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Der Grazer Mühlgang ist ein durch das Stadtgebiet von Graz und weiter südwärts führender Kanal rechts der Mur, der für den Betrieb von Mühlen im 13. Jahrhundert errichtet wurde. Er steht im Besitz des Grazer Bäcker-Mühlen-Konsortiums, ist etwa 25 km lang, kommuniziert mit drei Bächen, ist stellenweise überbaut und wird heute noch fast durchgehend zur elektrischen Energieerzeugung genutzt.

Hier am Mur-Ausleitungs-Kleinkraftwerk des KrW Weinzödl beginnt der Mühlgang am Nordrand von Graz (2013, noch ohne die über die Betonpfeiler gelegte Rinne der etwa 2016 errichteten Fischaufstiegshilfe)
Hier am Mur-Ausleitungs-Kleinkraftwerk des KrW Weinzödl beginnt der Mühlgang am Nordrand von Graz (2013, noch ohne die über die Betonpfeiler gelegte Rinne der etwa 2016 errichteten Fischaufstiegshilfe)
Mühlgang beim Rosegger-Haus, entleert – Blick von der Annenstraße südwärts in die Elisabethinergasse
Mühlgang beim Rosegger-Haus, entleert – Blick von der Annenstraße südwärts in die Elisabethinergasse

Von kürzeren Mühlgängen links der Mur sind nur mehr geringe Spuren erhalten. Der obere floss durch Geidorf und mündete dort ein, wo der Schlossberg der Mur nahe kommt. Die Straßenbezeichnungen Am Langedelwehr, Mühlgangweg – und dessen gekurvter Verlauf – erinnern an die Ausleitung des unteren, südlicheren, sogenannten Gössendorfer Mühlgangs, der durch Vermurungen im Zuge eines Hochwassers verschüttet und daher 1916 aufgelassen worden ist. Er folgte dem Verlauf der heutigen Dr.-Plochl-Straße, südlicher in Graz ist der Straßenname Mühlgraben noch eine Spur am Weg nach Gössendorf.


Geographie


Der Mühlgang wird aus dem Oberwasser des Kraftwerks Weinzödl im Norden von Graz über die kleine Turbine 3 rechts von der Mur ausgeleitet, durchfließt ganz Graz sowie Feldkirchen bei Graz und mündet nach 25 km im Süden nahe Großsulz bei Kalsdorf wieder in die Mur.

Im nördlichen Bezirk Gösting münden der von Thal kommende Thaler Bach von rechts ein, der Aubach und der Schleifbach (seit 2017 verrohrt) nach links aus. Der Aubach (auch: das Aubachl) kann als Fortsetzung des Thaler Bachs gesehen werden.[1]

Die Ausmündung des Schleifbachs erfolgt etwa 30 m nach dem E-Werk Gösting (Viktor Franz) unmittelbar nach der Viktor-Franz-Straße. Er fällt bei einer Länge von etwa 1,25 km bis zur Mündung in die Mur bei Mur-Mittelwasser etwa um 10 m ab. An 6 Stellen wurden Wasserräder betrieben, von denen keines eine Getreidemühle antrieb. Nach 3 Jahren Nicht-Nutzung wurde seitens der Wasserrechtsbehörde 1983 das letzte Wasserrecht am Schleifbach als erloschen gemeldet. Vom Eigner des Bachs wurde die Fassung des Großteils des Durchflusses des Schleifbachs in ein Glasfaser-Epoxid-Rohr und die Errichtung eines Kraftwerks nächst der bisherigen Mündung in die Mur (auf Höhe der Schrebergärten Lendkai 157) etwa während 5 Jahren projektiert und 2016/2017 mit dem Bau begonnen. Das etwa 1,2 km lange Rohr hat 1200 mm Innendurchmesser, ist mit zylindrischen Überschiebe-Muffen gefügt und wurde großteils bis August 2017 verlegt. Die Inbetriebnahme erfolgte um den Jahreswechsel 2017/2018. Das Krafthaus liegt unmittelbar am das rechte Murufer begleitenden Geh- und Radweg und ist für die Aufnahme eines Cafés mit Dachterrasse konzipiert. Das Rohr liegt im Wesentlichen im Bett des ehemaligen offenen Gerinnes, wurde jedoch unter Straßenbrücken (etwa am Lendkai) tiefer gelegt. Im ehemaligen Bett fließt seit 2019 wieder eine kleine Menge Wasser.

