Der Festlbeilstein ist ein 1847mü.A. hoher Berg in der Hochschwabgruppe im österreichischen Bundesland Steiermark. Es handelt sich dabei um einen Doppelgipfel, bestehend aus Großem und Kleinem Festlbeilstein (1815mü.A.).
St. Höfele, K. Gelbmann und R. Wagner am 20. September 1891
Normalweg
Ostgrat (II+)
pd2
Lage und Umgebung
Der Doppelgipfel erhebt sich nördlich über dem Ende des Ilgner Tals bzw. südöstlich über dem Trawiestal im zentralen Teil der Hochschwabgruppe. Kleiner und Großer Festlbeilstein bilden gemeinsam mit dem Mühlkarturm (1865m) und dem Karlspitz (1906m) einen markanten, WSW-ONO-verlaufenden Grat am westlichen Abschluss des Hochplateaus der Karlalm. Der Grat setzt sich am nur nordseitig abschüssigen Reidelsteinriedel bis zum Reidelstein (1467m) fort und bildet schließlich einen bewaldeten Kegel über dem Ilgner Talschluss von Buchberg. Der bekannteste Anblick bietet sich vom Reidelsteinriedel und gehört zu den beliebtesten Fotomotiven im Hochschwabgebiet.
Geologie und Geomorphologie
Der Festlbeilstein verdankt seine markante Erscheinung dem geologischen Aufbau aus riffbildendem Dachsteinkalk.[1] Er ist faziell Teil der Fölzschuppe, an deren Basis im Bereich des Reidelsteins neben überfahrenen Teilen der Hochschwabschuppe stark deformierte Gutensteiner Schichten, Steinalmkalk und auflagernde pelagische Sedimente sowie Haselgebirge erhalten sind.[2] Am Westgrat des Berges sind fossilreiche Carditaschichten aufgeschlossen.[3]
Alpinismus
Der Festlbeilstein ist einer von nur wenigen Gipfeln im Hochschwabgebiet, dessen Besteigung Kletterern vorbehalten ist. Der Zustieg zum Wandfuß erfolgt üblicherweise in etwa 2 Stunden vom Gasthof Bodenbauer (884m) zunächst über einen Forstweg, dann über einen gut erkennbaren, aber unmarkierten Steig entlang des Reidelsteinriedels. Nach Querung von Schrofengelände führt der Normalweg durch eine steile Schlucht (I+) und anschließend über den Ostgrat (II+) auf den Hauptgipfel.[4]
Größerer Beliebtheit erfreut sich die Überschreitung beider Festlbeilsteine inklusive Mühlkarturm und Karlspitz auf die Hochfläche (Oblivion). Dazu wird jeweils über die Westkante auf den Kleinen (IV+) und Großen Festlbeilstein (V) aufgestiegen. Nach Abstieg über den brüchigen Ostgrat (Normalweg) erfolgen erneute Aufschwünge über den Westgrat (V–) auf den Mühlkarturm und nach weiterem Abstieg über die Westplatte (V+) auf den Karlspitz.[5] Wird die Tour am Großen Festlbeilstein beendet, kann über die Südwand abgeseilt werden.
Normalweg von Süden (II): K. Greenitz, G. Frh. v. Saar am 30. Juni 1907
Westkante (IV+): R. Gerbing und G. Oszkaitis am 18. Juni 1922
Nordwand, Weg Lukan (V, A2): K. Lukan, R. Heinzel und H. Stepetak 1953
Nordwand, Diagonale (V+, A2): P. Hanzlik und H. Wagner am 1. Juni 1963
Literatur und Karten
Günter und Luise Auferbauer: Hochschwab. Alpenvereinsführer, Bergverlag Rother, 3. Auflage, München 1990, ISBN 3-7633-1261-7, S. 196–203.
Hochschwabgruppe. Alpenvereinskarte 1:50.000, Blatt 18, Zusammendruck der amtlichen Karte ÖK50 vom Bundesamt für Eich- und Vermessungswesen, ISBN 978-3-937530628.
Harald Lobitzer: Fazielle Untersuchungen an norischen Karbonatplattform-Beckengesteinen (Dachsteinkalk — Aflenzer Kalk im südöstlichen Hochschwabgebiet, Nördliche Kalkalpen, Steiermark). In: Mitteilungen der Geologischen Gesellschaft in Wien. Band 66/67 (1973/74), S. 75–91 (zobodat.at[PDF]).
Gerhard Bryda: Geologische Kartierung im Hochschwabgebiet – Entscheidungshilfe zur Abgrenzung von Quelleinzugsgebieten. In: Beiträge zur Arbeitstagung der Geologischen Bundesanstalt. Neuberg an der Mürz 2001, S. 220–231 (Online-PDF, abgerufen am 27. Oktober 2019).
Erich Spengler: Zur Stratigraphie und Tektonik der Hochschwabgruppe. In: Verhandlungen der Geologischen Staatsanstalt 1920. S. 49–60 (zobodat.at[PDF]).
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