geo.wikisort.org - Insel

Search / Calendar

Nosy Be, früher auch Assada oder Nosy Manitra genannt, ist eine Insel vor der Küste Madagaskars. Ihr Name bedeutet in Malagasy „große Insel“.

Nosy Be
Satellitenbild der Insel
Satellitenbild der Insel
Satellitenbild der Insel
Gewässer Indischer Ozean
Geographische Lage 13° 20′ S, 48° 15′ O
Nosy Be (Madagaskar)
Nosy Be (Madagaskar)
Länge 26 km
Breite 20 km
Fläche 325 km²
Höchste Erhebung Lokobe
450 m
Einwohner 60.000
185 Einw./km²
Hauptort Andoany
Karte
Karte
Karte

Geographie


Die etwa 10 km vor der Nordwestküste Madagaskars gelegene Insel ist vulkanischen Ursprungs. Nosy Be ist etwa 325 km² groß, die Nord-Süd-Ausdehnung beträgt etwa 26 km und die Ost-West-Ausdehnung rund 20 km. Sie gehört zur Provinz Antsiranana, Inselhauptstadt ist das kolonial geprägte Andoany (alter und auch heute üblicher Name: Hell-Ville). Es herrscht feucht-warmes Klima, die Temperaturen liegen zwischen 25 und 30 °C und sinken auch im Winter nicht unter 21 °C. Der Niederschlag beträgt rund 2000 mm pro Jahr.[1] Nosy Be hat ein eigenes Mikroklima, auch in der Trockenzeit regnet es oft, meist in der Nacht, was für ein üppiges Grün sorgt. Durch ihre Lage nahe dem Kalmengürtel ist die Insel entsprechend windarm. Dennoch gibt es im Winter fallweise Zyklone.

Im Lokobe-Naturreservat, das 1923 eingerichtet wurde und 740 Hektar groß ist, gibt es noch den ursprünglichen primären tropischen Regenwald mit den Riesenbäumen Canarium madagascariense und Potameia crassifolia, die bis zu 40 m groß werden. Der mit 450 Metern höchste Berg ist der Lokobe. In den Vulkankratern haben sich elf Kraterseen gebildet, in denen Krokodile leben. Die wichtigste der bewohnten Nebeninseln ist Nosy Ambariovato, auch Nosy Komba Lemureninsel genannt. Die Insel gegenüber der Lokobehalbinsel besteht aus einem kreisrunden 621 m hohen Vulkan, der fast vollständig von Wald und Plantagen bedeckt ist. Weitere kleine Nebeninseln sind Nosy Mitsio, Nosy Sakatia und Nosy Tanikely.[2]


Bevölkerung


Die Insel hat rund 60.000 Bewohner, die meist den Foko der Sakalava angehören. Die Kraterseen werden von der Bevölkerung als Heimat ihrer Ahnen betrachtet und sind deshalb heilig. „Fadys“ (Verbote) sind zu beachten: Wer sich ihnen nähern will, muss barfuß gehen, darf nur mit einem Wickeltuch bekleidet sein und keine Kopfbedeckung tragen.[3]


Geschichte


Die ersten Bewohner der Insel waren im 15. Jahrhundert Swahili und indische Händler. Später war Nosy Be, damals Assada genannt, Anziehungspunkt für Flüchtlinge und Händler. Ein englischer Stützpunkt wurde 1649 aufgegeben. 1839 floh Tsiomeko, die letzte Königin (1828–1843) des im Nordwesten von Madagaskar gelegenen Königreichs Bonia, nach Nosy Be. Bonia wurde 1840 vom Merina-Königreich unter Ranavalona I. annektiert. Tsiomeko hatte ihre Ansprüche, auch auf Nosy Be, an Frankreich abgetreten.[4]

Von 1824 bis 1846 flohen rund 15.000 Sakalava vor den Kämpfen mit den Merina nach Nosy Be. 1842 wurde die Insel von Frankreich besetzt. Sie profitierte als Handelsstützpunkt auf dem Weg nach Sansibar. Ein Aufstand der Sakalava 1848/49 gegen den Versuch der Franzosen, den Sklavenhandel abzuschaffen, bedeutete für Nosy Be einen kurzzeitigen wirtschaftlichen Rückschlag. Um die geflohenen Händler zur Rückkehr zu bewegen, wurde die Insel von Frankreich zum Freihafen erklärt.[5]