Der Mühlgang verläuft im Norden streckenweise parallel (östlich) der Wiener Straße, im Bezirk Lend durch den Friedenspark (früher Frauenbad) zur früheren Papiermühle (vom 16. Jahrhundert bis 1956) und weiter zum Rondo am Marienplatz, wo bis 2005 die Marienmühle (als Mahlbetrieb 1989 stillgelegt) stand und der Volksgarten beginnt. Zwischen Häusern an der Volksgarten- und Annenstraße wird auch die Stadtmühle (heute mit Wohnungen, die innere Holzkonstruktion der Mühle bildet ein Atrium bis zum Dach) unterquert. Entlang der Elisabethinergasse, durch die Rösselmühle (1270 erwähnt – als Mahlbetrieb 2014 stillgelegt), die Köstenbaummühle (Köstenbaumgasse/Korngasse), und ein Kraftwerk an der Herrgottwiesgasse führt der Kanal durch Gries. Er tangiert die Westseite des Schlachthofs und gegenüber die ehemalige Taggermühle (spätestens nach Insolvenz um 2000 stillgelegt, hölzernes Mühlrad 2014 noch morsch vorhanden), verläuft weiter etwas östlich der Puchstraße und von dort über Puntigam zur Stadtgrenze, wo ein Teil des Wassers in die Mur abfließt und der andere Teil weiter nach Feldkirchen fließt (Lebern, Mittermühle, Petermühle).


Rösselmühle


1270 erstmals urkundlich erwähnt, ist sie die älteste Mühle von Graz und eine der ältesten von Österreich. Die Rösselmühle wurde im Jänner 2014 als letzte Grazer Mühle stillgelegt. Sie liegt an der Elisabethinergasse/Oeverseegasse und grenzt südlich an die ehemalige Postgarage an. Ihr Name bezieht sich auf die bis Ende der 1950er-Jahre gehaltenen Zugpferde. Hier arbeiteten zuletzt 22 Mitarbeiter, und sie vermahlte 90 % Weizen- und 10 % Roggenmehl, das insbesondere in Kleinpackungen über den Einzelhandel an Endverbraucher ging. Sie war Mitglied bei AMA und exportierte bis Singapur. Seit 1920 war sie als Rösselmühle Ludwig Polsterer GesmbH Tochter der niederösterreichischen Ludwig Polsterer Holding in Enzersdorf an der Fischa. Mit Übernahme der Polsterer Mühle durch die Pfahnl Backmittel GmbH, Pregarten, Anfang 2014 wurde Pfahnl zum zweitgrößten Mühlenbetrieb in Österreich. Die Marke Rösselmühle wird für die Kunden erhalten, doch der Betrieb der Rösselmühle wurde im Jänner 2014 eingestellt. Die vor Jahrzehnten aufgenommene Stromproduktion über Turbine(n) läuft weiter. Die Rösselmühlgasse verläuft vom Griesplatz zur Brücke über den Mühlgang oberhalb der Mühle.[2][3][4]


Heutige Verwendung


Am (rechten) Mühlgang werden insgesamt 12 Wasserkraftwerke betrieben. Aus der vormaligen Jesuitenmühle (Ebenwaldner Mühle) bei der Göstinger Maut (Wiener Straße, damals Nr. 50, heute Nr. 182 – Tankstelle) entstand an anderer Stelle – etwa 300 m mühlgangaufwärts, oberhalb der linken Ausleitung des Schleifbachs – zwischen 1903 und 1905 das Kraftwerk Viktor Franz, das heute noch in der Viktor-Franz-Straße nahe der Eiswerkgasse in Betrieb ist.[5] Die Energie Graz betreibt drei Kleinwasserkraftwerke am Mühlgang.[6] Die Wasserkraft Marienplatz GmbH betreibt ein Kleinwasserkraftwerk im Hof des Rondo am Marienplatz, welches 2010 eine lokale Überschwemmung verursachte.[7] Im Gang des Rondo, zumindest im Erdgeschoß, erinnern seit einigen Jahren großformatige Fotografien an die Mühle als Vorgängerbau.

Ein hölzernes Wasserrad der nach Insolvenz geschlossenen Taggermühle (Puchstraße 17) lag seit etwa 2000 brach. Der Betrieb stellte zuletzt Futtermittel auch unter Verwendung von geruchsintensivem Fischmehl her und nahm kurz vor der Schließung Förderungen für die Installation einer Abluftfilterung in Anspruch. Die große Werksanlage samt Silos und Gleisanschluss ging ins Eigentum einer Bank über und wurde einige Jahre später vom Installationsbetrieb Kossegg erworben, der die Gebäude schrittweise umbaut. Das Mühlrad wurde um 2015 ausgebaut, an Land aufgestellt und vermorscht zunehmend – Stand 2020. Die Gefällestufe wird von Flusssurfern am Gelände der Taggermühle und etwa 1 km südlich davon unweit des Kreisverkehrs Puchstraße/Puchmzseum/Innovationspark an der Muglwave des Grazer Kajak Clubs von Paddelakrobaten genutzt.

