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Psyttalia oder Psyttaleia (Aussprache: [psiˈtalja], griechisch Ψυττάλεια (f. sg.)) ist eine unbewohnte kleine Insel im Saronischen Golf in Griechenland, auf der eine riesige Kläranlage für den Großraum Athen errichtet wurde.

Psyttalia (Ψυττάλεια)
Satellitenaufnahme von Psyttalia und Umgebung
Satellitenaufnahme von Psyttalia und Umgebung
Satellitenaufnahme von Psyttalia und Umgebung
Gewässer Saronischer Golf, Mittelmeer
Inselgruppe Saronische Inseln
Geographische Lage 37° 56′ 30″ N, 23° 35′ 17″ O
Psyttalia (Griechenland)
Psyttalia (Griechenland)
Länge 475 m
Breite 1,52 km
Fläche 37,5 ha
Höchste Erhebung 45 m
Einwohner unbewohnt

Geografie


Psyttalia ist eine 0,375 km² große Insel, die ursprünglich aus Kalkstein und Lehm besteht. Die Insel ist 2,2 km südlich der Küste von Keratsini, einem Vorort von Piräus, in der Mitte zwischen dem Hafen von Piräus und der Insel Salamis gelegen. Verwaltungsmäßig gehört die Insel zu Piräus.


Benennung und Identifizierung


Die Insel hieß bis ins 20. Jahrhundert Lipsokoutala oder Lipsokoutali. Aus den antiken Beschreibungen der Schlacht von Salamis wurde geschlossen, dass es sich hierbei um die in der Antike Psyttalia genannte Insel handelt. Es gab zwar auch Forscher die die etwa 5 km nordwestlich gelegenen Insel Agios Georgios als Psyttalia identifizierten. Die Identifizierung von Psyttalia mit Lipsokoutali gilt heute jedoch als gesichert.

Bis etwa ins 12. Jahrhundert wurde die Insel Psyttalia genannt. Michael Choniates, der Metropolit von Athen war der letzte, der sie so nannte. Dieser Name soll sich von dem griechischen psytt-allos ableiten und wörtlich ‚vom Meer ausgespuckt‘ bedeuten. Unter fränkischer Herrschaft setzte sich die Bezeichnung Lipsokoutali (griechisch Λειψοκουτάλι) durch. Dieser Name soll Löffelchen bedeuten – was auf die Form der Insel anspielen soll; die Insel hat heute eine andere Form, da zum Bau der Kläranlage im Norden und im Südosten jeweils eine Bucht zugeschüttet wurde. Eine andere Deutung geht davon aus, dass die Insel von den Franken Le Psyttalia genannt wurde und sich daraus über die Zeit Lipsokoutali bildete. Im 20. Jahrhundert erhielt die Insel, wie so mancher anderer Ort, ihren antiken Namen wieder.[1]


Geschichte


Bei den Arbeiten auf der Insel, die Raum für die biologische Kläranlage schufen, wurden Meeresfossilien im Kalkstein gefunden.

Bekanntheit erlangte die Insel während der Schlacht von Salamis im Jahr 480 v. Chr. Die Persische Flotte hatte bei Psyttalia Stellung bezogen und hatte 400 Soldaten auf der Insel stationiert.[2][3] Diese sollten verbündeten Schiffen, die hierher flohen, beistehen und die Besatzung feindlicher Schiffe, die anlandeten, niedermachen.[4] Die persische Flotte wurde jedoch geschlagen und floh. Die Griechen umzingelten nun mit ihren Schiffen die Insel und versahen die Perser zunächst mit Stein- und Pfeilhagel. Inzwischen hatte Aristeides von Athen mit seinen Schiffen Athener Hopliten von Salamis an Bord genommen und setzte sie nun auf Psyttalia ab.[5] Diese töteten die verbliebenen Perser bis auf einige Adelige, die sie gefangen nahmen.[6] Darunter sollen sich auch drei Söhne der Sandauke, der Schwester des Xerxes I., befunden haben. Auf Weisung des Sehers Euphrantides wurden sie schließlich dem Dionysos Omestos geopfert.[7]

Plutarch berichtet, dass man auf Psyttalia ein Siegeszeichen errichtete.[8] Grundmauern, die zu dieser Beschreibung passen, fand man auf der nordwestlichen Halbinsel. Auf der Insel wurde auch Pan verehrt.[9][10] Auf der Halbinsel fand man einige schwarz glasierte und römische Keramikscherben. Der Ort wurde also von klassischer bis zur römischen Zeit von Pilgern besucht. Zur Frühbyzantinischen Zeit (6.–7. Jahrhundert v. Chr.) wurde auf der Halbinsel eine Siedlung errichtet.[11]

Im 19. Jahrhundert wurden mehrere Personen auf Psyttalia begraben. 1835 fand Louise von Armansperg († 11. September 1835), die Tochter des griechischen Regierungschef Joseph von Armansperg, im Norden bei dem Leuchtturm Nisos Psyttalias ihre letzte Ruhe.[12] Auf der Halbinsel sind heute vier Grabmäler noch zu sehen. Das Grab des französischen Kapitäns Michel-Joseph-Guillaume de Rabaudy († 19. Juli 1837) wird von einem Obelisk gekrönt. Daneben befinden sich die Grabdenkmäler des Franzosen Theodore-Thomas Vrenière († 11. September 1845) und des Engländers Samuel Ragg († 22. Februar 1850). Bei einem Grab fehlt die Inschriftentafel. Auf der Insel wurde ein Gefängnis der griechischen Marine errichtet, dass bis Mitte des 20. Jahrhunderts bestand. 1986 führte der Archäologe Vasilios Petrakos systematische Grabungen durch.[13]


Kläranlage


Die Insel wurde ab 1990 völlig umgestaltet, um das Abwasser von Athen zu behandeln. Hierzu wurde zunächst eine kleine Bucht an der Nordseite der Insel mit zwei Millionen Kubikmeter Aushubmaterial aufgefüllt. Dann wurde auf der Insel die Kläranlage KELPS für das Abwasser des Großraums Athen errichtet.


