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Hashima (japanisch 端島, dt. „Grenzinsel“) ist eine 3 km südwestlich von Takashima liegende japanische Insel, die zur Stadt Nagasaki gehört. Der weitaus gebräuchlichere Spitzname der Insel lautet Gunkanjima (軍艦島, dt. „Kriegsschiff-Insel“), der jedoch auch Mitsukejima in der Präfektur Ishikawa bezeichnet, sowie früher Sarushima in der Bucht von Tokio.

Hashima
Hashima, 2008
Hashima, 2008
Hashima, 2008
Gewässer Ostchinesisches Meer
Geographische Lage 32° 37′ 40″ N, 129° 44′ 18″ O
Lage von Hashima
Lage von Hashima
Länge 480 m
Breite 160 m
Fläche 6,3 ha
Einwohner unbewohnt

Landgewinnungen: Nach und nach wurde die Insel mit aus dem Bergbau anfallendem Abraum vergrößert. Die ursprüngliche Form ist in Rot dargestellt
Landgewinnungen: Nach und nach wurde die Insel mit aus dem Bergbau anfallendem Abraum vergrößert. Die ursprüngliche Form ist in Rot dargestellt
Eingestürzte Gebäude #50 (Kino) und #23 (1. Stock: Firmenwohnungen, 2. Stock: Tempel Sempuku-ji (.mw-parser-output .Hani{font-size:110%}泉福寺))
Eingestürzte Gebäude #50 (Kino) und #23 (1. Stock: Firmenwohnungen, 2. Stock: Tempel Sempuku-ji (泉福寺))
(Video) Hashima

Geschichte


Von der Insel aus wurde von 1887 bis 1974 unterseeischer Kohleabbau betrieben; seither ist sie unbewohnt.

Die Insel besaß ursprünglich eine Breite von 120 m und eine Länge von 320 m. Durch sechs verschiedene Aufschüttungen mit Abraum beginnend ab 1897 erreichte sie ihre heutigen Ausmaße einer Breite von 160 m, einer Länge von 480 m und einer Küstenlänge von 1,2 km.[1] Die Fläche beträgt 6,3 ha.[2]

Die Blütezeit des Bergbaus auf der Insel begann um 1916 unter der Leitung des Mitsubishi-Konzerns, damals eines der großen Zaibatsu (Wirtschaftskonglomerate). Zu dieser Zeit wurde hier auch Japans erstes mehrstöckiges Wohngebäude aus Stahlbeton errichtet. Zeitweise lebten bis zu 5259 Arbeiter und Familienangehörige auf Hashima.[3]

Im Zweiten Weltkrieg wurde die Belegschaft gegen chinesische und koreanische Zwangsarbeiter ausgetauscht. Die unmenschlichen Arbeits- und Lebensbedingungen forderten nach Schätzungen 1300 Tote.[3] Während des Kriegs wurde die Insel von einem US-amerikanischen U-Boot mit einem Torpedo beschossen. Der Angriff galt allerdings einem Kohlefrachter, der vor der Insel vor Anker lag.

1959 wurde mit 83.476 Einwohnern pro km² eine der höchsten jemals aufgezeichneten Bevölkerungsdichten der Welt festgestellt.[3] Für jeden Arbeiter standen Wohnräume mit ca. 9,9 Quadratmetern, für Verheiratete mit Familien doppelt so große Räume zur Verfügung. Toiletten, Bäder und Küchen wurden gemeinschaftlich genutzt.[4] Die Infrastruktur wurde laufend ausgebaut, aufgrund der begrenzten Fläche auch vielfach unterirdisch. Neben den Wohn- und Verwaltungsgebäuden existierten auch Tempelanlagen und Schreine, eine Polizeistation, ein Postamt, Badeanstalten, eine Kläranlage, ein Kindergarten, Grund- und weiterführende Schulen, eine Turnhalle, ein Kino, Gaststätten, eine Kegelbahn, 25 Geschäfte, ein Hotel, ein Krankenhaus, ein Swimming-Pool und ein Bordell; lediglich ein Bestattungswesen fehlte. Elektrizität und Wasser kamen über unterseeische Leitungen von der Hauptinsel, Gemüse, Tee oder Kräuter wurden von den Bewohnern auf Dachgärten angebaut.

Im Laufe der Energiereformen wurde die Stilllegung der Werke am 15. Januar 1974 beschlossen. Bis auf ein Demontagekommando waren alle Bewohner auf der Stelle arbeitslos und hatten dementsprechend große Eile, die Insel zu verlassen; das letzte Boot verließ die Insel bereits am 20. April 1974. Nicht nur die Gebäude und Maschinen, sondern viele persönliche Gegenstände wie Möbel, Spielzeug oder Unterhaltungselektronik, deren Gegenwert den aufwändigen Abtransport nicht rechtfertigte, wurden an Ort und Stelle zurückgelassen.


Gegenwärtige Situation


Heute sind die Wohn- und Werksgebäude der Verwitterung und dem Verfall preisgegeben. Sie hinterlassen beim Betrachter den Eindruck eines hektisch evakuierten Sperrgebietes wie um Tschernobyl und Prypjat, eines ehemaligen Kriegsschauplatzes oder sonstigen Katastrophenszenariums. Für viele Japaner gilt sie als Mahnmal der rücksichtslosen Industrialisierung und Ausbeutung von Mensch und Natur – auch im Hinblick auf die unrühmliche Funktion als zeitweiliges Arbeitslager.

Wegen der entsprechenden Gefahren war ein Betreten der Insel lange Zeit nicht erlaubt. Graffiti, Feuerstellen, Abfälle und weitere menschliche Hinterlassenschaften belegen allerdings, dass das im Volksmund der Umgebung auch als Geister-Insel bezeichnete Eiland vor allem Jugendliche in seinen Bann zog.