Der Mühlgang hat in der Regel 11 m3/s Wasserführung. Da insbesondere der unregulierte Thaler Bach oben in Gösting einmündet, wird möglichst schon Stunden vor einem zu erwartendem Starkregen die Speisung des Mühlgangs aus der Mur auf eventuell 3/4 der Normalmenge zurückgenommen, um das Extrawasser überschwemmungsfrei aufnehmen zu können.

Zweimal im Jahr wird der Mühlgang zum Zweck der Revision entleert, um ihn abzukehren und Ausbesserungsarbeiten am Gerinne durchzuführen. Wird oben die Speiseschleuse geschlossen, so rinnt der Mühlgang binnen etwa 12 Stunden abklingend aus. Bei der Vorabkehr Ende Juni wird der entleerte Kanal von den begleitenden Wegen aus in seiner Länge nur besehen, um die Reinigung und nötige Sanierungsarbeiten planen zu können. Da auch die Füllung wieder Zeit braucht, erreicht die Wasserführung erst nach 3–4 Tagen wieder das Soll. Die Hauptabkehr erfolgt im September, nach der Zeit hochsommerlicher Gewitter. Mit Handschaufeln, kleinen Dumpern, die im Bett fahren, Lkw-Kran und Bagger werden 300 t Geschiebesand und Schlamm, aber auch eine Menge Hineingeworfenes – etwa 2013: 200 Fahrräder – herausgehoben. Wenn nach 7–10 Tagen Wasser wieder die Turbinen antreibt, hat auch der Beton eventueller Umbauten wasserfest abbinden können.[8] Vor den Wartungsarbeiten rettet der Arbeiterfischereiverein die im Mühlgang verbliebenen Fische durch Abfischen. 2015 erfolgte dies auch mittels Elektrofischens und einem Stromaggregat auf Rückentrage.[9]

Gelegentlich macht der Mühlgang lokal Schlagzeilen, wenn aus ihm Personen oder Tiere gerettet werden. Ein älterer Mann, der im Bereich des Langensiepen-Schrebergartens samt Rad in den Mühlgang stürzte, ist ums Leben gekommen, obwohl wenig unterhalb ein verzurrtes Rundholz diagonal auf der Wasseroberfläche schwimmt, als letzte Möglichkeit, sich vor dem Rechen des Kraftwerks noch ans linke Ufer zu hanteln, wenn man andere Ausstiegsleitern nicht erreicht hat.


Neuere Veränderungen


Im Zuge des Baus der Murkraftwerke Gössendorf (eröffnet 2012) und Kalsdorf (Betrieb ab Dezember 2012, eröffnet Oktober 2013) wurde der Mühlgang im Süden um etwa 2 km verlängert.[10]

Um 2015 wurde der Einlauf zeitnah mit der Erneuerung des Kraftwerks Weinzödl mit einer querenden Betonrinne überbaut, die als Fischaufstiegshilfe dient und vom rechten Murufer des Kraftwerks Weinzödl zum rechten Murufer unterhalb führt. Bis dahin war der Einlaufbereich zwischen den zwei Beton-Piers mit dem Paddelboot stromaufwärts erreichbar, um am schwankenden Wirbelpilz der Einlaufströmung zu balancieren – eine Übung mit geringem Schwierigkeitsgrad. Der Luftraum über dem Wasserspiegel ist seitdem durch die Unterseite dieser Betonrinne nur mehr 50 cm hoch und damit zu niedrig um durchzupaddeln.

Nach der Inbetriebnahme des Murkraftwerks Graz-Puntigam wurde von Elektrotechniker Gerhard Groier und Bauingenieur Johannes Wellacher im Februar 2019 Bürgermeister Nagl die schon viele Jahre davor ventilierte Idee vorgetragen, den rechten Mühlgang aufzulassen um die Wassermenge zusätzlich in der Mur zu belassen, wo sie effizienter zu Strom abgearbeitet werden kann als in der Kette an Kleinkraftwerken des Mühlgangs.[11] Natürlich haben die Betreiber der Murkraftwerke ein Interesse, mehr Wasser in ihren bestehenden Anlagen abarbeiten zu können. Auch müssen Hochwassersituationen betrachtet werden, wo die zusätzliche Wassermenge in der Mur zu keiner zusätzlichen Stromerzeugung genutzt werden kann, im Mühlgang jedoch die Erzeugung wenig beeinträchtigt ist. Weder in der Mur noch im Mühlgang wird derzeit das gesamte Gefälle zur Stromerzeugung genutzt.

