiffe. Mit Stand November 2020 dürfen Schiffe bis 17 m Breite passieren.
Die Umfahrt der Peloponnes erfolgt jetzt auf Kursen, die weiter vor der Küste verlaufen; daher ist sie längst nicht mehr so gefahrvoll, und die Motorisierung der Schiffe verringert den Zeitgewinn durch die Nutzung des Kanals.
Das weiche Gestein der Kanalwände bedarf einer Stabilisierung, und die östliche Einfahrt (am Saronischen Golf) muss dringend ausgebessert werden.
Dennoch ist das Verkehrsaufkommen im Kanal beachtlich. Bei relativ hohen Durchfahrtsgebühren (80 Euro für private Yachten bis 9m Länge (Lüa), jeder weitere Meter 23–27 Euro (2012)[10]) wird diese schnurgerade Wasserstraße noch von etwa 30Schiffen täglich, also rund 11.000 Schiffen im Jahr, passiert. Ein Großteil sind Fähren und Touristenschiffe.
Blick in den Kanal
Kanaldurchfahrt
Einfahrt
Ein Schiff wird durch den Kanal geschleppt
Vorgeschichte
Siehe auch: Liste römischer Kanäle
Die Idee eines Kanals von Korinth hat eine rund 2600-jährige Geschichte. Am – überlieferten – Anfang steht wohl der Tyrann Periander von Korinth.[11] Allerdings hat er niemals einen Versuch gewagt. Stattdessen bot im 6.und 5.Jahrhundert v.Chr. ein Schiffskarrenweg, der sogenannte Diolkos, die Möglichkeit, eine Umschiffung der Halbinsel zu vermeiden.
Überreste von Neros Kanalprojekt 1881
In römischer Zeit griff man den Gedanken eines Kanals zur Verbindung des Saronischen mit dem Korinthischen Golf erneut auf. Pläne wurden unter Caesar,[12] Caligula (37–41 n.Chr.),[13] Nero (54–68 n.Chr.)[14] und Hadrian (117–138 n.Chr.) ausgearbeitet. Während es bei Caesar und Hadrian nur bei ersten Entwürfen blieb, gingen die Aktionen der beiden anderen römischen Kaiser weiter:
40 n. Chr. entsandte Caligula einige seiner Ingenieure zum Isthmus von Korinth, um konkrete Messungen durchzuführen. Allerdings war das Ergebnis niederschmetternd: Man kam zu der Überzeugung, dass der Wasserspiegel des Korinthischen Golfes um einiges höher sei als der des Saronischen Golfes, sodass bei einem Durchbruch ganz sicherlich die Insel Ägina und vielleicht sogar noch Teile von Attika überschwemmt würden. Das Projekt wurde vorsichtshalber fallen gelassen.
67 n. Chr. beorderte Nero mehrere tausend Arbeiter – es ist die Rede von etwa 6000 jüdischen Sklaven[15] – zum Isthmus. Angeblich[16] soll er mit einer vergoldeten Schaufel den ersten Stich gemacht haben. Der Plan sah vor, dass die Arbeiter von zwei Seiten herkommend sich zur Mitte der Landenge vorarbeiten sollten, um sich hier dann zu treffen und den endgültigen Durchbruch zu schaffen. Nach drei Monaten wurde jedoch die Arbeit eingestellt, da Nero inzwischen verstorben war und seinen Nachfolgern Galba (68 n.Chr.) und Otho (69 n.Chr.) das Projekt zu riskant und zu teuer erschien. Die Überreste wurden beim Bau des heutigen Kanals überformt und sind nicht mehr sichtbar.
Der griechische Schriftsteller Pausanias (etwa 115–180 n.Chr.) erzählt in seinem Reisebericht „Periégesis tes Hellados“ über die Versuche der vorangegangenen Kanalprojekte: „Die Landenge bei Korinth erstreckt sich auf der einen Seite bis zum großen Meer bei [der antiken Hafenstadt] Kenchreai und auf der anderen Seite bis zu dem [Korinthischen] Golf bei [der antiken Hafenstadt] Lechaion. Dadurch wird das darinnen liegende Land zum Festland. Diejenigen, die jedoch versuchten, die Peloponnes zur Insel zu machen, haben den Versuch des Durchgrabens des Isthmus immer wieder vorher eingestellt. Und an den Stellen, an denen sie es versuchten, sind ihre Versuche noch sichtbar. Bis zum eigentlichen Fels sind sie jedoch nie gekommen, und so ist das Land nach wie vor noch Festland, wie es eben von Natur aus ist.“ (Buch2,1, 5 – freie Übertragung aus dem griechischen Original)
Nach den gescheiterten Bemühungen der Antike erwogen erst die Venezianer wieder, den Isthmus zu durchstechen, um ihre Möglichkeiten als Händler im griechischen Gebiet zu verbessern. Allerdings gaben auch sie diese Pläne angesichts der zu bewältigenden Felsmassen auf.
Erst im 19.Jahrhundert mit seinen Errungenschaften der Industrialisierung, insbesondere der Erfindung des Dynamits (1866) und der Sprenggelatine (1876) durch Alfred Nobel, wurde es möglich, den alten Traum des Durchstichs des Isthmus zu realisieren. Der Bankier Andreas Syngros stiftete hierzu einen Großteil der Baukosten.
Resonanz in der Öffentlichkeit
Filme
John Fernhout (John Ferno) drehte für RCA Records 1950 einen Kurzfilm über den Wiederaufbau.
Claude Chabrol setzte mit dem Film Die Straße von Korinth dem Griechenland der 1960er Jahre ein filmisches Denkmal.
Der Kanalsprung
Am 8. April 2010 übersprang der australische Freestyle-Motocross-Fahrer Robbie Maddison mit seinem Geländemotorrad, einer Honda CR500, den Kanal von Korinth. Nachdem sein Motorrad auf einer 400m langen Anlaufstrecke auf eine Geschwindigkeit von 125km/h beschleunigt hatte, hob er mit diesem an einer Rampe (Sprungschanze) 80m über dem Wasserspiegel des Kanals ab und landete sicher auf dem Abhang des 85m entfernten Landehügels auf der anderen Seite. Der höchste Bahnpunkt lag bei über 95m. Hunderte Schaulustige beobachteten das Spektakel.[17]
Literatur
Bela Gerster:L’Isthme de Corinthe. Tentatives de percement dans l’antiquité. In: Bulletin de correspondance hellénique. Band8, 1884, S.225–232 (persee.fr).
Walter Werner: Der Kanal von Korinth und seine Vorläufer. Arbeitskreis Historischer Schiffbau, Brilon-Gudenhagen 1993.
Walter Werner:The largest ship trackway in ancient times: the Diolkos of the Isthmus of Corinth, Greece, and early attempts to build a canal. In: The International Journal of Nautical Archaeology. Band26, Nr.2, 1997, S.98–119, doi:10.1006/ijna.1997.0066.
Hans-Georg Glasemann:Die Finanzgeschichte des Kanals von Korinth. Historische Wertpapiere 1882–1977. Books on Demand, Norderstedt 2010, ISBN 978-3-8370-2577-4 (online[PDF]).
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