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Der Mindelsee ist ein Gletscherzungensee auf der Halbinsel Bodanrück auf den Gemarkungen Möggingen und Markelfingen im östlichen Gemeindegebiet von Radolfzell. Der See liegt rund 1800 Meter nordöstlich von Markelfingen. Die heutige Wasserfläche beträgt etwa 115 Hektar bei einer mittleren Wassertiefe von acht Metern. Der See erstreckt sich mit rund 2200 m Länge und rund 570 m Breite in Nordwest-Südost-Richtung. Neben etlichen Quellen wird er vom Fällgraben aus Westen, sowie vom Krebsbach und Adernbach aus Osten gespeist, der Abfluss erfolgt über den Mühlbach in den Untersee.

Mindelsee von Norden
Mindelsee von Norden
Mindelsee
Mindelsee vom Südufer; im Hintergrund Möggingen
Geographische Lage Baden-Württemberg, Deutschland
Zuflüsse Fällgraben, Krebsbach, Adernbach
Abfluss Mühlbach→Markelfinger WinkelGnadenseeUntersee (Bodensee)Rhein
Orte am Ufer Dürrenhof
Ufernaher Ort Möggingen, Markelfingen, Radolfzell
Daten
Koordinaten 47° 45′ 16″ N,  1′ 20″ O
Mindelsee (Baden-Württemberg)
Mindelsee (Baden-Württemberg)
Höhe über Meeresspiegel 409 m ü. NN
Fläche 1,02 km²[1]
Länge 2,17 km[1]
Breite 560 m[1]
Volumen 8.740.000 [1]
Maximale Tiefe 13,5 m[1]
Mittlere Tiefe 8,5 m[1]
pH-Wert 8,07
Einzugsgebiet 25,43 km²[1]
Vorlage:Infobox See/Wartung/PH-WERT

Entstehung


Das Mindelseebecken, das bis zu 100 Meter unter dem durchschnittlichen Höhenniveau der umliegenden jungeiszeitlichen Drumlinlandschaft liegt, wurde in der Würmeiszeit von einer Gletscherzunge des Rheingletschers ausgeschürft und füllte sich nach dem Abschmelzen der Gletscherzunge vor etwa 15.000 Jahren mit Wasser. In den weiten, feuchten, umliegenden Gebieten bildeten sich Niedermoore mit Torfschichten bis zu zehn Metern Mächtigkeit.

Neben dem Torfstich, der bis in die ersten Jahrzehnte des letzten Jahrhunderts währte, waren aber vor allem die Meliorationsmaßnahmen prägend für das Landschaftsbild des heutigen Mindelseegebietes, also Maßnahmen zur Werterhöhung des Bodens. Der Seespiegel wurde durch Verlandungsprozesse und später durch Trockenlegungsmaßnahmen, die schon im späten Mittelalter begannen, immer wieder abgesenkt, sodass der See von einstmals mehr als acht Kilometern Länge und bis zu zwei Kilometern Breite auf die heutige Ausdehnung schrumpfte. Gleichzeitig resultiert jedoch die Vielfalt der Lebensräume des heutigen Naturschutzgebietes aus diesen Versuchen, das Sumpfloch, wie es genannt wurde, trockenzulegen.


Lebensräume


Das insgesamt kleine Mindelseegebiet beherbergt eine Reihe von Lebensräumen, von denen die meisten in unserer Zeit immer stärker gefährdet, oder schon zur Gänze verschwunden sind. Neben der offenen Wasserfläche sind das vor allem ausgedehnte Schilfzonen und trockenere Riedwiesen, verlandende Torfstichgebiete mit verbliebenen kleinen Weihern und Teichen, und daran anschließend Busch- und Hochbuschfluren. Die Ried-, Streu- und vor allem für die Schafweide extensiv genutzten Weidewiesen sind oft von einem artenreichen Heckensaum umgeben. Im Süden grenzt ein alter, hochstämmiger rotbuchendominierter Mischwald unmittelbar an den See. Entlang der zufließenden Bäche und des Mühlbaches sind Weiden- und Pappelgalerien entstanden. Besonders reich an sehr seltenen Pflanzen und Insekten sind die Kalkquellsümpfe im Norden und Osten des Sees.