Die Idee, den Mühlgang zuzuschütten, um eine Radroute zu bauen, funktioniert aus mehreren Gründen nicht: Der Mühlgang dient als Abnehmer von Hochwasser des Thalbachs, das vom Schleifbach nicht aufgenommen werden kann. Es gibt Regenwassereinleitungen und auch einzelne Schmutzwassereinleitungen von beiden Seiten in den Mühlgang, die abgeführt werden müssen. Zahlreiche Straßen- und Rohrbrücken verlaufen so niedrig über der Sohle des Mühlgangs, dass Radverkehr und auch Fahrzeuge des Straßenerhalters zu wenig lichte Höhe zum Durchfahren vorfinden würden. Die Öffnung einer zweiten Straßenebene für Radverkehr hätte gewisse Vorteile, doch Radfahrer, die die Tiefroute nur über eine kurze Strecke nützen wollen, benötigen Abfahrtsrampen und eine Organisation des einmündenden und ausmündenden Verkehrs, was sich räumlich bei 5 m Mühlgangbettbreite und neben einem Restwassergerinne nicht ausgeht.

Eine mit Stand 2020 noch offene Frage ist das Abführen eines seltenen sehr hohen Hochwassers des Thaler Bachs.


Kunst und Interaktion


Früher gab es vom Mühlgang gespeiste Schwimmbäder, einzig 2003 wurde ein „Club der Nichtschwimmer“ etwa 30 m oberhalb der Rösselmühle als real*utopia[12] Kunstprojekt von Peter Arlt[13] und Rotor[14] errichtet, dessen Verfall am 29. August 2011 vom Grazer Stadtblatt beklagt wird.[15] Geplant war, zum Schwimmen aufzufordern, doch die dafür hygienisch nicht ausreichende Wasserqualität – einzelne Häuser entlassen ihr Abwasser noch in den Mühlgang – machten es nötig, dass mit „Nichtschwimmer“ im Projektnamen und der Beitrittserklärung zum Club diese Tatsache auch vermittelt wurde. Mitglieder erhielten einen Nummerncode für ein elektronisches Schloss in der Tür der Begrenzungsmauer zum Rösselmühlpark. Rund um die Uhr konnte so der am linken Ufer errichtete Holzsteg betreten werden. Zwei schwimmbadtypische NiRo-Einstiegsleitern reichten ins Wasser. Weder die Sicht noch Wassertreten ließen den Grund des Gewässers erreichen. Vereinzelt nutzten Menschen den Mühlgang im Club zum Schwimmen. Nur mit sehr energischem Schwimmen kann man kurze Zeit das Abtreiben in Gewässermitte vermeiden, am Gewässerrand war mit engagiertem Schwimmen stromauf eine Rohrbrücke an der Brücke der Rösselmühlgasse erreichbar.

Von Juni bis September 2013 war die Ausstellung „Freiräume – Freuräume“ im GrazMuseum von Nicole Pruckermayr, Reni Hofmüller und Renate Mihatsch zu sehen. Am 13. Juni 2013 während der Vorabkehr im frisch leergelaufenen Mühlgang von der Marienmühle bis zur Postgarage lief die „MühlGANG Wanderung I“.[16] Nach weiteren[17] Gstettntouren in andere Gebiete erfolgte am 14. September während der Hauptabkehr der „MühlGANG 2“ über ein längeres Stück im Bett des Mühlgangs.

Mit dem „Mühlgang-Abstecher“ am 22. Mai 2014 (im Rahmen der Ausstellung Video-Porträts „Über Gänge“ bei esc medien kunst labor, Bürgergasse) wurde erneut mit Stiefeln und Leiter dem Mühlgang auf den Grund gegangen.[18]

Ein weiterer „MühlGANG“ erfolgte am 3. Oktober 2015 im Kontext der Installation „Kunstkraftwerk Klangbad“, die von 10. September bis 18. Oktober 2015 am Grundstreifen – der Steg des Clubs der Nichtschwimmer war schon zerfallen und abgebaut – zwischen Postgarage und linkem Ufer eingerichtet war.