Während des russisch-japanischen Krieges musste das Zweite russische Pazifikgeschwader unter dem Oberkommando des Admirals Sinowi Petrowitsch Roschestwenski auf der Fahrt zum Entsatz der in Port Arthur eingeschlossenen russischen Streitkräfte wegen dringender Reparaturen unfreiwilligen Aufenthalt bei Nosy Be einlegen. 25 Kriegsschiffe mit fast 10.000 Matrosen und Begleitschiffen lagen, mit Erlaubnis Frankreichs, wochenlang in der Bucht von Hell-Ville und warteten auf Verstärkung durch das Dritte russische Pazifikgeschwader unter Admiral Nikolai Iwanowitsch Nebogatow.[6]

Die Bucht, in der die Flotte ankerte, heißt heute „Russian Bay“. Während der Wartezeit brachen Krankheiten auf den Schiffen aus, ein leckes Transportschiff sank.[7] Einige umgekommene russischen Seeleute wurden auf dem Friedhof von Hell-Ville begraben, andere erhielten vor der Bucht eine Seebestattung.[8] Ein Kriegerdenkmal auf der Insel erinnert daran.[9] Andere unbestätigte Berichte erzählen, ein Schiff sei zurückgelassen worden, der letzte der vergessenen Seeleute erst 1936 gestorben.[10] Das Transportschiff Malaya wurde mit Straffälligen, Erkrankten, Selbstverstümmlern und Geisteskranken zurück nach Russland geschickt.[8] Die eintreffenden Nachrichten vom Petersburger Blutsonntag und der russischen Niederlage in der Schlacht von Mukden demoralisierten die russischen Seeleute zusätzlich.[8] Die Ereignisse dieser Wochen dienten offenbar auch als Vorlage für das Lied Wir lagen vor Madagaskar. Einen stichhaltigen Beleg für einen Zusammenhang gibt es jedoch nicht.


Wirtschaft


Strand auf Nosy Komba
Strand auf Nosy Komba

Die Insel gilt als am besten entwickelter Tourismusort Madagaskars. Auf Nosy Be gibt es mehrere Hotels mit westlichem Standard, mit insgesamt 350 Gästezimmern. Der Flughafen Fascene im Osten der Insel bietet Verbindungen zur Hauptstadt Antananarivo, nach Mailand, Rom, Paris, auf die Komoren und nach Réunion. Behindert wird die touristische Entwicklung allerdings durch die mangelnde Infrastruktur und eine starke Zunahme der Kriminalität. Auch Sextourismus wurde zum Problem.[11]

Zuckerrohrfelder, Gewürzplantagen für Vanille, Nelken, Pfeffer, Ylang-Ylang und Zimt und Subsistenzwirtschaft prägen die Landwirtschaft auf dem fruchtbaren Vulkanboden.[12] Die Zuckerindustrie wurde Ende 2007 durch chinesische Investoren saniert. Die Produktionskapazität konnte auf 16.000 Tonnen Zucker und 11.000 Hektoliter Alkohol im Jahr erhöht werden.[13] Im Ort Dzamandjary an der Westküste wurde der gleichnamige Rum erzeugt.

Die Zuckerrohrfelder existieren ebenso wie die Rumdestillerie heute nicht mehr.


Klimatabelle


Nosy Be
Klimadiagramm
JFMAMJJASOND
 
 
519
 
31
23
 
 
436
 
31
23
 
 
295
 
32
23
 
 
157
 
32
22
 
 
61
 
31
21
 
 
44
 
30
19
 
 
37
 
30
18
 
 
36
 
30
18
 
 
39
 
31
19
 
 
85
 
32
21
 
 
148
 
32
22
 
 
372
 
32
23
Temperatur in °C,  Niederschlag in mm
Quelle: wetterkontor.de
Monatliche Durchschnittstemperaturen und -niederschläge für Nosy Be
Jan Feb Mär Apr Mai Jun Jul Aug Sep Okt Nov Dez
Max. Temperatur (°C) 31,3 31,1 31,8 32,0 31,2 30,0 29,6 29,9 31,0 32,0 32,0 31,5 Ø 31,1
Min. Temperatur (°C) 22,6 22,8 22,8 22,4 20,9 19,0 18,0 17,8 19,1 20,8 22,0 22,5 Ø 20,9
Niederschlag (mm) 519 436 295 157 61 44 37 36 39 85 148 372 Σ 2229
Sonnenstunden (h/d) 6,0 6,1 7,2 8,2 8,7 8,3 8,5 9,2 9,3 9,1 8,3 7,1 Ø 8
Regentage (d) 21 20 18 12 6 6 5 5 6 7 13 18 Σ 137
Luftfeuchtigkeit (%) 87 88 88 87 84 84 82 79 76 75 79 85 Ø 82,8
T
e
m
p
e
r
a
t
u
r
31,3
22,6
31,1
22,8
31,8
22,8
32,0
22,4
31,2
20,9
30,0
19,0
29,6
18,0
29,9
17,8
31,0
19,1
32,0
20,8
32,0
22,0
31,5
22,5
Jan Feb Mär Apr Mai Jun Jul Aug Sep Okt Nov Dez
N
i
e
d
e
r
s
c
h
l
a
g
519
436
295
157
61
44
37
36
39
85
148
372
  Jan Feb Mär Apr Mai Jun Jul Aug Sep Okt Nov Dez


