Die Pendulum-Inseln (dänisch Pendulum Øer) sind eine unbewohnte Inselgruppe vor der Ostküste Grönlands in der Grönlandsee. Administrativ gehörten Sie zur Provinz Tunu („Ostgrönland“), die von 1950 bis Ende 2008 bestand, und darin zunächst zur Gemeinde Ittoqqortoormiit (Scoresbysund, 1963 eingerichtet) und ab dem 22. Mai 1974 bis heute zum gemeindefreien, durch Herauslösung aus der Gemeinde gebildeten Nordost-Grönland-Nationalpark
Pendulum-Inseln | ||
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Karte der Pendulum-Inseln von 1874 | ||
Gewässer | Grönlandsee | |
Geographische Lage | 74° 37′ N, 18° 41′ W74.616666666667-18.683333333333 | |
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Anzahl der Inseln | 4 | |
Hauptinsel | Sabine Ø | |
Gesamte Landfläche | 216 km² | |
Einwohner | unbewohnt |
Die Inselgruppe aus Sabine Ø (Sabine-Insel), Lille Pendulum (Kleine Pendulum-Insel), Bass Rock und Hvalrosø (Walross-Insel) ist der Halbinsel Wollaston Forland nordöstlich vorgelagert und bildet die südliche Begrenzung der Hochstetter-Bucht. Vom Festland ist sie durch die Clavering-Straße getrennt. Zwischen den beiden Hauptinseln, Sabine Ø und Lille Pendulum, verläuft die Pendulumstraße, in der sich weitere kleine Felseilande befinden.
Die Oberfläche der Inseln wird von Felsen geprägt, wobei basaltische Gesteine vorherrschen.[1] Die Pflanzendecke ist spärlich und größere Landsäugetiere wie Moschusochsen selten.[2] Meeressäuger und Seevögel profitieren dagegen von der Sirius Water Polynja, die gewöhnlich von der 30 km nördlich gelegenen Insel Shannon bis Hvalrosø reicht.[3] Besonders auf Hvalrosø gibt es große Vogelkolonien.[2]
Die Pendulum-Inseln waren seit mehreren Tausend Jahren zunächst von Paläo-Eskimos der Independence I- und später von Inuit der Dorset- und der Thule-Kultur besiedelt.[4] Wohnstätten, die der Thule-Kultur zuzurechnen sind, wurden auf den beiden Hauptinseln und auf Hvalrosø gefunden. Als die ersten Europäer die Inseln betraten, waren diese aber schon verlassen.[5]
Die Entdeckung und Namensgebung der Inselgruppe durch Europäer datiert auf den August 1823. Edward Sabine führte auf der Sternwartenhalbinsel (Observatoriehalvø) im Südosten der Sabine-Insel Schwerefeldmessungen mit dem Sekundenpendel durch, während Kapitän Douglas Clavering auf der HMS Griper die Inseln kartierte.
1869–1870 überwinterte die von Carl Koldewey geleitete Zweite Deutsche Nordpolar-Expedition mit dem Schraubendampfer Germania im Germaniahafen der Sabine-Insel. Von hier aus unternahmen die Expeditionsteilnehmer, allen voran Julius Payer, ausgedehnte Bootsfahrten und Hundeschlittenreisen zur Erforschung und Kartierung der angrenzenden Küsten.
1899 sandte die schwedische Regierung auf Anregung Fridtjof Nansens das Expeditionsschiff Antarctic nach Ostgrönland. Ziel der unter Leitung von Alfred Gabriel Nathorst stehenden Expedition war die Suche nach Salomon August Andrée, der 1897 mit zwei Begleitern versucht hatte, den Nordpol mit einem Wasserstoffballon zu erreichen, und seitdem verschollen war. Am 6. Juli ging die Antarctic vor Lille Pendulum vor Anker, fand auf der Insel aber keine Anzeichen dafür, dass Andrée hier gewesen wäre. Als Nächstes wurde Hvalrosø angelaufen und ein großes Depot für Otto Sverdrups zweite Fram-Expedition angelegt, die 1898 angetreten war, Grönland zu umrunden. Anschließend wurde auch die Sabine-Insel besucht.[6]
1901 wurde auf Bass Rock eine Depothütte für die Baldwin-Ziegler-Nordpol-Expedition angelegt. Nach dem Scheitern der Expedition wurde das Depot 1905 noch einmal aufgefrischt, um nunmehr der Fiala-Ziegler-Expedition zur Verfügung zu stehen, die den Ort aber auch nicht erreichte.[7] Die auf Bass Rock hinterlegten Lebensmittel und Kohlevorräte sicherten schließlich das Überleben von Ejnar Mikkelsen und Iver Iversen (1884–1968), die auf der Suche nach dem verschollenen Leiter der Danmark-Expedition, Ludvig Mylius-Erichsen, 1910/11 auf Shannon und 1911/12 auf Bass Rock überwinterten.[8][9][10]
1926 besuchte die Cambridge-Ostgrönland-Expedition unter Leitung von James Wordie Sabine Ø und wiederholte die Pendelexperimente Sabines von 1823.[11]
1942 landete im Rahmen des „Unternehmens Holzauge“ eine deutsche Wehrmachtseinheit in der Hansabucht an der Ostküste von Sabine Ø. Hier betrieb sie eine Wetterstation, wurde jedoch am 11. März 1943 von einer dänischen Schlittenpatrouille entdeckt und in ein Gefecht verwickelt. US-amerikanische B-24-Bomber zerstörten die Station am 25. Mai 1943.[12]
Im Rahmen des GeoArk-Projekts,[13] eines interdisziplinären Forschungsprojekts des Dänischen Nationalmuseums und des Instituts für Geographie und Geologie der Universität Kopenhagen, wurde unter Leitung von Bjarne Grønnow zwischen 2003 und 2009 mehrmals archäologische Feldforschung im Germaniahafen und auf Hvalrosø betrieben. Der Schwerpunkt lag auf der Ausgrabung und Erforschung von Fundstätten der Thule-Kultur.