Die Installation Klangbad von Hofmüller und Pruckermayr nahm von der Strömung verursachte Geräusche mit einem Untwerwassermikrofon auf und spielte sie tonverstärkt über regensichere Lautsprecher, einen davon überkopf am Ufer als „Klangdusche“. Ein in den Mühlgang eingetauchter Stromgenerator, wie er auf Segelyachten üblich ist, versorgt die Anlage mit elektrischem Strom, so wie der Mühlgang seit seinem Bestehen mechanische oder elektrische Energie für das Gewerbe liefert. Der Generator und seine dreiflügelige Schraube werden jedoch auch als Tonquelle genutzt. Knallgelbe und rote Wellschläuche machen die elektrischen Leitungen für Energieversorgung und den Signalfluss markant sichtbar. Ein Wellschlauch um das Mikrofonkabel treibt schwankend im Wasserstrom und löst dabei selbst Geräusche aus.[19] Wanderungen entlang eines zentralen Abschnitts des Mühlgangs wurden angeboten. Zur Ausstellung „Die Mur. Eine Kulturgeschichte“ wurde beigetragen und eine Publikation im Juli 2016 vorgestellt.[20][21]

In einem weiteren Kunstprojekt wurde gegenüber dem Roseggerhaus (Ecke Elisabethinergasse/Annenstraße) der Zugangssteg zu einem ehemaligen Gasthaus mit Tafeln versehen, die ein Gasthaus „Zum Mühlgang“ mit „Spezialitäten aus dem Müllgang“ (Gerichte aus Müll) anzeigen.

2015 reichte auf Höhe der Einmündung der Ungergasse in die Elisabethinergasse linksufrig ein Mühlrad basierend auf einem Fahrrad-Laufrad von oben in die Strömung und trieb mittels einer Kurbelwelle einen nach oben gestreckten Schaufensterpuppen-Arm zu Winkbewegungen an.

An 3 Wochenenden von 18. September bis 4. Oktober 2020 gab es unter dem Titel Oeverwerk die Möglichkeit, die Rösselmühle zu besichtigen. Eine Kooperation von Künstlern, dem Institut für Kunst im öffentlichen Raum und den Eigentümern ermöglichte dies. Führungen, Veranstaltungen, Kunstobjekte bespielten das seit 2014 nicht mehr als Mühle genutzte Gebäude.[22][23]

Die Passage des linken Mühlgangs in der Körösistraße, vor der Keplerbrücke
Die Passage des linken Mühlgangs in der Körösistraße, vor der Keplerbrücke

Sport


An der Wiener Straße, etwa 100 m südlich des heutigen Kalvariengürtels, befand sich jedenfalls 1910 ein Freibad mit Schwimmschulbetrieb. Auch etwas nördlich der Wartingergasse befand sich zwischen linkem (oberem) Mühlgang und der tieferliegenden Mur ein Schwimmbad.

Aus dem Oberwasser des Murkraftwerks Weinzödl (Inbetriebnahme 1982, Effizienzsteigerung 2014/2015, Fischaufstiegshilfe (rechts) Anfang 2016) speist sich das Mühlkanal-Kleinkraftwerk mit geringer Fallhöhe und 215 kW Leistung[24] und leitet damit den Mühlgang aus. Am Auslauf der Turbine entsteht ein großer Pilz-Wirbel, der bis 2015 befahrbar war, jedoch seit 2016 durch die niedrig liegende Kanalbrücke einer Fischaufstiegshilfe abgetrennt ist. Danach beginnt die Slalom-Trainingsstrecke des Kanu Club Graz (KCG) im Mühlgang. Das Gewässer gehört bis zur ersten querenden Brücke (nur diese ist mit dem Paddelboot unterfahrbar) noch dem Kraftwerksbetreiber Verbund, erst danach dem Mühlenkonsortium. Einbauten aus Holz an wechselnden Ufern erzeugen Kehrwasser. Die erste Brücke über den Mühlgang ist mit dem Paddelboot noch unterfahrbar, die zweite wegen zu geringer lichter Höhe nicht mehr. Erreichbar ist die Slalomstrecke vom linksufrigen Weinzödl durch Übersetzen über die 80 m breite Mur im Kraftwerksoberwasser und 120 m Übertragen oder über das Kraftwerksbauwerk. Von rechts (dem Westen) führt nur eine Privatstraße von der Richtungsfahrbahn stadtauswärts der Judendorferstraße zu diesem Mühlgangabschnitt. KCG-Aktive erneuerten die Tore, legten einen hölzernen Einstieg und Kehrwasserbuhnen an und tauften die seit 30 Jahren bestehende Einrichtung am 16. März 2016 Gerhard-Peinhaupt-Slalom – nach dem Paddel-Weltmeister, der dabei auch selbst wieder im Boot saß.[25]