Kapazität


Die Kläranlage auf der Insel Psyttalia ist die zweitgrößte in Europa und gehört zu den größten der Welt. Hier werden kommunale und vorbehandelte Industrieabwässer aus dem Großraum Athen mit rund 5,6 Millionen Einwohnern gereinigt. Der überwiegende Teil des Abwassers fließt zu einer Pumpstation an der Küste, wo es von neun gigantischen Schneckenpumpen auf die Insel gepumpt wird.

Die Kapazität beträgt eine Million Kubikmeter Abwasser pro Tag, also etwa zwölf Kubikmeter in der Sekunde; 2006 wurden durchschnittlich 705.000 Kubikmeter Abwasser pro Tag behandelt. Die Anlage entspricht der EU-Richtlinie zur Abwasserbehandlung für das Jahr 2020.


Baugeschichte


Die Anlage soll bis 2026 weiter ausgebaut werden; danach soll die Saronische Bucht schrittweise wieder zu einer für Fischfang und Freizeitaktivitäten geeigneten Zone saniert werden.[18]


Literatur



Einzelnachweise


  1. Paul W. Wallace: Psyttaleia and the Trophies of the Battle of Salamis in American Journal of Archaeology, Band 73, Nr. 3, Juli 1969, S. 293–303.
  2. Pausanias: Reisen in Griechenland, 1,36,2
  3. Herodot: Historien, 8,76
  4. Aischylos: Die Perser, 447–471
  5. Herodot: Historien. 8,95
  6. Pausanias: Reisen in Griechenland. 4,36,6
  7. Plutarch: Aristeides, 16,4
  8. Plutarch: Aristeides. 16,4
  9. Pausanias: Reisen in Griechenland. 1,36,2
  10. Aischylos: Die Perser. 447–471
  11. Paul W. Wallace: Psyttaleia and the Trophies of the Battle of Salamis in American Journal of Archaeology, Band 73, Nr. 3, Juli 1969, S. 302–303.
  12. Ο Τάφος της Λουίζας Άρμανσμπεργκ στην Ψυττάλεια
  13. Islet of Atalanti (online)
  14. A. P. Grimanis u. a., Pollution studies of trace elements in sediments from the Upper Saronikos Gulf, Greece. In: Journal of Radioanalytical and Nuclear Chemistry 1977, S. 761 (englisch)
  15. Efstratiou u. a., Correlation of bacterial indicator organisms with Salmonella spp., Staphylococcus aureus ans Candida albicans in sea water. In: Letters in Applied Microbiology. 1998, doi:10.1046/j.1472-765X.1998.00345.x (englisch)
  16. Richtlinie 75/442/EWG über Abfälle (Memento des Originals vom 27. September 2007 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.bmu.de und Richtlinie 91/271/EWG über die Behandlung von kommunalem Abwasser (Memento des Originals vom 7. Dezember 2008 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.bmu.de (PDF; 177 kB)
  17. Umweltschutz: EU-Kommission ergreift weitere rechtliche Maßnahmen gegen Griechenland wegen Vertragsverletzung. (PDF) EU-Kommission, 31. Januar 2008, abgerufen am 5. Juli 2010.
  18. Webseite der Athens Water Supply and Sewerage Company (EYDAP SA) (englisch) (Memento des Originals vom 23. Oktober 2007 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.eydap.gr


Commons: Psyttalia – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

На других языках


- [de] Psyttalia

[en] Psyttaleia

Psyttaleia (Greek: Ψυττάλεια) is an unpopulated and uninhabited island in the Saronic Gulf between the harbor of Piraeus and the Kynosoura peninsula on Salamis Island, Greece. It covers an area of 0.375 square kilometers. The island houses Athens' largest sewage treatment plant[1][2] which also the largest in Europe,[3][4] with a projected daily maximum drying capacity of 750 tons of sewage.[5] Administratively it is part of the Municipality of Piraeus.

[es] Psitalea

La isla de Psitalea (en griego, Ψυττάλεια) es una pequeña isla griega deshabitada del mar Egeo, casi un islote, localizada en el golfo Sarónico, situada a unas pocas millas de la costa de El Pireo.

[fr] Psyttália

Psyttália (grec moderne : Ψυττάλεια), ou Psyttaleia, est une île inhabitée du golfe Saronique située entre le port du Pirée et la péninsule de Kynosoura sur l'île de Salamine, en Grèce. Elle possède une superficie de 0,375 kilomètres carrés. L'île abrite actuellement la plus grande usine de traitement des eaux usées d'Europe[1] avec une capacité de séchage maximale quotidienne de 750 tonnes d'eaux usées. Administrativement, elle fait partie de la municipalité du Pirée .

[ru] Пситалия

Псита́лия[1][2], также Псита́лея (греч. Ψυττάλεια) — необитаемый остров в заливе Сароникос недалеко от Пирея. Административно относится к общине (диму) Пирей, входящей в периферийную единицу Пирей в периферии Аттика.



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