Schutzgebiete


Seit 15. August 1938 ist das Gebiet „Mindelsee“ durch Verordnung des damaligen Badischen Kultusministeriums mit einer Fläche von 411,9 Hektar Naturschutzgebiet (Schutzgebietsnummer 3.007). Weitere 48,8 Hektar sind seit 3. September 1984 als Landschaftsschutzgebiet „Mindelsee“ (3.35.014) ausgewiesen. Wesentlicher Schutzzweck beider Schutzgebiete ist der Erhalt des Mindelsees und der ihn umgebenden Gebiete als Lebensraum für eine außergewöhnliche Vielfalt gefährdeter oder vom Aussterben bedrohter Pflanzen- und Tierarten, als international bedeutendes Feuchtgebiet für Wasservögel, als Landschaftsraum von hervorragender Eigenart und Schönheit und als bedeutsames Demonstrations- und Forschungsobjekt für die Wissenschaft. Im Naturschutzzentrum Möggingen gibt es eine Ausstellung zum Thema Naturschutz.[2]

Seit 2009 gehören NSG und LSG Mindelsee zum FFH-Gebiet „Bodanrück und westlicher Bodensee“, das insgesamt rund 14.341 Hektar groß ist und wurde damit nach den Richtlinien der Europäischen Union in die Liste der Natura-2000-Gebiete aufgenommen. Das rund 409 Hektar große SPA-Gebiet (Vogelschutzgebiet) „Mindelsee“ ist komplett umgeben vom SPA-Gebiet „Bodanrück“.


Flora und Fauna


Mehr als 700 verschiedene Blütenpflanzen, sowie Hunderte Moos- und Algenarten wurden im Mindelseegebiet festgestellt, darunter viele seltene, zum Teil vom Aussterben bedrohte Arten. Besonders erwähnenswert ist das Vorkommen von über 20 Orchideenarten, darunter das europaweit geschützte Torf-Glanzkraut, die Sumpf-Stendelwurz, die Sommer-Drehwurz, und Traunsteiners Knabenkraut.

Ebenso artenreich und vielfältig ist die Tierwelt. Fast 600 Käferarten, über 400 verschiedene Schmetterlinge sowie etwa 40 unterschiedliche Libellen kommen im Naturschutzgebiet vor.

Bemerkenswert sind auch die Vorkommen verschiedener Fledermausarten, darunter die des sehr gefährdeten Grauen Langohrs.

Im Naturschutzgebiet wurden an die 100 regelmäßig brütende Vogelarten gezählt, unter ihnen selten gewordene wie Neuntöter, Drosselrohrsänger, Mittelspecht oder Schwarzkehlchen. Die Flussseeschwalbe konnte mit Hilfe von im See verankerten Plattformen (Brutflößen) wieder angesiedelt werden. Trotz anscheinend optimaler Voraussetzungen verschwanden auch hier früher regelmäßig brütende Arten wie Bekassine, Raubwürger oder Wiedehopf. Im Herbst und Winter bietet der Mindelsee (solange er nicht zufriert) vielen Wasservögeln ein sicheres Rast-, Mauser- und Überwinterungsgebiet. Besonders hervorzuheben sind die Rast- und vereinzelten Wintervorkommen der in ihrem gesamten Verbreitungsgebiet gefährdeten Moorente.

Die Randbereiche des Sees, die Tümpel und Weiher sind reich an Amphibien und Reptilien. Wasserfrosch, Springfrosch und der Teichmolch finden hier ihre Lebensräume. Die Ringelnatter ist nicht selten, in den trockeneren Gebieten kommt die Zauneidechse vor.

Der Mindelsee wird von einer Berufsfischerin betreut – sowohl Besatz als auch Befischung unterliegen einer strengen Kontrolle.


Literatur



Siehe auch




Commons: Mindelsee – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise


  1. Dokumentation von Zustand und Entwicklung der wichtigsten Seen Deutschlands: Teil 10 Baden-Württemberg (PDF; 411 kB)
  2. Naturschutzgebiet Mindelsee BUND

На других языках


- [de] Mindelsee

[en] Mindelsee

The Mindelsee is a Proglacial lake in Radolfzell, Baden-Württemberg Germany. Its current area is approximately 115 hectares (280 acres) with an average depth of 8 metres (26 ft). it extends approximately 2,200 metres (1.4 mi) in a northwest-southeast direction with a width of around 570 metres (1,870 ft).



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