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Der Teufelsstein, obersorbisch Čertowy kamjeń, ist ein Granitfelsen im ostsächsischen Landkreis Bautzen. Er befindet sich auf einer kleinen Anhöhe auf etwa 175 m ü. NN in der Nachbarschaft eines Steinbruchs an der Verbindungsstraße zwischen den Orten Pließkowitz und Kleinbautzen. Etwa 1,5 km südwestlich befinden sich die Kreckwitzer Höhen.

Teufelsstein
Čertowy kamjeń

Bild gesucht BW
Höhe 175 m ü. NHN
Lage Oberlausitz, Sachsen
Dominanz 1,4 km Mittelberg (Kreckwitzer Höhen)
Koordinaten 51° 13′ 10″ N, 14° 31′ 16″ O
Teufelsstein (Pließkowitz) (Sachsen)
Teufelsstein (Pließkowitz) (Sachsen)
Teufelsstein von Pließkowitz Ostansicht
Teufelsstein von Pließkowitz Ostansicht

Die Gegend gilt aufgrund zahlreicher archäologischer Funde als Siedlungsgebiet sowohl der Lausitzer Kultur als auch der Milzener, Vorfahren der heutigen Sorben.

Mit dem Felsen verbinden sich zudem verschiedene Sagen. Eine Sage bezeichnet den Felsen als „Sitzplatz des Teufels“.


Geschichte


Pastor Pannach (Ponich) aus Malschwitz bezeichnete den Teufelsstein von Pließkowitz 1797 als einen „Altar der Abgötterei“ und stellte fest, dass der Felsen Merkmale absichtlicher Veränderungen besaß.[1]

Teufelsstein von Pließkowitz/Kleinbautzen, gezeichnet von Karl Benjamin Preusker 1844
Teufelsstein von Pließkowitz/Kleinbautzen, gezeichnet von Karl Benjamin Preusker 1844

Karl Benjamin Preusker (1786–1871) vertrat die Ansicht, dass legendenumwobene Felsen der Oberlausitz in prähistorischer Zeit als heidnische Opferaltäre und Göttertempel für einen Sonnenkult dienten und ähnlich bedeutsam waren wie Stonehenge in England. Zu diesen heidnischen Opferaltären zählte er auch den Teufelsstein von Pließkowitz und zeichnete ihn.[2]

Ausgrabungen durch die Gesellschaft für Anthropologie und Urgeschichte der Oberlausitz brachten unmittelbar am Felsen neben einer Reihe Keramikscherben und steinzeitlichen Artefakten auch die Erkenntnis, dass der Felsen durch menschlichen Einfluss verändert wurde: „Während man von der noch oben liegenden, mit den Becken versehenen Platte, als gewiss annehmen darf, dass sie früher eine andere Lage gehabt hat, d. h. quer auf den beiden Felsblöcken lag, so dass darunter ein Tor bestand“. Man klassifizierte den Teufelsstein als ein „megalithisches (dolmenartiges) Denkmal einer sehr alten Zeit (Steinzeit)“.[3]

Tagundnachtgleiche (Frühling/Herbst) Sonnenaufgang 2007
Tagundnachtgleiche (Frühling/Herbst) Sonnenaufgang 2007

Im Jahr 2007 untersuchten Heimatforscher aus Sohland den Felsen auf seine Eignung für kalendarische Sonnenbeobachtungen. Es zeigte sich, dass die zentrale Felskluft die Beobachtung der Tagundnachtgleiche (Frühlings- und Herbstbeginn) bei Sonnenauf- und Untergang gestattet und die dolmenartige Steinformation im Süden auf die Sonnenwenden Sonnenauf- und -untergang eingestellt ist. Das Funktionsschema gleicht dem weiterer untersuchter Felsen der Oberlausitz und ist identisch mit dem der Himmelsscheibe von Nebra, Stonehenge und der Kreisgrabenanlage von Goseck. 2008 gründete die Volks- und Schulsternwarte „Bruno-H.-Bürgel“ in Sohland/Spree für die Erforschung des Sonnenphänomens die Fachgruppe Archäoastronomie. Das archäoastronomische Forschungsprojekt erhielt die Bezeichnung „Projekt- Götterhand“ und die Felsobjekte, welche das kalendarische Sonnenbeobachtungsphänomen aufweisen werden als „Sonnenheiligtümer der Oberlausitz“ angesprochen.[4]

Das Sonnentor von Bautzen. Durch das Tor scheint die Sonne im warmen Halbjahr auf dem Weg vom Frühling bis zur Sommersonnenwende und zurück bis zum Herbst.
Das Sonnentor von Bautzen. Durch das Tor scheint die Sonne im warmen Halbjahr auf dem Weg vom Frühling bis zur Sommersonnenwende und zurück bis zum Herbst.

