Die Ville [ˈf̠ɪlə] im Rhein-Erft-Kreis und Rhein-Sieg-Kreis, Nordrhein-Westfalen, ist ein maximal 205,8 m ü. NHN[1] hoher Höhenzug in der Niederrheinischen Bucht.
Ville | ||
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Höchster Gipfel | Glessener Höhe (205,8 m ü. NHN) | |
Lage | Rhein-Erft-Kreis und Rhein-Sieg-Kreis; Nordrhein-Westfalen (Deutschland) | |
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Koordinaten | 50° 51′ N, 6° 51′ O50.8538888888896.8458333333333205.8 | |
Typ | Halbhorst | |
Gestein | Fluss-/Hauptterrassenschotter | |
Besonderheiten | Braunkohle, Naturpark Rheinland |
Der heutige Name „Ville“ leitet sich möglicherweise von einem altfränkischen Wort *feli, *fili ab, das die Bedeutung ‚(Hoch)ebene‘ oder ‚Heide‘ gehabt haben könnte.[2] In historischen Karten[3] und Flurnamen[4] findet sich teilweise noch die Schreibweise mit f.
Die Ville erstreckt sich in Nordnordwest-Südsüdost-Richtung zwischen den Städten Grevenbroich und Pulheim im Nordnordwesten, den Städten Köln, Brühl und Bonn im östlich gelegenen Rheintal, dem Hardtbach im Südosten, der Voreifel im Süden, der Swist im Südwesten bis Westen und der Erft im Nordwesten. Sie ist Teil des Naturparks Rheinland. Ihre höchste Erhebung ist die künstlich entstandene Glessener Höhe (205,8 m).
Naturräumlich stellt die Ville eine Haupteinheit (dreistellig) der Niederrheinischen Bucht dar, die sich wie folgt in Untereinheiten (Nachkommastellen) gliedert:[5][6]
Die südöstlich an die naturräumliche Ville angrenzende Kottenforstterrasse wird trotz einer in etwa gleichen natürlichen Ausstattung dem (Unteren) Mittelrheingebiet zugeordnet.
Das natürliche Profil des nördlichen Villerückens wurde im Zuge des Braunkohlebergbaus fast vollständig abgetragen und umgestaltet. Die heutigen Hochpunkte der nördlichen Ville sind überwiegend künstliche, durch den Menschen geschaffene Erhebungen.
Der südliche Teil der Ville (etwa ab der heutigen Autobahn A 553) weist hingegen noch das natürliche Profil auf.
Zu den Erhebungen der Ville gehören – sortiert nach Höhe in Meter (m) über Normalhöhennull (NHN)[1]:
Die Ville ist ein geologischer Halbhorst, der beim Einsinken der Kölner Bucht zurückgeblieben ist. Der Ostrand der Ville ist durch die Erosion des Rheins überprägt. Die Bruchlinie Richtung Westen zu Swist und Erft ist deutlicher zu sehen (siehe Geologie der Niederrheinischen Bucht). Die Ville dacht nach Norden ab. Sie ist im Kottenforst, in dem im Unterschied zur restlichen Ville auch Devongesteine des Rheinischen Schiefergebirges den Sockel bilden[8], bis zu 180 m hoch. Im Norden verliert sie sich und geht nördlich Frimmersdorf (98 m) in die Jülicher Börde über.
Der Osthang der Ville zur Rheinebene hin wird von Frechen oder deutlicher von Hürth-Kendenich aus bis Bonn-Duisdorf das Vorgebirge genannt. Es ist durch intensiven Gemüse- und Obstanbau geprägt. Durch die Leelage zur Ville ist diese Landschaft windgeschützt und durch eine mächtige Lössbedeckung begünstigt. Früher wurde hier sogar Wein angebaut. Zahlreiche Flur- und Straßennamen zeugen davon.
Die typische Villelandschaft im Vorgebirge:
Die Ville ist ab Brühl durch den Braunkohleabbau, die Kraftwerke und die energieintensive Chemie im Rheinischen Braunkohlerevier industriell geprägt. Bahnlinien waren für die industrielle Entwicklung besonders wichtig. Die erste Bahn, die die Ville querte und dabei die Brühler Gruben anschloss, war die Eifelstrecke mit dem Kaiserbahnhof in Kierberg. Heute gibt es keine Tagebaue mehr im Bereich der Ville. Die Villebahn und die Mödrath-Liblar-Brühler Eisenbahn wurden längst eingestellt. Dennoch bleibt die industrielle Überformung in der Landschaft erkennbar.
Durch das Aufschütten von Abraum aus Braunkohletagebauen sind in der nördlichen Ville Hochkippen entstanden – zum Beispiel die Glessener Höhe (205,8 m). In den Tagebaurestlöchern der Gruben entstanden zahlreiche Seen und Weiher, die Villeseen.
Die Wälder der südlichen Ville (Waldville) und des Kottenforstes waren bereits kurfürstliches Jagdrevier. Diese und die rekultivierte Landschaft der mittleren Ville mit ihren Villeseen dienen den Menschen im Großraum Köln/Bonn als Naherholungsgebiet. Der Naturpark Rheinland kann für Köln als Dritter Grüngürtel angesehen werden. Ein Teil der Rekultivierungen wird auch sich selbst überlassen und als Naturschutzgebiet mit begrenztem Zugang ausgewiesen. Teile der nördlichen Braunkohlenville ab Berrenrath wurden auch landwirtschaftlich rekultiviert. Da die Emissionen der dortigen Industrie durch neue Techniken sehr zurückgegangen sind und auch nur noch drei Kohleveredlungsbetriebe existieren, lässt sich auch hier Erholung finden.