Der Traunstein ist ein 1691 m ü. A. hoher Berg im oberösterreichischen Teil des Salzkammergutes im Gemeindegebiet von Gmunden, am Ostufer des Traunsees. Er ist durch seine ins Alpenvorland vorgeschobenen Position und der steil abfallenden Felswände eine markante Landmarke und wird auch als Landeswarte oder „Wächter des Salzkammergutes“ bezeichnet. Er ist wegen seiner schönen Aussicht über den Traunsee, das Alpenvorland, das Tote Gebirge und das Höllengebirge ein beliebter Wanderberg. Der Traunstein ist durch mehrere Wanderwege und zwei Schutzhütten touristisch erschlossen. Seine Erstbesteigung erfolgte am 14. November 1506 durch Kaiser Maximilian I. Der Traunstein steht seit 1963 unter Naturschutz.
Traunstein | ||
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Blick von Traunkirchen auf die Südwestseite | ||
Höhe | 1691 m ü. A. | |
Lage | Oberösterreich, Österreich | |
Gebirge | Oberösterreichische Voralpen | |
Dominanz | 11,8 km → Alberfeldkogel | |
Schartenhöhe | 694 m ↓ Magdalena | |
Koordinaten | 47° 52′ 25″ N, 13° 50′ 26″ O47.87361111111113.8405555555561691 | |
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Typ | Wettersteinkalk | |
Normalweg | Wanderung | |
Westsüdwestansicht vom Westufer des Traunsees |
Im Norden ist der gewaltige Kalkklotz vom Gschliefgraben und im Süden vom Lainautal begrenzt. Im Westen fallen die Wände steil in den Traunsee ab. Im Osten befindet sich der Laudachsee. Hier ist der Traunstein durch die Hohe Scharte vom Katzenstein getrennt. Das gesamte Gebiet inklusive des Laudachsees umfasst 145 Hektar und steht seit 1963 unter Naturschutz. Es reicht von 480 m bis 1691 m ü. A.
Der Traunstein gipfelt in einem kleinen Plateau zwischen dem 1666 m hohen Fahnenkogel mit der Gmundner Hütte, dem 1575 m[1] hohen Traunkirchner Kogel im Südwesten mit dem Traunsteinhaus (Naturfreundehütte) und dem 1691 m hohen Pyramidenkogel im Nordosten mit dem Gipfelkreuz.
Der Traunstein besteht als Teil der Höllengebirgsdecke aus Wettersteinkalk. Seine Nordabstürze bilden die Deckenstirn. Zwei Bänder aus Gutensteiner Kalk ziehen vom Seeufer bis zur Gipfelregion durch den Fels. Diese treten im Brand- und im Pechgraben zutage. Nach Norden schließt sich im Zierlerberg und der Kaltenbachwildnis die Langbathscholle an. Diese besteht aus Hauptdolomit, der zu feinem Grus verwittert. Durch den Gschliefgraben vom Traunstein getrennt, schließt sich mit dem Grünberg die Flyschzone an.
Im Kalkstein gibt es Karsterscheinungen, so etwa eine große Doline auf dem Gipfelplateau.
Die vorgelagerte Position des Traunsteins wurde von einer tektonischen Störung, der sogenannten Traunstörung, verursacht. Diese verläuft in Nord-Süd-Richtung durch den Traunsee. Die Höllengebirgsdecke wurde hierbei um gut fünf Kilometer nach Norden verschoben und findet nach Süden im Kleinen Sonnstein die Fortsetzung.
Ab Anfang Dezember 2007 setzten sich im Bereich des Gschliefgrabens Hunderttausende Kubikmeter Erd- und Geröllmasse in Bewegung. Wegen der drohenden Gefahr mussten 55 Häuser evakuiert und die Traunsteinstraße gesperrt werden. Umfangreiche Sicherungsmaßnahmen, die der Stadt Gmunden rund 6 Mio. Euro kosteten, konnten ein weiteres Abgleiten verhindern (Stand 2010).[2]
Am 5. August 2019 um 11:50 Uhr kam es zu einem 1.500-Tonnen-Felssturz von der Südseite des Traunsteins. Durch die Sperrung der Forststraße war die Mairalm nicht mehr vom Traunsee, sondern nur noch über den Laudachsee und die Scharte von Osten her erreichbar. Die Freimachung und Reparatur des Bachbetts und der Lainautal-Forststraße dauerte mehrere Wochen.[3][4][5][6]
Am 16. April 2022 fielen 10 teilweise metergroße Felsblöcke auf die Forststraße im Gschliefgraben. Die Straße wurde gesperrt, die Situation begutachtet.[7]
Infolge der Höhe und der Exposition zeigt sich am Traunstein eine sehr unterschiedliche Vegetation.