2014 wurde im Zentrum von Bautzen ein Granitmonument errichtet, welches das Sonnenbeobachtungsschema des Teufelssteins von Pließkowitz nachvollzieht.

Teufelsstein Pließkowitz, Sonnenbeobachtungsschema, Funktion als Sonnenheiligtum, Fachgruppe Archäoastronomie
Teufelsstein Pließkowitz, Sonnenbeobachtungsschema, Funktion als Sonnenheiligtum, Fachgruppe Archäoastronomie

Am 1. Februar 2016 lautete der Titel eines Vortrages an der staatlichen Studienakademie Bautzen: „Der Teufelsstein von Pließkowitz - das Stonehenge vor den Toren der Stadt Bautzen?!“ In diesem Vortrag erläuterte die Fachgruppe Archäoastronomie der Sternwarte Sohland die mutmaßlichen menschlichen Einflüsse auf den Felsen. Passformen an einzelnen Felsblöcken wurden als Zimmermannstechnik gedeutet, wie sie auch bei der Errichtung von Stonehenge Anwendung fanden. Daraus zog man den Schluss, dass der natürliche Felsen in Teilen für kalenderastronomische Beobachtungen verändert wurde und der Teufelsstein tatsächlich ein Vorläufer von Stonehenge sein könnte.[5]

2017 gründete sich eine Bürgerinitiative gegen den Ausbau des Steinbruchs in der unmittelbaren Nachbarschaft des Teufelssteins. Unter anderem sahen die Anwohner die kalendarischen Beobachtungsmöglichkeiten am Teufelsstein durch das Aufschütten einer Halde bedroht und die Gefahr, dass ein ca. 70 t schwerer, stark überhängende Felsblock durch Sprengerschütterungen abkippen könnte. 2018 sicherte der Steinbruchbetreiber in Abstimmung mit der Umweltbehörde den Felsen gegen Einsturz. Das Sächsische Oberbergamt legte im gleichen Jahr eine Planänderung fest, welche die kalendarische Sicht zur Sonne im zentralen Felsentor durch ein Absenken der Halde auch für die Zukunft gewährleisten soll.[6]

Verschiedene Veranstaltungen der Bürgerinitiative am Teufelsstein führten im Frühjahr 2018 dazu, dass der Steinbruchbetreiber Schilder mit der Aufschrift „Betreten verboten“ anbrachte. Diese ließ jedoch die Gemeindeverwaltung Malschwitz unter Hinweis auf das Waldgesetz, wonach dieser zum Zweck der Erholung betreten werden darf, entfernen.[7]


Literatur




Commons: Teufelsstein – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wikisource: Der Teufelsstein bei Kleinbautzen – Quellen und Volltexte

Einzelnachweise


  1. Lausitzische Monatsschriften, 1797, Teil II., Pastor Pannach, „Oerter wo wahrscheinlich einst Abgötterei getrieben ward“, S. 413–414
  2. Karl Benjamin Preusker: Ober-Lausitzische Altertümer. Gesellschaft der Wissenschaft zu Görlitz, von 1828, S. 35–51; Karl Benjamin Preusker: Blicke in die Vaterländische Vorzeit. Band 3 von 1844, S. 173–176
  3. Jahreshefte der Gesellschaft für Anthropologie und Urgeschichte der Oberlausitz, Band II., 1903–1913, Karl Richard Needon, „Der Teufelsstein von Pließkowitz“, S. 21–24
  4. Infopack 2011: Sonnenheiligtümer der Oberlausitz. Sternwarte „Bruno-H.-Bürgel“ Sohland/Spree; Ralf Herold: Sonnenheiligtümer der Oberlausitz – Der Geldkeller auf dem Löbauer Berg und sein wahrer Schatz. Oberlausitzer Verlag, 2012
  5. Lausitzer Rundschau, 21. Januar 2016, „Lausitzer Stonehenge ist Thema in Bautzen“; RELIKTE der Geschichte, 06/2018 „Vorzeitliche Heiligtümer der Oberlausitz“
  6. MDR Sachsenspiegel, 22. September 2018, 19.00 Uhr; Bildzeitung Dresden, 18. September 2018
  7. Oberlausitzer Kurier, 22. Februar 2019, „Tagebaubetreiber sperrt Teufelsstein“



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