Der Mühlgangarm, der unmittelbar östlich am alten Direktionsgebäude der Taggermühle, Puchstraße vorbei und gleich danach am anschließenden Maschinenhaus das hölzerne Mühlrad antrieb, ist wenige Meter oberhalb abgesperrt. Das Wasser fließt über einen etwa 20 m weiter östlich verlaufenden bogenförmigen Umgehungsarm. Hier richten junge Flusssurfer an einer in Teilen vorhandenen Wehrschleuse bei einer Brücke bei Bedarf eine Verengung ein und unterhalb ein Grundwehr durch ein Brett. Es entsteht ein kurzer Bereich schießenden Wassers, dessen Ende am Wassersprung mithilfe eines Halteseils mit Surfboards stationär befahren wird.

Im Bereich Innovationspark Puchstraße und Puchmuseum, knapp unterhalb der auf Höhe Kreisverkehr liegenden Brücke, wurde im September 2015 von Aktiven des Kanu Club Graz[26] die Mugl-Wave im Eigenbau zu 5000 € Materialkosten eingerichtet. Es besteht aus einem obenliegenden Grundwehr aus zwei Holzbrettern in Stahlrahmen, eines fest, eines mit Gewindestangen anzuheben, und einem abschließenden Grundwehr durch ein aufkippbares Brett. Dazwischen, abwechselnd links und rechts, insgesamt 4 Buhnen, die Kehrwasser für Wartepositionen bieten und das Hochpaddeln zur Walze oben ermöglichen. Die etwa 50 cm schmalen Buhnen aus Schalbrettern weisen unterwasserseitig Tritte zum Aussteigen aus dem Gewässer auf, an den Seitenwänden sind Halteseile montiert. Knapp oberhalb des oberen Wehrs befindet sich ein leicht schräger Tisch mit Teppichbelag zum Einspringen. Hier wird mit den besonders kurzen Spielbooten Kajak-Akrobatik betrieben.[27][28]




Linker oberer Mühlgang


Wie ehemals der rechte Mühlgang am anderen Ufer wurde auch der linke obere Mühlgang an einem der zwei Wehre ausgeleitet, die oberhalb der alten Weinzödlbrücke die Mur etwas stauten und oberhalb beruhigten.

Dieser Mühlgang durch Geidorf – betrieben vom Älteren Bäckermühl-Consortium – wurde um 1976/1977 zugeschüttet. Er verlief im Bereich Weinzöttlstraße, Lindengasse, Kahngasse, Körösistraße und floss etwa 100 m südlich südlich der Keplerbrücke wieder in die Mur. Der zugemauerte Auslass unter dem heutigen Elise-Steininger-Steg ist noch sichtbar. In diesem Bereich steht heute ein Umspannwerk. Davor gab es in der Körösistraße auch ein Kraftwerk, das von 1918 bis 1975 Strom für die Straßenbahn lieferte.

Einige Hinweise auf diesen Mühlgang finden sich noch im Stadtbild:

Das Rottalwerk war ein Kraftwerk am Mühlgang mit 2 Francisturbinen die unter britischer Besatzung getauscht wurden.

Die Wassergasse ist benannt nach einem ehemals vom Mühlgang rechts ausgeleiteten Bacherl, höchstens 1 m breit, etwa 60 cm tief, das vor dem 2. Weltkrieg von mehreren Anliegern auch gewerblich zum Wäschewaschen und -schwemmen verwendet wurde. Diese Nutzung ging nach dem Krieg zurück.

Das Gemälde Neuerbaute Kettenbrücke der Hauptstadt Graz : Ansicht vom Schloßberg gegen Westen (Conrad Kreuzer, 1836)[30] zeigt oberhalb der Vor-Vorgängerin aus 1833 der heutigen Keplerbrücke die Rottalmühle (heute gibt es in diesem Bereich noch die Rottalgasse). Unmittelbar südlich der Straßenachse der Kettenbrücke taucht die Pruggmeier’schen Hadernstampfe (Papierproduktion aus Lumpen) an der Gebäudeostseite 2 Mühlräder in den Mühlgang.