Commons: Nosy Be – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise


  1. Nosy Be auf Madagaskar Info und Nosy Be auf Madainfo.de (Memento des Originals vom 19. Oktober 2008 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.madainfo.de
  2. Nosy Be auf weltbummeln.de und Nosy Be auf Madainfo.de (Memento des Originals vom 19. Oktober 2008 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.madainfo.de
  3. Madagaskar – Indischer Ozean (Memento des Originals vom 28. Oktober 2008 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.indischer-ozean.com und Nosy Be auf weltbummeln.de
  4. Gemma Pitcher, Patricia C. Wright: Madagascar & Comoros. Lonely Planet, Footscray 2004, ISBN 1-74104-100-7, S. 154.
  5. Gwyn Campbell An economic history of imperial Madagascar, 1750–1895 The rise and fall of an island empire. Cambridge Univ. Press 2005, ISBN 978-0-521-83935-8, S. 157 und 173f.
  6. Neal Bascomb: Red mutiny. Mutiny, revolution and revenge on the Battleship Potemkin. Verlag Weidenfeld & Nicolson, London 2007, ISBN 978-0-297-84648-2, S. 7.
  7. Pierre Van Den Boogaerde: Shipwrecks of Madagascar. Strategic Book Publishing, 2008, ISBN 9781606934944, S. 244.
  8. Alexej Silytsch Nowikow-Priboj: Tsushima. Militärverlag der DDR, Berlin 1986, ISBN 3-327-00251-7, S. 162–210.
  9. Bild des Denkmals
  10. Lutz Seiler, Anne Duden, Farhad Showghi: Heimaten. Wallstein-Verlag, Göttingen 2001, ISBN 3-89244-464-1, S. 27.
  11. Reisewarnung des Französischen Außenministeriums
  12. Nosy Be auf Madagaskar Info und Nosy Be auf weltbummeln.de
  13. La capacité de production pourra être retrouvée.

На других языках


- [de] Nosy Be

[en] Nosy Be

Nosy Be [ˌnusʲ ˈbe] (formerly Nossi-bé and Nosse Be) is an island off the northwest coast of Madagascar. Nosy Be is Madagascar's largest and busiest tourist resort. It has an area of 320.02 km2 (123.56 sq mi), and its population was 109,465 according to the provisional results of the 2018 Census.

[es] Nosy Be

Nosy Be es una isla de Madagascar situada en el canal de Mozambique al noroeste de la isla; otras islas menores próximas son: Nosy Komba, Nosy Mitsio, Nosy Sakatia, Nosy Hara y Nosy Tanikely. Es el destino turístico más importante de Madagascar, tiene 312 km² y su población fue estimada oficialmente en 36,636 habitantes en 2001. El nombre de la isla aparece a menudo escrito bajo la grafía francesa de Nossi-Bé y es a veces nombrado Ambariobe por los habitantes de la región.

[fr] Nosy Be

Nosy Be ['nusi'be] (en malgache : « Nosy : île » et « Be : grand ») est une île côtière de Madagascar située dans le Canal du Mozambique, près des côtes nord-ouest de Madagascar. L'île est aussi appelée Ambariobe (« La Grande île » en dialecte local) par les habitants de la région. Il s'agit, avec Diego-Suarez et l'Île Sainte-Marie, d'un des trois anciens établissements français qui furent associés à l'ancien territoire du Royaume mérina pour former l'ancien protectorat français de Madagascar dont l'actuelle République de Madagascar reprend les frontières.

[it] Nosy Be

Nosy Be o Nossi-bé è un'isola poco al largo della costa nordoccidentale del Madagascar. Appartiene alla provincia di Antsiranana, e conta 60.000 abitanti.

[ru] Нуси-Бе

Нуси-Бе (малаг. Nosy Be, в переводе — «Большой остров») — остров у северного побережья Мадагаскара, административно является районом провинции Анциранана.



Текст в блоке "Читать" взят с сайта "Википедия" и доступен по лицензии Creative Commons Attribution-ShareAlike; в отдельных случаях могут действовать дополнительные условия.

Другой контент может иметь иную лицензию. Перед использованием материалов сайта WikiSort.org внимательно изучите правила лицензирования конкретных элементов наполнения сайта.

2019-2024
WikiSort.org - проект по пересортировке и дополнению контента Википедии