Die Stadt Nagasaki hat mittlerweile das touristische Potential der Insel entdeckt und bietet regelmäßig Umrundungen mit Booten an. Ein gesicherter Besichtigungspfad wurde installiert. Seit April 2009 ist Hashima erstmals nach 35 Jahren wieder für Besucher zugänglich.[5]

2001 übergab Mitsubishi Materials die Insel der Stadt Takashima (2003 nach Nagasaki eingemeindet), woraufhin der Bürgermeister eine Unterschriftensammlung für eine Anmeldung als UNESCO-Weltkulturerbe startete. Es wurde ein Komitee gegründet, das 2003 unter dem Namen Gunkan-jima o Sekai Isan ni suru (軍艦島を世界遺産にする, „Machen wir Gunkan-jima zum Welterbe“) als NPO registriert wurde. Im November 2006 wurden die Kohleminen von Hashima auf die Welterbekandidatenliste Kyūshū/Yamaguchi no Kindaika Sangyō Isangun (九州・山口の近代化産業遺産群, dt. „Industrieerbe der Modernisierung in Kyūshū/Yamaguchi“) gesetzt, die auf einen Vorschlag der Gouverneure von Kyūshū zurückgeht.[6] Im September 2008 wurden von der nationalen Behörde für kulturelle Angelegenheiten von dieser Liste fünf Stück inklusive Hashima als Vorschlag Japans bei der UNESCO eingebracht[7] und 2015 zum UNESCO-Welterbe erklärt.[8]


Namensherkunft


Die Insel Hashima vom Meer aus gesehen, 2012
Die Insel Hashima vom Meer aus gesehen, 2012

Rezeption


Hashima auf einer handkolorierten Postkarte aus Nagasaki
Hashima auf einer handkolorierten Postkarte aus Nagasaki
Apartmentblock auf Hashima, circa 1930
Apartmentblock auf Hashima, circa 1930

Literatur



Einzelnachweise


  1. 後藤惠之輔・坂本道徳: 軍艦島の遺産 : 風化する近代日本の象徴. 長崎新聞社, 2005, ISBN 978-4-931493-53-7, S. 38.
  2. ながさき暮らし情報(エリア別生活情報:高島地区). In: ながさき暮らしホームページ. Stadt Nagasaki, abgerufen am 31. Juli 2016 (japanisch).
  3. Christoph Gunkel: Geisterstadt im Ozean. In: einestages. 27. November 2009, abgerufen am 13. Juli 2010.
  4. Die Insel Hashima > Japaninfo
  5. 軍艦島、一般公開始まる 夫の遺影とともに「里帰り」も. In: Asahi Shimbun. 22. April 2009, archiviert vom Original am 25. April 2009; abgerufen am 29. Juni 2013 (japanisch).
  6. 「軍艦島を世界遺産にする会」活動略歴. NPO法人軍艦島を世界遺産にする会, archiviert vom Original am 18. Mai 2009; abgerufen am 10. Mai 2009 (japanisch).
  7. 九州・山口の近代化産業遺産群が世界遺産暫定リスト入り 軍艦島など本県4カ所. Nagasaki Shimbun, 27. September 2009, archiviert vom Original am 6. September 2012; abgerufen am 10. Mai 2009 (japanisch). Der Eintrag bei der UNESCO findet sich unter The Modern Industrial Heritage Sites in Kyûshû and Yamaguchi
  8. UNESCO World Heritage Centre: Sites of Japan’s Meiji Industrial Revolution: Iron and Steel, Shipbuilding and Coal Mining. Abgerufen am 6. September 2017 (englisch).
  9. Frank Lovece: 'Skyfall' James Bond still stirs series principals. In: Newsday. 8. November 2012, abgerufen am 29. Juli 2013 (englisch).
  10. Die Insel bei Google StreetView

Literatur




Commons: Hashima Island – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

На других языках


- [de] Hashima (Insel)

[en] Hashima Island

Hashima Island (端島, or simply Hashima, as -shima is a Japanese suffix for island), commonly called Gunkanjima (軍艦島, meaning Battleship Island), is a tiny abandoned island off Nagasaki, lying about 15 kilometres (9 miles) from the centre of the city. It is one of 505 uninhabited islands in Nagasaki Prefecture. The island's most notable features are its abandoned concrete buildings, undisturbed except by nature, and the surrounding sea wall. While the island is a symbol of the rapid industrialization of Japan, it is also a reminder of Japanese war crimes as a site of forced labour prior to and during the Second World War.[1][2]

[es] Hashima

La isla de Hashima (端島, Hashima?), también llamada Gunkanjima (軍艦島, Gunkanjima?),[1] nombre que significa isla del Acorazado y se debe a la forma que adquirió Hashima cuando se la amuralló para protegerla del fuerte oleaje del mar y de los tifones que solían azotarla, es una pequeña isla de Japón y una de las quinientas cinco islas deshabitadas de la Prefectura de Nagasaki.

[fr] Ha-shima

Ha-shima (端島, Hashima?), aussi appelée Gunkan-jima (軍艦島?), est une île du Japon située dans la préfecture de Nagasaki à moins de vingt kilomètres au sud-ouest de la ville du même nom.

[it] Hashima (isola)

Hashima (端島?), nota anche come Gunkanjima (軍艦島? lett. "isola della nave da guerra", per la somiglianza della sua forma alla corazzata giapponese Tōsa[1]), è un'isola dell'arcipelago del Giappone.

[ru] Хасима (остров)

Хасима[1][2] (яп. 端島, «пограничный остров») — тихоокеанский остров в Восточно-Китайском море, примерно в 15 километрах юго-западнее от города Нагасаки. Принадлежит Японии[1].



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