Im Westen und Norden befinden sich buchendominierte Fichten-Tannen-Buchen-Wälder, die hier nur einen schmalen Gürtel einnehmen und bereits in geringer Höhe von Nadelwäldern abgelöst werden. An unzugänglichen Stellen haben sich große Eiben erhalten. Auf trockenen und felsigen Oberflächen gibt es Bestände von Schneeheiden-Rotföhren-Wäldern. Im Lainautal dominiert ein Schluchtwald aus Gemeiner Esche, Berg-Ahorn, Rotbuche und Bergulme die Vegetation. Im Bereich des nach 40-jähriger Unterbrechung wieder begehbaren Zierlersteigs (auch Zirlasteig, Kletteranstieg bis zum Schwierigkeitsgrad II+ nach UIAA) gibt es Knabenkräuter und den Frauenschuh.
Am steilen Seeufer der Westseite schaffen Föhn und Wasser ein begünstigtes Mikroklima mit einer Reduktion der Frosttage um 19 Prozent. Hier gedeihen wärmeliebende Arten wie Sommerlinde, Wolliger Schneeball, Echte Mehlbeere und Felsenbirne.
Im Gipfelbereich befinden sich ein Polsterrasen und ein sogenannter Fichten-Kampfwald mit Bergkiefern.
An Großtieren sind in den Wäldern Rotwild und bis zum Gipfel Gämsen verbreitet. Um den Laudachsee finden Feuersalamander und Alpensalamander ihren Lebensraum. Im Laudachsee und in nahen kleinen Bachläufen finden sich Flusskrebse. Die Raupen des Apollofalters ernähren sich von der Weißen Fetthenne (Sedum album), die recht häufig vorkommt.
Der Steinadler kreist oft über dem Traunsteingebiet. Seltener zu beobachten sind Zwergschnäpper, Haselhuhn und Sperlingskauz.
Im Nordwesten befindet sich in der Kaltenbachwildnis ein Pfeiler aus Wettersteinkalk, der bis heute Adlerhorst genannt wird. Bis 1882 waren hier sechs Horste des Fischadlers bekannt, der in den höchsten Wipfeln schirmförmiger Rotföhren seine Horste errichtet. Vom k. k. Forstpersonal wurden die Vögel jedoch als Fischräuber betrachtet und sämtliche Horste wurden mit den Jungen in die Tiefe gestürzt. Wenige Jahre später war der Fischadler vom Traunstein verschwunden. Inzwischen kommen einzelne Exemplare wieder nach Oberösterreich, sodass eine Wiederbesiedlung möglich erscheint. In diesem Teil des Gebiets ist auch die Kreuzotter heimisch.
Die ehemals Gmundner Kogel genannte Erhebung wurde am 2. August 1837 zu Ehren des Erzherzogs Maximilian d’Este mit einer Weißblechfahne versehen und wird seither Fahnenkogel genannt.
Am Scharnsteiner Kogel wurde 1858 für Vermessungszwecke eine Holzpyramide errichtet, er heißt seither Pyramidenkogel.
Das zehn Meter hohe Gipfelkreuz der Kriegsheimkehrer befindet sich auf dem Pyramidenkogel und ist den gefallenen Soldaten beider Weltkriege gewidmet. Es wurde von drei Gmundner Kriegsheimkehrern initiiert und nach vierjähriger Vorbereitungszeit errichtet. 520 Männer und 80 Frauen transportierten 1950 in nur zwei Tagen die rund 4000 Einzelteile auf den Gipfel. Zur Weihe des Kreuzes am 20. August 1950 versammelten sich an die 3000 Pilger aus allen Teilen Österreichs auf dem Plateau.
Am Beginn des Mairalmsteigs befindet sich der sogenannte Kaisertisch. Hier pflegte Kaiser Franz Josef bei der Gämsenjagd eine Pause einzulegen.
Im Oktober 1999 näherte sich der Gmundener Rene Steinpatzer dem Traunstein auf eine besondere Weise: Der Ausdauersportler lief in 23 Stunden und 58 Minuten zehnmal über den Naturfreundesteig aufs Plateau (1580 m) und über den Mairalmsteig wieder nach unten.[8]
Im September 2015 erreichten der Linzer Gabriel Egger und Moritz Mayer aus Aurolzmünster in 21 Stunden und 28 Minuten den Gipfel über sieben unterschiedliche Routen (Zierlersteig, Hernlersteig, Naturfreundesteig, Ostgrat, Südgrat, Hochkamp, Mairalmsteig).[9]
Im Seeschloss Ort befindet sich seit einigen Jahren eine Ausstellung zum Thema „Mythos Traunstein“.
Auf den Berg führen drei markierte und gesicherte Wege sowie etliche nur klettertechnisch versierten und erfahrenen Bergsteigern vorbehaltene Aufstiege.
Ungesicherte schwierige Aufstiege:
Einige der Normalanstiege sind sehr steil und mit Drahtseilen gesichert. Der relativ hohe Schwierigkeitsgrad und die Beliebtheit des Berges, aber auch Selbstüberschätzung und schlechte Ausrüstung mancher Wanderer (Halbschuhtouristen) erklären die große Zahl tödlicher Unfälle. Seit Beginn der Zählung 1879 haben bis Oktober 2021 143 Menschen ihr Leben auf dem Traunstein verloren.[10] Deswegen sind auf allen markierten Anstiegen Warnungstafeln aufgestellt.
Auf dem Gipfelplateau befinden sich zwei Hütten, die Gmundner Hütte und das Traunsteinhaus.