Der Straßenname Papierfabriksgasse von der Keplerbrücke 3 km muraufwärts weist auf eine frühe Papierfabrikation an Mur und Mühlgang hin. 1939 – im Jahr des Kriegsbeginns unter den Nationalsozialisten – übernimmt Viktor Czerweny von Arland die Aktienmehrheit, die Adresse Am Arlandgrund eines großen Wohnviertels mit Bauten aus um 1999 erinnert an die ehemalige Lage der Papierfabrik Arland. Der Mühlgang diente zur Gewinnung von Wasserkraft. Holzstämme sind bis um 1900 auf der Mur geflößt worden, Scheitholz könnte ab Murfloß auch via Mühlgang geschwemmt worden sein.


Linker unterer Mühlgang


Die Ausleitung erfolge an einem Murwehr im Bereich des Augartens.

An den linken unteren Mühlgang erinnern heute noch die Namen mancher Straßen und ihr Verlauf. Ab 200 m südlich des Schönaugürtels verläuft die Straße Am Langedelwehr leicht geschwungen südwärts und bildet die murufernächste allgemein (also auch von Kfz), befahrbahre Straße. Mit der Querung der Fröhlichgasse (Angergasse) wird die Straße schmäler und heißt Mühlgangweg, schlängelt sich zwischen Häusern durch und verläuft teilweise auf der Trasse des ehemaligen Mühlgangs. Nach der spitzwinkeligen Querung der Neuholdaugasse finden sich kurz zwei im Abstand von etwa 20 m parallel zueinander verlaufende Wege, diese lagen ehemals zu beiden Seiten des Mühlgangs.


Sonstiges


Straßenbezeichnungen Mühlgangweg weisen im Bezirk Graz-Umgebung in folgenden Orten auf (eventuell vergangene) Mühlgänge hin: Höf, Kalsdorf bei Graz (Grazer (rechter) Mühlgang), Kirchenviertel (Gemeinde Gratkorn), Lebern in Feldkirchen bei Graz.

Am 13. August 2022 findet das 1. Feldkirchner Entenrennen organisiert von der ÖVP statt. Start ist um 15 Uhr auf Höhe Autobahnbrücke (A2) Zielgelände ist am Gutshof Huber, nähe Herbert's Stubn.[31] [32]



Commons: Grazer Mühlgang – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise


  1. Wassersehenswürdigkeiten, 6. Wasser- & Kanallauf 2010 wasserwirtschaft.steiermark.at, Mo 22. März 2010, abgerufen am 31. Juli 2017.
  2. http://www.akwi.at/index.asp?main=unsere_schule/schueler/2008_09/3ak_kommunikationstage/3ak_kommunikationstage.html Akademie der Wirtschaft - Neusiedl am See, Kommunikationstage Graz, 29./30. Oktober 2008. Abgerufen am 16. März 2015.
  3. http://www.nachrichten.at/nachrichten/wirtschaft/wirtschaftsraumooe/Pfahnl-Muehle-wird-mit-Kauf-Nummer-Zwei-in-Oesterreich;art467,1202626 Pfahnl Mühle wird mit Kauf Nummer Zwei in Österreich, September 2013. Abgerufen am 16. März 2015.
  4. http://www.kleinezeitung.at/s/steiermark/graz/4119542/Letzte-Grazer-Muhle-steht-still Letzte Grazer Mühle steht still, kleinezeitung.at, 17. Jänner 2014. Abgerufen am 16. März 2015.
  5. E-Werk Gösting Chronik - Die Unternehmensgeschichte (Memento vom 3. März 2009 im Internet Archive)
  6. Energie Graz: Alternative Energieformen (Memento vom 16. Februar 2010 im Internet Archive)
  7. Peter Riedler: Mühlgang in Graz über Ufer getreten: Gebäude überflutet. Kronenzeitung, 1. Dezember 2010, abgerufen am 8. September 2019.
  8. Mühlenconsortium, tel. Info vom 31. Oktober 2013
  9. Fischrettung, 25. Juli 2015, Bildbericht auf afv-graz.at, Arbeiterfischereiverein Graz, abgerufen am 29. Juli 2017. – Stromgenerator: Bild 4/48.
  10. Grüner Strom für 22.000 Haushalte orf.at, 25. Oktober 2013, abgerufen am 6. Juli 2017.
  11. Gerald Richter: Spektakuläre Idee : Grazer Mühlgang für neue Radautobahn zuschütten krone.at, 21. Februar 2019, abgerufen am 8. März 2020.
  12. http://www.realutopia.at/frameset_kuenstlerinnen.html Real*utopische Interventionen im Bezirk Gries, 2003, KünstlerInnen >> Arlt, Förster, Grillitsch, abgerufen am 10. Dezember 2014.
  13. http://www.peterarlt.at/index.php?kat=1&id=1344 Club der Nichtschwimmer - mit B. Foerster-Baldenius und Wolfgang Grillitsch, real*utopia, Graz, 2003. (Jörn Köppler, bauwelt, 1. August 2003) Website Peter Arlt, abgerufen am 13. November 2015.
  14. < rotor > Zentrum für zeitgenössische Kunst. Abgerufen am 8. September 2019.
  15. Grazer Stadtblatt, KPÖ Steiermark. 1. September 2011. PDF vom 29. August 2011. Zuletzt abgerufen am 13. November 2015.
  16. MühlGANG Wanderung I, 13. Juni 2013 gstettn.weblog.mur.at, posted 3. Juni 2013, aktualisiert, abgerufen am 6. März 2020 – Fotos von Nikolaos Zachariadis.
  17. Gstettn gstettn.weblog.mur.at, nach Beschäftigung seit 2010 mit Gstettn gab es schon im März 2012 eine Ausstellung (und Publikation. Ursula Brosch et al., ISBN 978-3-9503349-0-6) über "Lücken im urbanen Raum : Forschungen über Zeit in der Stadt, untersucht an Gstettn in Graz".
  18. Mühlgang-Abstecher esc.mur.at, 22. Mai 2014, abgerufen am 6. März 2020.
  19. Klangbad : Kunstkraftwerk beim Mühlgang am Rösselmühlpark / Postgarage klangbad.mur.at > Klangbad > Klangbad. 15 Hauptseiten Dokumentation, bebildert, 1 Video 7: min. 11 Tonaufnahmeprotokolle von Mai bis August 2015 mit je etwa 30 Sekunden Ton von Reni Hofmüller und Walther Moser + Einladungsfolder Bei Tonaufnahmen nächst der Viktor-Franz-Straße benennt ein Anrainer den abgezweigten Bach als Feilenbach, weil hier früher einmal Feilen hergestellt worden sind, Moser nennt ihn Erlenbach, allgemein ist er als Schleifbach bekannt. Auf Tonaufnahmen findet sich das Singen rollender Kiesel am Grund, das Werken des Rechens am Einlaufgitter eines Kleinkraftwerks, das Schöpfrad für den Teich im Volksgarten, die Turbinen im "großen" Kraftwerk Weinzödl. Projektinfo mit Bilderserie
  20. Art in Public Space, Nicole Pruckermayr and Reni Hofmüller: Sound Bath (Memento vom 6. November 2016 im Internet Archive) museum-joanneum.at, abgerufen am 6. November 2016.
  21. Alexandra Gschiel: Klangbad Videodokumentation 2015, (7:09 min)
  22. oeverwerk.at abgerufen am 25. September 2020.
  23. Stillgelegte Mühle als Kunstraum, Kleine Zeitung, 23. September 2020.
  24. Mehr Power für Graz: Murkraftwerk Weinzödl geht wieder ans Netz - VERBUND. Abgerufen am 8. September 2019.
  25. http://www.kleinezeitung.at/s/steiermark/graz/stadtleben/4948963/Kajaksport_Graz-hat-jetzt-einen-PeinhauptSlalom Graz hat jetzt einen Peinhaupt-Slalom, kleinezeitung.at, 18. März 2016, abgerufen am 16. Juni 2016.
  26. http://www.kajakgraz.com Kanu Club Graz, Website des Vereins
  27. https://www.youtube.com/watch?v=V7GnUbzARHI Lukas Cervinka: MUGL WAVE Graz, Eröffnung, youtube.com Video (1:29) 17. November 2015, abgerufen am 27. Dezember 2015.
  28. Graz auf dem Weg zur Kajakhauptstadt – die Mugl Wave ist eröffnet bei 4-paddlers.com. Abgerufen am 18. November 2019.
  29. "Fußgeher über Mühlgangbrücke" – übermalter Verweis auf eine Brücke im Zuge der Rottalgasse über den linken Mühlgang public-transport.at, Foto vom 15. August 2009.
  30. Die neuerbaute Kettenbrücke der Hauptstadt Graz – Ansicht vom Schlossberg gegen Westen, Conrad Kreuzer, 1836. Frühindustrialisierung – ein Grazer Idyll grazmuseum.at, abgerufen am 3. Februar 2021.
  31. https://lt19.jvp.at/events/1-feldkirchner-entenrennen/
  32. http://www.oevpfeldkirchen.at/?page_id=6



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